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Salvator. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Salvator
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Das Geschrei wurde in der Menge zurückgeworfen wie ein verstärktes Echo; die Männer schwangen vor den Thüren ihre Hüte, die Frauen ließen von den Fenstern ihre Sacktücher flattern und schrien nicht mehr: »Es lebe der König! Es lebe die Charte! Es lebe die Preßfreiheit!« sondern: »Es lebe die Nationalgarde! Nieder mit den Jesuiten! Nieder mit den Ministern!« Man war von der Begeisterung zur Protestation übergegangen, und man ging von der Protestation zum Aufstande über.
Das war aber noch viel schlimmer für die Legionen, welche von der Rue de Rivoli und über die Place Vendôme zurückkehrend der dem Finanzministerium und dem Justizministerium zu passieren hatten. Hier war es nicht mehr Geschrei, sondern Gebrüll. Trotz des von den Obersten gegebenen Befehle, weiter zu marschieren, machten die Legionen Halt, die Gewehrkolben schlugen geräuschvoll auf das Pflaster, und das Gebrüll: »Weder mit Villèle! Nieder mit Peyronnet!« erschütterte die Fensterscheiben der zwei Hotels.
Einige Obersten, nachdem sie den Befehl, weiter zu marschieren, wiederholt hatten, zogen sich, als sie sahen, daß man ihnen nicht gehorchte, protestierend zurück; doch die anderen Officiere waren geblieben. Und weit entfernt, daß sie ihre Soldaten zu besänftigen suchten, schrien sie, dem allgemeinen Schwindel ergriffen wie die Anderen: Einige sogar stärker als die Anderen.
Die Demonstration war ernste das war keine Volksmasse, kein Vorstädterhaufen, keine Arbeiterversammlung: es war ein konstituiertes Corps, eine politische Macht, es war das Bürgerthum das mit dem ganzen französischen Volke durch den Mund von zwanzigtausend Mann in Waffen protestierte.
Die Minister speisten in diesem Augenblicke beim österreichischen Gesandten, Herrn von Appony. Durch die Polizei benachrichtigt, standen sie von der Tafel auf, verlangten ihre Wagen und hielten Berathung im Ministerium des Innern. Von hier begaben sie sich insgesamt nach den Tuilerien.
Von den Fenstern seines Cabinets hätte der König, was vorgeht, sehen und sich dem Ernste der Lage Rechenschaft geben können; doch der König, er speiste auch im Dianensaale, und kein Geräusch gelangte bis zu den hohen Gästen.
War König Louis Philipp nicht ebenfalls beschäftigt, zu frühstücken, als man ihm, im Jahre 1848 meldete, die Wacheposten der Place Louis XVI. Seien genommen?
Die Minister erwarteten im Conseilsaale die Befehle des Königs, den man den ihrer Ankunft im Schlosse benachrichtigte.
Karl X. nickte mit dem Kopfe, blieb aber bei Tafel.
Aengstlich befragte die Herzogin Von Angoulême mit den Augen den Dauphin und seinen Vater: der Dauphin schob einen Zahnstocher zwischen seinen Schneidezähnen durch, doch er sah nicht und hörte nicht; Karl X. antwortete durch ein Lächeln, das bedeutete, man brauche sich nicht zu beunruhigen.
Das Diner wurde in der That nicht unterbrochen.
Gegen acht Uhr verließ man den Speisesaal und kehrte in die Gemächer zurück.
Der König als ein höflicher Cavalier, was er war, führte die Herzogin von Orleans bis zu ihrem Fauteuil und wandte sich dann nach dem Conseilsaale.
Auf seinem Wege fand er die Herzogin von Angoulême.
»Was gibt es denn?« fragte sie.
»Ich denke, nichts,« antwortete Karl X.
»Die Minister sollen den König im Conseilsaale erwarten.«
»Man hat mir während des Diners ihre Anwesenheit im Schlosse gemeldet.«
»Sollte Lärm in Paris sein?«
»Ich glaube nicht.«
»Wird der König meiner Unruhe vergeben, wenn ich mich bei ihm erkundige, auf welchem Punkte die Dinge stehen?«
»Schicken Sie mir den Dauphin.«
»Der König entschuldige meine Beharrlichleit, ich würde lieber selbst gehen . . . «
»Nun wohl, kommen Sie in einem Augenblicke.«
»Der König ist äußerst gnädig.«
Die Herzogin verneigte sich, näherte sich Herrn von Damas und zog ihn in eine Fenstervertiefung.
Der Herr Herzog von Chartres und die Frau Herzogin von Berry plauderten mit einander mit der Sorglosigkeit der Jugend: der Herr Herzog von Chartres war sechzehn Jahre alt; die Frau Herzogin von Berry fünfundzwanzig. Der Herr Herzog von Bordeaux, ein fünfjähriges Kind, spielte zu den Füßen seiner Mutter.
An den Kamin angelehnt, scheinbar gleichgültig, horchte der Herzog von Orleans auf das geringste Geräusch und strich von Zeit zu Zeit mit seinem Taschentuche über die Stirne, – durch diese Bewegung allein die innere Aufregung, die ihn verzehrte, verrathend.
Mittlerweile trat König Karl X. in den Conseilsaal ein.
Die Minister standen sehr aufgeregt umher. Diese Aufregung offenbarte sich auf den Gesichtern je nach dem Temperamente; Herr von Villèle war so gelb, als wäre ihm seine Galle ins Blut übergetreten; Herr von Peyronnet war roth, als wäre er von einem Schlagflusse bedroht gewesen; Herr von Corbière war aschfarbig.
»Sire . . . « sagte Herr von Villèle.
»Mein Herr,« unterbrach der König, der dem Minister hierdurch bemerkbar machte, er vergesse die Etiquette dergestalt, daß er zuerst spreche, »Sie lassen mir nicht einmal Zeit, mich nach Ihrer Gesundheit und der von Frau von Villèle zu erkundigen.«
»Das ist wahr, Sire; doch das rührt davon her, daß für mich die Interessen Eurer Majestät vor denen ihres unterthänigen Dieners kommen.«
»Sie wollen also von meinen Interessen mit mir sprechen, Herr von Villèle?«
»Allerdings, Sire.«
»Ich höre.«
»Eure Majestät weiß, was vorgeht?« fragte der Conseil-Präsident.
»»Es geht also etwas vor?«
»Eure Majestät hat uns neulich eingeladen, das Freudengeschrei des Pariser Volkes zu hören?«
»Ja.«
»Erlaubt uns der König, ihn das Drohungsgeschrei hören zu lassen?«
»Wohin muß ich zu diesem Ende gehen?«
»Oh! nicht weit; man braucht nur dieses Fenster zu öffnen. Gestattet der König . . . ?«
»Oeffnen Sie.«
Herr von Villèle ließ das Spaniolett spielen, und das Fenster öffnete sich.
Mit der Abendluft, welche die Lichter flackern machte, drang ein Wirbel von verworrenen Geräuschen herein. Es waren zugleich Freudenschreie und Schreie der Drohung; es waren von jenen Getösen, welche über den in gewaltiger Aufregung begriffenen Städten hinlaufen, deren Absichten man nicht erfassen kann, und die um so erschrecklicher werden, als man einsieht, sie enthalten das Unbekannte.
Sodann, mitten unter Allem dem, losbrechend wie ein Gewitter von Flächen, die Schreie: »Nieder mit Villèle! Nieder mit Peyronnet! Nieder mit den Jesuiten!«
»Ah! Ah!« sagte lächelnd der König, »ich kenne das. Sie waren heute Morgen nicht bei der Revue, meine Herren?«
»Ich war dabei, Sire,« antwortete Herr von Peyronnet.
»Es ist wahr, ich glaube Sie zu Pferde mit dem Generalstabe bemerkt zu haben.«
Herr von Peyronnet verbeugte sich.
»Nun wohl, das ist die Fortsetzung des Marsfeldes,« sagte der König.«
»Das ist eine Frechheit, der man Einhalt thun muß, Sire!« rief Herr von Villèle.
»Sie sagen, mein Herr?« fragte kalt der König.
»Sire,« fuhr der Finanzminister, zum Gefühle seiner Pflicht zurückgerufen, fort, »ich sage, die Beleidigungen, welche das Ministerium treffen, berühren auch den König; wir wollten also Seine Majestät fragen, was Ihr Belieben in Rücksicht dessen sei, was vorgeht.«
»Meine Herren, übertreiben Sie sich nicht die Gefahr, – ich glaube nicht, daß ich eine Gefahr mitten unter meinem