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      Abb. 1-16. Beispiel einer Kurve der transitorisch evozierten otoakustischen Emissionen (TEOAE). Die Kurve ist die akustische Aufzeichnung im Gehörgang nach einem kurzen Reiz (Click). Die akustische Wellenform des Reizes ist im Kasten oben links dargestellt. Kasten rechts oben: Frequenzanalyse der TEOAE

      Anwendung der otoakustischen Emissionen

      Die wichtigste Anwendung der OAE ist die Screening-Untersuchung des Gehörs bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern. Mit den TEOAE kann einfach und schnell ein Überblick über die kochleäre Funktion erhalten werden. Der überwiegende Anteil der Schwerhörigkeiten in dieser Altersgruppe ist kochleär bedingt. Die Früherkennung von Schwerhörigkeiten wird damit vereinfacht. Die Lokalisation der Schwerhörigkeit und das Ausmaß können nicht mit den OAE bestimmt werden. Beim Fehlen von OAE müssen deshalb zusätzliche audiologische Methoden wie die Impedanzaudiometrie, die evozierten Potentiale und die Reaktionsaudiometrie eingesetzt werden.

      OAE werden auch zur Abklärung von nichtorganischen Schwerhörigkeiten und zur Objektivierung audiometrischer Befunde bei Erwachsenen herangezogen.

      R. Probst

      Die Ohrmuschel und der knorpelige Anteil des äußeren Gehörgangs bilden anatomisch und in vielen pathologischen Belangen eine Einheit. Affektionen der Ohrmuschel greifen deshalb oft auf den Gehörgang über und umgekehrt.

      Als anatomische Besonderheit mit Auswirkungen auf das pathologische Geschehen ist eine innige Verbindung zwischen dem Perichondrium des elastischen Knorpels und der lateralen Dermis der Ohrmuschel zu nennen. Bei Hautveränderungen und Schwellungen sind deshalb oft das Perichondrium und der Knorpel mitbetroffen, was zu starken Schmerzen, schlechter Resorption und Knorpeldestruktionen mit bleibenden Formveränderungen führen kann.

      Die Haut des knöchernen Gehörgangs (mediales Drittel) ist sehr dünn und direkt mit dem Periost verbunden. Auch dieser anatomische Befund kann zu besonderen pathogenetischen Verläufen von Gehörgangsaffektionen führen.

      Definition: Entzündliche Hautveränderungen der Ohrmuschel ohne klinische Beteiligung des Knorpels.

      Ätiologie: immunologisch-allergische, toxische oder physikalische Ursachen. Häufig verantwortlich sind Schmuckgegenstände (Ohrringe).

       Kosmetika und Pflegemittel (Seifen, Shampoo, Haarspray).

       Hörhilfen (Hörgeräte, Ohrpaßstücke, Einsteckhörer).

       Wärme- bzw. Kälteschäden (Sonne, Radiotherapie, Erfrierung – s. Abschn. 2.2.1.3).

      Klinik: auf die Dermis beschränkte rötliche und schuppende entzündliche Veränderung, die den Knorpel und das Perichondrium nicht einschließt (Konturen nicht verstrichen). Sie kann auf eine Region beschränkt sein wie das Ohrläppchen (bei Schmuck) oder retroaurikulär (Hörgerät), wenig Schmerzen, Juckreiz.

      Diagnostik: Inspektion und anamnestische Eruierung exogener Ursachen. Eine allergologische Abklärung kann angezeigt sein.

      Differentialdiagnose: Abgrenzung gegenüber Pyodermie, Perichondritis, Erysipel,. Hautmykose und Dermatosen wie Psoriasis.

      Therapie: Ausschalten der Ursache und Therapie nach dermatologischen Prinzipien. Antibiotika sind nur bei bakteriellem Superinfekt indiziert.

      Definition: entzündliche Veränderung der Ohrmuschel, die sowohl die Haut als auch das Perichondrium und damit auch den Knorpel selbst beteiligt.

      Ätiologie: häufig liegt ein bakterieller Infekt vor, v.a. durch Staphylokokken und Pseudomonas; selten auch allergisch-toxische oder autoimmune Ursachen.

      Pathogenese: Oft handelt es sich um einen Infekt, der von einer kleinen Verletzung im Konchabereich ausgeht. Eine bakterielle Infektion der lateralen Ohrmuschel ist fast regelmäßig mit einer Perichondritis verbunden (wegen der engen Verbindung zwischen Haut und Perichondrium).

      Klinik: sich schnell entwickelnde starke Schmerzen und Wärmegefühl.

      Diagnostik:

       Inspektion und (vorsichtige!) Palpation: Es finden sich verstrichene Ohrmuschelkonturen (Abb. 2-1), häufig eine Schwellung im Konchabereich und eine ausgeprägte Druckdolenz. Blasenbildungen der Haut sind möglich. Das Ohrläppchen ist symptomfrei (weil es keinen Knorpel hat).

       Otoskopie: begleitende Otitis extema (s. 2.1.2) ist möglich, Trommelfellbefund und Gehör sind i. allg. normal.

       Regionäre Lymphknoten sind vergrößert und dolent.

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      Abb. 2-1. Perichondritis der rechten Ohrmuschel: Man erkennt eine starke Rötung und Schwellung der Ohrmuschelhaut mit verstrichenen Konturen

      Allgemeinsymptome: Fieber, Leukozytose und andere Entzündungszeichen.

       Abstrich mit bakterieller Bestimmung und Resistenzprüfung (da Problemkeime möglich).

      Komplikationen: Destruktion des Knorpels mit bleibender Formveränderung (Ringerohr).

      Differentialdiagnose:

       Rezidivierende Polychondritis (relapsing polychondritis): Autoimmunkrankheit mit Knorpelzerstörung der Ohrmuschel, der Bronchialknorpel, der Nasenscheidewand und im Kehlkopfbereich.

       Ekzem und Dermatitis.

       Andere Infekte wie Erysipel (Ohrläppchen miterfaßt) oder Zoster oticus.

       Physikalische Schäden (Verbrennungen, Erfrierung, Trauma).

       Durchbrechende Mastoiditis.

       Gichttophi: schmerzhafter Knoten am Helixrand.

      Therapie: Systemische Verabreichung von Antibiotika, die gegen Staphylokokken wirksam sind, ggf. Umstellen nach Erhalten des Antibiogramms. Nach sorgfältiger Reinigung der Ohrmuschel und des Gehörgangs wird eine desinfizierende oder Antibiotikasalbe lokal aufgetragen.

      Nichtsteroidale Antirheumatika werden als Schmerzmittel eingesetzt.

      Definition: Streptokokkeninfekt der Ohrmuschelhaut, der hauptsächlich die Subkutis betrifft. Charakteristisch sind eine starke, über die Ohrmuschel reichende Rötung, ausgeprägte Allgemeinsymptome und ein rasches Fortschreiten der unbehandelten Krankheit.

      Ätiologie: Streptokokken, deren Eintrittspforte meist kleine Verletzungen, häufig im Konchabereich gelegen, sind.

      Klinik: allgemeines Krankheitsgefühl, Schmerzen in der Ohrregion und Fieber.

      Diagnostik: Das klinische Erscheinungsbild ist typisch. Es bestehen Rötung, Schwellung und Überwärmung der Ohrmuschel, des Ohrläppchens und der periaurikulären Gebiete, v.a. in Richtung Gesicht. Eine Inspektion und Reinigung des Gehörgangs mit Erhebung des Trommelfellbefunds ist zum Ausschluß einer Mittelohraffektion notwendig. Abstriche und, falls möglich, ein Antibiogramm sollten angefertigt werden.

      Komplikationen: nekrotisierende Fasziitis (schwerer, kaum beherrschbarer Infekt der Subkutis, häufig durch Anaerobier mitbedingt), rheumatische Erkrankungen bei Infektion mit Streptokokken der Gruppe A (Glomerulonephritis, rheumatisches Fieber, Endocarditis rheumatica).

      Differentialdiagnose:

       Perichondritis: umgebende Weichteile und Ohrläppchen i.a. nicht betroffen.

       Zoster oticus: Beteiligung des Innenohrs und des N. facialis.

       Ekzem und Dermatitis.

      Therapie:

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