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Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Chevalier von Maison-Rouge
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Da erhebt sich Pétion, ruhig und unempfindlich wie gewöhnlich, geht an das Fenster, öffnet es, schaut den Himmel an, streckt den Arm hinaus, zieht seine Hand triefend zurück und spricht:
»Es regnet, heute Nacht wird nichts vorfallen.«
Durch das halb geöffnete Fenster dringt das letzte Vibriren der Glocke ein, welche eben zehn Uhr geschlagen hat.
Dies war in Paris am Tage vorher und an demselben Tage vorgefallen; dies fiel an dem Abend des zehnten März vor und machte, daß in dieser Dunkelheit und in diesem bedrohlichen Schweigen die Häuser, bestimmt, den Lebenden Obdach zu gewähren, stumm und düster geworden, nur mit Todten bevölkerten Gräbern glichen.
In der That, lange Patrouillen von Nationalgarden, denen Leute zum Recognosciren vorangingen, mit gefälltem Bajonett Truppen von Bürgern von den Sectionen, aus den Zufall bewaffnet und an einander geschlossen, Gendarmen, welche jeden Winkel einer Thüre und jeden halb geöffneten Gang durchforschten, dies waren die einzigen Bewohner der Stadt, die sich in die Straßen wagten, so sehr begriff man instinktartig, daß etwas Unbekanntes, Schreckliches im Werke war.
Ein feiner, eisiger Regen, derselbe Regen, der Pétion beruhigt hatte, vermehrte noch die schlechte Laune und das Mißbehagen dieser zum Ueberwachen dienenden Menschen, bei denen jedes Zusammentreffen einer Vorbereitung zum Kampfe glich, und die, nachdem sie sich erkannt hatten, die Parole austauschten. Wenn man dann sah, wie die Einen und die Andern nach ihrer Trennung sich umwandten, hätte man auch glauben sollen, sie befürchteten gegenseitig, von hinten überfallen zu werden.
An diesem Abend, wo Paris einem jener panischen Schrecken preisgegeben war, welche sich so oft erneuerten, daß es hätte ein wenig daran gewöhnt sein sollen, an diesem Abend, wo dumpf davon die Rede war, die lauen Revolutionäre niederzumetzeln, welche, nachdem sie, der Mehrzahl nach mit einer gewissen Beschränkung, für den Tod des Königs gestimmt hatten, heute vor dem Tode in im Temple mit ihren Kindern und ihrer Schwägerin eingeschlossenen Königin zurückwichen, schlüpfte eine Frau, gehüllt in einen Mantel von lila Kattun mit schwarzen Tüpfeln, den Kopf bedeckt oder vielmehr begraben durch den Capuchon dieses Mantels, längs den Häusern der Rue Saint-Honoré hin, verbarg sich in einer Thürvertiefung oder an einer Mauerecke, so oft eine Patrouille erschien, blieb unbeweglich wie eine Statue, hielt den Athem an, bis diese Patrouille vorübergegangen war, und setzte dann ihren raschen, unruhigen Lauf wieder fort, bis sie eine Gefahr ähnlicher Art zum Stillestehen und zur Unbeweglichkeit zwang.
Sie hatte so bereits, und zwar ungestraft, in Folge der Vorsichtsmaßregeln, die sie nahm, einen Theil der Rue Saint-Honoré durchlaufen, als sie plötzlich an der Ecke der Rue de Grenelle, nicht auf eine Patrouille, aber auf eine kleine Truppe von den braven Freiwilligen stieß, welche in der Getreidehalle gespeist hatten, wobei ihre Vaterlandsliebe durch die zahlreichen Toasts, die sie auf ihre künftigen Siege ausgebracht, in Begeisterung gerathen war.
Die arme Frau gab einen Schrei von sich und suchte durch die Rue du Coq zu entfliehen.
»Heda, heda, Bürgerin!« rief der Anführer der Freiwilligen, denn schon, so sehr ist das Bedürfnis, befehligt zu werden, dem Menschen natürlich, denn schon hatten diese würdigen Patrioten sich Anführer ernannt. »Heda, wohin gehst Du?«
Die Flüchtige antwortete nicht und setzte ihren Lauf fort.
»Schlagt an!« sprach der Führer; »das ist ein verkleideter Mann, ein Aristokrat, der sich aus dem Staube macht.«
Und das Geräusch von zwei oder drei Flinten, welche unregelmäßig auf Hände fielen, die zu sehr schwankten, um sicher zu sein, kündigte der armen Frau den Vollzug der unseligen Bewegung an.
»Nein, nein!« rief sie, indem sie plötzlich anhielt und zurückkehrte, »nein Bürger, Du täuschest Dich: ich bin kein Mann.«
»Dann hierher getreten und kategorisch geantwortet,« sprach der Anführer. »Wohin gehst Du, reizende Nachtschöne?
»Bürger, ich gehe nirgends hin, ich kehre nach Hause zurück.«
»Ah! Du kehrst nach Hause zurück?«
»Ja.«
»Das heißt für eine ehrliche Frau ein wenig spät nach Hause kehren, Bürgerin.«
»Ich komme von einer Verwandtin, welche krank ist.«
»Arme kleine Katze,« sprach der Anführer, indem er mit der Hand eine Geberde machte, vor der die erschrockene Frau rasch zurückwich; »und wo ist unsere Karte?«
»Meine Karte? Wie so, Bürger? Was willst Du damit sagen und was verlangst Du von mir?«
»Hast Du das Decret der Gemeinde nicht gelesen?«
»Nein.«
»Du hast es also ausrufen hören?«
»Nein. Mein Gott, was enthält denn dieses Decret?«
»Vor Allem sagt man nicht mehr mein Gott, sondern oberstes Wesen.«
»Verzeih', ich habe mich getäuscht. Es ist eine alte Gewohnheit.«
»Eine schlechte Gewohnheit, eine aristokratische Gewohnheit.«
»Ich werde mich zu verbessern suchen, Bürger. Doch Du sagtest. . .«
»Ich sagte, das Decret der Gemeinde verbiete nach zehn Uhr Abends ohne eine Bürgerkarte auszugehen. Haft Du Deine Bürgerkarte?«
»Ach! Nein.«
»Du hast sie bei deiner Verwandtin liegen lassen?«
»Ich wußte nicht, daß ich mit einer solchen Karte versehen sein sollte.«
»Dann gehen wir aus den ersten Posten, dort wirft Du Dich dem Kapitän hübsch erklären, und wenn er mit Dir zufrieden ist, läßt er Dich durch zwei Mann in Deine Wohnung zurückführen, wenn nicht, so behält er Dich bis aus weitere Erkundigung. In Rotten links, Geschwindschritt, vorwärts, Marsch.«
Bei dem Schreckensschrei, den die Gefangene ausstieß, begriff der Anführer der Freiwilligen, daß die arme Frau diese Maßregel ungemein fürchtete.
»Oh! oh!« sagte er, »ich bin fest überzeugt, wir haben ein ausgezeichnetes Wildpret gefangen. Vorwärts, vorwärts, meine kleine Ci-devant.«
Und der Anführer nahm den Arm der Beschuldigten, legte ihn unter den seinigen und zog sie, trotz ihres Geschreis und ihrer Thränen, nach dem Posten des Palais-Egalité.
Man war bereits aus der Höhe der Barriere des Sergents, als plötzlich ein junger Mann von hoher Gestalt, in einen Mantel gehüllt, sich um die Ecke der Rue des Petits-Champs wandte und gerade in dem Augenblick erschien, wo die Gefangene durch ihre Bitten ihre Freiheit wieder zu erlangen suchte. Aber ohne auf sie zu hören, schleppte sie der Anführer der Freiwilligen unbarmherzig fort. Die Frau stieß einen Schrei halb aus Schrecken, halb aus Schmerz aus.
Der junge Mann sah diesen Kampf, hörte diesen Schrei, sprang von einer Seite der Straße aus die andere und befand sich vor der kleinen Truppe.
»Was gibt es, und was thut man dieser Frau?« fragte er denjenigen, welcher der Anführer zu sein schien.
»Ehe Du mich befragst, mische Dich zuerst in Deine Angelegenheiten.«.'!
»Wer ist diese Frau, Bürger, und was wollt Ihr von ihr?« wiederholte der junge Mann mit einem Tone, welcher noch gebieterischer klang, als das erste Mal.
«Ader wer bist Du selbst, daß Du mich befragst?«
Der junge Mann schlug seinen Mantel aus einander und man sah ein Epaulette aus einem militärischen Kleide glänzen.
»Ich bin Officier, wie Ihr sehen könnt,« sagte er.
»Officier. . . bei was?«
»Bei der Bürgergarde.''
»Nun, was macht das uns?« entgegnete ein Mann von der Truppe; »kennen wir das, die Officiere von der Bürgergarde?«
»Was sagt er?« fragte ein Anderer mit dem schleppenden, ironischen, dem