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seinen Kopf aufs Spiel setzte; aber ruhig, ohne falschen Enthusiasmus beharrte er bei seinem Project, so gefährlich dasselbe auch war, ebenso wie er auf dem gefährlichen Vorsatz beharrt haben würde, eine an der Cholera oder am Typhus erkrankte Bevölkerung mit Gefahr seines eigenen Lebens zu pflegen.

      Seine Genossen, die jünger und heißblütiger waren als er, fügten sich in allen Dingen seinen Rathschlägen.

      Er war der Faden, der sie in dem Labyrinth leitete, das Licht, welchem sie in der Finsterniß folgten, und das melancholische Lächeln, womit er die Gefahr kommen sah, die milde Salbung, womit er von den Auserwählten sprach, welche das Glück haben, für das Wohl des Menschengeschlechts zu sterben, äußerten auf ihr Gemüth einen gewissen Grad jenes Einflusses, den Virgil dem Gestirn zuschreibt, welches bestimmt ist, die Finsterniß der Nacht zu zerstreuen und an ihre Stelle das schützende, wohlwollende Schweigen der Nacht zu setzen.

      Hector Caraffa, Graf von Ruvo, Herzog von Andria, derselbe, welcher sich in das Gespräch gemischt, um für die hartnäckige Willenskraft und den kaltblütigen Muth des Mannes zu bürgen, den man erwartete, war einer jener Athleten, welche Gott für die politischen Kämpfe schafft, das heißt eine Art aristokratischer Danton, mit einem unerschrockenen Herzen, einem unversöhnlichen Gemüth und einem schrankenlosen Ehrgeiz.

      Er liebte die schwierigen Unternehmungen instinctartig und ging der Gefahr mit demselben Schritt entgegen, womit ein Anderer geflohen wäre. In der Wahl der Mittel war er unbedenklich, dafern er nur das Ziel erreichte.

      In seinem Leben energisch, war er, was man nicht für möglich gehalten hätte, in seinem Tode noch energischer. Er war mit einem Wort einer jener gewaltigen Hebel, welche die Vorsehung, die über den Völkern wacht, den zu ihrer Befreiung bestimmten Revolutionen in die Hand gibt.

      Er stammte aus der berühmten Familie der Herzöge von Andria und trug den Titel eines Grafen von Ruvo. Er verschmähte jedoch einen Titel und alle diejenigen seiner Ahnen, welche sich keinen Anspruch auf den Dank der Geschichte erworben, und sagte unaufhörlich, unter einem Sclavenvolke könne es keinen wahren Adel geben.

      Gleich der erste Hauch der republikanischen Ideen, welche mit Latouche Tréville nach Neapel gekommen, hatte ihn entzündet. Mit seiner gewohnten Kühnheit hatte er sich in die gefährliche Sphäre der Revolutionen geworfen und obschon durch seine Stellung gezwungen, bei Hofe zu erscheinen, war er der eifrigste Apostel und thätigste Verbreiter der neuen Grundsätze geworden.

      Ueberall, wo man von Freiheit sprach, sah man wie auf einen Zauberspruch in demselben Augenblick Hector Caraffa erscheinen.

      Schon im Jahre 1795 war er deshalb festgenommen und mit den von der Staatsjunta bezeichneten ersten Patrioten nach dem Castel Sam Elmo gebracht worden.

      Hier war er zu einer großen Anzahl junger Officiere von der Garnison des Castells in nähere Beziehung getreten. Seine feurigen Worte erweckten auch in diesen die Liebe zur Republik.

      Es dauerte nicht lange, so hatten sie sich so innig befreundet, daß er, da er von einem Todesurtheil bedroht ward, nicht zögerte, sie um ihren Beistand zur Flucht zu bitten.

      Ein schwerer Kampf fand nun in den edlen Herzen statt.

      Die einen sagten, daß man selbst um der Freiheit willen seiner Pflicht nicht untreu werden dürfe, und daß sie, mit der Bewachung des Castells beauftragt, sich eines Verbrechens schuldig machen würden, wenn sie einem Gefangenen zur Flucht behilflich wären, sollte dieser Gefangene selbst ihr Freund, ihr Bruder sein.

      Andere dagegen sagten, daß ein Patriot für die Freiheit und für das Wohl ihrer Vertheidiger Alles, selbst die Ehre, opfern müsse.

      Ein junger Lieutenant von Castelgirone in Sicilien, der ein eifrigerer Patriot war als alle übrigen, verstand sich endlich dazu, nicht blos der Mitschuldige, sondern auch der Gefährte seiner Flucht zu sein.

      Beide wurden bei Ausführung dieser Flucht durch die Tochter eines Officiers der Garnison unterstützt, welche sich in Hector verliebt und ihm ein Seil verschaffte, woran er sich an der Mauer des Castells hinabließ, während der junge Sicilianer ihm unten erwartete.

      Die Flucht ward glücklich ausgeführt, leider hatte von den beiden Flüchtlingen der eine nicht dasselbe Glück wie der andere. Der Sicilianer ward ergriffen, zum Tode verurtheilt und sah durch besondere Gunst des Königs Ferdinand seine Strafe in ewige Gefangenschaft in dem entsetzlichen Kerker von Favignana verwandelt.

      Hector fand ein Asyl im Hause eines Freundes zu Portici. Von hier aus verließ er auf Pfaden, die nur den Gebirgsbewohnern bekannt waren, das Königreich, begab sich nach Mailand, fand hier die Franzosen und ward sehr bald ihr Freund, wie er der ihrer Grundsätze schon längst war.

      Die Franzosen ihrerseits erkannten ebenfalls den Werth dieser Feuerseele, dieser eisernen Willenskraft.

      Championnet gab den Flüchtling, ohne ihm besondere Functionen anzuweisen, seinem Generalstabe bei, und als nach dem Sturze Pius des Sechsten und der Proclamation der römischen Republik der französische General nach Rom ging, begleitete Hector ihn dahin.

      Auf diese Weise Neapel so nahe und in der Hoffnung, daselbst eine revolutionäre Bewegung zu Stande zu bringen, schlug er, um in das Königreich zurückzugelangen, denselben Weg ein, auf welchem er es verlassen, und nahm, nicht mehr als Geächteter, sondern als Verschwörer die Gastfreundschaft desselben Freundes in Anspruch, bei welchem er schon einmal Zuflucht gefunden und der kein anderer war als Gabriel Manthonnet, den wir bereits genannt.

      Von hier aus schrieb Hector an Championnet, er halte Neapel für reif zu einer Erhebung, und forderte ihn auf, ihm einen sichern, ruhigen und kaltblütigen Mann zu schicken, welcher selbst über die Stimmung der Gemüther und den Stand der Dinge urtheilen könne.

      Dieser Abgesandte war es, den man erwartete.

      Gabriel Manthonnet, bei welchem Hector Caraffa ein Asyl gefunden und welchen es ihm nicht schwer ward, für die Sache der Freiheit zu gewinnen, war, eben so wie er selbst, ein Mann von vier bis fünfunddreißig Jahren und stammte, wie schon sein Name verräth, aus Savoyen.

      Seine Körperkraft war herkulisch und sein Wille hielt damit gleichen Schritt.

      Dabei besaß er jene Beredsamkeit des Muthes, die der Seele jene erhabenen Worte entlockt, welche die Geschichte mit Flammenschrift aufzeichnet.

      Dies hielt ihn jedoch nicht ab, unter gewöhnlichen Umständen sich in jenen witzigen, spöttischen Aeußerungen zu ergehen, welche, ohne bis auf die Nachwelt zu gelangen, bei den Zeitgenossen Glück machen.

      Im Jahre 1784 in die neapolitanische Artillerie ein- getreten, war er 1787 Unterlieutenant geworden, 1789 als Lieutenant zu dem Artillerieregiment der Königin versetzt, 1794 zum Hauptmann und endlich zu Anfang des Jahres 1798 zum Commandanten seines Regiments und Adjutanten des Generals Fonseca ernannt worden.

      Derjenige von den vier Verschwörern, welchen wir mit dem Namen Schipani bezeichnet haben, war ein geborener Calabrese. Redlichkeit und Tapferkeit waren seine beiden vorherrschenden Eigenschaften. Sicher und zuverlässig, so lange er unter dem Commando zweier genialen Anführer wie Manthonnet und Hector Caraffa stand, ward er, sich selbst überlassen, durch seine Tollkühnheit und durch das Uebermaß eines Patriotismus geradezu gefährlich.

      Er war gleichsam eine Kriegsmaschine, ein Mauerbrecher, welcher furchtbare und sichere Stöße führte, aber nur unter der Bedingung, daß er von geschickten Maschinisten in Bewegung gesetzt ward.

      Was Nicolini betraf, der an dem auf die Spitze des Pausilippo führenden Fenster des alten Schlosses als Wache zurückgeblieben, so war dieser ein schöner junger Mann von zwanzig bis zweiundzwanzig Jahren, Neffe jenes selben Franz Caracciolo, den wir die Galeere der Königin commandieren und für sich die Einladung zum Bankett und für seine Nichte eine Einladung zum Ball bei dem Gesandten oder vielmehr bei der Gesandtin von England ablehnen gesehen.

      Ueberdies war er Bruder des Herzogs Rocca Romana, des elegantesten, kühnsten und ritterlichsten der dienenden Cavaliere der Königin und welcher noch jetzt in Neapel der südliche Typus unseres Herzogs von Richelieu, des Geliebten der Valois und Siegers von Mahon, ist.

      Nur war Nicolini als Kind einer zweiten Ehe, Sohn einer Französin. Von seiner Mutter in der Liebe zu Frankreich erzogen, besaß

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