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Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Pastor von Ashbourn
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Ich erwachte zehn Male; zehn Male, durch diesen Traum ermüdet, sammelte ich alle meine Sinne, um ihn zu brechen, ihn zu vernichten, aber kaum hatten sich meine Augen von Neuem geschlossen, kaum war die Dämmerung in meiner Denkkraft entstanden, als alle Bruchstücke des verstümmelten Traumes sich wie die abgebrochenen Stücke einer Schlange wieder mit einander vereinigten, und ich mich wiederfand, wie ich meine Rolle in dieser phantastischen Welt spielte, die für mich die lebendige und wirkliche Welt würde.
Ich erwachte mit dem Tage: es blieb von alledem nur noch der Gesang der Nachtigall übrig, welche die Morgenröthe begrüßte. Mit den ersten Strahlen der Sonne hörte der Gesang auf.
Man hätte sagen können, es sei der vor dem Lichte fliehende Geist der Nacht. Ich war vor Ermüdung erschöpft.
Ich stand auf, und ging in mein Arbeitszimmer hinauf; ich hatte das Fernrohr nicht nöthig, um zu sehen, daß Alles, wie am Tage vorher, geschlossen wäre. Dieses kleine Haus war mein ganzer Horizont, ich blickte nirgend anderswohin; ich machte mein Fenster wieder zu, und setzte mich vor meinen Schreibtisch.
Ich fand dort das Heft weißes Papier ganz für mein großes Werk vorbereitet, dessen Titel bereits geschrieben war, und nur noch die Hand und die Feder erwartete; aber wie anmaßend mir in diesem Augenblick der Titel, wie leer mir der Gegenstand schien!
Ich schob die Achseln zuckend das Heft zurück; die Philosophie und die Philosophen dauerten mich. Um acht Uhr begab ich mich in die Kirche, um das Morgengebet zu halten; es befanden sich fast nur Frauen darin. Die Männer begaben sich mit Tagesanbruche an ihre Arbeiten. Ich meldete, daß ich am folgenden Tage keinen Gottesdienst halten würde, da ich in Wetton predigte.
Ich hatte mit Aufmerksamkeit alle Frauen, oder vielmehr alle jungen Mädchen betrachtet, indem ich mich fragte, ob es nicht eine einzige unter diesen letzteren gäbe, aus der ich meine Lebensgefährtin machen möchte. Keine von ihnen entsprach meinem Ideal; einige waren hübsch, aber selbst die Hübschesten waren gemein und schienen mir von niedriger Erziehung. Viele, ich bin überzeugt davon, hätten vortreffliche Hausfrauen abgegeben; aber indem sie immer die materiellen Bedingungen der Frau erfüllten, bot doch keine die geistigen Bedingungen der Gefährtin, der Gattin, der Hälfte.
Unter allen diesen jungen Mädchen war die Tochter des Magisters noch die, welche am ausgezeichnetsten und hübschesten war.
Aber von der Tochter des Magisters zu der Unbekannten mit blonden Haaren, von der Haltung der einen zu der Anmuth der Anderen, von dem Gesichte dieser zu den Zügen jener fand der Unterschied statt, der zwischen einer Klatschrose und einer Rose, einer Glockenblume und einer Lilie besteht.
Indessen, als das junge Mädchen wie am vorigen Tage zu mir zurückkehrte, um mir mein Mittagsessen zuzubereiten, so, sei es nun aus langer Weile, dieses Fenster beständig geschlossen zu sehen, oder sei es, weil meine kleine Haushälterin in der That wirklich hübsch war und dabei gewann, in der Nähe gesehen und aufmerksam betrachtet zu werden, folgte ich ihr mehr als ein Mal mit den Augen bei den Gängen, die sie aus Einfalt oder aus Coketterie, Gott weiß es, um mich herum machte; ein Mal rief ich sie sogar und versuchte mit ihr zu plaudern; aber der Versuch war unglücklich und wandte sich zum Nachtheile des armen Mädchens.
Gott weiß, mein lieber Petrus, daß ich mit einer solchen Frau noch mehr allein, als allein sein würde!
Es ist das Unglück der erhabenen Geister, nur nach oben blicken zu können und immer nur das zu bemerken, was sich von dem Himmel ablöst.
XV.
Welches nur die Fortsetzung des Vorhergehenden ist
Vergebens hielt ich mich beinahe beständig in meinem Zimmer auf; vergebens hielt ich von zehn zu zehn Minuten das Fernrohr vor meine Augen, das Fenster öffnete sich nicht.
Was wollte das sagen?
Wenn meine Unbekannte mich hätte sehen – oder ahnen können, daß ich sie sähe, – so hätte ich ganz natürlich gedacht, daß meine Beharrlichkeit sie zu betrachten, sie verletze. – Aber wahrscheinlich wußte sie nicht einmal um mein Dasein, oder wohl, wenn sie wußte, daß es einen Pastor in Ashbourn gäbe, was nach dem Beifalle, den meine Predigt erlangt hatte, wahrscheinlich war, so wußte sie zuverlässig nicht, daß dieser Pastor sich in diesem Grade mit ihr beschäftige und besonders ein Fernrohr besäße, mit welchem man in der Entfernung von mehr als zwei Meilen ebenso deutlich sieht, als man mit seinen Augen in der von hundert Schritten sieht.
Wäre ihr irgend ein Unglück zugestoßen?
O! wenn dem so wäre, warum ließ sie nicht den Pastor von Ashbourn holen? Welche Freude er empfinden würde, sie zu trösten; welche freundliche, zärtliche und religiöse Worte er für sie finden würde; wie er ihr den Himmel nach der Erde, Gott bei dem Anfange und bei dem Ende von Allem zeigen würde!
Welches Glück er empfinden würde, diese schönen, mit Thränen benetzten blauen Augen, diese erbleichten Wangen unter seinen Ermahnungen, die Einen ihre Ruhe und ihre Heiterkeit, die Anderen ihre Frische und rosige Farbe wieder annehmen zu sehen.
Aber war diese Erscheinung, welche mit der Schnelligkeit eines Gesichts vor meinen Augen vorübergezogen war, nicht viel mehr ein Traum, den ich gehabt hatte? Konnte ein so reizendes Wesen, ein so vollkommenes Geschöpf als die, welche ich flüchtig gesehen hatte, auf Erden bestehen? War das Fernrohr meines Großvaters nicht ein bezaubertes Instrument, das an gewissen Tagen und unter gewissen Bedingungen das Recht hatte, seinem Eigentümer phantastische Bilder zu schaffen, die bestimmt waren, ihn die wirkliche Welt verachten zu lassen?
Ach! das war noch das, was es am wahrscheinlichsten gab: daher rührte die so dringende Anempfehlung meiner Mutter, welche ohne Zweifel die Eigenschaft dieses Talismans kannte, und die mit mir nicht darüber hatte sprechen wollen, indem sie meinte, daß sie irgend eines Tages sich mir von selbst offenbaren würde.
Nur befand ich mich weder an dem Tage, noch unter der vorgeschriebenen Bedingung: daher kam es, daß das Fernrohr unfruchtbar und das Fenster geschlossen blieb.
Der Abend kam herbei. Es waren die letzten Stunden, die mir am längsten dauerten. Endlich verließ ich Schlag acht Uhr das Dorf Ashbourn, und schlug den Weg nach dem Dorfe Wirksworth ein.
Da es später war, als am Tage vorher, so hoffte ich die Straße einsam zu finden. In diesem Falle würde ich bis nach dem kleinen Hause gehen, dann, wenn sich dieses Mal die Gelegenheit böte, zu fragen, so würde ich sie ergreifen.
Bei jedem Schritte, den ich that, hoffte ich ein Licht hinter den Leisten der Perfienne leuchten zu sehen; aber bei jedem Schritte war diese Hoffnung getäuscht.
In dem Augenblicke, wo ich das Dorf betrat, ging ich querfeldein; als ich mich aber dem Hause näherte, wurde ich Plötzlich durch eine sechs Fuß hohe Mauer aufgehalten, die ich nicht bemerkt hatte, da sie sich in den Baumgruppen verlor.
Diese Mauer deutete die Grenzen des Gartens an. Ich ging um sie herum.
Mein lieber Petrus, Sie, der Sie ein so großer Philosoph, oder vielmehr ein so großer Kenner in der Philosophie sind, – sagen Sie mir, warum mein Herz so gewaltig klopfte und warum meine Beine so heftig zitterten, – da unsere heilige protestantische Religion, statt uns von der Gesellschaft zu trennen, uns von der Familie abzusondern – uns erlaubt, Mensch, Gatte, Vater zu sein – welche Schande lag dann für mich darin, zu der zu kommen, die ich gesehen hatte und deren