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der Fahrt zurück traf sie eine Entscheidung. Sie beschloss, an dieser Tour nicht teilzunehmen, Nick würde das bestimmt verstehen. Sie wollte ihren Chef nicht hängen lassen und auf die Besichtigung der Villa konnte sie getrost verzichten.

      Sie parkte den Wagen vor dem Haus und eilte die Stufen hinauf. Im Flur kickte sie die Schuhe von den Füßen, hängte die Tasche an die Garderobe und öffnete alle Fenster, um die Sonne hereinzulassen. Anschließend mixte sie sich eine Apfelschorle, setzte sich in den Sessel und legte die Beine hoch. Es wurde allmählich Zeit, das Leben wieder zu genießen.

      Ein lästiges Piepsen riss Sophie aus ihren Träumen. Schlaftrunken rieb sie sich über die Augen und riskierte einen Blick auf die Uhr. Sie hatte tatsächlich den gesamten Nachmittag verschlafen. Mit ihrer rechten Hand tastete sie nach dem Smartphone. Nick hatte ihr eine Nachricht geschickt, in wenigen Minuten würde er bei ihr sein.

      Hektisch sprang sie auf, jagte oberflächlich mit dem Staubsauger durch alle Zimmer und spülte in Rekordzeit das Geschirr. Es sollte nicht den Anschein erwecken, dass sie alles liegen ließ, jetzt, wo er mit ihr zusammenziehen wollte. Sie hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gesponnen, da ertönte die Klingel. Freudestrahlend öffnete sie ihm die Tür.

      Ein belustigtes Lächeln huschte über sein Gesicht.

      „Was ist?“, fragte sie.

      Er beugte sich zu ihr herunter und hauchte zur Begrüßung einen Kuss auf ihre Wange. „Wo hast du dich denn herumgetrieben?“, fragte er und helle Fünkchen tanzten in seinen Augen.

      „Ich? Wie meinst du das?“ Irritiert machte sie einen Schritt zur Seite und ließ ihn herein.

      Er umfasste sanft ihre Schultern und schob sie wortlos vor den Spiegel der Flurgarderobe.

      „Ups … einen Moment bitte, ich bin gleich wieder da.“ Sie wandte sich ab und lief ins Badezimmer. Mit der Bürste brachte sie ihre Haarpracht, die wirr vom Kopf abstand, wieder in Form.

      „So gefällst du mir schon deutlich besser. Du hast ausgesehen, als hättest du den ganzen Tag im Bett verbracht.“

      „Habe ich auch, zumindest den Nachmittag. Ich bin krankgeschrieben.“

      „Man merkt dir gar nicht an, dass du krank bist.“

      „Ähm …“ Zu spät, jetzt musste sie Farbe bekennen. „Ich bin ziemlich überarbeitet. Dieses Großprojekt verlangt uns einiges ab und ich mache drei Kreuze, wenn wir den Abgabetermin hinter uns haben. Heute wollte ich es langsam angehen, aber morgen werde ich wieder ins Büro fahren.“

      „Du willst trotz Krankschreibung wieder arbeiten?“

      „Ja, ich kann die Kollegen doch nicht im Stich lassen“, erwiderte sie.

      „Warte mal, hast du den Arzt um eine Krankschreibung gebeten?“

      „Nein, natürlich nicht.“

      „Na also. Dann brauchst du auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn du zu Hause bleibst. Es ist ja lobenswert, wie pflichtbewusst du dich verhältst, aber dein Chef darf dir nicht mehr aufbürden, als du tragen kannst. Wir könnten während dieser Zeit den Umzug in Angriff nehmen und dann bist du fit für die Tour.“

      Es stimmte, was er sagte. Dennoch widerstrebte ihr der Gedanke, ausgerechnet jetzt blauzumachen. Wie stand sie denn vor ihren Kollegen da? Außerdem passte es ihr überhaupt nicht in den Kram, den Umzug schon jetzt organisieren zu müssen. Aber sie wollte sich auch nicht querstellen, wo es gerade so gut zwischen ihnen lief.

      „In Ordnung, ich werde nicht ins Büro fahren.“

      „Braves Mädchen.“ Er strahlte sie an. „Ich habe in meinem Keller noch ein paar leere Umzugskartons, die ich jetzt holen werde. Und wenn ich schon einmal unterwegs bin, bringe ich auch gleich zwei Pizzen fürs Abendessen mit. Na, was sagst du, Ja oder Ja?“

      „Überredet.“ Lachend knuffte sie ihn in die Seite. „Danke, dass es dich gibt.“ Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. „Ich freue mich darauf, jeden Morgen neben dir aufzuwachen“, flüsterte sie ihm ins Ohr.

      „Ich werde dich nicht enttäuschen“, flüsterte er und löste sich aus der Umarmung. „Wenn ich mich beeile, können wir nachher dort weitermachen, wo wir jetzt aufgehört haben.“ Er zwinkerte ihr zu und verschwand mit seinem jungenhaften Lächeln zur Tür hinaus.

      Die Schmetterlinge in Sophies Bauch flatterten Loopings. Ja, es fühlte sich richtig an, diesen großen Schritt zu wagen. Sie träumte von einem weißen schlichten Kleid, einem Einfamilienhaus am Rande der Stadt, mindestens zwei Kindern und einem Hund. Nick war ihr Mister Right, daran gab es nichts zu rütteln. Von diesen wunderbaren Gedanken begleitet, deckte sie den Tisch und überlegte, welche Dinge zuerst ihr kleines Reich verlassen würden.

      Nick war schneller zurück als erwartet. Mit etlichen gefalteten Kartons unterm Arm quetschte er sich durch die schmale Eingangstür. Dann hastete er noch einmal nach unten, um die Pizzen zu holen.

      „Was für ein appetitlicher Geruch. So frisch und warm vom Italiener schmecken sie am besten“, sagte sie, als sie die Kartons entgegennahm.

      „Was hältst du davon, wenn wir nachher die ersten Kisten packen? Dann kann ich sie morgen mitnehmen, bevor ich zur Uni fahre.“

      „Das willst du dir echt antun?“

      „Natürlich. Denk an die Miete, die du sparst“, neckte er sie.

      „Wie könnte ich da Nein sagen.“

      „Ich weiß, ich kann sehr überzeugend sein. So, und jetzt sollten wir uns um die Pizzen kümmern.“

      Mit einem betont lauten Seufzen ließ sich Sophie neben Nick aufs Bett fallen. „Wahnsinn, fünf Kartons. Hattest du nicht gesagt, dass ich mich schonen soll?“

      Zärtlich küsste er ihren Hals, während seine Hände ungeduldig über ihren Körper wanderten. „Wusstest du nicht, dass deine Schonzeit vorüber ist?“, raunte er heiser. „Es darf wieder gejagt werden.“ Lustvoll bog sie sich ihm entgegen und genoss die erregende Zweisamkeit.

      Nach dem Liebesakt drehte sie sich auf die Seite und dachte an den bevorstehenden Umzug. Nick hatte sie mit dieser Aktion völlig überrumpelt. Nun war es also beschlossene Sache und sie konnte keinen Rückzieher mehr machen.

      „Schläfst du schon?“, fragte er leise.

      „Es fehlt nicht mehr viel“, murmelte sie. „Sei mir nicht böse, aber ich bin wirklich müde.“

      „Alles gut, träum was Schönes“, flüsterte er.

      „Danke, du auch.“

      Kurz nach zwei wurde sie wach. Ihre Hand tastete wie gewöhnlich nach Nicks warmen Körper, doch die andere Betthälfte war leer. Sie knipste das Licht an und schaute sich suchend um. Der Wind blies eine kühle Brise in das Zimmer und bauschte die Gardinen auf.

      „Nick? Bist du da?“

      Er war bestimmt im Badezimmer und die Geräusche hatten sie geweckt. Schlaftrunken schwang sie die Beine aus dem Bett und für einen kurzen Moment wankte der Boden unter ihren Füßen. Es war ein Fehler gewesen, die Kartons zu packen, sie hatte sich wieder einmal übernommen. Barfuß tappte sie in die Küche, um ihren Durst zu stillen und diesen widerlich pelzigen Geschmack auf der Zunge loszuwerden.

      Mit einem routinierten Handgriff holte sie ein Glas aus dem Küchenschrank und schenkte sich das Wasser ein. Aus dem Wohnzimmer hörte sie ein merkwürdiges Gemurmel und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Nick verharrte reglos in einer Zimmerecke und hatte sein Gesicht zur Wand gedreht. Mit gedämpfter Stimme spann er ein Mantra, dessen Worte sie nicht verstand. Seit wann schlafwandelte

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