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gesperrt, welche ihm als Stall dienen sollte, ging er in den Garten, wählte von einem Lorbeerbaum einen Ast, der zwischen dem Stabe des wüthenden Roland und der Keule des Herkules die Mitte hielt, schnitt ihn in einer Länge von drei und einem halben Fuß ab, schälte ihn, ließ ihn zwei Stunden lang in heißer Asche liegen, kehrte, mit diesem Caduceus von ganz neuer Art bewaffnet, wieder in den Keller zurück, dessen Thür er hinter sich verschloß.

      Was nun zwischen Giacobino und Bruder Pacifico vorn blieb zwischen Mann und Thier Geheimniß. Am nächstfolgenden Morgen jedoch verließen Fra Pacifico mit seinem Stock in der Faust und Giacobino mit seinen Körben auf dem Rücken das Kloster, nebeneinander herwandelnd wie zwei gute Freunde.

      Nur verrieth Giacobino's Haut, welche den Tag vorher glatt und glänzend gewesen, heute aber an verschiedenen Stellen blutrünstig und aufgesprungen war, daß diese Freundschaft sich nicht ohne einigen Protest von Seiten Giacobinos und ohne hartnäckige Beharrlichkeit von Seiten seines neuen Besitzers consolidiert hatte.

      Letzterer dehnte nun, wie er sich anheischig gemacht, den Umfang seiner Almosengänge bis zum Altmarkt, bis an den Kai, bis nach Santa Lucia aus und brachte am Abend eine solche Ladung Fleisch, Fische, Wildpret, Obst und Gemüse zurück, daß die nun reichlich versehene Brüderschaft den Ueberfluß verkaufen und dreimal wöchentlich unmittelbar vor dem Thor des Klosters einen kleinen Markt halten konnte, wo sich von nun an die frommen Seelen und gen der Straße Infrascata und der Salita dei Capuccini verproviantierten.

      So waren die Dinge beinahe vier Jahre lang gegangen und Fra Pacifico und sein Freund lebten in einem Einverständniß, welches Giacobino niemals wieder zu trüben versucht, als beide, wie sie dreimal wöchentlich zu thun pflegten, eines Tages das Kloster verließen und jenen Abhang hinab marschierten, welcher der Straße den Namen gegeben. Giacobino ging mit seinen leeren Körben auf dem Rücken voran, während Fra Pacifico mit dem Lorbeerstock in der Hand ihm folgte.

      Gleich bei den ersten Schritten, welche der Mönch und der Esel in der Straße Infrascata thaten, hätte selbst ein Fremder, der mit den Sitten Neapels noch völlig unbekannt gewesen wäre, die Popularität bemerken müssen, deren beide sich erfreuten – der Esel bei den Kindern, welche ihm mit vollen Händen Möhrenkraut und Kohlblätter brachten, die Giacobino während seines Marsches sich wohlschmecken ließ, und Fra Pacifico bei den Frauen, welche ihn um seinen Segen baten, und den Männern, welche ihn fragten, welche Nummern sie im Lotto besetzen sollten.

      Zum Lobe Giacobinos sowohl als Fra Pacificos müssen wir bemerken, daß, wenn ersterer Alles annahm, was man ihm gab, letzterer nichts von dem verweigerte, was von ihm verlangt ward, und freiwillig Segen und Lottonummern austheilte, ohne jedoch für die Wirksamkeit des erstern oder das Gewinnen der letzteren zu bürgen.

      In der ersten Zeit seines Amtes, als er noch mit dem Quersack ging, empfing er von den Bewohnern der Straßen Infrascata, dei Studi, del Largo Spiritosanto, der Porta Alba und der andern Stadttheile, welche er zu besuchen pflegte, Früchte, Gemüse, Brod, Fleisch und selbst Fische, obschon der Fisch selten bis zu der Höhe heraufgeht, in welcher die so eben genannten Straßen liegen, und Fra Pacifico hatte Alles genommen. Der Quersack war nicht stolz, wohl aber hatte Fra Pacifico bemerkt, daß alle von den Leuten, die fern von den handeltreibenden Stadttheilen wohnten, dargebrachten Geschenke von untergeordneter Qualität waren, und dies hatte ihn eben bewogen, auf der Anschaffung eines Esels zu bestehen. Sobald dieser einmal gekauft war, erstreckte Fra Pacifico seine Märsche bis an die Orte, wo die Blume von Allem zu finden war, und verschmähte die Producte oder die Spenden der dazwischenliegenden Quartiere vollständig.

      Wir wollen nicht sagen, daß die Gemüsehändler des Altmarkts, die Fleischer des Vico rotto, die Fischer der Marinella und die Obsthändler von Santa Lucia, bei welchen Fra Pacifico jetzt die schönsten Producte abschöpfte, es nicht lieber gesehen hätten, wenn der Mönch seine Einsammlung gleich beim Heraustreten aus dem Kloster begonnen, und wenn seine Körbe anstatt vollständig leer, zu zwei Drittheilen oder wenigstens zur Hälfte gefüllt bei ihnen angelangt wären.

      Mehr als einmal hatten die Händler, wenn sie ihn erblickt, irgend ein schönes Stück, welches sie für reiche Kunden aufheben wollten, zu verstecken gesucht. Fra Pacifico besaß aber einen bewunderungswürdigen Spürsinn, welch ihn in den Stand setzte, jede Hinterziehung zu entdecken. Es ging dann gerade auf den Gegenstand zu, den man ihr vorzuenthalten gedachte, und wenn man denselben nicht gutwillig anbot, so verrichtete der Strick des heil. Franciscus sein Amt.

      Um nun allen diesen kleinen Chicanen aus dem Weg zu gehen, war Fra Pacifico so weit gekommen, daß er gar nicht mehr wartete, bis man ihm etwas gab. Er berührte mit seinem Stricke, nahm, und die Sache war abgemacht.

      Die Handelsleute, welche zu Masamiellos Zeiten sich wegen einer Abgabe empört, welche der Herzog von Arce auf die Früchte hatte legen wollen, ertrugen, wenn auch nicht freudig, doch geduldig diesen Tribut, welchen der Sammler des Klosters von St. Ephraim von allen ihren Producten erhob, so daß es ihnen niemals eingefallen war, sich gegen diese Tyrannei zu empören.

      Wenn Fra Pacifico, nachdem er seine Wahl getroffen, auf dem Gesichte dessen, welchem er diese Ehre erzeig, eine Spur von Unzufriedenheit bemerkte, so zog er ein schmale, tiefe Dose von Horn aus der Tasche, bot dem seinem Interesse beschädigten Handelsmanne eine Prise und es geschah selten, daß diese ganz besondere Gunst den Lippen des Letzteren nicht ein Lächeln entlockt hätte.

      Reichte diese Aufmerksamkeit nicht aus, so ward Fra. Pacifico, der trotz des Namens, den er sich beigelegt, leid in die Hitze zu bringen war, dunkelroth im Gesichte, sei Augen schossen einen Doppelblitz und sein Lorbeerstock rasselte auf dem Lastrico. Diese dreifache Demonstration verfehlte nie, sofort die gute Laune wieder auf dem Gesichte des schlechten Christen hervorzurufen, welcher sich nicht zu glücklich schätzte, dem heil. Franciscus eine fetteste Gans, seine saftigste Melone, ein zartestes Rippenstück oder einen glänzendsten Fisch darzubringen.

      An dem erwähnten Tage wanderte Fra Pacifico, ohne aus andern Gründen stehen zu bleiben, als um einen Segen zu ertheilen, den Aermel seines Gewandes küssen zu lassen und den Lottospielern Amben, Ternen, Quaternen und Quinternen zu bezeichnen, durch jenes Labyrinth von kleinen Gassen, welches sich von der Vicaria bis zur Strada Egiziaca a Foriella erstreckt.

      Hier angelangt, ging er die Viagrande und den Vico Berrettari entlang und kam auf den der Altmarkt genannten Platz dicht hinter der kleinen Kirche vom heiligen Kreuz heraus, deren Priester, nicht als Gegenstand der Verehrung, sondern blos der Schaulust den mit einem Wappen verzierten Block bewahren, auf welchem der Herzog von Anjou, dieser König mit dem gebräunten Gesicht, welcher, wie Villani sagt, »wenig schlief und niemals lachte,« Conradin von Schwaben und Friedrich von Oesterreich die Köpfe abschlagen ließ.

      Wenn Fra Pacifico an dieser vorüber war, befand er sich in einem neuen Lande, einem wahrhaften Schlaraffenlande, wo das Thierreich und das Pflanzenreich sich mit einander verschmelzen, wo die Schweine grunzen, wo die Hühner gluchzen, wo die Gänse schnattern, wo die Hähne krähen, wo die Truthühner kaudern, wo die Enten gackern, wo die Tauben girren, wo neben dem Goldfasan von Capodimonte, dem Hafen von Persano, den Wachteln vom Cap Misena, den Krammetsvögeln von Bagnoli, die Schnepfen der Sümpfe von Lincola und die Kriechenten des Sees von Agnano zur Schau ausgebreitet liegen; wo Gebirge von Blumenkohl, Pyramiden von Pastinak und Wassermelonen, Mauern von Fenchel und Selleri die gewaltigen Schichten von scharlachrothen Peperonen und carmoisinfarbenen Tomatäpfeln beherrschen, in deren Mitte runde Körbe mit jenen kleinen violetten Feigen vom Pausilippo und von Pozzuoli stehen, deren Bild Neapel ein Jahr lang als Symbol einer ephemeren Freiheit auf seine Münzen schlagen ließ.

      Inmitten dieses Reichthums erntete Fra Pacifico alle zwei Tage mit vollen Körben.

      Der Mönch erhob seinen gewohnten Tribut, dabei aber kam es ihm vor, als wenn an diesem Tage hier etwas ganz Besonderes vorginge. Die Verkäufer plauderten mit einander, die Frauen flüsterten leise, die Kinder trugen Steinhaufen zusammen und an welchen Händler sich Fra Pacifico auch wenden mochte, so achtete ersterer nur mit flüchtiger Aufmerksamkeit auf die Waaren, Gemüse, Geflügel, Wildpretstücke oder Früchte, welche der Bruder Sammler wählte und womit er seine Körbe vollstopfte.

      Da diese Körbe schon zu zwei Drittheilen gefüllt waren, so glaubte Fra Pacifico, es sei Zeit nun zum Fleisch über zugehen und machte sich auf den Weg nach San Giovanni al Mare, wo besonders

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