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indem er lustig den Kopf schüttelte und mitten auf der Straße ganz allein die Tarantella tanzte.

      Obschon man behauptet, der Monolog liege nicht in der Natur, so würde doch Michele, den man gerade deshalb, weil er die Gewohnheit hatte, mit sich selbst zu sprechen und dabei lebhaft zu gesticuliren, Michele den Narren nannte, fortgefahren haben, Salvatos Lob zu preisen, wenn er sich nicht plötzlich und immer noch lachend auf der Platze del Carmine und seine Tarantella in der Vorhalle der Kirche tanzend gesehen hätte.

      Er hob den schweren schmutzigen Vorhang, welcher vor dem Thore hing, trat ein und schaute sich um.

      Die Kirche del Carmine, über die es uns unmöglich ist, nicht ein Wort im Vorbeigehen zu sagen, ist die populärste Kirche in Neapel und ihre Madonna gilt für eine der wunderthätigten.

      Woher hat sie diesen Ruf und worauf gründet sich die Ehrerbietung, welche ihr von allen Classen der Gesellschaft bewiesen wird? Geschieht dies, weil sie die sterbliche Hülle jenes jugendlichen und poetischen Conradin, dessen Neffen Manfred's und seines Freundes Friedrich von Oesterreich enthält? Geschieht es wegen ihres Christusbildes, welches, durch eine Kugel Renés von Anjou bedroht, den Kopf auf die Brust senkte, um der Kugel auszuweichen und dessen Haar so üppig wächst, daß der Syndicus von Neapel einmal jährlich mit großem Pomp kommt, um sie ihm mit einer goldenen Schere abzuscheiden? Geschieht es endlich, weil Masamiello, der Held der Lazzaroni, in dem Kreuzgange dieser Kirche ermordet ward und hier in irgend einem unbekannten Winkel schläft – so leicht vergißt das Volk selbst die, welche für es gestorben sind.

      Es ist aber deswegen nicht weniger wahr, daß die Kirche del Carmine, wie wir schon gesagt, die populärste in Neapel ist, daß in ihr die meisten Gelübde gethan werden und daß hier auch der alte Tomeo das einige gethan, dessen Ursache wir bald erfahren werden.

      Michele hatte daher anfangs in der immer von Gäubigen angefüllten Kirche einige Mühe, die Person, welche er suchte, zu finden. Endlich jedoch entdeckte er sie, während sie fromm ihr Gebet am Fuße eines der Seitenaltäre verrichtete, welche links vom Eingange stehen.

      Dieser durch seinen Kerzenglanz blendende Altar war dem heiligen Franciscus geweiht.

      Michele hatte, je nachdem Du, lieber Leser, in der Liebe Pessimist oder Optimist bist, das Unglück oder das Glück zu lieben. Der Straßentumult, welchen er voraussah und welchen er Nina als Grund seines Fortgehens angegeben, war nur eine untergeordnete Ursache. Die, welche allen andern voranging, war der Wunsch, Assunta zu sehen und zu umarmen, die Tochter des alten Fischers Basso Tomeo, welcher, wie man sich erinnert, eines Nachts, als seine Barke an den Grundmauern des Palastes der Königin Johann lag, gesehen hatte wie ein Gespenst sich über ihn neigte, sich mit der Spitze eines Dolches überzeugte, daß er wirklich schlief, und dann, nachdem es diese Ueberzeugung gewonnen, wieder in die Ruinen hinaufstieg und in denselben verschwand.

      Eben so wird man sich erinnern, daß diese Erscheinung dem alten Fischer einen solchen Schrecken eingejagt hatte, daß er Mergellina verlassen und die Chiaja, Chiatamone, das Castell dell Uovo, Santa Lucia, das Castell Nuovo, den Molo, den Hafen, die Strada Nuova und endlich die Porta del Carmine zwischen seinen alten und seinen neuen Wohnsitz legend, seinen ferneren Aufenthalt in der Marinella genommen hatte.

      Als echter fahrender Ritter war Michele seiner Geliebten bis ans Ende von Neapel gefolgt; er wäre ihr auch bis ans Ende der Welt gefolgt.

      Am Morgen des Tages, bei welchem wir jetzt angelangt sind, hatte er die Thür des alten Basso Tomeo, die sonst immer offen stand, verschlossen gefunden und war deshalb ein wenig unruhig geworden.

      Wo konnte Assunta sein und welche Ursache konnte sie von dem Hause entfernt haben?

      Abgesehen von dem Zweifel, welchen ein Liebender, wie sehr er sich auch geliebt glaubt, immer an seiner Geliebten hegt, hatte Michele auch noch mehrere andere Unannehmlichkeiten in Bezug auf seine Liebschaft zu erdulden gehabt.

      Basso Tomeo, der alte Fischer, welcher Gott fürchtete, die Heiligen verehrte und die Arbeit liebte, hatte keine sonderlich gute Meinung von Michele, sondern betrachtete ihn nicht blos, wie alle Anderen thaten, als einen Narren, sondern auch als einen Faulenzer und Gotteslästerer.

      Assuntas drei Brüder, Gaetano, Gennaro und Luigi, waren zu ehrerbietige Söhne, als daß sie die Meinung ihres Vaters in Bezug auf Michele nicht getheilt hätten.

      Der arme Michele hatte daher bei jeder neuen Beschwerde, die man über ihn erhob, in dem Hause Tomeo nur einen einzigen Vertheidiger, Assunta selbst, während er dagegen vier Ankläger, den Vater und seine drei Söhne, hatte, was bei den Discussionen, die über ihn stattfanden, eine furchtbare Majorität zu seinem Nachtheil ausmachte.

      Zum Glück ist das Handwerk des Fischers ein schweres und anstrengendes und Basso Tomeo und seine drei Söhne, welche sich rühmten, keine Faulenzer zu sein wie Michele, und denen daran lag, gewissenhaft das Ihre zu thun, verbrachten einen Theil des Abends mit dem Legen ihrer Netze, einen Theil der Nacht mit dem Warten auf das Hineingehen der Fische und einen Theil des Morgens mit dem Herausziehen derselben aus dem Wasser.

      Die Folge hiervon war, daß von den vierundzwanzig Stunden des Tages Basso Tomeo und seine drei Söhne achtzehn derselben außer dem Hause zubrachten und während der übrigen sechs schliefen, so daß sie die Liebschaft Micheles und Assunta's nicht wohl auf sehr lästige Weise überwachen konnten.

      Michele trug daher auch ein Unglück mit Geduld.

      Basso Tomeo hatte ihm gesagt, daß er ihm seine Tochter nicht eher geben würde, als bis er ein einträgliches ehrliches Handwerk triebe, oder eine Erbschaft gemacht hätte.

      Michele behauptete unglücklicherweise, er kenne kein Handwerk, welches gleichzeitig einträglich und ehrlich sei, und behauptete, daß das eine dieser beiden Prädicate das andere ausschlösse, was in Neapel nicht ganz paradox war. Als Beweis führte er an, daß Basso Tomeo selbst, der ein ehrliches Handwerk trieb und demselben mit Beihilfe seiner Söhne achtzehn Stunden täglich widmete, den noch seit den ziemlich fünfzig Jahren, wo er sein Netz zum ersten Mal ins Meer geworfen, nicht im Stande gewesen sei, auch nur fünfzig Ducati zurückzulegen.

      Er wartete deshalb auf die Erbschaft und sprach von einem Onkel, welcher niemals existiert hatte und nach den von Marco Polo gegebenen Andeutungen nach dem Königreich Cathay gereist war.

      Blieb aber auch die Erbschaft aus, was, wenn es um und um kam, leicht möglich war, so konnte er nicht verfehlen, früher oder später Oberst zu werden, weil Nanno es ihm ja prophezeit hatte.

      Allerdings hatte er in Basso Tomeos Hause nur von jenem ersten Theile der Prophezeiung gesprochen, und die, welche vom Galgen handelte, für sich behalten.

      Nur eine Milchschwester Luisa hatte er sich in dieser Beziehung eröffnet, wie wir in der Unterredung gesehen, welche der noch unheimlicheren Prophezeiung voranging, welche die Wahrsagerin an die arme Luisa selbst gerichtet.

      Die Anwesenheit Assuntas in der Kirche der Madonna del Carmine, ihre Anwesenheit am Altare des heiligen Franciscus und die blendende Erleuchtung dieses Altars waren eben so viel Beweise, daß Michele, für einen so großen Narren man ihn auch hielt, sich doch in Bezug auf den mittelmäßigen Ertrag, den Basso Tomeo, trotz aller Anstrengungen von seinem mühseligen Handwerk zog, nicht getäuscht hatte.

      Die drei letzten Tage waren in der That so schlecht gewesen, daß der alte Fischer das Gelübde gethan, auf dem Altar des heiligen Franciscus zwölf Kerzen in der Hoffnung anzuzünden, daß der Heilige, welcher sein Schutzpatron war, ihm einen Fang nach Art dessen gewähren würde, welchen die Fischer des Evangeliums im See Genezareth thaten.

      Zu diesem Ende hatte er verlangt, daß seine Tochter Assunta während des ganzen Morgens, das heißt während der Zeit, wo er mit dem Ziehen der Netze beschäftigt wäre, das Gelübde, welches er gethan, durch ihr inbrünstiges Gebet unterstütze.

      Da nun das Gelübde am Abend vorher nach dem letzten Fischzuge, welcher noch schlechter gewesen als die zwei vorhergegangenen, gethan worden, da Michele, weil er den ganzen Abend einer Milchschwester Luisa und die ganze Nacht dem Verwundeten gewidmet, von Assunta nicht hatte benachrichtigt werden können, so hatte er die Thür des Hauses verschlossen gefunden und Assunta kniete, anstatt ihn an ihrer Thür zu erwarten, am Altar des heiligen Franciscus.

      Als

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