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Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Chevalier von Maison-Rouge
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Aber darf ich denn nicht wissen…?«
»Nein, vertrauen Sie mir, und Sie werden sehen.«
»In der That, Madame, ich weiß nicht, ob Sie ein Engel «der ein Teufel sind.«
»Schwören Sie?«
»Nun ja, ich schwöre.«
»Was auch geschehen mag, Sie werden die Augen nicht öffnen. . . was auch geschehen mag, verstehen Sie wohl? Und sollten Sie sich von einem Dolchstoße getroffen fühlen.«
»Bei meinem Ehrenwort, Sie betäuben mich mit dieser Forderung.«
»Ei, so schwören Sie doch, mein Herr, Sie wagen, wie mir scheint, nicht viel.«
»Nun! ich schwöre, was mir auch begegnen mag,« sagte Maurice und schloß halb die Augen.
Er blieb stehen.
»Lassen Sie mich Sie nur noch einmal sehen, nur ein einziges Mal, ich stehe Sie an,« sprach er.
Die junge Frau schlug ihren Capuchon mit einem Lächeln zurück, das nicht ganz von Coquetterie frei war; und bei dem Schimmer des Mondes, der in diesem Augenblick zwischen zwei Wollen durchschlüpfte, konnte er zum zweiten Male diese langen, in ebenholzschwarzen Locken herabhängenden Haare, den vollkommenen Bogen einer doppelten, wie mit chinescher Tusche gezeichneten Augbraue, zwei mantelartig geschlitzte, sammetne, schmachtende Augen, eine Nase von der ausgezeichnetsten Form und Lippen, frisch und glänzend wie Korallen sehen.
»Oh! Sie sind schön, sehr schön, zu schön!« rief Maurice.
»Schließen Sie die Augen,« sagte die Unbekannte.
Maurice gehorchte.
Die junge Frau nahm seine zwei Hände in die ihrigen und drehte ihn, wie sie wollte. Plötzlich schien sich eine duftende Wärme seinem Gesichte zu nähern, und ein Mund streifte seinen Mund und ließ zwischen seinen beiden Lippen den Ring, den er ausgeschlagen hatte.
Es war ein Gefühl, rasch wie der Gedanke, brennend wie eine Flamme. Maurice hatte eine Empfindung, welche beinahe dem Schmerze glich, so unerwartet war sie, so sehr war sie in die Tiefe des Herzens gedrungen und hatte die geheimsten Fibern desselben beben gemacht.
Er machte eine ungestüme Bewegung und streckte die Arme vor sich aus.
»Ihr Schwur!« rief eine bereits entfernte Stimme, Maurice drückte seine krampfhaft zusammengezogenen Hände auf seine Augen, um der Versuchung, meineidig zu werden, zu widerstehen. Er zählte nicht mehr, er dachte nicht mehr, er blieb stumm, unbeweglich, schwankend.
Nach einem Augenblick hörte er etwas wie das Geräusch einer Thüre, die sich auf fünfzig oder sechzig schritte von ihm schloß. Dann wurde wieder Alles still im schweigsam.
Nun löste er seine Finger, öffnete die Augen wieder und schaute umher wie ein Erwachender, und er hätte vielleicht geglaubt, er erwache wirklich und Alles, was ihm begegnet, sei nur ein Traum gewesen, hätte er nicht zwischen seinen Lippen den Ring festgehalten, der dieses unglaubliche Abenteuer zu einer unbezweifelbaren Wahrheit machte.
IV.
Sitten der Zeit
Als Maurice Lindey wieder zu sich kam und umher schaute, sah er nur düstere Gäßchen, welche sich rechts und links hinzogen; er suchte zu forschen, zu erkennen, doch sein Geist war verwirrt; die Nacht war düster, der Mond, der einen Augenblick früher vorgetreten, um das reizende Gesicht der Unbekannten zu beleuchten, hatte sich wieder, hinter Wolken verborgen. Nach einem Augenblick grausamer Ungewißheit schlug der junge Mann den Weg nach, seinem Hanse ein, das in der Rue du Roule lag.
Als Maurice in die Rue Saint-Avoye kam, staunte er über die Menge der Patrouillen, welche in dem Quartiere des Temple kreisten.
»Was gibt es denn, Sergent?« fragte er den Anführer einer sehr geschäftigen Patrouille, welche die Rue des Fontaines durchsucht hatte.
»Was es gibt?« versetzte der Sergent; »mein Officier man hat in dieser Nacht die Frau Capet und ihr ganze Geniste entführen wollen.«
»Und wie dies?«
»Eine Patrouille von Ci-devant, welche sich, ich weiß nicht wie, das Losungswort verschafft hatte, war in de Tracht von Chasseurs der Nationalgarde in den Tempel gedrungen und sollte sie entführen. Derjenige, welche den Corporal vorstellte, nannte zum Glück den Officier der Garde, als er mit ihm sprach, mein Herr; so hat sich der Aristokrat selbst verkauft!«
»Teufel!« rief Maurice. »Und man hat die Verschwörer festgenommen?«
»Nein; die Patrouille erreichte die Straße und zerstreute sich von da aus.«
»Hat man Hoffnung, diese Bursche einzufangen?«
»Oh! es ist Einer dabei, welchen zu bekommen von großer Wichtigkeit wäre, der Anführer, ein magerer, langer Mensch, der unter die Leute der Wache durch einen der Municipale vom Dienst eingeführt wurde. Hat uns der Schurke laufen gemacht! Doch er wird eine Hinterthüre gefunden haben und durch die Madelonnettes entflohen sein.«
Unter allen andern Umständen wäre Maurice bei den Patrioten geblieben, welche über dem Heile der Republik wachten; doch seit einer Stunde war die Liebe für das Vaterland nicht mehr sein einziger Gedanke. Er setzte also seinen Weg fort, die Neuigkeit, welche er erfahren, zerschmolz allmählig in seinem Geiste und sie verschwand unter dem Ereigniß, das ihm begegnet war. Uebrigens waren diese angeblichen Entführungsversuche sehr häufig geworden, die Patrioten selbst wußten, daß mau sich derselben bei gewissen Veranlassungen als politischer Mittel bediente, weshalb diese Nachricht dem jungen Republikaner keine große Unruhe einflößte.
Als Maurice nach Hause kam, fand er seinen Willjährigen: zu dieser Zeit hatte man keine Bedienten mehr; Maurice, sagen wir, fand seinen Willjährigen, der ihn erwartete und in der Erwartung eingeschlafen war und im schlafe vor Unruhe schnarchte.
Er weckte ihn mit allen Rücksichten, die man seines Gleichen schuldig ist, ließ sich seine Stiefeln ausziehen, schickte ihn weg, um nicht in seinen Gedanken gestört zu 5in, legte sich zu Bette und entschlummerte, da es spät und er jung war, trotz aller Gedanken, welche seinen Geist durchkreuzten.
Am andern Morgen fand er einen Brief auf seinem Nachttisch.«
Dieser Brief war von einer zarten, zierlichen, unbekannten Schrift., Er betrachtete das Siegel, es hatte als Devise, nur das einzigliche Wort: Nothing, Nichts.
Er öffnete den Brief, er enthielt nur folgende Worte:
»Dank!«
»Ewige Erkenntlichkeit gegen ein ewiges Vergessen!«
Maurice rief seinen Bedienten: die wahren Patrioten läuteten nicht, die Glocke erinnerte an die Knechtschaft auch machten viele Willjährige, wenn sie bei ihren Herrn eintraten, dies zur Bedingung bei den Diensten, die sie ihnen zu leisten einwilligten.
Der Willjährige von Maurice hatte ungefähr dreißig Jahre vorher aus dem Taufsteine den Namen Jean erhalten; doch im Jahre 92 entkaufte er sich, da Jean nach der Aristokratie und dem Deismus roch, und nannte sich Scävola.
»Scävola,« fragte Maurice, »weißt Du, was dieser Brief bedeutet?«
»Nein, Bürger.«
»Wer hat ihn Dir übergeben?«
»Der Concierge.«
»Und wer hat ihn demselben gebracht?«
»Ohne Zweifel ein Commissionär, da kein Stempel der Station daraus ist.«
»Gehe hinab und bitte den Concierge, herauszukommen.«
Der Concierge kam heraus, weil ihn Maurice darum bat, und weil Maurice bei allen Willjährigen, mit denen er in Verbindung stand, sehr beliebt war; doch der Concierge erklärte, jeden andern Miethsmann würde er gebeten haben, herabzukommen.
Der Concierge nannte sich Aristides.
Maurice