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Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Chevalier von Maison-Rouge
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Inmitten dieser Blumen, deren Frische und Wohlgeruch sie besaß, abgesondert von den Arbeiten ihres Gatten und von ihrem Gatten selbst, erschien Geneviève Maurice so oft er sie sah, wie ein lebendiges Räthsel, dessen Sinn er nicht errathen konnte, und dessen Schlüssel er nicht fordern wagte.
Eines Abends, als er wie gewöhnlich mit ihr allein geblieben war, als sie Beide an dem Fenster saßen, durch welches er einst so geräuschvoll und hastig eingedrungen als die Wohlgerüche des blühenden Flieders mit dem sanften Abendwinde herbeischwammen, der auf den strahlenden Sonnenuntergang folgt, wagte es Maurice, nach eine langen Stillschweigen, und nachdem er während dieses Stillschweigens dem verständigen, andächtigen Auge von Geneviève gefolgt war, das einen aus dem Azur des Himmels hervortretenden silbernen Stern betrachtete, wagte es, sie zu fragen, wie es käme, daß sie so jung wäre, während ihr Gatte bereits das mittlere Lebensalter überschritten hatte, so erhaben in ihrem Wesen, während Alles bei ihrem Gatten eine gewöhnliche Erziehung, eine niedrige Geburt bezeichnete; so poetisch endlich, indeß ihr Gatte seine Aufmerksamkeit ganz allein dem Geschäfte des Abwägens des Ausbreitens und des Färbens der Häute seiner Fabrik widmete.
»Warum,« fragte Maurice, »warum bei einem Gerbermeister diese Harfe, dieses Piano, diese Pastellemalereien von denen Sie mir zugestanden haben, sie seien Ihr Wert. Warum endlich diese Aristokratie, die ich bei Andern verabscheue, während ich sie bei Ihnen anbete?«
Geneviève heftete auf Maurice einen Blick voll Unschuld und antwortete:
»Ich danke für diese Frage; sie beweist mir, daß Sie der zartfühlender Mann sind, und daß Sie sich nie bei irgend Jemand nach mir erkundigt habe.,«
»Nie, Madame: ich habe einen ergebenen Freund, der für mich sterben würde, ich habe hundert Kameraden, welche bereit sind, überallhin zu marschieren, wohin ich sie führen werde; doch wenn es sich um eine Frau handelt und besonders um eine Frau wie Geneviève, so kenne ich von allen diesen Herzen nur ein einziges, dem ich mich anvertraue, und das ist das meinige.«
»Ich danke, Maurice,« sprach die junge Frau. »Ich werde Sie also selbst von Allem unterrichten, was Sie zu wissen wünschen.«
»Zuerst Ihr Name als Mädchen?« fragte Maurice; »ich kenne Sie nur unter Ihrem Frauennamen.«
Geneviève begriff den verliebten Egoismus dieser Frage und lächelte.
»Geneviève du Treilly,« sagte sie.
Maurice wiederholte:
«Geneviève du Treilly.«
»Meine Familie,« fuhr Geneviève fort, »war zu Grunde gerichtet, seit dem amerikanischen Kriege, an welchem mein Vater und mein älterer Bruder Theil genommen hatten «
»Beide Edelleute?« versetzte Maurice.
»Nein, nein,« entgegnete Geneviève erröthend.
»Sie haben mir doch gesagt, Ihr Mädchenname sei Geneviève du Treilly gewesen«
»Ohne Partikel, Herr Maurice; meine Familie war reich, gehörte aber in keiner Hinsicht zum Adel.«
»Sie mißtrauen mir,« versetzte lächelnd der junge Mann.
»Oh! nein, nein,« erwiderte Geneviève. »In Amerika war mein Vater mit dem Vater von Herrn Morand in Verbindung getreten; Herr Dirmer war der Geschäftsfreund von Herrn Morand. Dieser sah, daß wir Grunde gerichtet waren, er wußte, daß Herr Dirmer ein unabhängiges Vermögen besaß, und stellte ihn meine Vater vor, der ihn wiederum mir vorstellte. Ich bemerkte daß man zum Voraus eine Heirath beschlossen hatte, ich begriff, daß dies der Wunsch meiner Familie war, ich liebte nicht, hatte nie geliebt, und willigte ein. Seit drei Jahren bin ich die Frau von Dirmer und ich muß sagen, seit drei Jahren ist mein Gatte so gut, so vortrefflich gegen mich gewesen, daß ich trotz der von ihnen wahrgenommenen Verschiedenheit des Geschmacks und des Alters die Verbindung nicht einen Augenblick bereut habe.«
»Doch als Sie Herrn Dirmer heiratheten, stand er noch nicht an der Spitze dieser Fabrik?«
»Nein, wir wohnten in Blois. Nach dem 10. August kaufte Herr Dirmer dieses Haus und die dazu gehörigen Werkstätten; damit ich nicht mit den Arbeiten vermengt wäre, und um mir sogar den Anblick der Dinge zu ersparen, welche meine, wie Sie sagten, ein wenig aristokratischen Gewohnheiten hätten verletzen können, schenkte er mir diesen Pavillon, wo ich allein, zurückgezogen, nach meinem Geschmacke, nach meinen Wünsche und glücklich lebe, wenn ein Freund, wie Sie, Maurice, kommt, um meine Träumereien zu zerstreuen oder zu theilen.«
Nach diesen Worten reichte Geneviève Maurice ein Hand, die dieser inbrünstig küßte.
Geneviève erröthete leicht.
»Nun, mein Freund,« sagte sie, indem sie ihre Hand zurückzog, »nun wissen Sie, wie es kommt, daß ich die Frau von Herrn Dirmer bin.«
»Ja,« versetzte Maurice, Geneviève fest anschauend »doch Sie sagen mir nicht, wie Herr Morand der Associé von Herrn Dirmer geworden ist?«
»Oh! das ist ganz einfach. Herr Dirmer hatte, wie ich Ihnen sagte, einiges Vermögen, doch nicht genug, um für sich allein eine Fabrik von der Wichtigkeit dieser zu übernehmen. Der Sohn von Herrn Morand, seinem Beschützer, wie ich Ihnen sagte, von diesem Freunde meines Vaters, wie Sie sich erinnern, schoß die Hälfte der Fonds zu, und da er Kenntnisse in der Chemie besaß, gab er sich der Ausbeutung mit jener Thätigkeit hin, welche Sie selbst bemerken konnten, und durch die der Handel von Herrn Dirmer, der von ihm mit dem ganzen materiellen Theile beauftragt wurde, eine ungeheure Ausdehnung gewonnen hat.«
»Und Herr Morand ist auch einer von Ihren guten Freunden, nicht wahr, Madame?«
»Herr Morand ist eine edle Natur, eines von den erhabensten Herzen, die sich unter dem Himmel finden,« antwortete Geneviève mit ernstem Tone.
»Wenn er Ihnen keine andere Proben davon gegeben hat,« sagte Maurice etwas gereizt durch die Wichtigkeit, welche die junge Frau dem Associé ihres Mannes beilegte, »als die, daß er die Kosten des Etablissement mit Herrn Dirmer theilte und eine neue Farbe für den Maroquin erfand, so erlauben Sie mir, Ihnen zu bemerken, daß das Lob, das Sie ihm spenden, sehr pomphaft ist.«
»Er hat mir noch andere Beweise gegeben, mein Herr,« erwiderte Geneviève.
»Doch er ist noch jung, nicht wahr?« fragte Maurice, obgleich es bei seiner grünen Brille schwierig ist, zu sagen, welches Alter er hat.«
»Er ist fünf und dreißig Jahre alt.«
»Sie kennen sich seit langer Zeit?«
»Seit unserer Kindheit.«
Maurice biß sich aus die Lippen. Er hatte Morand stets im Verdacht gehabt, er liebe Geneviève.
»Ah!« sagte Maurice, »das erklärt seine Vertraulichkeit mit Ihnen.«
»In den Schranken gehalten, wie Sie stets gesehen haben, mein Herr,« entgegnete Geneviève lächelnd, »es scheint diese Vertraulichkeit, welche kaum die eines Freundes ist, bedurfte keiner Erklärung.«
»Oh! verzeihen Sie, Madame, Sie wissen, daß ich lebhafte Zuneigung ihre Eifersucht hat, und meine Freundschaft war eifersüchtig auf die, welche Sie für Herr Morand zu hegen schienen.«
Er schwieg. Geneviève schwieg ebenfalls. Es war an diesem Tage nicht mehr die Rede von Morand, und Maurice verließ diesmal Geneviève verliebter als je, denn er war eifersüchtig.
So blind auch der junge Mann war, welche Binde, ihm seine Leidenschaft um die Augen legte, welche Unruhe sie auch in sein Herz brachte, so fanden sich doch in der Erzählung von Geneviève viele Lücken, viele Stockungen, viele Verschweigungen, auf welche er im Augenblick nicht aufmerksam geworden war, die ihm aber später wieder den Kopf kamen, ihn seltsam peinigten, ohne daß er dabei die große Freiheit, welche ihm Dirmer ließ, mit Geneviève so oft und so lange, als es ihm gefiel, zu plaudern, und die Einsamkeit, in der sich Beide jeden Abend befanden, zu beruhigen vermochten. Mehr noch, Maurice, der der tägliche Gast des Hauses geworden war blieb nicht nur in völliger Sicherheit mit Geneviève