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bilden sie Cocytus, welchen Teich

      Du selber sehn wirst. Drum laß hier mich schweigen.

      Drauf sagt' ich: Wenn nun also dieser Graben

      Bis hier von unsrer Oberwelt herabfließt,

      Warum begegneten wir ihm nicht früher?

      Und er zu mir: Du weißt, daß rund der Raum ist,

      Und ob du wohl, fortwährend links gewendet,

      Schon weit hinabgestiegen in die Tiefe,

      Hast du den ganzen Kreis noch nicht vollbracht.

      Wenn also neues unserm Blick sich zeiget,

      Soll sich dein Auge darum nicht verwundern.

      Drauf sprach ich weiter: Sage mir wo sind denn

      Lethe und Phlegethon? Du schweigst vom einen,

      Den andern sagst du bilden jene Tränen.

      In allen deinen Fragen lob' ich dich;

      Allein des roten Wassers Sieden konnte

      Dir eine, die du tatest, füglich lösen.

      Lethe wirst du, doch nicht hier unten sehn.

      Es waschen sich in ihm die reu'gen Seelen,

      Wenn Buße ihnen jede Schuld getilgt hat.

      Dann sagt er: Uns vom Walde zu entfernen

      Ist es nun Zeit, drum folge meinen Schritten,

      Gehn wir den Damm entlang; die Glut verschont ihn

      Und über ihm erlischt der Feuerregen.

      Fünfzehnter Gesang

      So trägt uns nun der eine jener Dämme,

      Und so erstickend wirkt des Wassers Broden,

      Daß vor der Glut er Bach und Ränder schützet.

      Sowie die Flämen zwischen Brügg' und Kadsand,

      Geängstet von der Flut, die auf sie anstürmt,

      Schutzwehren baun, das Meer sich fernzuhalten,

      Und wie die Padovaner längs der Brenta,

      Eh' Chiarentana Sommerglut empfindet,

      Vor Schlössern und vor Gärten Deich' errichten,

      Also gebildet waren jene Dämme;

      Nur daß ihr Meister, wer er immer sei,

      In minderer Höh' und Stärke sie geschaffen.

      Schon waren wir so weit entfernt vom Walde,

      Daß, hätt' ich auch zurücke mich gewendet,

      Ich nicht erspäht mehr seine Stelle hätte,

      Als wir auf eine Schar von Seelen trafen,

      Die längs des Dammes uns entgegen kamen,

      Und deren jed' uns ansah, wie beim Neumond

      Sich abends zwei Begegnende beschaun.

      So hefteten auf uns sie ihre Blicke,

      Wie auf das Nadelöhr ein greiser Schneider.

      Als mich in solcher Art die Schar betrachtet,

      Erkannte mich der ein', und an dem Saume

      Des Kleid's mich fassend, rief er: Welch ein Wunder!

      Und während nach mir hin den Arm er streckte,

      Wandt' ich mein Aug' auf die verbrannten Züge,

      So daß der Glut Entstellung meinen Sinn

      Nicht mehr verhinderte, ihn zu erkennen.

      Die Hand darauf zu seinem Antlitz neigend,

      Sagt ich: O Herr Brunetto, seid ihr hier?

      Er aber sprach zu mir: Mein Sohn gestatte,

      Daß während die Gefährten weiter eilen,

      Bruno Latini etwas mit dir umkehrt.

      Ich sprach: So viel ich kann, bitt' ich euch drum,

      Und, wollt' ihr's, will ich auch mich zu euch setzen,

      Wenn dieser mir's erlaubt, denn mit ihm geh' ich.

      Mein Sohn, sagt' er, wer sich von dieser Herde

      Nur irgendwie verweilt, bleibt unbewegt

      Dann hundert Jahr, ob auch das Feu'r ihn peitsche.

      Geh' weiter denn; ich bleibe dir zur Seite

      Und hole später die Gefährten ein,

      Die um ihr Elend, das nie endet, weinen.

      Ich wagte nicht, den Damm hinabzusteigen

      Um neben ihm zu gehn. Gesenkten Hauptes

      Schritt ich darum, wie wer in Ehrfurcht wandelt.

      Drauf hub er an: Ist's Zufall oder Schickung,

      Was vor dem letzten Tag dich hier herabführt?

      Und wer ist jener, der den Weg dir weiset?

      Dort oben, sagt' ich, in dem lichten Leben

      Verirrt' ich mich in einem wald'gen Tale,

      Eh voll geworden meiner Jahre Zahl;

      Erst gestern morgen kehrt' ich ihm den Rücken

      Als ich mich wieder wandte, traf ich diesen,

      Der mich auf solchem Pfad heimführen will.

      Drauf sagt' er mir: Folgst du nur deinem Sterne,

      So kann des Ruhmes Port dir nicht entgehen,

      Wenn recht ich wahrnahm dort im schönen Leben.

      Und wär' ich nicht so früh von dir geschieden,

      So hätt ich dich in deinem Werk gefördert,

      Da ich den Himmel dir so günstig wußte.

      Doch jenes Volk voll Bosheit und voll Undank,

      Das niederstieg von Fiesole vor Alters

      Und nach dem Berg' und dem Gestein noch schlachtet,

      Wird feindlich dir ob deines Rechttums werden.

      Wie sollt' es anders sein? Die süße Feige

      Kann unter herben Schlehen nie gedeihen.

      Schon alte Rede nennt sie blind dort oben;

      Hochmütig sind sie, geizig und voll Neides.

      Hab' acht, daß ihre Sitten du dir fernhältst!

      Dein Schicksal hat zur Ehre dir beschieden,

      Daß jede der Partei'n nach dir wird hungern;

      Doch bleibe fern dem Schnabel solche Weide.

      Das Fiesolaner Vieh zertret' einander

      So viel es will; jedoch an keiner Pflanze,

      Wenn eine noch in solchem Unrat aufkommt,

      Vergreif' es sich, worin der heilge Samen

      Von jenen Römern auflebt, die dort blieben,

      Als einst so vieler Bosheit Nest gebaut ward.

      Wenn meinem Wunsche voll entsprochen wäre,

      Erwidert' ich ihm drauf, wär't aus dem Leben

      Der Menschen wahrlich ihr noch nicht verbannet.

      Eur lieb' und gutes väterliches Bild,

      Das itzt mich weinen macht, trag' ich im Herzen,

      Wie ihr dort in der Welt

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