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fuhr der Aelteste fort, »an Ihnen die Züge dieses rechtschaffenen Mannes wiederzufinden. Bedürfen Sie einiger Rathschläge, so wenden Sie sich an mich, mein Sohn; ich stelle mich zu Ihrer Verfügung.«

      Die ganze Gesellschaft schien neidisch auf dieses Patent eines großen Mannes zu sein, das ihr Aeltester Gibassier gegeben hatte.

      Sie umringte den Galeerensklaven, und nach fünf Minuten hatte Herr Bagnères de Toulon vor den Augen des durch einen solchen Triumph völlig verdummten Agenten tausend Dienstanerhieten und tausend Freundschaftsbetheuerungen empfangen.

      Gibassier scheute ihn mit der Miene eines Mannes an, welcher fragt: »Nun, habe ich Sie belogen?«

      Der Agent neigte dass Haupt.

      »Sagen Sie nun,« sprach Gibassier zu ihm, »gestehen Sie offenherzig, daß Sie nur ein Esel sind?«

      »Ich gestehe es offenherzig,« antwortete der Polizeimann, der wohl noch etwas ganz Anderes gestanden haben würde, hätte ihn Gibassier darum gebeten.

      »Nun wohl,« sagte Gibassier, »sobald Sie dies gestehen, ist die Ehre befriedigt, und ich verspreche Ihnen, mild gegen Sie bei der Rückkehr von Herrn Jackal zu sein.«

      »Bei der Rückkehr von Herrn Jackal?« fragte der Agent.

      »Ja, bei der Rückkehr von Herrn Jackal werde ich mich damit begnügen, daß ich ihm Ihren Mißgriff als ein Uebermaß von Eifer vorstelle. Sie sehen, daß ich ein guter Teufel bin.«

      »Herr Jackal ist schon zurückgekommen,« sagte der Agent, der, befürchtend, den guten Willen von Gibassier erkalten zu sehen, sich beeiferte, ihn unverzüglich zu benützen.

      »Wie! Herr Jackal ist zurückgekommen?« rief Gibassier.

      »Ja, allerdings.«

      »Und seit wann?«

      »Seit diesem Morgen um sechs Uhr-«

      »Und Sie sagten mir das nicht!« rief Gibassier mit donnernder Stimme.

      »Sie haben es mich nicht gefragt, Excellenz,« antwortete demüthig der Agent.

      »Sie haben Recht, mein Freund,« erwiderte Gibassier sich besänftigend.

      »Mein Freund!« murmelte der Agent; »Du hast mich Deinen Freund genannt, o großer Mann! befiehl, was ich für Dich thun kann!«

      »Zu Herrn Jackal wollen wir gehen, alle Teufel! und zwar ohne eine Minute zu Verlieren.«

      »Gehen wir,« sagte der Agent, indem er Schritte von einem Metre machte, während die Normaltrennung seiner Beine nur zwei und ein halber Fuß war.

      Gibassier grüßte die Versammlung zum letzten Male mit der Hand winkend, durchschritt den Hof, vertiefte sich ein paar Schritte unter dem Gewölbe, das dem Thore gegenüber liegt, wühlte links dieselbe kleine Treppe, die wir Salvator haben wählen sehen, stieg zwei Stockwerke hinauf, eilte durch einen düsteren Corridor rechts und kam vor die Thüre des Cabinets von Herrn Jackal.

      Der Aufwärter vom Dienste, der nicht Gibassier, sondern den Agenten erkannte, öffnete sogleich die Thüre von Herrn Jackal.

      »Nun, was machen Sie, Dummkopf?« fragte Herr Jackal. »Habe ich Ihnen nicht gesagt , ich sei nur für Gibassier zu Hause?«

      »Hier bin ich, lieber Herr Jackal!« rief Gibassier.

      Sodann sich gegen den Agenten umwendend:

      »Sie hören, er war nur für mich zu Hause?«

      Der Agent hielt sich mit beiden Händen an, um nicht auf die Kniee zu fallen.

      »Auf,« sagte Gibassier, »folgen Sie mir; ich habe Ihnen versprochen mild zu sein, und ich werde mein Versprechen halten.«

      Und er trat bei Herrn Jackal ein.

      »Wie, Sie sind es, Gibassier?« sagte der Chef: »ich hatte Ihren Namen aufs Gerathewohl genannt . . . «

      »Und ich bin äußerst stolz auf diese Erinnerung, mein Herr,« erwiderte Gibassier.

      »Sie haben also Ihren Mann verlassen?« fragte Herr Jackal.

      »Ach! Herr,« antwortete Gibassier, »er hat mich verlassen.«

      Herr Jackal faltete ernst die Stirne. Gibassier gab dem Agenten einen Stoß mit dem Ellenbogen, als als wollte er ihm sagen: »Sie sehen, daß Sie mich in eine abscheuliche Patsche gebracht haben.«

      »Herr,« sagte Gibassier auf den Schuldigen deutend, »befragen Sie diesen Mann; ich will seine Lage nicht erschweren; er wird Ihnen Alles sagen.«

      Herr Jackal hob seine Brille bis oben auf seine Stirne empor, um denjenigen zu erkennen, mit welchem er es zu thun hatte.

      »Ah! Du bist es, Fourrichon,« rief er; »nähere Dich und sage, in wie fern Du Ursache bist, daß meine Befehle nicht vollzogen worden sind.«

      Fourrichon sah, daß es nicht möglich war, Umschweife zu machen. Er faßte seinen Entschluß, und wie ein Zeuge vor vor einem Gerichte, sagte er die Wahrheit, die volle Wahrheit, nichts als die Wahrheit.

      »Sie sind ein Esel,« rief Herr Jackal dem Agenten zu.

      »Seine Excellenz der Herr Graf Bagnères de Toulon hat mir schon die Ehre erwiesen, dies zu sagen,« erwiderte der Polizeimann mit tiefer Zerknirschung.

      Herr Jackal schien zu suchen, wer die illustre Person sein könnte, welche ihm über Fourrichon eine so sehr mit der seinigen übereinstimmende Meinung aussprechend zuvorgekommen war.

      »Das bin ich,« sagte Gibassier, sich verbeugend.

      »Ah! sehr gut, sehr gut,« rief Herr Jackal, »Sie haben sich zum Agentilhom3 gemacht?«

      »Ja, Herr,« erwiderte Gibassier: »doch, ich muß Ihnen sagen, daß ich diesem Unglücklichen, kraft seiner tiefen Reue, Ihre ganze Nachsicht für ihn anzurufen versprochen habe. Er hat, bei meinem Worte! aus zu viel Eifer gesündigt.«

      »Auf die Bitte unseres Freundes Gibassier,« sprach mit Majestät Herr Jackal, »bewilligen wir Euch volle Vergebung Eurer Sünde. Geht im Frieden und sündigt fortan nicht mehr.

      Sodann, während er mit der Hand den unglücklichen Agenten entließ, der rückwärts wegging, sagte Herr Jackal:

      »Mein lieber Gibassier, wollen Sie mir die Ehre erweisen, die Hälfte meines Frühstücks anzunehmen?«

      »Mit wahrer Freude, Herr Jackal,« antwortete Gibassier.

      »Sehen wir also ins Speisezimmer,« sprach Herr Jackal, indem er ihm den Weg zeigte.

      Gibassier folgte Herrn Jackal.

       V

      Das zweite Gesicht

      Herr Jackal bezeichnete Gibassier mit der Hand einen Stuhl.

      Dieser Stuhl stand ihm gegenüber, auf der andern Seite des Tisches.

      Während er ihm den Stuhl bezeichnete, winkte er ihm, sich zu setzen; Gibassier aber, dem daran lag, Herrn Jackal zu zeigen, die Gesetze der Höflichkeit seien ihm nicht fremd, sagte:

      »Erlauben Sie mir vor Allem, lieber Herr Jackal, Ihnen zu Ihrer Rückkehr nach Paris Glück zu wünschen.«

      »Empfangen Sie von meiner Seite dieselben Glückwünsche zu demselben Gegenstande,« antwortete artiger Weise Herr Jackal.

      »Gern will ich glauben, daß Ihre Reise glücklich abgelaufen ist.«

      »Aeußerst glücklich, lieber Herr Gibassier; doch ich bitte, lassen wir die Complimente ruhen: machen Sie es wie ich, setzen Sie sich.«

      Gibassier setzte sich.

      »Nehmen Sie eine Cotelette.«

      Gibassier stach in eine Cotelette.

      »Reichen Sie Ihr Glas.«

      Gibassier reichte sein Glas.

      »So,« sagte Herr Jackal, »nun essen Sie, trinken Sie und hören Sie.«

      »Ich bin ganz Ohr,« erwiderte Gibassier, indeß

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<p>3</p>

Agent-ilhomme im Französischen.