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Boudoir von Madame, um Carmelite zu hören,« sagte Petrus, »und um Mitternacht im Cabinet des Herrn, um zu erfahren, was in den Tuilerien vorgefallen ist.«

      Und die drei jungen Leute, nachdem sie Salvator und Justin die Hand gedrückt hatten, entfernten sich und ließen die zwei Carbonari beisammen.

      Um elf Uhr waren, wie wir gesehen haben, Petrus, Jean Robert und Ludovic bei Frau von Marande versammelt und klatschten Carmelite Beifall; um halb zwölf Uhr, indeß Frau von Marande und Regina eifrigst um die ohnmächtige Carmelite besorgt waren, gaben sie Camille die von uns erwähnte Lection; um Mitternacht endlich, während Herr von Marande, der zurückgeblieben war, um sich nach Carmelite zu erkundigen, galanter Weise seiner Frau die Hand küßte und es sich von ihr als eine Gunst erbat, sie, sobald der Ball beendigt wäre, in ihrem Schlafzimmer begrüßen zu dürfen, traten sie, das verabredete Einlaßwort: Charte und Chartres sprechend, in das Cabinet des Banquier ein.

      Hier waren versammelt alle Veteranen der Verschwörungen von Grenoble, von Belfort, von Saumur und von la Rochelle; alle die Menschen, welche ihren Kopf durch ein Wunder des Gleichgewichts auf ihren Schultern behalten hatten: die Lafayette, die Köchlin, die Paon, die Dermoncourt, die Carrel, die Guinard, die Arago, die Cavaignac, Jeder eine abgesonderte Meinung oder eine Meinungsnuance vertretend, Alle Männer von einer anerkannten Ehrenhaftigkeit.

      Man aß Gefrorenes, man trank Punsch, und man sprach von Theater, Kunst und Literatur . . . Politik, – davor hütete man sich wohl!

      Die drei jungen Leute traten mit einander ein und suchten mit den Augen Salvator.

      Salvator war noch nicht angekommen.

      Alle drei schloßen sich nun, je nach ihren Sympathien, an eine der Celebritäten an, welche da waren: Jean Robert an Lafayette, der für ihn eine beinahe väterliche Freundschaft hegte; Ludovic an Francois Arago, diesen schönen Kopf, dieses große Herz, diesen bezaubernden Geist; Petrus endlich an Herrn Vernet, dessen Bilder alle im Salon zurückgewiesen worden waren, und der bei sich eine Privatausstellung gemacht hatte, zu der ganz Paris strömte.

      Das Cabinet von Herrn von Marande bot eine seltsame Musterkarte der Unzufriedenen aller Parteien. Alle diese Unzufriedenen, während sie, wie gesagt, von Dingen der Kunst, der Wissenschaft, des Krieges sprachen, wandten indessen den Kopf nach der Thüre, sobald ein Neuer ankam. Sie schienen Jemand zu erwarten.

      Und sie erwarteten in der That den noch unbekannten Boten, der ihnen die Nachrichten aus dem Schlosse bringen sollte.

      Endlich öffnete sich die Thüre, und ein junger Mann von ungefähr dreißig Jahren, mit vollkommener Eleganz gekleidet, trat ein.

      Petrus, Jean-Robert und Ludovic unterdrückten einen Schrei des Erstaunens: dieser junge Mann war Salvator.

      Der Ankommende suchte mit den Augen, erblickte Herrn von Marande, und ging auf ihn zu.

      Herr von Marande reichte ihm die Hand.

      »Sie kommen spät, Herr von Valsigny,« sagte der Banquier.

      »Ja, mein Herr,« antwortete der junge Mann mit einer Stimme und mit Geberden, welche vollkommen verschieden von seiner gewöhnlichen Stimme und seinen gewöhnlichen Geberden, und ein Lorgnon an sein rechtes Auge haltend, als bedürfte er dieses Appendix, um Jean Robert, Petrus und Ludovic zu erkennen; »ja, es ist wahr, ich komme spät; doch ich wurde bei meiner Taute, einer alten Witwe, einer Freundin der Frau Herzogin von Angoulême, die mir Neuigkeiten aus dem Schlosse gab, zurückgehalten.«

      Alle Anwesende verdoppelten ihre Aufmerksamkeit, Salvator wechselte einige Grüße mit den Personen, die sich um ihn drängten, wobei er in genauem Maße den Grad von Freundschaft, von Ehrfurcht oder Vertraulichkeit beobachtete, welchen der elegante Herr von Valsigny Jedem gewähren zu müssen glaubte.

      »Neuigkeiten aus dem Schlosse?« wiederholte Herr von Marande; »es gibt also Neuigkeiten aus dem Schlosse.«

      »Oh! Sie wissen nicht? . . . Ja, es hat Conseil stattgefunden.«

      »Dies, mein lieber Herr von Valsigny,« erwiderte Herr Von Marande, »dies ist nichts Neues.«

      »Dies kann aber machen und hat gemacht.«

      »Wahrhaftig?«

      »Ja.«

      Man trat näher zusammen.

      »Auf den Antrag der Herren von Villèle, von Corbière, von Peyronnet, von Damas, von Clermont-Tounerre; auf das Andrängen der Frau Dauphine, die der Ruf: »»Nieder mit den Jesuiten!«« tief verletzt hat; trotz der Opposition der Herren von Frayssinous und Chabrol, welche für die theilweise Verabschiedung stimmten, – ist die Nationalgarde aufgelöst!«

      »Aufgelöst?«

      »Von Grunde aus! So daß ich, der ich einen sehr schönen Grad hatte, – ich war Fourier,—nun ohne Amt bin und mich mit etwas Anderem beschäftigen muß!«

      »Aufgelöst!« wiederholten die Zuhörer, als könnten sie nicht an diese Nachricht glauben.

      »Das ist ja sehr ernst, was Sie da sagen, mein Herr!« rief der General Pajol.

      »Finden Sie, General?«

      »Allerdings . . . Das ist ganz einfach ein Staatsstreich!«

      »Ja? . . . Nun wohl, Seine Majestät König Karl X. hat einen Staatsstreich gemacht.«

      »Sie sind dessen, was Sie sagen, sicher?« fragte Lafayette.

      »Ah! Herr Marquis, (Salvator nahm es nicht im Ernste, daß die Herren von Lafayette und von Montmorency ihre Titel in der Nacht vom 4. August 1789 Verbrannt hatten). Ah! Herr Marquis, ich würde nichts sagen, was nicht die strenge Wahrheit wäre.«

      Sodann mit fester Stimme:

      »Ich glaubte Ihnen genug bekannt zu sein, daß Sie nicht an meinem Worte zweifeln würden.«

      Der Greis reichte dem jungen Manne die Hand.

      Und er sagte lächelnd und leise: .

      »Gewöhnen Sie sich doch ab, mich Marquis zu nennen.«

      »Entschuldigen Sie,« erwiderte lachend Salvator, »Sie sind dergestalt Marquis für mich . . . «

      »Nun wohl, es seit für Sie, der Sie ein Mann von Geist sind, werde ich bleiben, was Sie wollen; doch für die Anderen machen Sie mich nur zum General.«

      Dann zur ursprünglichen Conversation zurückkehrend, fragte Lafayette:

      »Und wann erläßt man diese schöne Ordonnanz?«

      »Sie ist erlassen.«

      »Wie, erlassen?« rief Herr von Marande; »und ich weiß es noch nicht!« .

      »Sie werden es wahrscheinlich sogleich erfahren. Sie dürfen es Ihrem Neuigkeitengeber nicht verargen, daß er noch im Verzuge ist: ich habe eigene Mittel, durch die Mauern zu sehen, eine Art von hinkendem Teufel, der die Dächer aufhebt, daß ich in die Staatsconseils schaue.«

      »Und durch die Mauern der Tuilerien schauend, haben Sie die Ordonnanz abfassen sehen?« fragte der Banquier.

      »Mehr noch, ich habe sie über die Schulter von demjenigen, der die Feder hielt, gelesen. Oh! Es sind keine Phrasen . . . oder es ist vielmehr nur eine Phrase: »»Karl X., von Gottes Gnaden, u.s.w. auf den Bericht unseres Staatssecretärs, Ministers des Innern, u.s.w. ist die Nationalgarde von Paris aufgelöst.«« Das ist das Ganze.«

      »Und diese Ordonnanz.«

      »Ist an den Moniteur und an den Marschall Qudinot geschickt worden.«

      »Und sie wird morgen im Moniteur stehen?«

      »Sie steht schon darin; nur ist der Moniteur noch nicht erschienen.«

      Die Anwesenden schauten sich an.

      Salvator fuhr fort:

      »Morgen oder vielmehr heute, – denn wir haben Mitternacht überschritten, – heute Morgen um sieben Uhr werden die Nationalgarden auf ihren Posten von der Königlichen Garde und den Linientruppen abgelöst werden.«

      »Ja,« sprach

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