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Die göttliche Komödie. Dante Alighieri
Читать онлайн.Название Die göttliche Komödie
Год выпуска 0
isbn 9783748564898
Автор произведения Dante Alighieri
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Dorthin, wo trauernd jene Schatten saßen.
Aus ihren Augen brach der Schmerz hervor,
Bald hier, bald dort erwehrten mit den Händen
Sie sich der Dünste Glut und der des Bodens.
Nicht anders tun zur Sommerszeit die Hunde
Mit Schnauz' und Pfote, wenn gequält durch Bisse
Von Fliegen, Bremsen oder Flöh'n sie werden.
Zwar heftet' ich auf einige den Blick,
Auf die das Feuer schmerzentzündend fiel,
Doch kannt' ich keinen; nur ward ich gewahr,
Daß jeglichem am Hals' ein Beutel hing
Besondrer Farbe und besondren Zeichens;
Ihr Auge aber schien sich dran zu weiden.
Und wie ich blickend ihnen näher trete,
Seh' Blaues ich auf einem gelben Beutel,
Das Kopf und Haltung eines Löwen hatte.
Und als ich weiterhin das Auge wandte,
Sah einen Beutel ich so rot als Blut,
Der eine Gans aufwies, so weiß als Rahm.
Der aber eine blaue trächtge Sau
Auf seiner weißen Tasche zeigte, rief:
Was hast in dieser Grube du zu schaffen?
So geh denn, und weil du noch bist am Leben
Vernimm, daß bald mein Nachbar Vitaliano
Hier sitzen wird zu meiner linken Seite.
Die sind aus Florenz, ich aus Padova.
Oft tun sie meinen Ohren weh mit ihrem
Geschrei: Wo bleibt der oberste der Ritter,
Der bringen soll die Tasche mit drei Böcken?
Das Maul verzog er drauf, und gleich dem Ochsen,
Der seine Nase leckt, wies er die Zunge.
Und weil ich glaubte, daß mein längres Säumen
Ihn, der zur Eile mich gemahnt, erzürne,
Kehrt' ich zurück von den gequälten Seelen.
Ich fand den Führer, der schon auf den Rücken
Des grauenhaften Tiers war gestiegen.
Er sagte: Zeige dich nun stark und mutig!
Auf solcher Treppe gilts hinabzusteigen.
Doch setze du dich vorn; damit der Stachel
Dir nicht gefährlich sei, bleib' ich inmitten.
Gleich einem, den des Wechselfiebers Schauer
Befallen, dem schon blau die Nägel werden
Und der sich schüttelt, sieht er nur den Schatten,
So wurde mir zu Mut bei jenen Worten;
Doch weckt' in mir sein Zuspruch jene Scham,
Die vor des Herrn Aug' dem Knechte Mut gibt.
Ich setzte mich zurecht auf jenen Schultern,
Und: Halte mich umschlungen, wollt' ich sagen,
Allein die Stimme drang nicht aus der Kehle.
Doch, der in andrer Not schon mir geholfen,
Umfaßte, als ich kaum erst aufgestiegen,
Und unterstützte mich mit seinen Armen.
Dann sprach er: Geryon, nun mach dich auf;
Doch steige langsam und in weiten Kreisen
Hinunter, denke an die neue Last.
So wie das Schiff, verläßt es seinen Standort,
Erst rückwärts sich bewegt, so tat auch er;
Kaum aber fühlt er völlig sich im Freien,
So kehrt' er dorthin wo die Brust gewesen
Den Schwanz und braucht' ihn, gleich dem Aal, als Steuer,
Doch mit den Tatzen schlug die Luft er rudernd.
Nicht größer war die Furcht des Phaëton,
So glaub ich, als die Zügel ihm entfielen,
Und sich verbrannt, wie noch zu sehn, der Himmel,
Noch die des Ikarus, als von den Schultern
Das Wachs ihm schmolz und sich die Flügel lösten.
Und: falsch ist deine Richtung! rief sein Vater,
Als nun die meine war, wie ich gewahr ward,
Daß rings um mich nur Luft sei, und nichts andres
Mir sichtbar blieb, als nur das Ungeheuer.
Das schwimmt dahin, bedächtig, sachte, sachte
Im Kreise senkt es sich, doch fühl ich's nur
Weil mein Gesicht die Luft von unten anhaucht.
Schon hört' ich rechts das grausenhafte Tosen,
Das unter uns der Sturz des Wassers machte,
Weshalb ich Haupt und Blick nach unten neigte.
Da mehrte noch die Furcht sich vor dem Anprall;
Denn Feuer sah ich und vernahm viel Klagen,
Weshalb ich zitternd mich zusammenduckte.
Nun sah ich auch an all den argen Qualen,
Die rechts und links sich nahten, was zuvor
Ich nicht gesehn, das Sinken und das Kreisen.
Dem Falken gleich, der lang' in Lüften schwebte
Und, weil nicht Federspiel er sieht noch Vogel,
Den Falkner sagen macht: O weh du senkst dich!
Der müde niedersteigt in hundert Kreisen,
Von wo er rasch sich aufschwang, und verdrießlich
Von seinem Herrn fern ab sich setzt und tückisch;
So setzte Geryon uns hart am Fuße
Der senkrecht steilen Felsenmauer ab,
Und als er sich entledigt seiner Last
Fuhr er dahin, wie von der Schnur die Kerbe.
Achtzehnter Gesang
Ein Ort der Hölle heißet Malebolge
Und, gleich der Felswand die ihn rings umschließet,
Ist er durchaus von Stein und eisenfarbig.
In dieses argen Feldes Mittelpunkte
Tut sich ein Brunnen auf, der weit und tief ist
Und dessen Weis' ich seinerzeit berichte.
Rund ist sonach der Raum, der frei bleibt, zwischen
Dem Brunnen und dem Fuß des Felsenufers,
Und in zehn Täler ist geteilt sein Boden.
Wie die Gestalt ist, die, wo zur Verteid'gung
Rings um die Mauern einer Burg viel Gräben
Gezogen sind, die Bodenfläche bietet,
So war das Bild, das jene Gräben zeigten.
Und so wie von den Toren solcher Burgen
Zum äußren Ufer kleine Brücklein