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Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Chevalier von Maison-Rouge
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Und wir!« sagten die Verwundeten mit kläglicher Stimme, »wird man uns hier zurücklassen?«
»Oh! ja wohl, zurücklassen!« sagte Lorin; »Brave zurücklassen, welche für das Vaterland kämpfend gefallen sind, es ist wahr, gegen Patrioten kämpfend, doch aus Irrthum, das ist abermals wahr; man wird Euch Tragbahren schicken. Mittlerweile singt die Marseillaise, das wird Euch zerstreuen.
»Allez enfants de la patrie,
Le jour de gloire est arrive«
Dann näherte er sich Maurice, der mit seiner Unbekannten an der Ecke der Rue du Coq stehen blieb, während die Nationalgarden und die Freiwilligen Arm in Arm nach der Place du Palais-Egalité hinausgingen, und sagte:
»Maurice, ich habe Dir einen Rath versprochen, höre ihn, Komm lieber mit uns, als daß Du Dich gefährdest, indem Du die Bürgerin beschützest, die mir allerdings reizend vorkommt, aber darum nur um so verdächtiger ist, denn die reizenden Frauen, welche um Mitternacht in den Straßen umherlaufen. . .«
»Mein Herr,« versetzte die Unbekannte, »ich bitte Sie beurtheilen Sie mich nicht nach dem Anschein.«
»Vor Allem sagen Sie: mein Herr, was ein großer Fehler ist, hörst Du, Bürgerin? Oh! nun sage ich selbst Sie.«
»Ja, ja, Bürger, laß Deinen Freund seine gute Handlung vollenden.«
»Wie dies?«
»Dadurch, daß er mich bis in meine Wohnung zurückführt und mich den ganzen Weg entlang beschützt.«
»Maurice, Maurice,« versetzte Lorin, »Du gefährdest Dich furchtbar.«
»Ich weiß es wohl,« antwortete der junge Mann; »doch was willst Du? wenn ich die arme Frau verlasse, wird sie aus jedem Schritt von Patrouillen festgenommen werden.«
»Oh! ja, ja, während ich mit Ihnen, mein Herr, während ich mit Dir, Bürger, will ich sagen, gerettet bin.«
»Du hörst es, gerettet!« sprach Lorin. »Sie läuft also große Gefahr?«
»Höre, mein lieber Lorin,« entgegnet Maurice, »wir wollen gerecht sein. Es ist eine gute Patriotin oder eine Aristokratin. Ist es eine Aristokratin, so hatten wir Unrecht, sie zu beschützen; ist es eine gute Patriotin, so entspricht es unserer Pflicht, sie zu behüten.«
»Verzeih, verzeih, lieber Freund, es thut mir leid für Aristoteles; doch Deine Logik ist albern. Du bist wie derjenige, welcher sagte:
»Iris stahl mir die Vernunft,
Fordert Weisheit dann von mir.«
»Höre Lorin,« sprach Maurice, »ich bitte Dich, laß Dorat, Parny, Gentil-Bernard ruhen. Sprechen wir im Ernste: willst Du mir das Losungswort geben oder nicht geben?«
»Das heißt, Maurice, Du versetzt mich in die Nothwendigkeit, meine Pflicht meinem Freunde, oder meinem Freund meiner Pflicht zu opfern. Ich befürchte aber sehr, Maurice, die Pflicht wird geopfert werden.«
»Entschließe Dich zu dem Einen oder zu dem Andern, mein Freund. Doch im Namen des Himmels, entschließe Dich aus der Stelle.«
»Du wirft keinen Mißbrauch davon machen?«
»Ich verspreche es Dir.«
»Das ist nicht genug; schwöre!«
»Aus was?«
»Schwöre auf den Altar des Vaterlands.«
Lorin nahm seinen Hut ab, streckte ihn gegen Maurice auf der Seite der Cocarde aus, und Maurice, der die Sache ganz einfach fand, leistete, ohne zu lachen, den verlangten Eid auf den improvisirten Altar.
»Uno nun,« sagte Lorin, »und nun höre das Losungswort: Gallien und Lucretia. Vielleicht begegnen Dir einige, die Dir sagen wie mir: Gallien und Lucretia; bah! laß es gut sein, das ist immer noch römisch.«
»Bürgerin,« sprach Maurice, »nun bin ich zu Ihren Diensten. Ich danke, Lorin.«
»Glückliche Reise,« versetzte dieser, während er sich Wieder mit dem Altar des Vaterlandes bedeckte; und getreu seinem anakreontischen Geschmack entfernte er sich, während er murmelte:
»Lenore, Du hast sie gelaunt,
Die Sünde im Rosengewand;
Du hast sie gefürchtet und dennoch begangen,
Du hast sie ersehnt mit heimlichem Bangen,
Sag an, ob sie schrecklich?. . .«
III.
Die Rue des Fossés-Saint-Victor
Als sich Maurice mit der jungen Frau allein fand, fühlte er sich ein wenig verlegen. Die Furcht, bethört zu sein, der Reiz dieser wunderbaren Schönheit, ein unbestimmter innerer Vorwurf, der das reine Gewissen des exaltirten Republikaners bedrückte, hielten ihn im Augenblick zurück, wo er der jungen Frau seinen Arm zu geben im Begriff war.
»Wohin gehen Sie, Bürgerin?« sagte er zu ihr.
»Ach! mein Herr, sehr weit,« antwortete sie.
»Aber doch . . .«
»In die Gegend des Jardin des Plantes.«
»Es ist gut: gehen wir.«
»Oh! mein Gott, mein Herr,« sprach die Unbekannte, »ich sehe wohl, daß ich Sie belästige; doch glauben Sie mir, ohne das Unglück, das mir begegnet ist, und wenn ich nicht große Gefahr zu laufen überzeugt wäre, würde ich Ihren Edelmuth nicht so mißbrauchen.«
»Aber, Madame,« sprach Maurice, der bei diesem Zusammensein unter vier Augen die von dem Wörterbuch der Republik vorgeschriebene Sprache vergaß und zu seiner gewöhnlichen Sprache zurückkehrte, »wie kommt es, aufrichtig gestanden, daß Sie sich zu dieser Stunde aus den Straßen von Paris befinden? Sehen Sie, ob Sie, uns ausgenommen, eine einzige Person erblicken?«
»Mein Herr, ich habe es Ihnen gesagt: ich machte einen Besuch im Faubourg du Roule. Ich entfernte mich um Mittag von Hause, ohne etwas von dem zu wissen, was vorgeht, und kehrte nun zurück, ohne mehr erfahren zu haben: meine ganze Zeit verging in einem etwas entlegenen Hause.«
»Ja,« murmelte Maurice, »in irgend einem Hause von Ci-devant, in einem Aristokratenschlupfwinkel. Gestehen Sie, Bürgerin, daß Sie, während Sie ganz laut Beistand von mir verlangen, ganz leise darüber lachen, daß ich Ihnen denselben gewähre.«
»Ich!« rief sie, »und warum dies?«
»Allerdings; Sie sehen, daß ein Republikaner Ihnen als Führer dient; nun, dieser Republikaner verräth ganz einfach seine Sache.«
»Aber, Bürger,« versetzte die Unbekannte, »Sie sind im Irrthum, ich liebe die Republik eben so sehr als Sie.«
»Wenn sie eine gute Patriotin sind, haben Sie nichts zu befürchten. Woher kommen Sie?«
»Oh! mein Herr, ich bittet!« sagte die Unbekannte.
Es lag in diesem mein Herr ein solcher Ausdruck tiefer, zarter Schamhaftigkeit, daß sich Maurice in den darin enthaltenen Gefühlen nicht täuschen zu können glaubte.
»Diese Frau kommt sicherlich von einem Liebesrendezvous,« sagte er.
Und ohne zu begreifen, warum, fühlte er, wie sich bei diesem Gedanken sein Herz zusammenschnürte.
Bon diesem Augenblick an versank er in ein Stillschweigen.
Die zwei nächtlichen Wanderer hatten indessen die Rue de la Verrerie erreicht, nachdem sie drei oder vier Patrouillen begegnet waren, welche sie mit Hilfe des Losungswortes frei ziehen ließen, als bei einer letzten der Officier Schwierigkeiten zu machen schien.
Maurice glaubte dem Losungsworte seinen Namen und seine Wohnung beifügen zu müssen.
»Gut,« sagte der Officier, »daß ist für Dich, aber die Bürgerin?«
»Die Bürgerin?«
»Wer ist sie?«
»Es