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Salvator. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Salvator
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Die junge Frau befragte mit den Augen ihren Gatten.
Es ließ sich leicht sehen, daß nichts ungewöhnlicher war, als ein solcher Besuch von Herrn von Marande; und dennoch ließ sich auch sehen, daß dieser Besuch weder gewünscht, noch gefürchtet war: es war eher der Besuch eines Freundes als der eines Gatten, und Lydie schien sogar mit mehr Neugierde als Besorgniß zu warten.
Herr von Marande lächelte; dann sagte er mit seiner sanftesten Stimme:
»Ich muß mich vor Allem entschuldigen, daß ich Sie so spät oder vielmehr so früh besuche. Glauben Sie mir, hielten mich nicht die wichtigsten Geschäfte den ganzen Tag außer dem Hause, so würde ich eine günstigere Gelegenheit abgewartet haben, um vertraulich mit Ihnen zu reden.«
»Welche Stunde Sie auch wählen mögen, mein Herr, um mit mir zu sprechen,« erwiderte Frau von Marande mit liebreichem Tone, »es ist immer eine kostbare Gelegenheit, um so kostbarer, je seltener sie ist.«
Herr von Marande verbeugte sich, diesmal aber zum Zeichen des Dankes; dann trat er an eine Bergère, rückte sie hinzu, und lehnte den Arm des Meuble an das Bett von Frau von Marande an, so daß er sich ihr gegenüber befand.
Die junge Frau ließ ihren Kopf wieder auf ihre Hand fallen und wartete.
»Erlauben Sie mir, Madame,« sagte Herr von Marande, »daß ich, ehe ich in die Sache selbst eingehe, oder, wenn Sie lieber wollen, um besser in dieselbe einzugehen, Ihnen meine Complimente über Ihre außerordentliche Schönheit wiederhole, welche alle Tage zunimmt und heute Nacht wahrhaft den Culminationspunkt der menschlichen Schönheit erreicht zu haben schien.«
»In der That, mein Herr, ich weiß nicht, wie ich auf eine solche Höflichkeit antworten soll: sie bereitet mir um so mehr Freude, als Sie mir gewöhnlich die Complimente mit einer gewissen Sparsamkeit zumessen. Gestatten Sie, daß ich mich darüber beklage, ohne es Ihnen vorzuwerfen.«
»Klagen Sie wegen meines Geizes nur die auf die Arbeit eifersüchtige Liebe an. Meine ganze Zeit ist der Aufgabe gewidmet, die ich mir vorgesetzt habe; würde es mir aber eines Tages erlaubt sein, einen Theil meiner Stunden in der süßen Muße zuzubringen, die Sie mir in diesem Augenblicke gewähren, glauben Sie mir, dieser Tag wäre einer der schönsten meines Lebens.«
Frau von Marande schlug die Augen zu ihrem Gatten auf und schaute ihn, als könnte ihr nichts seltsamer scheinen, als das, was er ihr so eben gesagt hatte, mit Erstaunen an.
»Ei! mich dünkt, mein Herr,« antwortete sie mit allem Zauber, den sie ihrer Stimme zu geben vermochte, »mich dünkt, so oft Sie diese Muße zu genießen verlangen, werden Sie nur zu thun haben, was Sie diesen Morgen gethan . . . mich zu benachrichtigen, Sie wünschen mich zu sehen, oder auch,« fügte sie lächelnd bei, »sich bei mir einzufinden, ohne mich zu benachrichtigen.«
»Sie wissen,« sagte Herr von Marande ebenfalls lächelnd, »das liegt nicht in unseren Bedingungen.«
»Diese Bedingungen, mein Herr, Sie haben sie dictirt, und nicht ich; ich habe sie einfach angenommen. Es war nicht an der, welche, ohne Ihnen irgend eine Mitgift zu bringen, von Ihnen ihr Vermögen, ihre Stellung . . . und sogar die Ehre ihres Vaters erhielt, Bedingungen zu machen, wie mir scheint.«
»Glauben Sie, liebe Lydie, der Augenblick sei gekommen, etwas an diesen Bedingungen zu ändern, und würde ich Ihnen nicht sehr überlästig scheinen, käme ich, zum Beispiel, diesen Morgen und würfe ungeschlachter Weise meinen ehelichen Realismus mitten unter die Träume, die Sie heute Nacht gemacht haben, und vielleicht in diesem Augenblicke, wo ich mit Ihnen spreche, noch machen?«
Frau von Marande fing an zu begreifen, worauf die Conversation abzielte, und fühlte eine Purpurwolke über ihr Gesicht ziehen. Der Banquier ließ dieser Wolke Zeit, sich zu zerstreuen, und fragte dann gerade auf den Punkt zurückkommend, wo das Gespräch unterbrochen worden war, mit seinem ewigen Lächeln und seiner unbeugsamen Höflichkeit:
»Diese Bedingungen« Madame« Sie erinnern sich derselben ?«
»Vollkommen, mein Herr,« antwortete die junge Frau mit einer Stimme, die sie ruhig zu erhalten sich anstrengte.
»Ich habe das Glück« bald drei Jahre Ihr Gatte zu sein, und in drei Jahren vergißt man viele Dinge.«
»Ich werde nie vergessen, was ich Ihnen verdanke, mein Herr.«
»Hierin, Madame, sind wir verschiedener Ansicht. Ich glaube nicht, daß Sie mir etwas verdanken; sollten Sie aber das Gegentheil denken und irgend eine Schuld mir gegenüber eingegangen zu haben meinen, so würde ich Sie bitten, gerade diese Schuld zu vergessen.«
»Man vergißt nicht, wann man will, und wie man will, mein Herr; und es gibt gewisse Leute, für die der Undank nicht nur ein Verbrechen, sondern auch eine Unmöglichkeit ist! Mein Vater, ein in den Geschäften ungeschickter alter Soldat, steckte sein ganzes Vermögen, das er zu verdoppeln hoffte, in eine industrielle Speculation und wurde zu Grunde gerichtet. Er hatte Verbindlichkeiten bei dem Banquehause übernommen, bei welchem Sie Nachfolger wurden, und diese Verbindlichkeiten konnten zur Verfallzeit nicht gehalten werden. Ein junger Mann . . . «
»Madame . . . « versuchte Herr von Marande zu unterbrechen.«
»Ich will über nichts weggehen,« sagte Lydie: »Sie würden glauben, ich habe vergessen. Ein junger Mann, der meinen Vater für reich hielt, bat um meine Hand; ein instinctartiger Widerwille gegen diesen jungen Mann machte, daß mein Vater von Anfang sein Gesuch zurückwies. Doch besiegt durch meine Bitten, – dieser junge Mann hatte mir gesagt, er liebe mich, und ich glaubte ihn zu lieben . . . «
»Sie glaubten?« sagte Herr von Marande.
»Ja, mein Herr, ich glaubte. Ist man mit sechzehn Jahren seiner Gefühle ganz sicher, besonders, wenn man aus der Pension kommt und die Welt ganz und gar nicht kennt? . . . Ich wiederhole also, besiegt durch mein Bitten, empfing am Ende mein Vater Herrn von Bedmar. Alles wurde festgesetzt, selbst meine Mitgift: dreimal hunderttausend Franken. Doch es Verbreitete sich das Gerücht vom Ruine meines Vaters, mein Bräutigam stellte plötzlich seine Besuche ein und verschwand! nur empfing mein Vater einige Zeit nachher von ihm einen Brief datiert von Mailand, in welchem er ihm sagte, da er seinen ersten Widerwillen, ihn zum Schwiegersohne anzunehmen, erfahren habe, so wolle er seinen Sympathien keine Gemalt antun. Meine Mitgift war abgesondert deponiert und vor jedem Angriffe geschützt worden; es war ungefähr die Hälfte von dem, was mein Vater Ihrem Banquehause schuldete. Drei Tage vor der Verfallzeit seiner Verbindlichkeiten erschien er bei Ihnen, bot Ihnen die dreimal hunderttausend Franken an und bat Sie um Frist für das Uebrige. Sie antworteten ihm, er möge sich vor Allem beruhigen, und fügten bei, da Sie ihm ein Geschäft vorzuschlagen haben, so bitten Sie ihn um ein Rendezvous in seinem Hause am andern Tage . . . Ist das so ?«
»Ja, Madame . . . nur muß ich gegen das Wort Geschäft Einsprache thun.«
»Ich glaube, es ist das, dessen Sie sich bedienten.«
»Ich brauchte einen Vorwand, um Eintritt in Ihr Haus zu erlangen, Madame: das Wort Geschäft war keine Bezeichnung, sondern ein Vorwand.«
»Ich verlasse das Wort; mein Herr: bei solchen Umständen ist das Wort nichts, dies Sache ist Alles. Sie kamen und machten meinem Vater den unerwarteten Antrag, mein Gatte zu werden, als meine Mitgift die von ihm Ihrem Hause gegenüber contrahirten sechsmal hunderttausend Franken Schulden zu nehmen, und ihm die hundertausend Thaler zu lassen, die er Ihnen angeboten hatte.«
»Ihrem Vater mehr antragend, Madame, hätte ich befürchtet, er würde es ausschlagen.«
»Ich kenne Ihr ganzes Zartgefühl, mein Herr. Mein Vater, so sehr er von dem Vorschläge betäubt war, nahm an, mit Vorbehalt meiner Einwilligung, und diese Einwilligung ließ, wie Sie wissen, nicht auf sich warten.«
»Ah! Sie haben ein frommes, kindliches Herz, Madame.«
»Erinnern Sie sich unserer Zusammenkunft mein Herr? Meine