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La San Felice. Александр Дюма
Читать онлайн.Название La San Felice
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Was die intelligenten Personen betraf, welche nicht so leicht an Geistererscheinungen und verwünschte Ruinen glauben, so waren sie gleichwohl die Ersten, welche diese Gerüchte weiter verbreiteten, oder wenigstens sie ohne Widerspruch weiter erzählen ließen.
Sie maßen nämlich die Ereignisse, welche zu allen diesen Volkssagen Anlaß gaben, weit ernsteren und besonders weit drohenderen Ursachen bei, als Erscheinungen von Gespenstern und Seufzern gemarterter Seelen.
Das, was man sich leise, nachdem man sich vorher mit unruhiger Miene umgeschaut, von Vater zu Sohn, von Bruder zu Bruder, von Freund zu Freund erzählte, war nämlich Folgendes:
Man sagte, die Königin Marie Caroline habe durch die in Frankreich von der Revolution hervorgerufenen Ereignisse, welche den Tod ihres Schwagers Ludwigs des Sechzehnten und ihrer Schwester Marie Antoinettens herbei geführt, bis zum Wahnsinn aufgestachelt, zur Verfolgung der Jacobiner eine Staatsjunta eingesetzt, welche, wie man wußte, drei unglückliche junge Leute, Emanuele de Deo, Vitaliano und Galiani, die alle drei zusammen noch nicht das Alter eines Greises hatten, zum Tode verurtheilt.
In Anbetracht des Murrens aber, welches diese dreifache Hinrichtung hervorgerufen, und da Neapel geneigt war, aus den angeblichen drei Verbrechern drei Märtyrer zu machen, so sagte man, habe die Königin, ihre Rache im Dunklen, aber nicht minder sicher verfolgend, in einem Zimmer des Palastes, welches man wegen der Finsterniß, in welcher die Richter und die Ankläger weilten, das finstere Zimmer nannte, eine Art geheimes, unsichtbares Tribunal errichtet, welches man das Tribunal des heiligen Glaubens nannte.
In diesem Zimmer und vor diesem Tribunal empfange man die Aussagen nicht blos unbekannter, sondern auch maskierter Ankläger; man spreche hier Urtheile, welchen nur die Angeklagten beiwohnten, und die denselben erst bekannt gemacht würden, wenn sie schon dem Vollstrecker dieser Urtheile, Pasquale de Simone, gegenüberstünden, welcher mochte nun die gegen Caroline erhobene Anklage wahr oder falsch sein, in Neapel nur unter dem Namen des Sbirren der Königin bekannt war.
Dieser Pasquale von Simone sagte, wie man versicherte, dem Verurtheilten nur ein einziges leises Wort und sein Stoß war so sicher, daß derselbe allemal tödtlich war.
Uebrigens, erzählte man ferner, ließe der Mörder allemal in der Wunde den Dolch zurück, auf dessen Griff die beiden Buchstaben S. F. – Santa Fede – durch ein Kreuz getrennt eingraviert seien.
Es fehlte nicht an Leuten, welche wirklich derartige Leichen aufgehoben und den rächenden Dolch in der Wunde vorgefunden zu haben erklärten.
Noch weit mehr aber gab es deren, welche gestanden, daß sie bei dem Anblick eines auf der Erde liegenden Cadavers die Flucht ergriffen, und zwar ohne sich erst die Mühe genommen zu haben, nachzusehen, ob der Dolch in der Wunde stecken geblieben sei oder nicht, und noch weit weniger, ob dieser Dolch, wie jener der heiligen Vehme in Deutschland, auf einer Klinge irgend ein Zeichen trug, welches die Hand verrieth, die sich dieser Waffe bedient hatte.
Es war auch noch eine dritte Version in Umlauf, die vielleicht nicht die wahrste, obschon die wahrscheinlichste war.
Dieselbe lautete dahin, daß eine Bande von Missethätern, die in Neapel, wo die Galeeren blos die Landhäuser des Verbrechens sind, so häufig angetroffen werden, für eigene Rechnung arbeite und sich dadurch Straflosigkeit zu sichern wisse, daß sie glauben mache, sie arbeite für Rechnung der königlichen Rache.
Welche von diesen Versionen nun die gegründete sein oder der Wahrheit am nächsten kommen mochte, so öffnete während des Abends jenes selben 22. September, während die Feuerwerke auf dem Schloßplatze, auf dem Mercatello und dem Platze delle Pigue abgebrannt wurden, während die Menge gleich einem zwischen zwei steilen Ufern dahinrauschenden Strom sich unter der Flammenarcade der Illumination in die einzige Arterie, welche das Leben von einem Ende Neapels zum andern trägt, das heißt in die Toledostraße ergoß, während man sich in dem Palast der englischen Gesandtschaft von dem durch die Erscheinung des französischen Gesandten und das von ihm geschleuderte Anathema verursachten Schrecken zu erholen begann – während Alles dies geschah, sagen wir, öffnete sich eine kleine hölzerne Thür, die auf die einsamste Stelle des Weges nach Pausilippo zwischen der Klippe von Frisa und dem Restauranten de la Schiava herausführte, von außen nach innen, um einen Mann heraustreten zu lassen, der sich in einen großen Mantel gehüllt, mit welchem er den unterm Theil seines Gesichtes verdeckte, während der obere Theil sich in dem Schatten verlor, den ein bis auf die Augen hereingezogener breitkrämpiger Hut darüberwarf.
Nachdem dieser Mann die Thür wieder sorgfältig hinter sich verschlossen, schlug er einen schmalen Fußsteig ein, der am Rande der steilen Böschung hin nach dem Meer hinab und unmittelbar nach dem Palaste der Königin Johanna führte.
Anstatt jedoch bis ganz an den Palast zu reichen, endete dieser Fußweg an einem steilen Felsen, welcher den Abgrund um zehn bis zwölf Fuß überragte.
Auf diesem Felsen lag für den Augenblick jedoch ein Brett, dessen anderes Ende auf dem Sims eines Fensters der ersten Etage des Schlosses ruhte und eine bewegliche Brücke bildete, die fast ebenso schmal war als jene Rasirmesserschneide, welche man passieren muß, um die Schwelle von Mahomeds Paradies zu erreichen.
Wie schmal und unsicher diese Brücke aber auch war, so betrat der Mann im Mantel dieselbe doch mit einer Sorglosigkeit, welche verrieth, daß er diesen Weg schon oft gewandelt.
In dem Augenblick jedoch, wo er im Begriff stand das Fenster zu erreichen, kam ein im Innern verborgen gewesener Mann zum Vorschein und vertrat dem Ankommenden den Weg, indem er ihm eine Pistole auf die Brust setzte.
Der Mann im Mantel hatte dieses Hinderniß ohne Zweifel erwartet, denn er schien dadurch nicht im Mindesten erschreckt oder auch nur beunruhigt zu werden.
Er machte vielmehr ein freimaurerisches Zeichen, murmelte dem, der ihm den Weg versperrte, die Hälfte eines Wortes zu, welches letzterer vollendete, indem er zugleich, den Eintritt in die Ruine frei ließ, was dem Manne im Mantel gestattete, von dem Fenstersims in das Zimmer hinabzusteigen.
Nachdem dies geschehen, wollte der Letztgekommene seinen Genossen auf dem Posten am Fenster, wie dies ohne Zweifel Gebrauch war, ablösen, um einen neuen Ankömmling zu erwarten, gerade so, wie auf der obersten Stufe der Treppe der königlichen Gruft von Saint-Denis der letztverstorbene König von Frankreich seinen Nachfolger erwartet.
»Es ist nicht nöthig, sagte der, welcher bis jetzt Wache gestanden. »Wir sind schon Alle eingetroffen, mit Ausnahme Velascos, der erst um Mitternacht kommen kann.«
Beide zogen nun mit vereinten Kräften das Brett an sich, welches die von dem Felsen in die Ruine führende fliegende Brücke bildete, lehnten es an die Wand und verloren, nachdem sie auf diese Weise es jedem Uneingeweihten unmöglich gemacht, ihnen zu folgen, sich in den Schatten, der im Innern der Ruinen noch viel dichter war als außerhalb derselben.
Wie schwarz, diese Finsterniß aber auch war, so schien sie doch für die beiden Genossen kein Geheimniß zu haben.
Beide folgten ohne Zögern einer Art Corridor, in welchen durch die Ritzen der Decke ein Schimmer von Sternenlicht drang, und gelangten so bis an die ersten Stufen einer Treppe, die kein Geländer hatte, aber breit genug war, um ohne Gefahr begangen werden zu können.
An einem der Fenster des Zimmers, nach welchem diese Treppe führte und welches die Aussicht auf das Meer hatte, erkannte man eine menschliche Gestalt, welche durch ihre Schwärze wohl von innen sichtbar war, von außen aber unmöglich zu erkennen gewesen wäre.
Beim Geräusche der Tritte drehte dieser Art Schatten sich herum.
»Sind wir Alle beisammen?«, fragte er.
»Ja, Alle,« antworteten die beiden Stimmen.
»Dann,« sagte der Schatten, »bleibt uns Niemand weiter zu erwarten, als der Abgesandte von Rom.«
»Wenn er nicht bald kommt, so zweifle ich, daß er wenigstens diese Nacht das gegebene Wort wird halten können,« sagte der Mann im Mantel, indem