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Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Pastor von Ashbourn
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Ich ging in die Küche hinab; nichts fehlte darin, und dennoch, indem ich einen Gedanken zurückwarf, bedauerte ich die drei oder vier Kasserole und die beiden Kessel, die mir mein Wirth angeboten und die ich ausgeschlagen hatte.
Aus der Küche ging ich in das kleine Zimmer hinauf, das ich während der beiden Reisen bewohnt hatte, die ich nach Ashbourn gemacht; es war von den wackeren Leuten in ein Arbeitszimmer verwandelt worden, an dessen Wand sich ein mit Federn, Tinte, Federmesser, Linealen, Bleistiften und Papier bedeckter Schreibtisch lehnte.
Das Papier war prachtvoll.
– O, rief ich aus, nicht später als morgen werde ich mein großes Werk ansangen! . . . Morgen, fügte ich hinzu, warum morgen, und nicht auf der Stelle? . . .
Demzufolge nahm ich einen Stuhl, stellte ihn vor den Schreibtisch, setzte mich, schnitt eine Feder, und schrieb auf die erste Seite:
Aber ich hatte zu sehr auf die Kraft meiner Seele und die Klarheit meines Kopfes gerechnet. Die Ereignisse, die sich zugetragen, hatten mich zu sehr aufgeregt; ich hatte in diesem Augenblicke offenbar nicht die Kraft, meine Ideen zu ordnen und ihnen eine Richtung zu geben; zerstreut und unschlüssig bei dem Anblicke des Todes, wie bei dem Erblicken des Wolfes erschreckte Schafe, mußte ich ihnen die Zeit lassen, sich zu sammeln und zu beruhigen. Einstweilen klammerte sich jeder meiner Gedanken an Etwas an: an die drei mit Rosen, Immergrün und Veilchen bedeckten Gräber, in deren Mitte sich ein viertes Grab geöffnet hatte; – an die abscheuliche Gleichgültigkeit dieser Erben, die einem Leichenzuge mit demselben Gesicht gefolgt waren, das sie bei einer Hochzeit gemacht hätten; – die meisten gruppirten sich, wie Bienen sich um blühende Zweige gruppiren, an die Güte dieser wackeren Leute, die mir in ihrer Mitte ein so gutes und freundliches Nest bereitet hatten. Ich ging in meinem Gedächtnisse alle meine Reichthümer durch; sie stellten sich meinen Augen wieder vor, dann erinnerte ich mich dessen, was mir meine gute Mutter bei meiner zweiten Reise von meiner Jugend, von dem Alleinsein meines Herzens, von dem Bedürfnisse gesagt hatte, das ich nach einer Gefährtin empfinden würde. Ich sagte mir, daß ich mich in der That, so heiter das Haus auch geworden war, so freundlich sein Mobiliar auch war, welche Liebe ich auch für meine Pfarrkinder hegen, welche Zuneigung sie mir auch erwiedern möchten, immer zu gewissen Stunden des Tages mit mir selbst allein befinden würde; ich fragte mich, was ich mit dieser Haushaltung anfangen sollte, die vielleicht ein wenig beschränkt für zwei Personen, aber zuverlässig zu beträchtlich für eine einzige war. Wer würde über die Ordnung des Hauses wachen? Wer würde sich um die Mahlzeiten bekümmern? Wer würde mich bei meiner Rückkehr von meinen Gängen, entweder in dem Dorfe oder in der Umgegend, mit jenem vergnügten Gesicht erwarten, welches mit weit rascherem Schritte den nach Hause zurückführt, der von ihm entfernt war? Sollte ich mit alle dem eine Fremde beauftragen? Ach, mit einer Fremden in dem Hause würde das Haus nur um so leerer und mein Herz um so einsamer sein!
Ich ließ die Feder meiner Hand entfallen; ich stieß einen Seufzer aus, und indem ich fühlte, daß das Blut mir in die Brust und in das Gesicht stieg, ging ich das Fenster aufzumachen, um freier zu athmen.
Am folgenden Tage würde mein Geist ruhig sein und Nichts sich dem widersetzen, daß ich mich an meine Abhandlung der vergleichenden Philosophie machte.
XIII.
Was ich. Dank dem Fernrohre meines Großvaters, des Bootsmannes, durch das Fenster sah
Es war zuverlässig um Luft zu schöpfen, daß ich mich an das Fenster stellte. Der Himmel war so bedeckt, die Luft so nebelig, daß man kaum auf fünfhundert Schritte weit vor sich sah. Aber, als ob die Atmosphäre nur meine Anwesenheit erwartet hätte, um sich aufzuklären, in dem Augenblicke , wo ich die Augen auf das Feld warf, drang ein schwacher Sonnenstrahl durch zwei Wolken, und indem er sich in den Nebel mischte, anfing ihn mit einem gelblichen Scheine zu färben, welcher bald verschwindend, bald weit feuriger wieder erscheinend am Ende den ganzen Horizont erfüllte, und indem er sich zerriß, ließ der Himmel eine Ecke seines Blaues sehen.
Von nun an war die Aussicht vorhanden, daß der Tag wieder schön würde.
Bei Weitem mehr zur Träumerei als zur Arbeit gestimmt, heftete ich meine Augen auf diese blaue Ecke des Firmaments, indem ich mir mit jenem Aberglauben sagte, der in dem Herzen jedes Menschen liegt und der in diesem wichtigen, fast entscheidenden Augenblicke meines Lebens vielleicht noch mehr in meinem Herzen lag, als in dem der andern:
»Wenn dieses Blau, das die Hoffnung ist, sich über den ganzen Himmel verbreitet; wenn diese Sonne, welche das Glück ist, die Wolken und den Nebel verjagt, so wird es ein Zeichen sein, daß Gott mich beschützt und mir glückliche Tage vorbehält. Wenn es aber im Gegentheile diese Ecke des Firmaments ist, welche verschwindet; wenn die Sonne unter dem feuchten Schleier der irdischen Dünste »erlöscht, so ist das ein Zeichen, daß mein Leben traurig, einsam und unfruchtbar sein wird.«
Sie werden begreifen, mein lieber Petrus, welche Abgeschmacktheit von meiner Seite darin lag, die Bestimmung meines Lebens an die Launen eines gewitterhaften Junitages zu knüpfen; aber habe ich nöthig, Ihnen, dem ausgezeichneten Philosophen, zu sagen, daß der Mensch, ohne die Ursache dieser Erschlaffung seines Mutlos zu wissen, seine Tage der Niedergeschlagenheit hat, während welcher er sich von dem Gipfel seiner Kraft und seines Verstandes bis zu der Leichtgläubigkeit des Kindes oder bis zur Schwäche des Greises herabläßt?
Ich befand mich an einem dieser Tage da; mein Herz hatte viele verschiedene Eindrücke empfunden, meine Seele hatte zu viele außerordentliche Gemüthserschütterungen erlitten, – um sich wieder in ihren natürlichen Zustand zu versetzen, bedurften alle beide jener Schlafsucht, welche für den Geist das ist, was die Dämmerung für den Tag ist, ein Uebergang zwischen der Nacht und dem Lichte, zwischen der Ermüdung und der Ruhe.
Meine Augen hefteten sich daher eben so begierig auf den Himmel, als wenn ich an ihm entweder den Stern des Heils hätte erscheinen sehen sollen, der die auserwählten Hirten nach der Krippe führte, oder jene drei schrecklichen Worte, welche einen Augenblick lang vor den Augen Balthasars den Abgrund erleuchteten, in den er zu fallen im Begriff stand.
Während länger als einer halben Stunde war es mir unmöglich zu errathen, wem, dem guten oder dem bösen Genius, die mit einander kämpften, der Sieg bleiben würde, aber endlich trug ihn Oromaze davon. Ein leichter Wind, der ihm zu Hilfe kam, fing an, die Wolken durch den Raum wallen zu lassen, indem er sie in flockige Wogen theilte, dann zerriß sich der Mantel des Himmels Stück für Stück; die Strahlen, welche sich in dem Maße erweiterten als sie auf die Erde herabfielen, spalteten die Reste des Nebels mit ihren goldenen Klingen; ganze Theile des Himmels entblößten sich lachelnd durch den Azur; breite Spalten erlaubten dem Gesichte, sich über gewisse Theile der Ebene zu erstrecken; die Teiche funkelten; die am Horizonte sich schlängelnde Hügelkette zeigte den Schattenriß ihres Gipfels über breiten Streifen von Dünsten, welche sie von ihrem Fuße zu trennen schienen; ein Strom von Licht überschwemmte gleich einem Wasserfalle ein kleines, an dem Fuße des entferntesten dieser Hügel gelegenes Dorf in dem Grade, daß, obgleich eine Meile weit entfernt, man geglaubt hätte, es berühren zu können, wenn man die Hand ausstreckte. Endlich verschwanden allmälig alle diese Spiele der Sonne, alle diese Launen der Atmosphäre. Die Erde nahm ihr wahres Ansehen wieder an, der Himmel verjagte in die Tiefen des Westens Alles bis auf seine letzte Wolke, und triumphirend und strahlend blieb die Sonne allein Herrin des Raumes, alleinige Herrscherin des klaren und unendlichen Reiches.
Indem ich immerhin den Triumph des königlichen Gestirns theilte, ein Triumph, dem ich einen so glücklichen Einfluß auf meine Bestimmung bewilligte, suchte ich mit den Augen dieses kleine, so eben durch den Strahl der Sonne, der es erleuchtet hatte, so glänzende und so nahe Dorf das sich jetzt, in die gewöhnlichen Verhältnisse zurückgekehrt, an dem Horizonte verlor. Ich hatte einige Mühe, es wiederzufinden; aber am Ende erblickte ich in der bläulichen Ferne Etwas wie ein Rest von Häusern, daß eine in seinen einzelnen Umständen durchaus nicht zu bestimmende und in seinem Ganzen beinahe unsichtbare Masse bildete.
Nun befiel mich die Lust, noch einmal dieses aus der Nacht hervorgegangene, um sogleich wieder in sie zurückzukehren, kleine Dorf