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beginnen.«

      »Was gibt es denn?« fragte die Frau Tison, welche mit bestürzter Miene an der Thüre erschien.

      »Was es gibt, Bürgerin? Dadurch, daß Du Deine Hand zu einem Verrathe hergegeben, hast Du Dich für immer des Vortheils beraubt, Deine Tochter zu sehen.«

      »Meine Tochter zu sehen! . . . was sagst Du da, Bürger?« fragte die Tison, welche noch nicht recht begriff, warum sie ihre Tochter nickt sehen sollte.

      »Ich sage Dir, daß Deine Tochter nicht hierher gekommen ist, um Dich zu sehen, sondern um der Bürgerin Capet einen Brief zu bringen, und daß sie nicht wiederkommen wird.«

      »Aber wenn sie nicht wiederkommt, kann ich sie nicht nicht sehen, da es uns verboten ist, hinauszugehen?«

      »Diesmal kannst Du Niemand einen Vorwurf darüber machen, denn es ist Deine Schuld,« sagte Maurice.

      »Oh! oh!« schrie die arme Mutter, »meine Schuld! was sagst Du da, meine Schuld? Es ist nichts geschehen, dafür stehe ich. Oh! wenn ich glaubte, es wäre etwas geschehen, wehe Dir, Antoinette, Du müßtest es mir theuer bezahlen!«

      Ganz außer sich wies diese Frau der Königin die Faust.

      »Bedrohe Niemand,« sagte Maurice, »erlange vielmehr durch Sanftmuth, daß das, was wir fordern, gegeben wird; denn Du bist Frau, und die Bürgerin Antoinette, welche selbst Mutter, wird ohne Zweifel Mitleid einer Mutter haben. Morgen wird Deine Tochter verhaftet, morgen wird sie eingekerkert . . . entdeckt man sodann etwas, und Du weißt, daß man immer etwas entdeckt, wenn man will, so ist sie verloren, sie und ihre Gefährtin.«

      Die Tison, welche Maurice mit wachsendem Schrecken zugehört hatte, wandte ihren beinahe irren Blick nach der Königin und rief:

      »Du hörst, Antoinette! . . . meine Tochter!. . . Du wirst meine Tochter in das Verderben gestürzt haben.«

      Die Königin schien ebenfalls erschrocken, nicht über die Drohung, welche in den Augen der Gefangenenwärtern funkelte, sondern über die Verzweiflung, die man darin las.

      »Kommen Sie, Madame Tison,« sagte sie, »ich habe mit Ihnen zu sprechen.«

      »Holla! keine Schmeicheleien!« rief der College von Maurice; »Mord und Tod, wir sind nicht zu viel! Vor der Municipalität, stets vor der Municipalität!«

      »Laß sie gewähren, Bürger Agricola,« sagte Maurice diesem in das Ohr; »wenn wir nur die Freiheit erhalten gleichviel aus welche Weise!«

      »Du hast Recht, Bürger Maurice . . . aber . . . «

      »Gehen wir hinter die Glasthüre, Bürger Agricola, und wenn Du mir glauben willst, wenden wir den Rücken ich bin überzeugt, die Person, gegen welche wir diese Nachgiebigkeit haben, wird es uns nicht bereuen lassen.«

      Die Königin hörte diese Worte, welche, um von ihr gehört zu werden, gesprochen wurden, und warf dem jungen Manne einen dankbaren Blick zu. Maurice wand den Kopf sorglos ab und ging aus die andere Seite der Glasthüre. Agricola folgte ihm.

      »Du siehst wohl diese Frau,« sagte er zu Agricola, »als Königin ist es eine große Verbrecherin, als Frau ist sie eine würdige, große Seele. Man thut wohl daran daß man die Kronen bricht, das Unglück läutert.«

      »Alle Teufel, wie gut sprichst Du, Bürger Maurice! erwiderte Agricola. »Ich höre Dich gern, Dich und Deinen Freund Lorin. Sind das auch Verse, was Du da gesagt hast?«

      Maurice lächelte.

      Während dieser Unterredung fiel die Scene, welche Maurice vorhergesagt, wirklich auf der andern Seite der Glasthüre vor.

      Die Frau Tison hatte sich der Königin genähert.

      »Madame,« sprach diese zu ihr, »Ihre Verzweiflung bricht mir das Herz; ich will Sie nicht Ihres Kindes berauben, das schmerzt zu sehr; doch bedenken Sie, wenn ich tue, was diese Menschen verlangen, wird Ihre Tochter vielleicht ebenfalls verloren sein.«

      »Thun Sie, was sie sagen,« rief die Tison, »thun' Sie, was sie sagen!«

      »Doch zuvor erfahren Sie wenigstens, um was es sich handelt.«

      »Um was handelt es sich?« fragte die Gefangenenwärterin mit ungestümer Neugierde.

      »Ihre Tochter brachte eine Freundin mit.«

      »Ja, eine Arbeiterin wie sie; sie wollte wegen der Soldaten nicht allein kommen.«

      »Diese Freundin hat Ihrer Tochter ein Billet übergeben. Ihre Tochter ließ es fallen, Marie, welche vorüberging, hob es auf. Es ist allerdings ein sehr unbedeutendes Papier, aber boshafte Leute könnten einen Sinn darin finden. Hat Ihnen der Municipal nicht gesagt, wenn man finden solle, finde man immer?«

      »Hernach? hernach?«

      »Nun, das ist Alles: Sie wollen, daß ich dieses Papier aushändige; soll ich einen Freund opfern, ohne Ihnen vielleicht Ihre Tochter dafür zu geben?«

      »Thun Sie, was sie sagen!« rief die Frau, »thun sie, was sie sagen!«

      »Ader begreifen Sie doch, wenn dieses Papier Ihre Tochter gefährdet!« sprach die Königin,

      »Meine Tochter ist wie ich eine gute Patriotin,« rief die Megäre. »Gott sei Dank! die Tison sind bekannt: thun Sie, was sie sagen.«

      »Mein Gott! wenn ich Sie nur überzeugen könnte!« versetzte die Königin.

      »Meine Tochter! man soll mir meine Tochter zurückgeben!« rief die Tison mit den Füßen stampfend. »Gib das Papier, Antoinette, gib es.«

      »Hier ist es, Madame.«

      Die König!« reichte der Unglücklichen ein Papier diese hob es freudig über ihren Kopf empor und rief:

      »Kommt! kommt, Bürger Municipale. Ich habe das Papier! nehmt es und gebt mir mein Kind zurück.«

      »Sie opfern unsere Freunde, meine Schwester,« sagte Madame Elisabeth.

      »Nein, meine Schwester,« entgegnete traurig die Königin, »ich opfere nur uns, das Papier kann Niemand gefährden.«

      Aus das Geschrei der Frau Tison kamen Maurice und sein College dieser entgegen; sie reichte ihnen sogleich das Billet. Die Municipale öffneten es und lasen:

»Im Osten! es wacht noch ein Freund!«

      Maurice hatte nicht sobald die Augen aus das Papier geworfen, als er zu zittern anfing.

      Die Handschrift schien ihm nicht unbekannt.

      »Oh! mein Gott,« rief er, »sollte es die von Geneviève sein?« Oh! nein, das ist unmöglich, ich bin Narr. Sie gleicht ihr allerdings, doch was könnte Geneviève mit der Königin gemein haben? Er wandte sich ab und sah, daß Marie Antoinette ihn anschaute. Die Frau Tison aber verschlang Maurice, in Erwartung ihres Schicksals, mit den Blicken.

      »Du hast ein gutes Werk gethan,« sprach er zu Tison, »und Sie, Bürgerin,« sagte er zur Königin, »Sie haben ein schönes Werk gethan.«

      »Dann bestimme Sie mein Beispiel, mein Herr erwiderte Marie Antoinette, »verbrennen Sie dieses Papier und Sie werden ein Werk der Barmherzigkeit thun.«

      »Du scherzest, Oesterreicherin,« rief Agricola, »sollen ein Papier verbrennen, das uns vielleicht eine ganze Brut von Aristokraten packen läßt; meiner Treue, nein das wäre zu albern.«

      »In der That, verbrennt es,« sagte die Tison, es könnte meine Tochter gefährden.«

      »Ich glaube wohl, Deine Tochter und die Anderen sprach Agricola und nahm aus den Händen von Maurice das Papier, das dieser sicherlich verbrannt hätte, wenn er allein gewesen wäre.

      Zehn Minuten nachher wurde das Papier auf dem Bureau der Mitglieder der Gemeinde niedergelegt; man öffnete es sogleich und deutete es auf alle mögliche Weisen.

      »Im Orient!2 es wacht noch ein Freund,« sagte eine Stimme, »was Teufels kann das bedeuten?«

      »Bei Gott,« entgegnete ein Geograph in Lorient, das ist klar, Lorient ist eine kleine Stadt der Bretagne und liegt zwischen Vannes und Quimper. Mord und Tod! Man sollte diese Stadt verbrennen, wenn

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<p>2</p>

A Orient, im Osten