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sagte er, da sind Sie! das ist schön, pünktlich zu sein . . . Aber was haben Sie denn? Sie scheinen mir bleich und zitternd.

      Ich beruhigte ihn durch ein Lächeln und durch einen Händedruck. Ich fürchtete, daß, wenn ich zu sprechen wagte, man an der Veränderung meiner Stimme die Gemüthsbewegung bemerken möchte, die ich empfand.

      Aber mein Führer antwortete für mich.

      – Ah! sagte er, ich weiß in Wahrheit nicht, was den Herrn Pastor zwanzig Schritte weit von hier befallen hat, das heißt, daß er bleich geworden ist, um glauben zu lassen, daß er sich unwohl befinden würde.

      – Wie! sich unwohl befinden? rief Madame Smith aus, welche hinter ihrem Gatten erschien. Smith, geh’ geschwind in die Apotheke, hole Melissenwasser, Orangeblüthwasser, Zucker, während ich Herrn Bemrode in den Salon führen werde. Aber so geh’ doch! aber so geh’ doch!

      Ich wollte Madame Smith zurückhalten, aber es war keine Möglichkeit. Sie schob ihren Gatten nach der einen Seite und zog mich nach der anderen fort.

      Sobald wir in dem Salon waren, zwang sie mich, in einen Sessel mich zu setzen, und machte das Gartenfenster auf, um mir Luft zu verschaffen.

      Alles das geschah, indem sie sprach, mich befragte, selbst auf ihre Fragen antwortete und neue stellte, auf die sie wieder antwortete.

      Der Pastor kehrte nach Verlauf von fünf Minuten zurück, indem er ein ganz zubereitetes Glas Wasser in der Hand hielt.

      Diese fünf Minuten hatten für Madame Smith hingereicht, um mir mitzutheilen, daß, obgleich ihr Gatte zweiundfünfzig Jahre alt wäre, sie nur neununddreißig alt sei; daß sie eine Tochter hätte, die noch nicht neunzehn Jahre alt wäre; und daß diese Tochter hübsch sei, sänge, Klavier spielte, zeichnete, und mehr noch durch ihren glücklichen Charakter, als durch ihre Schönheit und ihre Talente, nicht ermangeln könnte, das Glück eines Gatten zu machen.

      Bei diesen letzten Worten seiner Frau trat Herr Smith ein, und ich sah ihn die Achseln wie Jemand zucken, welcher einsieht, daß ein solches Lob in dem Munde einer Mutter immer verdächtig ist.

      In der That, so voreingenommen ich zu Gunsten meiner unbekannten Schönen auch sein mochte, so hätte ich es doch lieber gesehen, wenn Madame Smith nichts gesagt und mich diese Vollkommenheit, die sie so laut proclamirte, selbst hätte schätzen lassen.

      Vergebens erklärte ich Madame Smith, daß mein Schwindel, wenn ein solcher stattgefunden hätte, nun vorüber wäre, und daß ich mich jetzt vollkommen wohl befände; vergebens: sie ließ mich das von Herrn Smith zubereitete Glas Wasser trinken.

      – So! sagte sie, jetzt ist unser lieber Herr Nachbar Bemrode gänzlich wieder hergestellt, – denn Sie fühlen Ihr Unwohlsein nicht mehr, nicht wahr, lieber Herr Bemrode? . . .

      Ich machte ein Zeichen, daß ich mich vollkommen wohl befände.

      – Nun denn! wir wollen ihm unsere liebe Jenny vorstellen, nicht wahr, mein Freund? fuhr Madame Smith fort.

      – Aber, meine Gute, sagte Herr Smith, unsere liebe Jenny wird sich wohl ganz allein vorstellen; es scheint mir, daß Du diesem kleinen Mädchen weit mehr Wichtigkeit verleihst, als sie verdient.

      – Wie, mehr Wichtigkeit als sie verdient! wie, kleines Mädchen! rief Madame Smith aus: aber Jenny ist eine große Person von neunzehn Jahren, mein lieber Herr Bemrode, und die schon sehr schöne Parthien ausgeschlagen hat, ich bitte Sie, es zu glauben.

      – Ei! ich glaube Ihnen, meine liebe Mistreß Smith, antwortete ich lächelnd.

      – Sie ist so gut erzogen, daß das bloße in ihrer Gegenwart ausgesprochene Wort Heirath sie bis über die Ohren erröthen lassen würde. – He! komm doch, mein Kind, komm doch!

      Und bei diesen Worten zog sie Miß Jenny Smith weit eher in den Saal, als sie dieselbe einführte.

      Ich erwartete meine Unbekannte des Fensters mit ihrem großen, mit Kornblumen bekränzten Strohhute, ihren blonden Haaren, ihren rosigen Wangen, ihrem weißen Kleide und ihrem blauen, um einen, wie ein Rohr schmiegsamen Leib geknüpften Gürtel zu sehen.

      Keineswegs: die Person, welche eintrat, war steif frisirt, hatte weiße und rothe Schminke aufgelegt, war in ein Kleid von durchwirktem Pekin gekleidet und wie in einen Schraubstock eingeschnürt; der übrige Theil ihrer Person verlor sich in unermeßlichen Reifröcken.

      Sie war immer noch ein sehr reizendes, nach der Mode des Tages gekleidetes Wesen, das war unbestreitbar; aber ach! es war nicht mehr meine Unbekannte des Fensters.

      Von alle dem, was ich an ihr bewundert hatte, blieben ihre schönen blauen Augen allein unversehrt; ihre schönen Augen waren das Einzige, was zu verderben der Kunst nicht gelungen war.

      – Ach! mein Gott, rief Herr Smith aus, indem er seine Tochter anblickte, wer hat Dich denn so zugerichtet, meine arme liebe Jenny?

      – Wie! rief Mistreß Smith aus, wer sie so zugerichtet hat? ei ich!

      – Jesus mein Gott! äußerte der Pastor, und wozu, liebe Frau?

      – Ei, weil es die Mode ist.

      – Und was hat denn die Mode mit armen Landleuten wie wir zu thun, meine gute Augusta, die Mode ist gut für die Stadtleute und für die großen Herrn der Schlösser.

      – Mein lieber Herr Smith, bekümmern Sie sich um Ihre Predigten. Sie machen sie sehr schön, obgleich man behauptet, daß unser Herr Nachbar Bemrode sie noch schöner macht, als Sie, und lassen Sie um unsere Toilette uns allein bekümmern.

      – Macht Eure Toiletten, es sei; aber um des Himmels Willen entstellt Euren Wuchs und Euer Gesicht nicht! – Ach! meine arme Jenny, fuhr der Pastor fort, wie unbehaglich Du Dich in einem solchen Mieder fühlen mußt, Du, die Du daran gewöhnt bist frei wie die Wespe und wie der Vogel zu sein! und wie häßlich Du Dich unter einer solchen Maske finden mußt, Du, die Du niemals eine andere Schminke, als den Thau des Frühlings gebraucht hast!

      – Wissen Sie, mein lieber Herr Smith, rief die Frau des Pastors unwillig über alle diese spöttischen Bemerkungen Ihres Gatten aus, daß Jenny Dank der Reise, die wir nach Chesterfield gemacht haben, heute genau dasselbe Costüm trägt, welches Miß Elisabeth Rogers an dem Tage haben wird, wo sie die Frau des Herrn Stiff geworden, dem Herrn Grafen und der Frau Gräfin von Alton vorgestellt werden wird.

      – Alles das sagt mir nicht, meine Liebe, fuhr der gute Pastor fort, der sichtlich unwillig zu werden anfing, warum Jenny, die nicht das Glück haben soll, die Frau des Herrn Verwalters Stiff zu werden, noch die Ehre, dem Herrn Grafen und der Frau Gräfin von Alton vorgestellt zu sein, heute dieses Kostüm trägt.

      Während dieses ganzen Gespräches war Miß Jenny Smith sehr verlegen und unter ihrer Schminke enöthend stehen geblieben; als sie aber sah, daß eine Wolke den blauen Himmel der Ehe zu trüben drohte, sagte sie, indem sie die Hände faltete:

      – Guter Vater, ich bitte, bestehen Sie nicht darauf; sehen Sie nicht, daß Sie der Mutter großen Kummer machen, welche seit zwei Stunden die Güte gehabt hat, sich mit mir zu beschäftigen?

      – Ja, mein liebes Kind, ja, ich verstehe, sagte der Pastor Smith mit einer leichten Bewegung der Achseln; komm mich zu umarmen.

      Indem er sich hierauf nach mir umwandte, sagte er:

      – Mein lieber Nachbar, ich versichere Ihnen, daß es Tage gibt, an welchen das arme Kind wirklich hübsch ist.

      – Mein Vater! flüsterte Jenny.

      Gut! gut! sagte der Pastor, sprechen wir nicht mehr davon, und setze Dich, wenn Du kannst.

      Jenny wandte sich um, um mit der Spitze des Fingers eine dicke Thräne abzutrocknen, die an dem Rande ihres Auges perlte, und nachdem sie den weitesten Sessel des Salons gewählt hatte, setzte sie sich mit Mühe darauf.

      Was den Pastor anbelangt, der ohne Zweifel verstanden hatte, wie unbehaglich ich mich während dieses kleinen Familien-Auftrittes hatte befinden müssen, so gab er der Unterhaltung eine andere Wendung, und richtete einige theologische Fragen an mich.

      Er traf es gut, mein lieber Petrus; Sie wissen, daß die Theologie

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