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Madison nicht direkt um ein Date gebeten.“

      „Worum haben Sie sie dann gebeten?“ Ihre manikürten Finger halten den Block in ihrer Hand sehr streng fest.

      „Um ehrlich zu sein, habe ich Madison darum gebeten, mir sieben Nächte lang zur Verfügung zu stehen, und dafür werde ich in ihr Familienunternehmen investieren, anstatt es wie geplant aufzukaufen. In der Geschäftswelt nennt man das eine Win-win-Situation.“

      „Und in der Welt der Therapie nennen wir das ein gestörtes Verhalten.“ Kopfschüttelnd holt Linda Luft. „Sie haben also die Frau, die Sie mehr fasziniert als jede andere, gebeten, Ihnen als Geliebte zur Verfügung zu stehen, und sie auch noch mit der Rettung ihres Familienbetriebes erpresst. Also für einen angeblich klugen Mann machen Sie erstaunlich dumme Dinge.“

      Linda schüttelt nochmals den Kopf, aber ich habe den Eindruck, lieber würde sie meinem eine verpassen wollen. „Und diese Madison hat sich darauf eingelassen?“

      „Zuerst nicht, aber ich wusste, sie würde es doch tun. Ich konnte sehen, dass ein Teil von ihr es wagen wollte, dass ein Teil von ihr mich begehrt, so wie ich sie, auch wenn sie das nicht zugeben will.“

      „Und da hielten Sie es für eine gute Idee, die Dame Ihres Herzens in einen Gewissenskonflikt zu stürzen, um mit ihr ins Bett zu können, anstatt mit ihr auszugehen. Haben Sie eine Ahnung, was Sie da anrichten? Was das für Madison bedeutet? Oder für Sie?“

      „Ich hatte keine Wahl. Ich musste sicherstellen, dass Sie in meiner Nähe bleibt. Sie wäre doch einfach wieder aus meinem Leben verschwunden, und ich hätte keine Chance gehabt, herauszufinden, warum sie sich nicht an unsere gemeinsame Nacht erinnert oder warum sie so tut, als ob. Jetzt habe ich eine Möglichkeit, sie zu verführen und ihr dabei auf den Zahn zu fühlen. Wenn sie sich erinnert, werde ich einen Weg finden, dass sie das auch zugibt, und wenn nicht, werde ich alles tun, um entweder ihre Erinnerung zu wecken oder eben neue zu schaffen. Durch meinen zugegeben risikobehafteten Plan habe ich sieben Nächte Zeit dafür. Und ich habe vor, jede davon zu nutzen.“

      „Das haben Sie sich ja fein zurechtgelegt. Und wieder einmal haben Sie die Kontrolle über alles und gehen kein unkalkulierbares Risiko ein. Wir hatten doch schon oft darüber gesprochen, dass Sie dazu neigen, nur dann Risiken einzugehen, wenn es ums Geschäftliche geht, und wenn es um Menschen geht, sind die einzigen Risiken, die Sie bereit sind, zu akzeptieren, derart kalkuliert und vorhersehbar, dass es ist, als würden Sie nicht wirklich welche eingehen. Michael, so kann man keine ehrlichen Beziehungen aufbauen oder Gefühle zulassen. In Ihrem Inneren wissen Sie das auch, dennoch manipulieren Sie sich ständig selbst. So wie Sie bisher nur mit Frauen ausgegangen sind oder geschlafen haben, bei denen Sie genau wussten, dass Sie Ihnen gefühlsmäßig nicht zu nahekommen konnten, weil Sie sich nur körperlich zu ihnen hingezogen fühlten. Und jetzt, mit dieser Frau, haben Sie die einmalige Gelegenheit, alles anders zu machen. Und was tun Sie? Sie machen eine Art Spiel daraus, einen Plan. Aber Gefühle halten sich nicht an Regeln, und wenn Sie das hier durchziehen und Erfolg haben, wenn diese Madison sich an Sie erinnert, denken Sie, dass sie davon begeistert wäre, von Ihnen dorthin dirigiert worden zu sein?"

      Unzufrieden schließt Linda ihr Notizheft. Sie ist enttäuscht von mir, etwas, was ein professioneller Therapeut nicht sein dürfte, aber Linda hat längst den Abstand zu mir verloren. Aber das liegt an mir, schließlich habe ich unser letztes Therapiegespräch per Handy begonnen, in einem Hotelzimmer, in dem ich es eine Stunde zuvor mit zwei Schönheiten getrieben habe. Als mir dämmerte, dass sogar ein heißer Dreier mich mehr runterzieht als glücklich macht, musste ich mit ihr darüber sprechen, und sie war für mich da. Irgendwie haben wir seitdem die professionelle Distanz zueinander eingebüßt. Deshalb legt sie ihre Therapeutenrolle kurz mal ab, um mir gehörig die Meinung zu sagen.

      „Klug und mutig wäre es gewesen, Madison zu fragen, ob sie mit Ihnen ausgehen hätte wollen. Vielleicht hätte sie Ja gesagt, aber vielleicht auch Nein. Doch jetzt haben Sie ein riskantes Geschäft abgeschlossen, ein Spiel daraus gemacht, und ich bin mir nicht sicher, ob Ihnen bewusst ist, dass Sie dieses Spiel auch verlieren können. Und was dann?“

      „Ich werde nicht verlieren!“, halte ich dagegen. Das ist keine Option. Madison wird sich an mich erinnern, und ich werde sie verführen, bis sie mir nicht widerstehen kann.

      „Wie gut, dass Ihre Arroganz Ihnen nicht im Wege steht. Ich frage mich nur, weshalb ich dann hier bin, wenn Sie sich doch so sicher sind.“

      Und da ist sie, die Frage, auf die ich keine Antwort habe, und der Grund, weshalb ich Linda in mein Leben gelassen habe: weil sie keine Ja-Sagerin ist und weil sie die Fragen stellt, die ich von mir aus nicht stellen würde.

      „Sie sind hier, weil der nicht ganz so arrogante, nicht ganz so überzeugte Teil von mir es vielleicht nicht verkraften kann, wenn ich doch verlieren würde, was aber nicht passieren wird. Dennoch möchte ich vorbereitet sein, falls doch.“

      Linda verlässt ihren Sessel und setzt sich zu mir auf die lange Sofareihe. Mit einem warmen Blick sieht sie mich an und nimmt meine Hand in ihre.

      „Natürlich werde ich da sein, aber Sie müssen mir etwas versprechen. Sollte sich Madison nicht an Sie erinnern und Sie merken, dass Sie echte Gefühle für sie haben, dann haben Sie den Mut, es ihr zu sagen.“

      Ohne mit der Wimper zu zucken, lüge ich Linda an, weil ich das gut kann, weil ich gelernt habe, das einfach zu tun, wenn es nötig ist, auch wenn ich mich innerlich dabei nicht gut fühle.

      „Ja, das werde ich.“

      Kapitel 6 - Michael

       Die 1. Nacht

      Der Tag hatte mit einer Lüge begonnen und mit einem nicht gerade erfolgreichen Therapieversuch. Auch die Nacht davor ist alles andere als ruhig verlaufen. Stundenlang habe ich mich hin und her gewälzt und von ihr geträumt, von der neunzehnjährigen Madison auf der Strandparty in Kalifornien. Als ich mich umgedreht habe und sie auf dem Sand tanzen sah, in flackerndes Lagerfeuerlicht getaucht, machte etwas in mir klick. Doch anders als in der einzigen Nacht, die ich bisher je mit ihr verbracht habe, tanzte Madison in meinem Traum nicht nur, während ihre karamellfarbenen wilden Haare ihre nackten Schultern berührten. In meinem Traum kam sie zu mir, eine Mischung aus ihrem früheren Selbst und der erwachsenen Frau, die neulich vor mir stand. Sie packte mich und verschlang mich förmlich mit einem gierigen Kuss, völlig anders als alles, was damals wirklich zwischen uns geschehen ist. Meine Fantasie ging mit mir durch. Ich träumte davon, sie dort zu nehmen, auf dem Sand, direkt vor aller Augen. Ich tat, was ich vor zehn Jahren hätte tun sollen, und gab ihr alles von mir und nahm mir gleichermaßen alles von ihr. Als ich mitten in der Nacht wach wurde, völlig verschwitzt, quälte mich eine heftige Erektion, die sich schmerzhaft anfühlte. Von einem einzigen Traum war ich bisher nie so erregt gewesen. Keine Ahnung weshalb, aber Linda erzählte ich nichts davon, auch wenn sie sonst so gut wie alles über mich und mein bisher reges Sexleben weiß, wollte ich das nicht mit ihr teilen. Ich will, dass alles, was Madison betrifft – und sei es auch nur ein erotischer Traum –, allein mir gehört. Außerdem kommt es mir so vor, als würde ich ihre Intimsphäre verletzen, wenn ich jemand anderem als ihr davon erzählen würde. Dabei gibt es doch kein Uns, dennoch empfinde ich so. Selbst jetzt, bei der Arbeit, wo ich voll und ganz auf meine Aufgaben konzentriert sein muss, kann ich an nichts anderes denken als an Madison und die Bilder dieses verführerischen Traums. Ich reiße mich zusammen, ziehe ein Meeting nach dem anderen durch in der Hoffnung, dass ich endlich wieder ihre Stimme höre, denn ich plane, sie bald anzurufen, um ihr zu sagen, dass unsere erste Nacht heute Abend beginnt.

       Madison

      Mein Smartphone klingelt vor sich hin, während ich meinen Koffer auspacke. Eigentlich hatte ich vor, nur zwei Tage in New York zu bleiben, doch jetzt, wo ich über eine Woche hier sein werde, habe ich beschlossen, auszupacken.

      „Wo bist du nur?“, zische ich vor mich hin auf der Suche nach dem Handy, das ich dumpf irgendwo höre. Ich durchwühle das Bett und finde es schließlich unter dem Hotelbademantel. Eine unbekannte Nummer. Ich gehe ran.

      „Madison

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