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ist elf Uhr!« rief Gibassier auf die Pendeluhr schauend.

      »Warten Sie doch, Sie Ungeduldiger! Sie werden sich wohl Zeit lassen, Ihr Gloria zu sprechen!«

      Und er goß ein Gläschen Liqueur in die Tasse von Gibassier.

      »Gloria in excelsis!« sprach Gibassier, indem er die Tasse mit beiden Händen aufhob, wie wenn er ein Rauchfaß aufgehoben hätte.

      Herr Jackal neigte das Haupt wie ein Mann, der überzeugt ist, er verdiene diese Ehre.

      »Lassen Sie mich Ihnen nun Eins sagen,« sprach Gibassier, »was nichts Ihrem Verdienste benimmt, vor dem ich mich verbeuge und dem ich volle Ehre widerfahren lasse.«

      »Nun?«

      »Ich wußte Alles dies wie Sie.«

      »Ah! wahrhaftig!«

      »Ja, und ich habe es auf folgende Art erfahren.«

      Alsdann erzählte Gibassier Herrn Jackal die ganze Geschichte der Rue des Postes, wie er sich für einen Assiliirten ausgegeben, wie er in das Haus eingetreten, wie verabredet worden sei, daß man sich am Mittag in der Himmelfahrts-Kirche einfinden sollte . Herr Jackal hörte mit einer Aufmerksamkeit, welche eine stumme Huldigung für den Scharfsinn von Gibassier war.

      »Sie glauben also,« sagte er, als Gibassier geendigt hatte, »Sie glauben, es werden viele Menschen bei dieser Beerdigung sein?«

      »Wenigstens hunderttausend Personen.«

      »Und in der Kirche ?«

      »Alles, was sie fassen kann: wenigstens zwei- bis dreitausend Individuen.«

      »Es wird nicht leicht sein, Ihren Mann unter einer solchen Menge zu finden, mein lieber Gibassier.«

      »Gut! das Evangelium sagt: »»Suche, und Du wirst finden.««

      »Nein, ich will Ihnen die Mühe ersparen, zu suchen.«

      »Sie?«

      »Ja, auf den Schlag zwölf Uhr werden Sie ihn an den dritten Pfeiler, links vom Eingange in die Kirche, angelehnt und mit einem Dominicanermönche sprechend finden.

      Die Gabe des doppelten Gesichtes war diesmal Herrn Jackal so reichlich gewährt, daß Gibassier sich verneigte, ohne etwas zu sagen, und gebeugt unter einer solchen Ueberlegenheit seinen Hut nahm und abging.

       VI

      Zwei Landstraßen-Cavaliere

      Gibassier eilte aus dem Hotel der Rue de Jerusalem gerade in dem Augenblicke weg, wo, nachdem er das Portrait des heiligen Hyacinth bei Carmelite abgegeben hatte, Dominique mit großen Schritten die Rue de Tournon hinabging.

      Der Hof der Präfectur war leer; eine Gruppe von drei Männern stationierte allein hier.

      Bon dieser Gruppe trennte sich ein Mensch, und Gibassier erkannte in diesem magern Männchen mit dem olivenfarbigen Teint, mit den glänzend schwarzen Augen, mit den schimmernden Zähnen, der sich ihm näherte, Gibassier erkannte, sagen wir, seinen Collegen Carmagnole, den Vertrauten von Herrn Jackal, denselben, der ihm nach Kehl die Befehle des gemeinschaftlichen Herrn überbracht hatte.

      Gibassier wartete mit einem Lächeln auf den Lippen.

      Die zwei Männer grüßten sich.

      »Sie gehen in die Himmelfahrts-Kirche?« fragte Carmagnole.

      »Haben wir nicht den sterblichen Ueberresten eines großen Philanthropen die letzte Ehre zu erweisen?« erwiderte Gibassier.

      »Ganz richtig, und ich lauerte auf Sie bei Ihrem Abgange von Herrn Jackal, um einen Augenblick von unserer doppelten Sendung mit Ihnen zu reden.«

      »Mit großem Vergnügen. Plaudern wir gehend oder gehen wir plaudernd. Die Zeit wird uns nicht lang scheinen, mir besonders.«

      Carmagnole verbeugte sich.

      »Sie wissen, was wir dort thun sollen ?«

      »Ich, ich gehe dahin, um nicht aus dem Gesichte einen Mann zu verlieren, welchen ich an den dritten Pfeiler linke angelehnt und mir einem Mönche sprechend finden werde,« sagte Gibassier, der sich nicht von seinem Erstaunen über die Genauigkeit, mit der Herr Jackal unterrichtet war, erholen konnte.

      »Und ich, ich gehe dahin, um diesen Mann zu verhaften.«

      »Wie, um ihn zu verhaften?«

      »Ja, in einem gegebenen Augenblicke: dies Ihnen zu sagen hin ich beauftragt.«

      »Sie sind beauftragt, Herrn Sarranti zu verhaften?«

      »Nein, Herrn Dubreuil; das ist der Name seiner Wahl, – er wird sich nicht zu beklagen haben.«

      »Dann weiden Sie ihn als Verschwörer Verhaften?«

      »Nein, als Aufruhrstifter.«

      »Wir werden also einen ernsten Aufruhr haben?«

      »Ernst, nein; doch wir werden einen haben.«

      »Finden Sie es nicht unklug, mein lieber College,« sagte Gibassier, indem er stehen blieb, nun seinen Worten mehr Gewicht zu gehen, »finden Sie es nicht unklug, einen Ausstand an einem Tage wie dieser zu riskieren, wo ganz Paris auf den Beinen ist?«

      »Ja, allerdings, doch Sie kennen das Sprichwort: »»Wer nichts wagt, gewinnt nichts.««

      »Gewiß; diesmal spielen wir aber um Alles gegen Alles.«

      »Nur spielen wir mit falschen Würfeln.«

      Diese Bemerkung beruhigte Gibassier ein wenig.

      Und dennoch blieb sein Gesicht unruhig oder vielmehr nachwirkend.

      Waren es die, Leiden, welche Gibassier in der Tiefe des Puits-qui-parle ausgestanden hatte, und die sich, nur Tage vorher durch die Erinnerung wiederlebt, so übersetzten? hatten die Strapazen einer hastigen Reise und einer raschen Rückkehr aus seine Stirne das trügerische Siegel des Spleen gedrückt? Immerhin ist gewiß, daß der Graf Bagnères de Toulon in diesem Augenblicke einer großen Sorge oder einer lebhaften Unruhe preisgegeben schien.

      Carmagnole bemerkte dies und konnte sich nicht enthalten, ihn nach der Ursache in dem Augenblicke zu fragen, wo er sich mit ihm um die Ecke des Quai und der Place Saint-Germain-l’Auxerrois wandte.

      »Sie sehen sorgenvoll aus,« sagte er zu ihm.

      Gibassier erwachte aus seiner Träumerei und schüttelte den Kopf.

      »Wie?« sagte er.

      Carmagnole wiederholte die Frage.

      »Ja, es ist wahr,« erwiderte Gibassier; »Eines setzt mich in Erstaunen, mein Freund.«

      »Teufels das ist eine große Ehre für dieses Eine.«

      »Beschäftigt mich also.«

      »Sprechen Sie! und kann ich Sie von dieser Sorge befreien, so werde ich mich als den glücklichsten Menschen betrachten.«

      »Hören Sie. Herr Jackal hat mir gesagt, ich werde unsern Mann auf den Schlag zwölf Uhr in der Himmelfahrts-Kirche um dritten Pfeiler links dem Eingange finden.«

      »Am dritten Pfeiler, ja.«

      »Und mit einem Mönche sprechend.«

      »Mit seinem Sohne, dem Abbé Dominique.«

      Gibassier schaute Carmagnole mit derselben Miene an, mit der er Herrn Jackal angeschaut hatte.

      »Nun,« sagte er, »ich hielt mich für stark; es scheint, ich täuschte mich.«

      »Warum diese Demuth?« fragte Carmagnole.

      Gibassier blieb einen Augenblick stumm; er machte offenbar unerhörte Anstrengungen, um mit den Augen des Luchses die Finsternis, die ihn verblendete, zu durchdringen.

      »Nun wohl,« sagte er, »es ist hierin eine äußerst falsche Kunde.«

      »Warum dies?«

      »Oder, wenn sie wahr ist, so erfüllt sie mich zugleich mit Erstaunen und mit Bewunderung.«

      »Für wen?«

      »Für

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