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schaute ihn mit einem Ausdruck des Vorwurfes an.

      »Ei! abermals,« sagte sie.

      »Warum haben Sie neulich Herrn Morand ein so pomphaftes Lob gespendet?« versetzte Maurice. »Es ist Ihr Fehler.«

      »Seit wann darf man in Gegenwart von Leuten, die man achtet, nicht sagen, was man von einem achtbaren Manne denkt?«

      »Es ist eine sehr lebhafte Achtung, welche die Schritte so sehr beschleunigen macht, wie Sie es in diesem Augenblicke thun, aus Furcht, einige Minuten zu spät zu kommen.«

      »Sie sind heute unendlich ungerecht, Maurice; habe ich nicht einen Theil des Tages mit Ihnen zugebracht?«

      »Sie haben Recht, und ich bin in der That zu anspruchsvoll,« versetzte Maurice, der sich dem Ungestüm seines Charakters hingab. »Wir wollen Herrn Morand wiedersehen, vorwärts.«

      Geneviève fühlte den Aerger von ihrem Geiste in ihr Herz übergehen.

      »Ja,« sagte sie, »wir wollen Herrn Morand wiedersehen. Dieser ist wenigstens ein Freund, der mir nie eine

      Pein bereitet.

      »Solche Leute sind kostbare Freunde,« sagte Maurice, vor Eifersucht erstickend, »und ich weiß, daß ich meines Theils ähnliche kennen zu lernen wünschte«

      Sie waren in diesem Augenblick aus der Landstraße. Der Horizont röthete sich; die Sonne fing an zu verschwinden und ließ ihre letzten Strahlen auf den, vergoldeten Simswerk des Doms der Invaliden funkeln. Ein Stern, der erste, derjenige, welcher schon an einem anderen, Abend die Blicke von Geneviève auf sich gezogen hat, glänzte im flüssigen Azur des Himmels.

      Geneviève verließ den Arm von Maurice mit duldender Traurigkeit und sprach:

      »Was haben Sie mich denn leiden zu machen?«

      »Ah!« versetzte Maurice, »das geschieht, weil ich minder geschickt bin, als gewisse Menschen, die ich kenne, ich nicht weiß, wie man sich Liebe erringt.«

      » Maurice! . . .« rief Geneviève.

      »Oh! Madame, wenn er beständig gut, beständig gleich ist, so ist dies nur der Fall, weil er nicht leidet.

      Geneviève stützte abermals ihre weiße Hand auf den mächtigen Arm von Maurice.

      »Ich bitte Sie,« sagte sie mit bebender Stimme, »sprechen Sie nicht mehr, sprechen Sie nicht mehr.«

      »Und warum?«

      »Weil mir Ihre Stimme weh thut.«

      »Also mißfällt Ihnen Alles an mir, sogar meine Stimme?«

      »Schweigen Sie, ich beschwöre Sie.«

      »Ich werde gehorchen, Madame.«

      Und der ungestüme junge Mann fuhr mit der Hand über seine von Schweiß befeuchtete Stirne.

      Geneviève sah, daß er wirklich litt. Die Natur von der Art von Maurice haben unbekannte Schmerzen.

      »Sie sind mein Freund, Maurice,« sagte Geneviève, indem sie ihn mit einem himmlischen Ausdruck anschaute ein kostbarer Freund für mich: Maurice, machen Sie, daß ich meinen Freund nicht verliere.«

      »Oh! Sie würden seinen Verlust nicht lange bedauern.«

      «Sie täuschen sich, ich würde ihn lange bedauern, immer!«

      »Geneviève! Geneviève!« rief Maurice, »haben Sie Mitleid mit mir!«

      Geneviève schauerte.

      Es war das erste Mal, daß Maurice ihren Namen mit so tiefen Ausdruck sprach,

      »Nun wohl,« fuhr Maurice fort, »da Sie mich errathen haben, so lassen Sie mich Alles sagen, Geneviève; und sollten Sie mich auch mit einem Blicke tödten. . . ich schweige zu lange; ich werde sprechen, Geneviève.«

      »Mein Herr,« rief die junge Frau, »ich habe Sie im Namen unserer Freundschaft angefleht, zu schweigen; mein Herr, ich flehe Sie abermals an, daß Sie meinetwegen schweigen, wenn Sie es nicht Ihretwegen thun wollen, kein Wort mehr, im Namen des Himmels, kein Wort mehr!«

      »Die Freundschaft, die Freundschaft. Ah! wenn Sie eine Freundschaft der ähnlich, welche Sie für mich hegen, auch für Herrn Morand haben, so leiste ich Verzicht auf Ihre Freundschaft, Geneviève: ich brauche mehr als Andere.«

      »Genug,« versetzte Madame Dirmer mit einer königlichen Geberde, »genug, Herr, Lindey; hier ist unser Wagen, wollen Sie mich zu meinem Gatten zurückführen.«

      Maurice zitterte vor Fieber und Aufregung; als Geneviève, um zum Wagen zurückzukehren, der nur ein paar schritte entfernt stand, ihre Hand auf den Arm von Maurice legte, kam es dem jungen Mann vor, als wäre diese Hand von Flammen. Beide stiegen in den Wagen, fuhr durch ganz Paris, ohne daß Eines oder das Andere ein Wort gesprochen hätte. Nur hielt Geneviève auf der ganzen Fahrt ihr Sacktuch vor die Augen.

      Als sie nach der Fabrik zurückkamen, war Dirmer in seinem Arbeitscabinet beschäftigt; Morand kehrte von Rambouillet nach Hause und wechselte eben die Kleider. Geneviève reichte Maurice in ihr Zimmer tretend die Hand und sagte zu ihm:

      »Leben Sie wohl, Maurice, Sie haben es gewollt!

      Maurice antwortete nicht, er ging gerade auf Kamin zu, wo ein Miniaturbild Geneviève vorstellt hing: er küßte es glühend, drückte es an sein Herz, brachte es wieder an seinen Platz und verließ das Zimmer.

      Maurice kehrte in seine Wohnung zurück, ohne wissen wie; er durchschritt Paris, ohne etwas zu sehen ohne etwas zu hören; die Dinge waren vor ihm vorgefallen wie in einem Traum, und er konnte sich weder von seinen Handlungen, noch von seinen Worten, noch von dem Gefühl, das ihm dieselben eingeflößt, Rechenschaft ablegen. Es gibt Augenblicke, wo die heiterste, die kräftigste Seele sich zu Heftigkeiten hinreißen läßt, welche die untergeordneten Gewalten der Einbildungskraft fehlen.

      Maurice ging nicht nach Hause, er lief: er entkleidete sich ohne die Hilfe seines Kammerdieners; er antwortete seiner Köchin nicht, die ihm ein bereitstehendes Abendbrot zeigte, nahm, die Briefe des Tages vom Tische, las sie alle, einen nach dem andern, oh ein einziges Wort zu verstehen. Der Nebel der Eifersucht, der Rausch der Vernunft waren noch nicht verschwunden.

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      1

      Muscadin nannte man während der Revolution in Frankreich die nach der Mode gekleideten Herren, besonders wegen der wohlgerüche, die sie verbreiteten, im Gegensatz zu den Sans-culottes.

      2

      A Orient, im Osten

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