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von Serumbestandteilen, der daraus resultierende Paukenhöhlenerguß (Serotympanum) erhöht den Reibungswiderstand für die Gehörknöchelchen: auch dadurch Schalleitungsschwerhörigkeit.

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      Abb. 3-1. a Serotympanon: Das Mittelohr ist flüssigkeitsgefüllt, man sieht eine Luftblase unterhalb des Hammergriffes

      Klinik: Akuter Druck im Ohr, Schalleitungsschwerhörigkeit, zum Teil Ohrenschmerz, Knackgeräusch beim Schlucken. Zusätzlich klinische Symptomatik der jeweils auslösenden Ursache (vgl. Pathogenense).

      Diagnostik: Trommelfellretraktion mit Verzerrung oder Verlust des dreieckigen Lichtreflexes. Bei Paukenerguß ist die Flüssigkeit hinter dem Trommelfell zu erkennen an

       dunkelgelber Farbe,

       manchmal an der dunklen Linie des Flüssigkeitsspiegels sowie

       ringförmigen Luftblasen,

       Stimmgabelversuche nach Weber (Lateralisation ins kranke Ohr) und Rinne (zumeist negativ), Tonschwellenaudiogramm (Schalleitungsschwerhörigkeit); Tympanogramm: bei Unterdruck nach links (zu negativen Drücken) verschoben und etwas flacher, bei Serotympanum ganz flache Kurve;

       Abklärung der auslösenden Ursache (vgl. Pathogenese).

      Therapie: a-Sympathominmetika als Nasentropfen zum Abschwellen des Tubeneingangs, Kamilleninhalation. Bei nichtentzündlicher Genese: Tubendurchblasungen nach Valsalva oder Politzer. Keine Ohrentropfen. Werden Tubendurchblasungen nach Valsalva oder Politzer bei akuter Rhinitis/Sinusitis durchgeführt, dann droht Keimverschleppung ins Mittelohr.

      Grundsätzlich außerdem: Therapie der Grundkrankheit (z.B. Entfernen vorhandener Adenoide, antiallergische Therapie bei Allergie, onkologische Therapie eines Nasopharynxkarzinoms, adäquate Therapie einer Rhinitis/Sinusitis).

      Prophylaxe: bei Adenoiden im Kindesalter frühzeitige Adenotomie.

      Prognose: Bei adäquater Therapie wird die Tubenfunktion in der Regel in wenigen Tagen wiederhergestellt. Ein Serotympanum bildet sich dann zurück.

      Gelingt die Öffnung der Tube nicht, dann geht der akute Tubenverschluß in einen chronischen Tubenverschluß mit Seromukotympanum (seromuköse Otitis media Abschn. 3.2.1) über.

      (Synonyme: chronischer Tùben-Mittelohr-Kartarrh, chronische seromuköse Otitis media)

      Definition: Eine chronische Tubeninsuffizienz führt zu einem Seromukotympanum mit Schalleitungsschwerhörigkeit.

      Ätiologie: Die zum akuten Tubenverschluß (s.o.) führenden Ursachen können auch eine längerdauernde Tubeninsuffizienz auslösen. Eine chronische Behinderung der Tubenöffnung tritt auch bei Insuffizienz des M. tensor veli palatini (z.B. Gaumenspalte) auf.

      Pathogenese: Der längerdauernde Tubenverschluß führt zu einem längerdauernden Unterdruck im Mittelohr. Folgen sind

       eine Metaplasie der Schleimhaut des Mittelohrs mit Ausbildung schleimbildender Becherzellen.

       Das Sekret der Becherzellen und das Transsudat im Mittelohr vermischen sich zu einer dickflüssigen, zähen Flüssigkeit, wodurch das Seromukotympanum entsteht.

       Seromukotympanum und Schleimhautmetaplasie mit Schleimhautschwellungen behindern ihrerseits die Belüftung des Mittelohrs, wodurch der Effekt des chronischen Tubenverschlusses verstärkt wird.

      Die Folge ist, daß selbst bei Beseitigung der Tubenventilationsstörung am nasopharyngealen Tubeneingang die Metaplasie der Mittelohrschleimhaut mit Aufrechterhaltung des Seromukotympanums bleibt. Die Folgen des Unterdrucks und des Seromukotympanums sind eine Versteifung sowie ein ausgeprägter Reibungswiderstand der Gehörknöchelchen-kette, was zu einer ausgeprägten Schalleitungsschwerhörigkeit führt.

      Klinik: Sehr unangenehmes Druckgefühl, ausgeprägte Schwerhörigkeit bis Taubheitsgefühl, knackendes Geräusch bei Schlucken, Gähnen oder Schneuzen. Kann ein- oder beidseitig auftreten.

      Diagnostik: Das Trommelfell ist retrahiert. An den Stellen, an welchen sich seromuköse Flüssigkeit im Mittelohr ansammelt, ist eine dunkelblaue Verfärbung des Trommelfells („blue ear drum“) manchmal verbunden mit ringförmig erscheinenden Luftblasen zu erkennen. Die Schalleitungsschwerhörigkeit (Stimmgabel: Weber-Versuch lateralisiert ins kranke Ohr, Rinne negativ; Audiogramm: Luft-Knochen-Leitungs-Differenz) kann sehr ausgeprägt sein und 30-60 dB erreichen. Bei der Tympanometrie zeigt sich die Kurve stark abgeflacht. Die Ursache des chronischen Mittelohrkartarrhs (Adenoide bei Kindern, chronische Rhinitis, chronische Sinusitis, nasale Allergie, Nasopharynx(arzinom bei Erwachsenen, Gaumenspalte) muß gefunden werden.

      Differentialdiagnose: Trommelfelladhäsivprozeß, Hämatotympanum.

      Therapie: Grundkrankheit sanieren: Adenotomie bei Adenoiden, onkologische Therapie eines Nasopharynxkarzinoms, Sanierung einer chronischen Rhinitis oder Sinusitis, antiallergische Therapie bei Allergie; Tubendurchblasungen nach Politzer und Valsalva oder nach Sondierung des Tubeneingangs über die Tubensonde (Cave: Verletzungsrisiko). Zusätzlich Einsetzen eines Paukenröhrchens in die Parazenteseöffnung (Paukendrainage s. Abb. 3-1b), um diese für mehrere Monate offenzuhalten. Dadurch wird eine Belüftung des Mittelohrs von außen erreicht, die zur Rückumwandlung der metaplastischen Schleimhaut beiträgt.

      Kommt die Schleimproduktion trotz eingelegtem Paukenröhrchen nicht zur Ruhe, Versuch mit Kortison (lokale Applikation durch das Paukenröhrchen oder systemisch). Weitere Behandlungsversuche: intratympanale Gabe von Hyaluronidase oder a-Chymotrypsin.

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      Abb. 3-1. b Paukendrainage: Man sieht ein Trommelfellröhrchen, das nach einer Parazentese (Abb. 3-4) in das Trommelfell eingesetzt wurde. Über das Trommelfellröhrchen wird die Paukenhöhle für einige Wochen bis Monate belüftet

      Prophylaxe: bei Adenoiden unverzügliche Adenotomie, sobald ein Serotympanum manifest wird.

      Prognose: Nur in einem Teil der Fälle ist mit folgenloser Ausheilung zu rechnen. Ansonsten chronische Exazerbation des Krankheitsbilds mit

       Bildung von Cholesteringranulomen durch Ausfällung von Cholesterinkristallen in der seromukösen Flüssigkeit (s. Abschn. 3.2.2.2).

       Ausbildung einer Tympanosklerose (s. Abschn. 3.2.2.2)

       Ausbildung eines Trommelfelladhäsivprozesses (s. Abschn. 3.1.4)

      Definition: Eine zu weit offene Tuba auditiva stellt eine offene Verbindung zwischen Mittelohr und Nasopharynx dar, wodurch sich das Trommelfell mit den Luftdruckänderungen im Nasopharynx mitbewegt und der Schall der eigenen Stimme über die Tube das Ohr erreicht.

      Pathogenese: Verlust der elastischen Rückstellkraft des Tubenknorpels oder auch Verlust von submukösem Fettgewebe am Tubeneingang; möglicherweise auch erhöhter Dauertonus der Gaumenmuskulatur (M. levator und tensor veli palatini).

      Klinik: Autophonie: Der Kranke hört seine eigénen Worte dröhnend im Ohr; inspirato- tische und exspiratorische Ohrgeräusche, bei dünnem (atrophsichem) Trommelfell knatternd.

      Diagnostik: Unter dem Ohrmikroskop kann man eine atemsynchrone Trommelfellbewegung sehen.

      Therapie: sehr selten erforderlich; ggf. Unterfütterung des Tubeneingangs mit flüssigem Kollagenimplantat.

      Definition: Beim Trommelfelladhäsivprozeß verklebt das Trommelfell mit der Promontorialwand des Innenohrs (d.i. mediale Wand des Mittelohrs), so daß eine Schalleitungsschwerhörigkeit entsteht.

      Pathogenese: Chronischer oder chronisch rezidivierender Tùbenverschluß mit Resorption der Luft im Mittelohr und entsprechendem

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