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das hätte beinahe das Ansehen einer Erklärung.«

      Herr von Marande schaute seine Frau fest an.

      »Aber, mein Herr,« sagte sie, »ist Ihnen nicht auch manchmal Eines eingefallen?«

      Herr von Marande schaute fortwährend seine Frau an.

      »Was? Lassen Sie hören, Madame!»fragte er, nachdem er einen Augenblick geschwiegen hatte.

      »Daß sich . . . so lächerlich das sein mag, eine Frau in ihren Mann verlieben kann.«

      Eine Wolke zog rasch über das Gesicht von Herrn von Marande; er schloß die Augen, und die Dunkelheit bildete sich, so zu sagen, auf seiner Physiognomi.

      Alsdann erwiderte er den Kopf schüttelnd und als erwachte er aus einem Traume:

      »Ja, so lächerlich es sein mag, das kann geschehen. Bitten Sie Gott, Madame, daß ein solches Phänomen nicht zwischen uns eintrete!«

      Und die Stirne faltend, fügte er mit leiser Stimme bei:

      »Das wäre ein zu großes Unglück für Sie und besonders für mich!«

      Dann stand er auf und mochte ein paar Gänge im Zimmer, wobei er sich bemühte, in dem Theile zu bleiben, der am Kopfe des Bettes von Frau von Marande war, und wohin ihm daher die Blicke von dieser nicht folgen konnten.

      Aber, Dank sei es einem in ihrer Nähe befindlichen Spiegel, Lydie bemerkte, daß sich ihr Gatte die Stirne und vielleicht sogar die Augen mit einem Taschentuche abwischte.

      Ohne Zweifel entging es Herrn von Marande nicht, seine Aufregung, was auch die Ursache davon sein mochte, verrathe ihn in den Augen seiner Frau; denn, sein Gesicht erheiternd und seine Lippen und seine Augen zum Lächeln zwingend, setzte er sich wieder in den ein paar Minuten leer gebliebenen Lehnstuhl.

      Sodann, nachdem er noch einen Augenblick geschwiegen hatte, sagte er mit seiner sanftesten Stimme:

      »Nun« Madame« nachdem ich die Ehre gehabt habe, Ihnen meine Meinung über Monseigneur Coletti und Herrn Jean Robert zu sagen, habe ich Sie nach um die Ihrige über Herrn Lorédan von Valgeneuse zu bitten.«

      Frau von Marande schaute ihren Gatten mit einem gewissen Erstaunen an.

      »Mein Herr,« antwortete sie, »meine Meinung über ihn ist die der ganzen Welt.«

      »So sagen Sie mir die der ganzen Welt, Madame.«

      »Herr von Valgeneuse . . . «

      »Sie schwieg, verlegen, weiter zu gehen.

      »Verzeihen Sie, mein Herr,« sagte sie, »Sie scheinen mir Vorurtheile gegen Herrn von Valgeneuse zu haben.«

      »Vorurtheile, ich? Gott behüte mich, daß ich Vorurtheile gegen Herrn von Valgeneuse habe! Nein, ich höre nur, was man sagt . . . Sie wissen, nicht wahr, was man von Herrn von Valgeneuse sagt?«

      »Er ist reich, er hat Successe, er ist bei Hof sehr wohl gelitten: das ist mehr als es braucht, daß man viel Schlimmes von ihm sagt.«

      »Wissen Sie, was man von ihm Schlimmes sagt.?«

      »Wie ich das Schlimme weiß, mein Herr; sehr mittelmäßig.«

      »Nun, so hören Sie, was man sagt . . . Sprechen wir zuerst von seinem Reichthum.«

      »Er ist unbestritten.«

      »Gewiß, in her Thatsache seiner Existenz; doch bestreitbar, wie es scheint, in der Art, wie er ihn erlangt hat.«

      »Hat nicht der Vater von Herrn von Valgeneuse das Vermögen eines älteren Bruders geerbt?«

      »Ja; nur ist über diese Erbschaft eine düstere Geschichte im Umlaufe; es handelt sich um etwas wie um ein Testament, das beim Tode dieses älteren Bruders verschwunden wäre, der in dem Augenblicke, wo man es am wenigsten erwartete, von einem Schlage getroffen worden sein soll. Es war ein Sohn da. . . . Haben Sie hiervon sprechen hören, Madame ?«

      »Unbestimmt: die Gesellschaft, die mein Vater sah, war nicht die von Herrn von Valgeneuse.«

      »Ihr Vater war ein redlicher Mann, Madame, und es gibt ein Sprichwort über die Gesellschaft, die man sieht. Nun wohl, es war ein Sohn da, ein reizender junger Mann, den die Erben, die, welche man anklagt, – sage ich, welche man anklagt, so handelt es sich, wohlverstanden, nicht um eine Anklage vor dem Assisenhofe, – den die Erben, aus dem Hause seines Vaters gejagt haben; denn er war notorisch der Sohn des Marquis von Valgeneuse, der Neffe des Grafen und folglich der Vetter von Herrn Lorédan und Fräulein Susanne. An eine groß-artige Existenz gewöhnt, soll sich dieser junge Mann, der sich plötzlich von allen Mitteln entblößt sah, sodann erschossen haben.«

      »Das ist in der That eine düstere Geschichte!«

      »Ja, die aber, statt die Familie zu verdüstern, dieselbe sehr erfreut hat. Lebte der junge Mann, so konnte sich jeden Augenblick das Testament wiederfinden und der wahre Erbe mit diesem Testamente bewaffnet wieder erscheinen; war aber der Erbe todt, so gab es keine Chance, daß das Testament allein wiedererschien. Dies, was den Reichthum betrifft. – Was die Successe von Herrn von Valgeneuse in der Welt betrifft, so nehme ich an, Sie verstehen unter dem Worte Succeß Liebesglück.«

      »Nennt man das nicht so?« sagte lächelnd Frau von Marande.

      »Nun, was seine Successe betrifft, so scheint es, daß sie sich auf Frauen von der großen Welt beschränken, und daß, wenn er sich an das wendet, was man Mädchen aus dem Volke nennt, trotz des edelmüthigen Beistands, den ihm bei solchen Gelegenheiten seine Schwester Fräulein Susanne von Valgeneuse leistet, der junge Mann zuweilen genöthigt ist, Gewalt anzuwenden.«

      »Ah! mein Herr, was höre ich da?«

      »Etwas was Ihnen Herr Coletti wahrscheinlich besser sagen würde, als ich; denn ist Herr von Valgeneuse gut bei Hofe, so ist dies so durch die Kirche.«

      »Und Sie sagen,« fragte Frau von Marande, welche ein gewisses Interesse an diesen, wahren oder falschen, Anschuldigungen nahm; »und Sie sagen, Fräulein Susanne unterstütze ihren Bruder bei seinen Liebesunternehmungen?«

      »Ah! das, das ist bekannt, und wahrhaftig, die Personen, welche die leidenschaftliche Freundschaft kennen, welche Fräulein Susanne für ihren Bruder hegt, tragen ihr Rechnung dafür. Fräulein Susanne unterscheidet sich dadurch von ihrem Bruder, daß sie das Familienleben liebt, und daß sie alle Vergnügungen, beinahe alle wenigstens, in ihrem Hause sucht.«

      »Ah! mein Herr, und Sie glauben an solche Verleumdungen?«

      »Ich, Madame, ich glaube an nichts, außer an den Curs der Rente, und ich muß diesen noch im Moniteur gedruckt sehen. Doch das, an was ich, zum Beispiel, glaube, ah! das ist an die Geckenhaftigkeit und an die Indiskretion von Herrn von Valgeneuse. Er ist wie die Schnecke in dieser Hinsicht: er beschmutzt die Reputationem die er nicht frißt.«

      »Ah! Sie lieben Herrn von Valgeneuse nicht mein Herr!« sagte Frau von Marande.

      »Nein, ich gestehe es . . . Sollten Sie ihn zufällig lieben, Madame?«

      »Ich! Sie fragen mich, ob ich Herrn Lorédan liebe?«

      »Mein Gott! ich frage Sie das, wie ich Sie etwas Anderes fragen würde; nur habe ich mich eines schlechten Ausdruckes bedient; ich weiß wohl, daß Sie Niemand im absoluten Sinne des Wortes lieben. Ich hätte Sie fragen müssen: »»Gefällt Ihnen Herr Lorédan?«

      »Er ist mir gleichgültig?«

      »Wahrhaftig, Madame?«

      »Oh! ich betheure es Ihnen; nur möchte ich eben so wenig ihm, als einem Andern ein Unglück widerfahren sehen, das er nicht verdient hätte.«

      »Ei! wer kann solche Dinge wünschen? Ich versichere Ihnen auch, Madame« daß – wenigstens von meiner Seite, – Herrn von Valgeneuse nur verdientes Unglück widerfahren wird.«

      »Welches Unglück kann denn Herr von Valgeneuse verdienen, und wie könnte ihn dieses Unglück von Ihnen aus treffen?«

      »Ei! Madame, das ist ganz einfach! So, zum Beispiel, hat Ihnen heute Nacht Herr von Valgeneuse sehr beharrlich den Hof gemacht . . . «

      »Mir?«

      »Ihnen,

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