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Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith
Читать онлайн.Название Der Wohlstand der Nationen
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Adam Smith
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Solche Erhöhungen des Marktpreises sind offenbar Wirkungen besonderer Umstände, deren Einfluss jedoch bisweilen viele Jahre dauern kann.
Manche Naturprodukte erfordern eine so eigentümliche Beschaffenheit des Bodens und der Lage, dass aller Grund und Boden in einem großen Lande, der zu ihrer Hervorbringung geeignet ist, nicht hinreicht, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Daher kann die ganze zu Markt gebrachte Menge an Käufer abgesetzt werden, die mehr zu geben geneigt sind als zur Bezahlung der Rente des Landes, auf dem sie gezogen sind, sowie des Arbeitslohns und des Kapitalgewinns ihren natürlichen Sätzen entsprechend hinreichend wäre. Solche Waren können ganze Jahrhunderte hindurch zu diesem hohen Preise verkauft werden, und der Teil davon, welcher sich in die Grundrente auflöst, ist in diesem Falle der Teil, welcher im Allgemeinen über seinen natürlichen Satz bezahlt wird. Die Rente des Bodens, der so seltene und geschätzte Produkte hervorbringt, wie z. B. die Rente einiger französischer Weinberge von besonders glücklicher Bodenbeschaffenheit und Lage, steht zu der Rente anderen gleich fruchtbaren und gut angebauten Bodens der Umgegend in keinem geregelten Verhältnis. Dagegen übersteigen die Löhne der Arbeit und die Gewinne des Kapitals, die auf die Erzeugung und Herbeischaffung verwendet wurden, selten das natürliche Verhältnis zum Lohn und Gewinn der anderen Aufwendungen von Arbeit und Kapital in ihrer Umgegend.
Solche Erhöhungen des Marktpreises sind offenbar Wirkungen natürlicher Ursachen, welche es verhindern können, dass der wirksamen Nachfrage stets völlig genügt werde, und welche deshalb auch dauernd fortwirken können.
Ein einem einzelnen, oder einer Handelsgesellschaft verliehenes Monopol hat die nämliche Wirkung, wie ein Handels- oder Fabrikgeheimnis. Indem die Monopolisten den Markt nie vollständig versorgen und die wirksame Nachfrage nie völlig befriedigen, verkaufen sie ihre Waren weit über dem natürlichen Preise, und steigern ihre Vorteile, ob sie nun in Arbeitslohn oder Gewinn bestehen, weit über ihren natürlichen Satz.
Der Monopolpreis ist jederzeit der höchste, der zu erreichen ist. Der natürliche Preis, oder der Preis des freien Wettbewerbs hingegen ist der niedrigste, der sich zwar nicht jedes Mal, aber doch im Durchschnitt einer längeren Zeit erzielen lässt. Der erstere ist jedes Mal der höchste, der von den Käufern erpresst werden kann, oder den sie mutmaßlich bewilligen werden; der andere ist der niedrigste, mit dem die Verkäufer im Allgemeinen auskommen können, ohne ihr Geschäft einstellen zu müssen.
Die ausschließlichen Privilegien von Korporationen, die Bestimmungen über das Lehrverhältnis und alle die Gesetze, welche in gewissen Gewerben den Wettbewerb auf eine geringere Anzahl Mitwerber beschränken als sonst auftreten würden, haben, wenn auch in minderem Grade, die nämliche Neigung. Sie sind eine Art ausgedehnter Monopole und können oft Menschenalter hindurch in ganzen Klassen von Gewerben den Marktpreis einer Ware über dem natürlichen Preise erhalten, und sowohl den Arbeitslohn als den Kapitalgewinn etwas über ihren natürlichen Satz steigern.
Solche Erhöhungen des Marktpreises können so lange dauern als die Verwaltungsmaßregeln, durch die sie veranlasst werden, aufrechterhalten bleiben.
Der Marktpreis einer Ware kann sich zwar lange über dem natürlichen Preise halten, aber selten lange unter ihm stehen. Welcher Teil auch unter dem natürlichen Satze bezahlt würde, die dabei interessierten Personen würden doch immer den Verlust sogleich fühlen, und so viel Land, Arbeit oder Kapital aus dem Betriebe zurückziehen, dass die zu Markt gebrachte Ware bald nur noch hinreichen würde, die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Mithin würde ihr Marktpreis bald auf den natürlichen Preis steigen. Wenigstens träte dieser Fall da ein, wo vollkommene Freiheit herrscht.
Dieselben Bestimmungen über das Lehrlingsverhältnis und die anderen Zunftgesetze, welche den Arbeiter, so lange ein Gewerbszweig blüht, instand setzen, seinen Arbeitslohn weit über den natürlichen Satz zu steigern, nötigen ihn übrigens zuweilen auch, wenn das Gewerbe in Verfall gerät, den Lohn weit unter jenen Satz fallen zu lassen. Wie sie im ersteren Falle viele Leute von seinem Gewerbe ausschließen, so schließen sie im letzteren ihn von vielen anderen Gewerben aus. Doch ist die Wirkung solcher Verordnungen nicht entfernt so andauernd auf die Herabsetzung als auf die Steigerung des Arbeitslohns über seinen natürlichen Satz. In der ersteren Richtung kann ihr Einfluss Jahrhunderte dauern, in der anderen aber nicht länger als das Leben der Arbeiter währt, welche zu dem Geschäfte in der Zeit seiner Blüte erzogen wurden. Sind sie gestorben, so wird sich die Zahl derer, die später für dies Gewerbe erzogen werden, naturgemäß nach der wirksamen Nachfrage richten. Die Verwaltung müsste so tyrannisch sein, wie in Hindostan oder im alten Ägypten, wo jedermann durch religiöse Vorschriften gezwungen war, das Geschäft seines Vaters zu betreiben und wo es für den schrecklichsten Frevel galt, es mit einem andern zu vertauschen, wenn sie in einem Gewerbe mehrere Generationen hindurch den Arbeitslohn oder den Kapitalgewinn unter ihrem natürlichen Satze sollte erhalten können.
Dies ist alles, was ich vorläufig über die gelegentlichen oder dauernden Abweichungen des Marktpreises der Waren vom natürlichen Preise bemerken zu müssen glaubte.
Der natürliche Preis selbst schwankt mit dem natürlichen Satze jedes seiner Bestandteile, des Arbeitslohnes, des Gewinnes und der Rente; und in jeder Gesellschaft schwankt dieser Satz je nach ihrer Lage, ihrem Reichtum oder ihrer Armut, ihrem Fortschritt, Stillstande oder Rückgange. Die Ursachen dieser verschiedenen Schwankungen werde ich so vollständig und deutlich als ich es vermag, in den vier folgenden Kapiteln behandeln.
Erstens werde ich auseinanderzusetzen suchen, welche Umstände naturgemäß den Satz des Arbeitslohns bestimmen, und in welcher Art diese Umstände durch den Reichtum oder die Armut, durch das Fortschreiten, den Stillstand oder den Rückgang der Gesellschaft berührt werden.
Zweitens werde ich mich zu zeigen bemühen, welche Umstände naturgemäß den Satz des Kapitalgewinnes bestimmen, und in welcher Art auch diese Umstände durch die gleichen Veränderungen im Zustande der Gesellschaft berührt werden.
Obgleich der Geldlohn und Geldgewinn in den verschiedenen Verwendungen von Arbeit und Kapital sehr verschieden sind, so scheint doch gewöhnlich sowohl zwischen den Löhnen in allen verschiedenen Verwendungen von Arbeit, wie zwischen den Gewinnen in allen verschiedenen Verwendungen von Kapital ein gewisses Verhältnis stattzufinden. Dies Verhältnis hängt, wie sich später zeigen wird, teils von der Natur der verschiedenen Anlagen, teils von den verschiedenen Gesetzen und der Politik der Gesellschaft ab, in der sie gemacht werden. Wenn dies Verhältnis aber auch in vieler Beziehung von den Gesetzen und der Politik abhängig ist, so scheint es doch wenig vom Reichtum oder der Armut jener Gesellschaft, von ihrem Fortschreiten, Stillstande oder Rückgange berührt zu werden, sondern in allen diesen Zuständen das nämliche oder beinahe das nämliche zu bleiben. Ich werde drittens alle die verschiedenen Umstände, die dies Verhältnis regeln, darzulegen suchen.
Viertens und letztens werde ich zu zeigen suchen, welche Umstände die Grundrente regeln und den Sachpreis aller der Stoffe, welche das Land erzeugt, erhöhen oder erniedrigen.
Achtes Kapitel
Der Arbeitslohn
Das Produkt der Arbeit bildet die natürliche Vergütung oder den Lohn der Arbeit.
In jenem ursprünglichen Zustande, der sowohl der Bodenaneignung wie der Kapitalienansammlung vorhergeht, gehört das ganze Arbeitsprodukt dem Arbeiter. Er hat weder mit einem Grundbesitzer noch mit einem Meister zu teilen.
Hätte dieser Zustand fortgedauert, so würde der Lohn der Arbeit mit all den Steigerungen ihrer produktiven Kräfte, welche durch die Arbeitsteilung herbeigeführt werden, zugleich gewachsen sein. Alle Dinge würden nach und nach wohlfeiler geworden sein. Sie würden durch eine geringere Menge Arbeit hervorgebracht, und, da bei diesem Zustande die durch gleiche Arbeitsmengen hervorgebrachten Waren natürlich gegen einander ausgetauscht würden, auch mit dem Erzeugnis einer kleineren Arbeitsmenge gekauft worden sein.
Obschon aber in Wirklichkeit alle Dinge wohlfeiler geworden wären, so könnten doch dem Anscheine nach viele