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nehme Ihre Vorwürfe an, Herr Baron,« sagte er leise,, »ich erkläre mich für alle Folgen dieses Schrittes verantwortlich; aber ich werde nicht dulden, dass mit dem Glücke Ihres armen Bruders ein grausames Spiel getrieben werde. Es gibt Menschen, für die ein schöner Traum Bedürfnis ist. Bedenken Sie das! Um des Himmels willen,« setzte er noch leiser hinzu, »lassen Sie das harmlose Lamm leben —«

      »Nein, nein!« erwiderte der Baron laut, »in unserer Familie sind die Ehrensachen wichtiger als alle andern Rücksichten.«

      »Aha!« sagte der Kapitän, als ob er einen Scherz aus der Sache machen wollte. »Gestehen Sie nur, dass die beleidigte Ehre eines Gatten dabei im Spiele ist. Die Ehre ist geborgen, wenn die Sache ein Geheimnis bleibt; sie wird kaum verletzt, wenn es bekannt wird.«

      »Aber bedenken Sie,« entgegnete der Baron, »dass man einen Frevler nicht durch Straflosigkeit ermutigen darf.«

      Der Kapitän fasste den Baron bei der Hand.

      »Wer bittet denn um Gnade?« sagte er mit einem Feuersprühenden Blick. »Sehen Sie denn nicht, dass ich mich zu Ihrer Verfügung stelle?«

      »Nein, nein,« wiederholte der Baron noch lauter als zuvor, »Dieudonné soll wissen, dass seine unwürdige Frau, und sein eben so unwürdiger Freund —«

      Der Kapitän wurde leichenblass und wollte dem Baron die Hand auf den Mund halten.

      Aber es war zu spät, der Chevalier hatte die letzten Worte verstanden.

      »Meine Frau!« sagte er auffahrend. »Mathilde! Sie sollte mich hintergangen haben – nein, das ist unmöglich!«

      »Da haben wir’s!« sagte der Kapitän; »der Bandit hat seinen Zweck erreicht!«

      Er ließ den Baron los und setzte sich in eine Ecke des Zimmers. Er hatte Alles getan, was er konnte, um eine Katastrophe abzuwenden, aber es war ihm nicht gelungen, und er musste sich in das Unvermeidliche fügen.

      »Unmöglich?« wiederholte der Baron, ohne den Schmerz seines Bruders zu beachten. Wenn Du mir nicht glaubst, so lass Dir den Brief geben, den der Herr Kapitän Dir aller feinen Sitte zum Trotz entrissen hat; Du wirst dann den Beweis deiner Schmach sehen!«

      Der Kapitän schien ganz ruhig und gelassen, aber in seinem Innern tobte ein furchtbarer Sturm.

      Unterdessen wurde Dieudonné immer blässer; sein Gemütszustand fand in wenigen abgebrochenen Worten einen Ausdruck.

      »Meine Schmach!« wiederholte er. »Meine Schmach!« Aber mein Kind – denn die freudige Nachricht, die ich Dir mitteilen wollte, ist – die Mutterhoffnung Mathildens —«

      Der Baron brach in ein lautes Gelächter aus.

      »Dieses Kind,« fuhr der Chevalier fort, als ob er das höhnische Gelächter seines Bruders nicht gehört hätte, »dieses Kind, von welchem ich mir so viel Freude versprach, das ich seit zwei Tagen wachend und träumend vor mir zu sehen glaube, dessen Wimmern wie himmlische Musik an mein Ohr drang, es sollte nicht mein sein! – O mein Gott, ich verliere zugleich Weib und Kind!«

      Der Kapitän stand auf, als ob er den Chevalier in seine Arme schließen wollte, aber er nahm sogleich seinen Platz wieder ein, um seine Aufregung zu bewältigen.

      Der Baron, der weder den Schmerz seines Bruders noch den Zorn des Kapitäns zu sehen schien, erwiderte mit schonungsloser Härte:

      »Ja, denn dieser Brief, den der Zufall in meine Hände gespielt hat, den ich Dir mitzuteilen wünschte und den der Kapitän Dumesnil Dir gewaltsam entrissen hat, enthält die freudige Mitteilung dieser freudigen Nachricht an den Buhlen deiner Frau.«

      Der arme Dieudonné antwortete nicht; er fiel auf die Knie, drückte die Hände aufs Gesicht und schluchzte laut.

      Der Kapitän Dumesnil vermochte diesen Auftritt nicht länger zu ertragen. Er stand auf und ging auf den Baron zu.

      »In diesem Augenblicke,« sagte er leise zu ihm, »gehöre ich mir selbst nicht mehr; Sie werden es natürlich finden, Sie haben ja Alles, was in Ihrer Macht stand, dazu beigetragen. Aber wenn Ihr Herr Bruder die ihm von Rechtswegen gebührende Genugtuung erhalten hat, kann ich Ihrem Benehmen den Namen geben, den es verdient, und ich werde es gewiss tun, darauf verlassen Sie sich.«

      Nach diesen Worten verneigte sich der Offizier und ging auf die Tür zu.

      »Sie wollen gehen?« fragte der Baron.

      »Ich gestehe Ihnen,« antwortete der Kapitän, »dass ich nicht mehr die Kraft habe, diesen entsetzlichen Auftritt zu ertragen.«

      »Gut, gehen Sie – aber geben Sie mir den Brief zurück.«

      »Warum sollte ich ihn zurückgeben?« fragte der Kapitän mit Unwillen und Stolz.

      »Aus dem sehr einfachen Grunde, dass er nicht an Sie gerichtet ist,« erwiderte der Baron.

      Der Kapitän hielt sich an der Wand, denn er glaubte umzusinken.

      Er hatte bis dahin geglaubt, die Anschuldigung teile ihm in der Sache eine tätigere Rolle zu, als ihm der Baron zuwies.

      Er zog schnell den Brief hervor, den er in die Tasche gesteckt hatte, und las die ersten Zeilen.

      Aus seinen Mienen und Gebärden erriet der Baron Alles.

      »Sie auch!« sagte er, in die Hände klatschend. »Nun, dann ist sie noch sträflicher, als ich glaubte.«

      »Ja, ich auch,« erwiderte der Kapitän leise; »ich war auch so leichtsinnig, so treulos, diesen braven, arglosen Mann zu hintergehen! Aber sagen Sie ihm, wenn er wieder zur Besinnung gekommen ist —«

      Aber Dieudonné, der inzwischen seine Hoffnung wieder bekommen hatte, unterbrach ihn.

      »Dumesnil,« sagte er, »verlaß mich nicht, lieber Freund! Bedenke, dass ich nur bei deiner Freundschaft Hilfe und Trost finden kann.«

      Der Kapitän schwieg noch; die Reue machte ihn unschlüssig.

      »O mein Gott! mein Gott!« jammerte der arme Dieudonné, die Hände ringend. »Ist denn die Freundschaft, wie Liebe, nur ein leeres Wort?«

      Der Baron trat auf seinen Bruder zu.

      Der Kapitän entschloss sich nun. Er sprang rasch auf, fasste den älteren Bruder beim Arm und sagte leise, aber drohend:

      »Kein Wort mehr! Es ist das erste Mal, dass ich ein Vergehen dieser Art zu bereuen habe. Meine Reue ist so groß, dass ich nicht weiß, ob mein ganzes Leben hinreichen wird, mein Unrecht wieder gutzumachen. Aber ich will’s versuchen, das schwöre ich Ihnen! Ich will Ihrem armen Bruder die innigste Freundschaft, die zärtlichste Sorge widmen, ohne die er nicht leben kann. Schweigen Sie also, Herr Baron. Es steht weder in Ihrer Gewalt noch in der meinigen, das Vergangene ungeschehen zu machen; verletzen Sie wenigstens sein wundes Herz nicht noch tiefer!«

      »Jedes Mittel ist mir genehm,« erwiderte der Baron, »das meinen Bruder nötigt, eine Frau, die ihn entehrt, zu verstoßen,und einem Kind, das Anderen ihr rechtmäßiges Erbteil rauben würde, die Anerkennung zu versagen.«

      »Sagen Sie lieber: das Ihnen Ihr Erbteil rauben würde. Dann ist Ihr Benehmen, vom Standpunkte des Egoismus betrachtet, vielleicht eher zu entschuldigen,« antwortete der Kapitän, indem er einen vernichtenden Blick auf den Baron warf. »Aber der Brief, den Madame de la Graverie an Herrn de Pontfarcy geschrieben hat, wird vollkommen genügen, um Ihnen selbst vor Gericht zur Erfüllung Ihres Wunsches behilflich zu sein.«

      »Nun, dann geben Sie mir den Brief zurück.«

      Dumesnil sann einen Augenblick nach; dann erwiderte er:

      «Ich will Ihren Wunsch erfüllen, aber unter einer Bedingung.«

      »Was! Sie stellen mir Bedingungen?«

      »Es hängt von Ihnen ab, ja oder nein zu sagen,« erwiderte der Kapitän, ungeduldig mit dem Fuße stampfend. »Besinnen Sie sich nicht lange. Geben Sie Ihr Wort oder ich zerreiße den Brief!«

      »Aber, ich muss doch —«

      Der Kapitän machte Miene den Brief zu zerreißen.

      »Auf mein

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