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über alle Getreidearten, welche auf die Märkte der verschiedenen schottischen Grafschaften kommen. Wenn solch ein direkter Beweis noch einer Ergänzung und Bestärkung bedürfte, so würde ich hinzufügen, dass jenes gleicherweise in Frankreich und wahrscheinlich auch in den meisten übrigen Teilen Europas der Fall gewesen ist. Bezüglich Frankreichs ist der klarste Nachweis vorhanden. So gewiss es aber ist, dass in beiden Teilen des vereinigten Königsreichs das Getreide im letzten Jahrhundert etwas teurer war als im gegenwärtigen, ebenso gewiss ist es, dass die Arbeit viel wohlfeiler war. Wenn daher die arbeitenden Armen ihre Familien damals ernähren konnten, so muss es ihnen jetzt umso leichter werden. Im vorigen Jahrhundert betrug der üblichste Tagelohn gemeiner Arbeit im größten Teile Schottlands sechs Pence im Sommer und fünf Pence im Winter. Drei Schilling die Woche, also so ziemlich dasselbe, wird noch heute in einigen Teilen der Hochlande und auf den westlichen Inseln bezahlt. Im größten Teile des Tieflandes ist der üblichste Lohn für gemeine Arbeit acht Pence täglich; zehn Pence, bisweilen einen Schilling, beträgt er um Edinburgh, in den an England grenzenden Grafschaften, wahrscheinlich wegen dieser Nachbarschaft, und an einigen wenigen Orten, wo sich jüngst eine beträchtliche Zunahme der Nachfrage nach Arbeit eingestellt hat, um Glasgow, Carron, Ayrshire usw. In England begannen die Fortschritte im Landbau, in den Gewerben und im Handel viel früher als in Schottland. Mit diesen Fortschritten musste notwendig die Nachfrage nach Arbeit und folglich ihr Preis steigen. Daher war sowohl im vorigen wie im jetzigen Jahrhundert der Arbeitslohn in England höher als in Schottland. Er ist seit jener Zeit noch beträchtlich gestiegen, obgleich wegen der größeren Schwankungen der Löhne je nach den verschiedenen Orten schwer zu bestimmen ist, wie sehr er stieg. Im Jahre 1614 war der Sold eines Fußsoldaten der nämliche, wie jetzt, nämlich acht Pence den Tag. Als er zuerst festgesetzt wurde, wurde er natürlich nach dem üblichen Lohn gemeiner Arbeiter bestimmt, d. h. desjenigen Standes, aus dem Fußsoldaten gewöhnlich genommen werden. Der Lord-Oberrichter Haies, der zur Zeit Karls II. schrieb, berechnet die notwendigen Ausgaben einer Arbeiterfamilie, die aus sechs Personen, dem Vater, der Mutter, zwei zu etwas Arbeit fähigen und zwei arbeitsunfähigen Kindern besteht, auf zehn Schilling die Woche oder sechsundzwanzig Pfund im Jahr. Wenn sie dies mit ihrer Arbeit nicht verdienen können, so müssen sie es nach seiner Meinung durch Betteln oder Stehlen aufbringen; und er scheint sehr sorgfältige Untersuchungen über diesen Gegenstand angestellt zu haben.4 Im Jahre 1688 berechnete Gregory King, dessen statistisches Geschick von Doktor Davenant so sehr gerühmt wird, das gewöhnliche Einkommen der Arbeiter und Lohndiener auf jährlich fünfzehn Pfund für eine Familie, deren Bestand er im Durchschnitt zu drei und einer halben Person annahm. Seine Berechnung ist, obwohl scheinbar von der des Dichters Haies verschieden, im Grunde doch mit dieser ziemlich übereinstimmend. Beide nehmen die wöchentliche Ausgabe solcher Familien auf etwa zwanzig Pence für den Kopf an. Seit dieser Zeit sind sowohl die Einkünfte als die Ausgaben solcher Familien im größten Teile des Königreichs ansehnlich gewachsen; an dem einen Orte mehr, an einem anderen weniger, obgleich vielleicht nirgends so sehr, wie gewisse übertriebene Berechnungen des gegenwärtigen Arbeitslohns sie neuerdings dem Publikum darstellten. Der Preis der Arbeit kann, wie bemerkt werden muss, nirgends sehr genau festgestellt werden, da oft an demselben Orte und für dieselbe Sorte von Arbeit nicht bloß je nach der verschiedenen Geschicklichkeit der Arbeiter, sondern auch nach der Willigkeit oder Kargheit der Meister verschiedene Preise gezahlt werden. Wo der Arbeitslohn nicht gesetzlich geregelt ist, können wir nicht beanspruchen, etwas anderes festzustellen als welches der üblichste ist, und die Erfahrung scheint zu beweisen, dass Gesetze ihn niemals angemessen regeln, so oft sie auch mit diesem Anspruch auftraten.

      Die Sachvergütung der Arbeit, die wirkliche Menge von Lebens- und Genussmitteln, welche sie dem Arbeiter einbringt, nahm im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts vielleicht in noch größerem Maße zu als ihr Geldpreis. Nicht nur das Getreide ist etwas wohlfeiler geworden, sondern auch viele andere Dinge, welche den fleißigen Armen eine angenehme und gesunde Abwechslung in den Nahrungsmitteln darbieten, sind um ein gut Teil billiger geworden. Die Kartoffeln z. B. kosten jetzt im größten Teil des Königreichs nur halb so viel als vor dreißig oder vierzig Jahren. Dasselbe lässt sich von den Rüben, dem Kohl, den Mohrrüben sagen, lauter Gewächse, die früher mit dem Spaten, jetzt aber gewöhnlich mittels des Pfluges bestellt werden. Auch alle Arten von Gartengewächsen sind wohlfeiler geworden. Die Äpfel und selbst die Zwiebeln kamen im vorigen Jahrhundert meist aus Flandern. Die großen Fortschritte in der Verfertigung der gröberen Leinen- und Wollenzeuge haben den Arbeitern billigere und bessere Kleidung und die Fortschritte in der Verfertigung der groben Metallwaren billigeres und besseres Handwerkzeug, sowie viele angenehme und bequeme Hausgeräte verschafft. Seile, Salz, Lichter, Leder und gegorene Getränke sind allerdings, hauptsächlich durch die darauf gelegten Steuern, viel teurer geworden. Allein die Menge, die der arbeitende Arme von diesen Dingen notwendig braucht, ist so gering, dass die Erhöhung ihres Preises der Verminderung des Preises so vieler anderer Dinge nicht gleichkommt. Die gewöhnliche Klage, dass der Luxus sich selbst bis auf die untersten Volksklassen erstreckt und die arbeitenden Armen jetzt nicht mehr mit der Nahrung, Kleidung und Wohnung zufrieden sein wollen, an der sie sich früher haben genügen lassen, kann uns überzeugen, dass nicht nur der Geldpreis der Arbeit, sondern auch ihre Sachvergütung gestiegen ist.

      Ist nun diese Verbesserung in den Umständen der niederen Volksklassen als ein Vorteil oder als ein Nachteil für die Gesellschaft anzusehen? Die Antwort scheint auf den ersten Blick außerordentlich einfach. Dienstboten, Tagelöhner und Arbeiter verschiedener Art machen den bei weitem größten Teil jeder großen politischen Gemeinschaft aus. Was immer aber die Umstände des größten Teils verbessert, kann niemals als ein Nachteil für das Ganze angesehen werden. Sicherlich kann keine Gesellschaft blühend und glücklich sein, deren meiste Glieder arm und elend sind. Überdies ist es nicht mehr als billig, dass die, die die gesamte Masse des Volkes mit Nahrung, Kleidung und Wohnung versorgen, einen solchen Anteil von dem Produkt ihrer eigenen Arbeit erhalten, um sich selbst erträglich nähren, kleiden und wohnen zu können.

      Die Armut ermutigt zwar nicht zur Ehe, verhindert aber auch sie nicht immer. Sie scheint sogar der Kindererzeugung günstig zu sein. Eine halbverhungerte Bergschottin bringt oft mehr als zwanzig Kinder zur Welt, während eine wohlgenährte schöne Dame oft unfähig ist, ein einziges zu gebären und im Allgemeinen höchstens zwei oder drei Niederkünfte abhält. Die unter vornehmen Frauen so häufige Unfruchtbarkeit ist unter den Frauen niederen Standes sehr selten. Während die Üppigkeit im schönen Geschlecht zwar vielleicht die Begierde nach Genuss entflammt, scheint sie stets die Zeugungskraft zu schwächen und oft ganz zu zerstören.

      Allein die Armut ist, obwohl sie die Kindererzeugung nicht hemmt, höchst ungünstig für die Kindererziehung. Die zarte Pflanze ist hervorgebracht, muss aber in so kaltem Boden und so rauem Klima bald welken und sterben. Es ist, wie man mir oft gesagt hat, in den schottischen Hochlanden nichts Ungewöhnliches, dass eine Mutter, die zwanzig Kinder geboren hat, nicht zwei am Leben behält. Einige sehr erfahrene Offiziere haben mich versichert, dass sie, weit entfernt, ihr Regiment damit rekrutieren zu können, niemals imstande waren, mit allen in ihm geborenen Soldatenkindern auch nur die Zahl der Trommler und Pfeifer voll zu machen. Dennoch sieht man selten irgendwo so viele hübsche Kinder als um eine Kaserne herum; aber sehr wenige von ihnen erreichen, wie es scheint, das vierzehnte oder fünfzehnte Jahr. An einigen Orten stirbt die Hälfte der Kinder vor dem vierten Jahre, an vielen vor dem siebenten, und fast überall vor dem neunten oder zehnten. Aber diese große Sterblichkeit findet sich überall hauptsächlich unter den Kindern des niederen Volkes, das sie nicht mit der Sorgfalt warten kann wie die besseren Stände. Obgleich ihre Ehen im Allgemeinen fruchtbarer sind als die der vornehmen Leute, so gelangen doch weniger Kinder aus jenen zur Reife. In Findelhäusern und unter den auf Kosten der Gemeinde verpflegten Kindern ist die Sterblichkeit noch größer als unter den Kindern der gewöhnlichen Leute.

      Jede Tiergattung vermehrt sich naturgemäß im Verhältnis zu den Mitteln ihres Unterhalts, und keine Gattung kann sich jemals darüber hinaus vermehren. Aber in einer zivilisierten Gesellschaft kann der Mangel an Nahrungsmitteln nur unter den unteren Volksklassen einer weiteren Vermehrung der Menschen Schranken setzen; und er kann dies nur dadurch, dass er einen großen Teil der Kinder, die ihre fruchtbaren Ehen hervorbringen, vernichtet.

      Die reichliche Belohnung der Arbeit, welche die niederen Volksklassen

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<p>4</p>

Man sehe sein Scheme for the maintenance of the poor, in Burn’s History of the Poor-laws.