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diese relative Freiheit, die ihm gewährt wurde; da er sich aber nicht in der Ursache täuschte, welche die Armmuskeln seines Gefährten lockerte, so schien er nicht darauf Acht zu geben.

      Der Agent, der Danksagungen von seinem Gefangenen zu erhalten hoffte, ward äußerst unruhig, als er bemerkte, so wie sein eigener Arm sich abspanne, schließe sich der von Gibassier fester an.

      Er hatte einen Gefangenen gemacht, der ihn nicht loslassen wollte.

      »Teufel,« sagte er zu sich selbst, »sollte ich mich geirrt haben?«

      Er blieb einen Augenblick stehen, um zu überlegen, schaute Gibassier vom Kopfe bis zu den Füßen an, und da er sah, daß dieser ihn seinerseits von den Füßen bis zum Kopfe mit einer spöttischen Miene anschaute, welche immer mehr beunruhigend wurde, so sagte er zu ihm:

      »Mein Herr, Sie kennen die Strenge unserer Pflichten. Man sagt zu uns: »»Verhafte!«« und wir verhaften ; daraus geht zuweilen hervor, daß wir in beklagenswerthe Irrthümer verfallen. Es ist wahr, daß wir meistens Verbrecher festnehmen, es geschieht aber auch manchmal aus Irrthum, daß wir die Hand an ehrliche Leute legen.«

      »Sie glauben?« fragte Gibassier mit höhnischer Miene.

      »Und zwar an sehr ehrliche Leute,« wiederholte der Agent.

      Gibassier schaute ihn mit einer Miene an, welche bezeichnete: »Ich bin ein lebendiger Beweis hiervon.«

      Die Heiterkeit dieses Blickes verrückte dem Polizeimann vollends den Kopf, und im Tone ausnehmender Höflichkeit fügte er bei:

      »Mein Herr« ich befürchte, ich habe einen Mißgriff dieser Art begangen, doch es ist noch Zeit, ihn wieder gut zu machen.«

      »Ei! was wollen Sie damit sagen?« fragte verächtlich Gibassier.

      »Ich will sagen, mein Herr, ich befürchte einen ehrlichen Mann verhaftet zu haben.«

      »Ich glaube es wohl, bei Gott! daß Sie das befürchten müssen,« erwiderte der Galeerensklave, indem er ihn mit strengem Auge anschaute.

      »Ich hielt Sie beim ersten Anblicke für eine zweideutige Person; doch ich sehe nun, daß dem nicht so ist, und daß Sie im Gegentheile von den Unsern sind.«

      »Von den Ihrigen?« sagte verächtlich Gibassier.

      »Und,« fügte der Agent demüthig bei, »wie ich so eben bemerkte, da es noch Zeit ist, diesen kleinen Mißgriff wieder gut zu machen . . . «

      »Nein, mein Herr, es ist nicht mehr Zeit,« entgegnete lebhaft Gibassier, »denn in Folge dieses Mißgriffes ist der Mann, über den ich zu wachen beauftragt war, entkommen . . . Und was für ein Mann? Ein Verschwörer, der vielleicht in acht Tagen die Regierung umgestürzt haben wird . . . «

      »Mein Herr, wenn Sie wollen, so unternehmen wir Beide sogleich seine Verfolgung, und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn wir Beide . . . «

      Es lag nicht in den Wünschen von Gibassier, mit irgend Jemand die Ehre des Fanges von Herrn Sarranti zu theilen.

      Er unterbrach auch seinen subalternen Collegen:

      »Nein, mein Herr, und Sie werden, wenns beliebt, vollenden, was Sie angefangen haben.«

      »Oh! Nein,« erwiderte der Agent.

      »Oh! ja«« sprach Gibassier.

      »Nein, und zum Beweise gehe ich.«

      »Sie gehen?«

      »Ja.«

      »Sie gehen, wie?«

      »Wie man geht. Ich bezeuge Ihnen meine Ehrfurcht und wende Ihnen den Rücken zu.«

      Und der Agent pirouettirte in der That auf seinen Absätzen und wandte Gibassier den Rücken zu, doch dieser packte ihn nun seinerseits beim Arme, ließ ihn einen Halbkreis links beschreiben, und sagte:

      »Nein, Sie haben mich verhaftet, um mich nach der Polizei-Präfectur zu führen, und Sie werden mich dahin führen.

      »Ich werde Sie nicht dahin führen.«

      »Oh! Sie werden mich dahin führen, alle Teufel! oder Sie werden sagen, warum nicht. Verliere ich meinen Mann« so muß Herr Jackal wissen, wer ihn mich verlieren gemacht hat.«

      »Nein, mein Herr, nein!«

      »Dann verhafte ich Sie und führe Sie auf die Präfectur, verstehen Sie wohl?«

      »Sie verhaften mich?«

      »Ja, ich.«

      »Und mit welchem Rechte?«

      »Mit dem Rechte des Stärkeren.«

      »Ich werde meine zwei Männer rufen.«

      »Thun Sie das nicht, oder ich rufe die Vorübergehenden. Sie wissen, daß Sie nicht angebetet sind, meine Herren von der Rothen, und ich erzähle, nachdem Sie mich ohne Grund verhaftet haben, wollen Sie mich freilassen, weil Sie wegen Ihres Mißbrauchs der Gewalt bestraft zu werden befürchten . . . wir sind, bei meiner Treue! so nahe am Flusse! . . . «

      Der Polizeimann wurde weiß wie ein Leintuch; die Vorübergehenden fingen in der That an sich anzuschaaren. Er wußte aus der Erfahrung, daß das Volk zu jener Zeit keine sehr große Zärtlichkeit für die Monchards hegte. Erschaute Gibassier mit einer so flehenden Miene an, daß dieser auf dem Punkte war, sich erweichen zu lassen.

      Doch genährt von den Maximen von Herrn von Talleyrand, drängte Gibassier diese erste Bewegung zurück: er mußte vor Allem bei Herrn Jackal gerechtfertigt sein.

      Er schloß daher seine Hand in Form einer Zange um das Faustgelenke des Agenten und führte ihn, vom Gefangenen Gendarme werdend, er mochte wollen oder nicht, auf die Präfectur.

      Der Hof der Präfectur war voll von einer ungewöhnlichen Menge.

      Was wollte diese Menge hier?

      Wir sagten in einem vorhergehenden Kapitel, man habe unbestimmt durch die Luft etwas wie die ersten Winde eines Aufstandes ziehen gefühlt.

      Diese Menge, welche den Hof füllte, bestand aus Personen, die eine Rolle beim Aufstande spielen sollten und hierher kamen, um das Losungswort zu holen.

      Gibassier, der seit Euer Jugend gewohnt war, in den Hof der Präfectur mit Handschellen einzutreten und sich, in einem vergitterten Wagen daraus zu entfernen, empfand eine Freude ohne Beimischung, als er in diesen Hof führend, statt geführt zu werden, eintrat.

      Der Eintritt von Gibassier war in der That ein Triumpheinzug. Er hielt den Kopf hoch und die Nase im Winde, während sein unglücklicher Gefangener ihm folgte wie eine rhedelos gemachte Fregatte dem hochbordigen Schiffe folgt, welches sie, alle Segel im Winde und mit wehender Flagge, im Schlepptau führt.

      Es herrschte einen Augenblick Zweifel in dieser ehrenwerthen Menge. Man glaubte Gibassier in seiner Bastide2 in Toulon, und nun erschien Gibassier plötzlich wie ein Chef in Funktion.

      Gibassier aber, als er sah, in welchem Zweifel man über ihn schwebte, grüßte nach rechts und nach links, die Einen mit einer freundschaftlichen Miene, die Anderen mit einer Protectorsmiene; so daß sich auf diese Begrüßung ein sanftes Gemurmel erhob und Mehrere mit einem Eifer auf ihn zukamen, der von ihrem Glücke, einen alten Collegen wiederzufinden, zeugte.

      Man wechselte tausend Händedrücke und tausend Complimente, und dies zur großen Verwirrung des Agenten, den Gibassier mit Mitleid anzuschauen anfing. Dann stellte man Gibassier dem Aeltesten der Brigade vor, einem ehrwürdigen Fälscher, der, unter gewissen zwischen ihm und Herrn Jackal verhandelten Bedingungen, in die Welt zurückgekehrt war. Er kam von Brest; er hatte auch Gibassier nicht gekannt, und Gibassier kannte ihn nicht; doch der Letztere hatte so oft bei seinen Abendgesellschaften an der Küste des Mittelländischen Meeres von diesem ausgezeichneten Greise reden hören, daß er seit langer Zeit seine ehrwürdigen Hände zu drücken wünschte.

      Der Aelteste empfing ihn väterlich.

      »Mein Sohn,« sprach er zu ihm, »längst wünschte ich Sie zu sehen. Ich habe Ihren Vater sehr gut gekannt . . . «

      »Meinen

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<p>2</p>

Bastide im Süden von Frankreich Landhaus, Lufthaus, wird im Scherze häufig für Galeeren gebraucht.