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weiter,«

      »– auf ihn zu fahnden, ihn zu verhaften, und sofort vor ein Kriegsgericht zu stellen, welches nach festgestellter Identität die vom Gesetz bestimmte Strafe über ihn verhängen wird —«

      In diesem Augenblicke wurde der Chevalier durch das Erscheinen des Dieners, der den Baron de la Graverie meldete, beim Zeitungslesen unterbrochen.

      Der Baron war vollständig gerüstet und bewaffnet, wie Marlborough.

      Der Chevalier erblasste, als er ihn in dieser martialischen Furchtbarkeit erblickte.

      »Du weißt doch was vorgeht?« sagte der Baron.

      »Ich ahne es.«

      »Der korsische Werwolf hat seine Insel verlassen, und ist im Golf Juan gelandet.«

      »Im Golf Juan? Was ist das?«

      »Ein kleiner Hafen, zwei Lieues von Antibes.«

      »Von Antibes?«

      »Ja, und ich komme um Dich zu holen.«

      »Mich? warum denn?«

      »Hast Du denn nicht gelesen, dass allen Kommandanten der bewaffneten Macht, allen Nationalgarden und Zivilbehörden. ja selbst allen Staatsbürgern zur Pflicht gemacht wird, auf ihn zu fahnden – Ich will Dich abholen, um zu fahnden.«

      Der Chevalier warf einen bittenden Blick auf seine Frau; er erkannte in allen bedenklichen Fällen mit lobenswerter Bescheidenheit, dass sie mehr Geistesgegenwart hatte als er, und zählte auf sie, um aus der Klaue zu kommen.

      Mathilde verstand den flehenden Blick.

      »Mich dünkt,« sagte sie zu dem Baron, »dass Sie einen wichtigen Umstand vergessen: Ihnen steht es jeden Augenblick frei, Ihren Säbel zu nehmen und auf jede beliebige Person zu fahnden. Dieudonné hingegen gehört zum Hofe, dessen, Verhalten er sich als Richtschnur nehmen wird. Wenn er jetzt Paris verließe, um gegen Napoleon zu Felde zu ziehen, so wäre er ein Deserteur.«

      Der Baron biss sich in die Lippen.

      »Sie scheinen der Oberkommandant meines Bruders zu sein,« sagte er höhnisch.

      »Nein,« erwiderte Mathilde gelassen, »sein Oberkommandant ist, soviel mir bekannt, der Herzog von Ragusa.«

      Sie arbeitete ruhig an ihrer Stickerei fort, während der Chevalier sie mit Bewunderung betrachtete.

      »Nun, dann gehe ich ohne ihn!« sagte der Baron.

      »Dann wird die Ehre Ihnen allein zu Teil werden,« sagte Mathilde.

      Der Baron warf der jungen Frau einen grimmigen Blick zu und entfernte sich.

      »Was sagst Du zu dem Besuch meines Bruders?« fragte Dieudonné, der noch zitterte.

      »Ich sage, dass er noch nicht zufrieden ist, Dir die Hälfte deines Vermögens entlockt zu haben; er würde gern sehen, wenn Du totgeschossen würdest, um das Übrige zu erben.«

      Dieudonné schnitt ein Gesicht, um anzudeuten, dass er ihrer Meinung war.

      Dann ging er auf Mathilde zu , küsste sie und vergaß sich so weit, dass er sie mit dem unbrauchbar gewordenen Arme an sein Herz drückte.

      Im Laufe des Tages kam ein Besuch über den andern. Alle sprachen von dem sonderbaren Ereignis, und Niemand zweifelte, dass Napoleon keine zehn Meilen vordringen werde, ohne verhaftet und erschossen zu werden.

      Aber auf die zwanzigmal wiederholte Frage: »Was werden Sie tun?« antwortete der Chevalier – »Ich gehöre zum Hofe, und werde tun was der Hof tut.«

      Jedermann fand diese Antwort sehr klug und verständig. Alle Besucher hatten übrigens den Baron im stattlichen Waffenschmuck gesehen, und Jedermann wusste, dass er sich rüstete, gegen den korsischen Werwolf zu Felde zu ziehen.

      Denselben Tag gegen zwei Uhr erfuhr man, dass der Graf von Artois nach Lyon und der Herzog von Bourbon nach der Vendée abreisen werde.

      Diese Doppelnachricht beantwortete Dieudonné mit schrecklichen Grimassen und mit der Erklärung, dass ihm sein Arm heftige Schmerzen mache.

      Am 8. und 9. gingen nur unbestimmte und unverbürgte Nachrichten ein. Der Baron wurde überall gesehen; er wartete nur auf sichere Nachrichten, um abzureisen und gegen Napoleon zu ziehen.

      Abgesehen von den Schmerzen, die ihm sein Arm verursachte, war Dieudonné vollkommen ruhig.

      Woher kam dieser philosophische Gleichmut? Er war kein Stoiker, aber es war ihm ein Gedanke gekommen, den er mit der Zähigkeit des Egoismus festhielt. Wir wagen es kaum diesen Gedanken zu nennen.

      Larochefoucault sagt, in dem Unglück unseres besten Freundes sei immer etwas, das uns nicht ganz unlieb sei. Man könnte hinzusehen, dass in den größten politischen Umwälzungen, mitten in den Katastrophen, welche die Regierungen stürzen, immer ein ganz kleiner Punkt sei, der mit der umstürzenden Partei einigermaßen aussöhnt.

      So dachte Dieudonné, Ludwig XVIII. würde Paris verlassen, wenn Napoleon wieder den Thron bestieg. Ludwig XVIII. würde dann natürlich nicht mehr von drei bis ein Viertel auf sechs spazieren fahren, und folglich keine Eskorte mehr brauchen.

      Aus welchem unlauteren Boden wachsen oft die Meinungen empor!

      Der Chevalier hatte diesen Gedanken anfangs als seiner unwürdig zurückgewiesen, aber der Gedanke kam immer wieder und nistete sich allmählich so fest ein, dass er nicht mehr zu vertreiben war.

      Als Dieudonné am 9. im »Moniteur« las, dass Napoleon wahrscheinlich am 10. Abends in Lyon eintreffen werde, fühlte er sich durch diese Nachricht nicht so unangenehm berührt, als man hätte glauben können.

      Der Baron erklärte nun, da er wisse, wo Napoleon zu finden, werde er unfehlbar am 11. oder 12. abreisen; auf jeden Fall werde er aber die offizielle Nachricht von dem Eintreffen des Corsen erst abwarten.

      In den Tuilerien konnten dreitausend Mann Platz finden. Der Baron brachte seinem Bruder diese Nachricht und setzte hinzu: »Es versteht sich von selbst, dass Du Dich der Besatzung anschließest.«

      »Ich glaubte Du seist schon am 11. abgereist,« erwiderte Dieudonné.

      »Ich war wirklich im Begriff abzureisen,« sagte der Baron; »aber es fiel mir ein, dass man von Lyon nach Paris auf zwei Straßen reisen kann: durch Burgund und durch Rivernais; ich fürchtete auf der einen Straße abzureisen, während Napoleon auf der andern Straße anrückt.«

      »Das ist allerdings ein triftiger Grund,« sagte Mathilde.

      »Ja, und ich sehe nicht ein. warum sich mein Bruder nicht dem Könige zur Verfügung stellt.«

      »Er wird es auch sofort tun,« erwiderte Mathilde.

      Sie setzte sich an den Schreibtisch und nahm eine Feder.

      »Was machen Sie?« fragte der Baron.

      »Ich schreibe, wie Sie sehen.«

      »An wen?«

      »An den Herzog von Ragusa.«

      »Was schreiben Sie ihm?«

      »dass sich mein Mann zu seiner Verfügung stellt.«

      »Kann denn Dieudonné nicht mehr schreiben?«

      »Nein; Sie wissen ja, dass er sich den rechten Arm verrenkt hat.«

      Mathilde schrieb:

      »Herr Marschall,

      »Mein Gemahl, der Chevalier Dieudonné de la Graverie, obschon so schwer am Arm verwundet, dass ich für ihn die Feder ergreifen muss, hat die Ehre sich als Angehöriger der königlichen Hofhaltung zu Ihrer Verfügung zu stellen. Was Sie auch verfügen, er ist jeden Augenblick bereit, die Gefahren seiner Kameraden zu teilen. Seine Pflichttreue wird seine mangelnde Kraft ersetzen. Er hat die Ehre zu sein 2c.«

      »Ist es so gut?« fragte Mathilde den Baron.

      »Ja,« antwortete der Baron zornig; »sehr gut. Dieudonné kann sich glücklich schätzen, eine Frau wie Sie zu haben.«

      »Nicht wahr?« sagte Dieudonné naiv; »ich sagte Dir ja, dass sie ein Schatz ist!«

      Der

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