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einem Geschlecht, das da heißt die Dschann, die der Gestalt nach am ehesten den Sterblichen gleichen. Ich bin die einzige Tochter eines Fürsten der Dschann aus edelstem Blut, und mein Name ist Peri-Banu. Also wundere dich nicht, wenn du hörst, wie ich dir sage, wer du bist und wer der König, dein Vater, ist, und wer Nur al-Nihar, die Tochter deines Oheims. Ich habe volle Kenntnis von allem, was dich angeht oder deine Sippe; du bist einer von drei Brüdern, die alle verliebt waren in die Prinzessin Nur al-Nihar, und die sie einander zum Weibe abgewinnen wollten. Ferner hielt es dein Vater für das beste, euch alle weit fort in fremde Länder zu senden, und du zogst in das ferne Samarkand und brachtest einen Zauberapfel heim, der geheimnisvoll mit seltener Kunst verfertigt war, und den du für vierzigtausend Aschrafîs erstandest; mit seiner Hilfe heiltest du deine Geliebte von einer schweren Krankheit, während Prinz Husain, dein ältester Bruder, um den gleichen Preis in Bischangarh einen fliegenden Teppich kaufte und Prinz Ali aus der Stadt Schiras ein Fernrohr nach Hause brachte. Dies genüge, um dir zu zeigen, daß mir nichts aus deinem Leben verborgen ist; und jetzt sage du mir der Wahrheit gemäß, an wem du Schönheit und Lieblichkeit mehr bewunderst, an mir oder an der Herrin Nur al-Nihar, dem Weibe deines Bruders? Mein Herz sehnt sich in höchster Sehnsucht nach dir, und es begehrt danach, daß wir uns vermählen und die Lust des Lebens und die Freuden der Liebe genießen. Also sag an, bist auch du bereit, dich mir zu vermählen, oder siechst du dahin im Verlangen nach der Tochter deines Oheims? In der Fülle meiner Liebe zu dir stand ich unsichtbar während des Bogenkampfes auf der Ebene an deiner Seite, und als du deinen Pfeil abschossest, da erkannte ich, daß er den des Prinzen Ali längst nicht erreichen würde, und deshalb griff ich ihn auf, bevor er den Boden berührte und trug ihn davon aus dem Bereich eurer Blicke; und ich warf ihn wider das eherne Tor, so daß er abprallte und flach auf den Felsen fiel, wo du ihn fandest. Und seit jenem Tage habe ich harrend dagesessen, denn ich wußte wohl, daß du nach ihm suchen würdest, bis du ihn fändest, und auf diese Weise war ich gewiß, dich zu mir herzubringen.‹ So sprach das schöne Mädchen, Peri-Banu, das mit Augen voller Liebessehnsucht zu dem Prinzen Ahmad aufsah und dann in züchtiger Scham die Stirne senkte und den Blick abwandte. Und als Prinz Ahmad ihre Worte hörte, da freute er sich in höchster Freude und sprach bei sich selber: ›Es steht nicht in meiner Macht, mir die Prinzessin Nur al-Nihar zu gewinnen, und Peri-Banu übertrifft sie an Schönheit der Erscheinung, Lieblichkeit der Gestalt und Anmut des Ganges.‹ Kurz, er war so gefangen und bezaubert, daß er die Liebe zu seiner Base einfach vergaß; und da er erkannte, daß das Herz seiner neuen Zauberin sich zu ihm neigte, erwiderte er: ›O meine Herrin, o schönste der Schönen, ich wünsche nichts so sehr, wie daß ich dir dienen darf und mein Leben lang nach deinen Befehlen handeln. Aber ich bin von menschlicher Geburt, und du von übermenschlicher. Deine Freunde und die Deinen und deine Sippe werden vielleicht mit mir unzufrieden sein, wenn du dich mit mir in solcher Verbindung verbindest.‹ Doch sie gab zur Antwort: ›Ich habe jede Vollmacht meiner Eltern, mich zu vermählen, wem ich will und wem immer ich den Vorzug gebe. Du sagst, du willst mein Diener sein, aber sei du vielmehr mein Herr und Gebieter; denn ich und mein Leben und all meine Habe sind dein, und ewig will ich deine Sklavin sein. Willige jetzt nur ein, ich flehe dich an, mich zum Weibe zu nehmen; mein Herz sagt mir, daß du mir meine Bitte nicht abschlagen wirst.‹ Und sie fügte hinzu: ›Ich sagte dir schon, daß ich in diesen Dingen mit voller Freiheit handle. Zudem aber ist es bei uns, den Dschann, so Sitte und uralter Brauch, daß wenn wir Mädchen das mannbare Alter und die Jahre des Verstandes erreichen, eine jede nach dem Gebot ihres Herzens sich dem vermählen darf, der ihr am meisten gefällt und von dem sie glaubt, er werde ihre Tage am ehesten glücklich machen. Auf diese Weise leben Weib und Gatte ihr ganzes Leben lang in Harmonie und Glück. Wenn aber ein Mädchen von ihren Eltern in die Ehe gegeben wird, und nicht nach eigener Wahl, und wenn sie gepaart wird mit einem Gefährten, der nicht für sie paßt, weil er mißgestaltet ist oder schlechter Gesinnung oder außerstande, sich ihre Neigung zu gewinnen, dann werden die beiden wohl gar für den Rest ihrer Tage im Streite liegen, und endlose Not wird ihnen aus dieser schlecht getroffenen Verbindung erwachsen. Und uns bindet auch das andere Gesetz nicht, das die Töchter Adams bindet; denn wir verkünden dem, den wir lieben, offen unsere Neigung und brauchen nicht zu warten und uns zu verzehren, bis er uns umwerbe und gewinne.‹ Als nun Prinz Ahmad diese Worte hörte, da freute er sich in höchster Freude, und er neigte sich nieder und versuchte, ihr den Saum des Gewandes zu küssen; sie aber hinderte ihn und reichte ihm statt dessen ihre Hand. Entzückt griff der Prinz danach und küßte sie, wie es in jenem Lande Sitte war, legte sie auf seine Brust und auf seine Augen. Da sprach die Fee mit reizendem Lächeln: ›Meine Hand in deiner, so verlobe dich mir, wie ich dir gelobe, daß ich dir ewig treu sein will und mich niemals treulos erweisen noch es an Beständigkeit fehlen lassen werde.‹ Sprach der Prinz: ›O lieblichstes aller Wesen, Geliebte meiner Seele, meinst du, ich könnte je zum Verräter an meinem eigenen Herzen werden, ich, der ich dich bis zur Verstörung liebe und Leib und Seele dir widme? Ohne Zwang gebe ich mich dir, tu du mit mir, was immer du willst.‹ Da sprach Peri-Banu zum Prinzen Ahmad: ›Du bist mein Gatte, und ich bin dein Weib. Dieses feierliche Versprechen zwischen dir und mir tritt an die Stelle des Ehevertrags; wir brauchen keinen Kasi, denn bei uns sind alle Formen und Förmlichkeiten überflüssig und nutzlos. Nachher will ich dir die Kammer zeigen, in der wir die Brautnacht verbringen wollen; und ich denke, du wirst sie bewundern und zugestehen, daß es ihresgleichen in der Welt der Menschen nicht gibt.‹ Und alsbald breiteten ihre Sklavinnen den Tisch und trugen mancherlei Gerichte auf, sowie in Flaschen und Bechern aus juwelenbesetztem Golde die feinsten Weine. Und beide setzten sich und aßen und tranken sich satt. Dann nahm Peri-Banu den Prinzen Ahmad bei der Hand und führte ihn in ihr Gemach, darin sie schlief; und auf der Schwelle blieb er stehen, staunend ob seiner Pracht und ob der Menge von Gemmen und Edelsteinen, die ihm das Auge blendeten; und als er sich erholte, rief er aus: ›Mich dünkt, es gibt im ganzen Weltall keinen zweiten so prunkvollen Raum, versehen mit so kostbarem Gerät und juwelengeschmückten Dingen wie diesen.‹ Sprach Peri-Banu: ›Wenn du schon diesen Palast so bewunderst und preisest, was wirst du erst sagen, wenn du die Schlösser siehst und die Burgen, die meinem Vater gehören, dem König der Dschann? Vielleicht auch wird dich Entzücken und Verwunderung packen, wenn du meinen Garten erblickst; jetzt aber ist es zu spät, dich dorthin zu führen, und die Nacht ist nah.‹ Und sie führte den Prinzen Ahmad in einen anderen Raum, wo zum Nachtmahl gedeckt war, und der Glanz dieses Saales gab den anderen in nichts nach; ja, er war eher noch prunkvoller und blendender. Hunderte von Wachskerzen in Kandelabern aus feinstem Amber und reinstem Kristall, die auf allen Seiten in Reihen standen, regneten Fluten des Lichtes nieder, während goldene Blumengefäße und Schalen von feinster Arbeit und unermeßlichem Wert, von lieblichen Formen und wunderbarer Kunst, die Nischen und Wände schmückten. Aber keine Zunge der Menschen vermöchte die Herrlichkeit dieses Raumes zu schildern, in dem ganze Scharen jungfräulicher Peris, lieblich gestaltet und schön von Angesicht, gekleidet in die erlesensten Gewänder, auf süßtönenden Instrumenten der Lust und Heiterkeit spielten oder zu Melodien von herzbetörenden Rhythmen Lieder sangen voller Verherrlichungen der Liebe. Und die beiden, Braut und Bräutigam, setzten sich und aßen, und immer hielten sie von Zeit zu Zeit inne, um zu kosen und sich verschämtem Liebesspiel und keuschen Liebkosungen hinzugeben. Mit eigener Hand reichte Peri-Banu dem Prinzen Ahmad die besten Bissen, und er mußte von jeder Schüssel und jedem Leckerbissen kosten, während sie ihm deren Namen nannte und ihm sagte, wie sie bereitet waren. Aber woher sollte ich, o glücklicher König Schahryar, die Worte nehmen, dir eine Vorstellung zu geben von diesen Speisen der Dschann oder dir mit dem gebührenden Zoll des Preises den herrlichen Wohlgeschmack der Gerichte zu schildern, wie sie Sterbliche nimmer gekostet noch auch gesehen haben? Und als beide fertig waren mit ihrem Nachtmahl, da tranken sie die erlesensten Weine und aßen genießend süße Konfitüren zum Nachtisch, trockene Früchte und allerlei Leckereien. Schließlich aber, als sie genug gegessen und getrunken hatten, zogen sie sich wiederum in einen anderen Raum zurück, der eine große, erhöhte Estrade enthielt, bedeckt mit goldgestickten Kissen und Polstern aus Flitterperlen und achämenischen Teppichen, wo sie sich Seite an Seite setzten, um sich zu unterhalten und zu vergnügen. Und herein trat eine Schar von Dschann und Feen, die tanzten und sangen vor ihnen mit wunderbarer Anmut und Kunst; und dieses hübsche Schauspiel machte Peri-Banu und dem Prinzen Ahmad Freude, so daß sie mit immer neuem Entzücken den Spielen und Wendungen folgten. Zuletzt aber stand das neuvermählte Paar von seinen Sitzen auf und zog sich, müde solchen Genusses, in eine Kammer zurück, darin sie das Dschinnijenbett von den Sklaven gebreitet
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