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sehr ich Trent auch mag, Madison geht nur mich etwas an, und das soll auch so bleiben.

      „Ich habe Pläne mit ihr. Es hat mit ihrer Firma zu tun und mit ihr persönlich. Mehr musst du nicht wissen.“

      „Du hast Pläne … Du hast immer Pläne. Aber du hast mich bisher noch nie gebeten, die Farbe der Unterwäsche einer Frau herauszufinden. Selbst bei deinen zahllosen Begleiterinnen, die ich früher für dich durchgecheckt habe, ehe du etwas mit ihnen angefangen hast, war das nie nötig.“

      Trent setzt sich auf und sieht so ernst aus, dass er mir ganz fremd vorkommt. Ich sehe die meiste Zeit ernst aus, das bringt mein Leben und meine Arbeit mit sich. Ich kann mir Schwächen einfach nicht leisten. Selbst meinen Charme muss ich wohldosiert und kontrolliert einsetzen. Und sogar bei Trent, bei dem ich normalerweise lockerer bin, gelingt es mir nicht oft, aus meiner Haut zu kommen.

       Wir sind, wer wir sind.

      „Sagen wir es so: Madison Beaufort hat vielleicht etwas, wonach ich lange gesucht habe, und ich muss unbedingt herausfinden, warum sie so tut, als wisse sie davon nichts.“

      Kapitel 4 - Madison

      Hier sind wir wieder. Der Raum hat sich nicht verändert. Wir allerdings schon. Nach heftigen Diskussionen beim Abendessen gestern haben Dad und Charly beschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen und keine weitere Verzögerungstaktik von Stoke zu akzeptieren. Auch wenn ich keine Erklärung für sein Verhalten bei unserem ersten Treffen habe, bin ich anders als meine Familie nicht davon überzeugt, dass sein merkwürdiges Auftreten tatsächlich eine Art Taktik gewesen ist. Doch Dad und Charly redeten einander in Grund und Boden und ließen mich dabei kaum zu Wort kommen. Ich hasse es, wenn sie das tun. Dieses Verhalten würde ich mir von niemandem bieten lassen, aber kaum geht es um meine Familie, ist es, als könne ich das Etikett, das man mir dort und in der Firma verpasst hat, einfach nicht loswerden. Wie oft ich auch versuche, es abzumachen, irgendjemand heftet es mir wieder an. Auf die Dauer ist das ganz schön frustrierend. Wären wir nicht in diese Krise geschlittert, hätte ich längst etwas dagegen unternommen, mich noch mehr bemüht, meine eigenen Ideen und Vorstellungen umzusetzen. Aber die Realität sieht nun einmal anders aus, ob es mir gefällt oder nicht. Und es gibt ja auch noch diese schwer zu überwindende Südstaatenhöflichkeit, in deren Namen Mom uns erzogen hat, und der immense Respekt gegenüber Dad, der mich liebt und immer für mich da ist. Es fällt schwer, sich mit jemandem zu streiten, um seinen rechtmäßigen Anteil einzufordern, der einem das Reiten beigebracht hat und trotz der Leitung eines riesigen Unternehmens über jede Schramme am Knie bestens informiert war, wenn er nach Hause gekommen ist. Wäre das alles nicht mehr als genug, kommt nun auch noch dieser seltsame Mann hinzu, der die Zukunft unserer Familie und aller Arbeiter unseres Unternehmens in der Hand hat. Und dann muss der Kerl auch noch diese Show abliefern und mich dabei bloßstellen. Noch mal passiert mir das nicht.

       Mach dich auf was gefasst, Michael Stoke. Diese Mal wirst du eine professionelle, völlig von dir unbeeindruckte Madison Beaufort erleben, und sie wird fest hinter ihrer Familie stehen, wenn sie dich davon überzeugen, das einzig Richtige zu tun.

      Kaum setze ich mich in dem Konferenzstuhl selbstbewusst auf, um meinem Gedanken Ausdruck zu verleihen, öffnet sich die Tür und Michael Stoke betritt den großen Raum, dieses Mal allein, ohne Anzug-Entourage. Interessant.

      Ich sehe kurz auf die Uhr. Er ist pünktlich und sieht mindestens genauso umwerfend aus wie gestern, was keinerlei Rolle spielt. Jedenfalls für mich. Nein, Sir!

      „Mr Stoke.“ Mein Vater erhebt sich und schließt dabei sein Jackett. Wir machen es ihm nach, stehen auf und sehen alle zu unserem Gastgeber.

      „Mr Beaufort, Mr Beaufort … Miss Beaufort.“ Er neigt jedem von uns zur Begrüßung kurz den Kopf zu. Bei mir angekommen verweilen seine meerfarbenen Augen einen Moment länger, doch dann überzieht ein gefasster Ausdruck seine Miene, und er setzt sich ans Ende des kurzen Konferenztisches, ohne mich weiter groß zu beachten. Doch bei seinem Blick vorhin musste ich mich zwingen, nicht nervös zu werden oder der Hitze in meinem Nacken Beachtung zu schenken. Ich denke, es ist wie bei einer Jagd. Wenn du dem Jäger zeigst, dass du Angst hast, erkennt er dich erst als Beute, und wenn es etwas gibt, was es hier zu vermeiden gilt, dann, dass Stoke uns als solche betrachtet. Deshalb hebe ich mein Kinn einen Tick zu hoch und sehe ihm direkt ins Gesicht, als wären wir nicht die Bittsteller, die wir sind.

      „Nun gut“, beginnt er mit fester Stimme. „Wir wissen alle, warum wir hier sind und worum es geht. Meine Berater haben mich mehrfach dazu ermutigt, Beaufort’s Milky Comfort trotz und gerade wegen seiner Lage zu kaufen, und Sie drei sind nun hier, um mir etwas anderes vorzuschlagen. Etwas, was ich ehrlich gesagt nicht oft gestatte. Dann tun Sie, weshalb Sie hergekommen sind. Überzeugen Sie mich! Sie haben fünf Minuten.“

      Zumindest kommt er gleich auf den Punkt, und in jedem seiner klar gewählten Worte schwingt mit, dass er sich nur ausnahmsweise mit den Inhabern solcher Übernahmegeschäfte befasst. Ob das gut oder schlecht ist?

      Charly wird nervös. Er schiebt die Papiere vor ihm ständig hin und her. Es ist kaum mit anzusehen, aber da muss er durch. Dad überlässt es ihm, die Verhandlungen zu führen, und wird nur einschreiten, wenn es nötig ist. Ich war dagegen. Dads Auftreten ist souveräner, und Charly, bei all seinen Vorzügen, ist ein Mann der Zahlen, aber leider nicht der geschickten Worte. Bei einem Alpha-Mann wie Stoke reagiert man. Sofort. Wirft ein paar Fakten und Argumente hin, die er erst mal verdauen muss, und wühlt nicht erst in seinen Unterlagen, ohne etwas von sich zu geben, wie Charly das gerade macht. Dad räuspert sich und übernimmt das Ruder, ehe unser Schiff noch auf Grund läuft. Gott sei Dank!

      „Mr Stoke. Die Zahlen lügen nicht. Wir sind in einer ernsten Lage und die Konkurrenz ist groß, aber wir haben eine gute Strategie, diese Dürre zu überwinden, und benötigen vielmehr einen Investor, der diesen Weg durch die Krise mit uns geht, als jemanden, der uns aufkauft und all unsere Produktionsanlagen an die Konkurrenz verkauft oder gar einen Großteil unserer Mitarbeiter entlässt. Wie Sie hier sehen …“ Dad legt Stoke unseren Businessplan vor, den der dreiste Kerl nicht einmal anfasst. Dad macht einfach weiter. Er lässt sich von so etwas nicht unterkriegen, während Charlys Blick immer panischer wird. „… haben wir eine Strategie entwickelt, die unsere Position am Zielmarkt deutlich verbessern wird. Wir werden unsere Produktpalette um Varianten unserer US-Tasty-Specials erweitern und diverse Aktionen in Kinos und in Malls fahren, bis der Hunger auf Eiscreme-Specials mit Chocolat-Chips, Keks und Kuchenstücken wieder angefacht wird und die Umsätze steigen. Amerika, besonders der Süden, liebt Milky Comfort, und genau daran erinnern wir sie!“

      Ich bekomme Bauchschmerzen, die ich gequält weglächle. Einerseits weil Dad eine Strategie vorstellt, an die ich nicht glaube, und andererseits, weil Stokes Gesichtsausdruck klarmacht, dass er meine Befürchtung teilt. Schlimmer noch, er scheint geradezu gleichgültig. Als sein Blick kurz zu mir schweift, kann ich es nicht verhindern; mein Lächeln bricht und ich beiße mir kurz auf die Lippe, um mich zu ermahnen, die Fassade nicht zu verlieren, die ich hier und jetzt tragen muss, meiner Familie zuliebe.

      Verdammt! Er hat es bemerkt.

      „Wollen Sie noch etwas hinzufügen, Miss Beaufort?“

      Mit seiner hochgezogenen dunklen Braue fordert er mich geradezu heraus. Sein Tonfall macht klar, dass er will, dass ich ihn nicht anlüge, dass ich etwas sage, was keiner von mir erwartet, nicht mal ich.

      „Wie Sie bestimmt wissen, bin ich Leiterin des Marketings und nicht Teil der Geschäftsführung“, antworte ich betont ruhig. Ich weiche der Frage aus, denn ich fühle, dass ich, warum auch immer, diesen Mann nicht anlügen kann, und genau das müsste ich, wenn er mich nach meiner Meinung fragt.

      Was ist das bloß?

      „Mir ist egal, woran Sie beteiligt sind und woran nicht. Ich will von Ihnen wissen, ob Sie glauben, dass das hier ein Konzept ist, hinter dem Sie stehen … Ich mache es Ihnen ganz einfach, Miss Beaufort. Entweder Sie sagen mir jetzt Ihre ehrliche Meinung, oder ich werde aufstehen, an meine Arbeit gehen und der Verkauf Ihrer Firma an Stoke International

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