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Scherze liebe ich nicht! Sandford ist ein eigensinniger Mann; man muß sehr behutsam und vorsichtig mit ihm umgehen. Überlassen Sie das nur mir.«

      Nach dieser etwas lahmen Erklärung Blacks vertagte sich die Versammlung. Als der Oberst den Sitzungssaal verlassen wollte, winkte ihn Fanks zu sich heran.

      »Ich habe gestern einen Herrn getroffen, der Ihren Freund Doktor Essley in Australien gekannt hat.«

      »So?«

      Oberst Blacks Gesichtszüge verrieten keinerlei Erregung.

      »Ja, er lernte ihn in seiner ersten Zeit dort kennen und fragte mich, wo er ihn hier treffen könne.«

      Black zuckte die Schultern.

      »Essley ist im Ausland, soviel ich weiß. – Sie können ihn doch nicht leiden?«

      Augustus Fanks schüttelte den Kopf.

      »Ärzte, die ihre Krankenvisiten mitten in der Nacht machen, die man niemals finden kann, wenn man sie braucht, und die ständig ins Ausland verreisen, sind mir nicht sonderlich sympathisch.«

      »Doktor Essley ist ein vielbeschäftigter Mann«, entschuldigte ihn Black. »Wo wohnt eigentlich Ihr Freund?«

      »Er ist nicht mein Freund. Es ist ein gewisser Weld, der in London eine Konzession zum Verkauf anbieten will. Er wohnt zur Zeit im ›Hotel Valet‹ in Bloomsbury.«

      »Ich werde es Essley mitteilen, wenn er zurückkommt«, entgegnete Black.

      Nachdenklich kehrte er in sein Privatbüro zurück. In der letzten Zeit ging alles verkehrt. Obwohl er in dem Ruf stand, viele Millionen zu besitzen, befand er sich doch in derselben Lage wie mancher andere Finanzmann: Sein Vermögen stand eigentlich nur auf dem Papier. Er hatte zwar die größten Finanztransaktionen durchgeführt, aber das hatte auch ungeheure Mittel verschlungen. Millionen waren durch seine Hände gegangen, für ihn selbst war jedoch kaum etwas geblieben. Merkwürdige Widersprüche vereinigten sich in ihm: Obwohl er verbrecherische Anlagen hatte, arbeitete er doch mit einwandfreien Methoden. Seine Pläne waren in finanzieller Hinsicht durchaus logisch und gesund, aber es hatte ihn fast übermenschliche Anstrengungen gekostet, sie durchzusetzen.

      Ein Klopfen weckte ihn aus seinen unerfreulichen Gedanken. Gleich darauf trat Fanks ein.

      Black runzelte die Stirn, aber der andere nahm sich ohne Aufforderung einen Stuhl und setzte sich.

      »Ich möchte einmal ein paar Worte mit Ihnen sprechen, Black«, begann er.

      »Fassen Sie sich so kurz wie möglich.«

      Fanks nahm eine Zigarre aus seinem Etui und steckte sie an.

      »Sie hatten einen wunderbaren Aufstieg, Oberst. Ich kann mich noch auf die Zeit besinnen, als Sie in einem obskuren kleinen Geschäft als Börsenmakler anfingen. – Ich meine damit nichts Abschätziges«, sagte er schnell, als er sah, daß Blacks Züge sich verfinsterten. »Jedenfalls waren Sie ein Makler, der keinen Zutritt zur Börse hatte. Sie hatten so einen Menschen – ich meine, einen unerfahrenen Partner, der Ihnen das Geld besorgte.«

      »Ja.«

      »Das war doch wohl dieser geheimnisvolle Mr. Gram, wie?«

      »Sein Nachfolger. – An Gram war übrigens nichts Geheimnisvolles.«

      »Ein gewisser Mr. Flint?«

      »Ja.«

      »Starb der nicht ganz plötzlich?«

      »Ich glaube«, erwiderte Black schroff.

      »Wieder ein Akt der Vorsehung«, sagte Fanks langsam. »So kamen Sie in den Alleinbesitz der Firma. Sie verlegten sich dann auf die Gründung von Gesellschaften, erwarben große Gummiplantagen und hatten Erfolg damit. Die Sache schlug ein. Nachher haben Sie eine Zinnminengesellschaft oder etwas Ähnliches gegründet. – Auch damals ereignete sich ein Todesfall.«

      »Ja, ich glaube, es war einer der Direktoren – ich habe seinen Namen vergessen.«

      Fanks nickte.

      »Er hätte die Gründung verhindern können – er drohte mit seinem Rücktritt und wollte einige Ihrer Geschäftsmethoden bekanntgeben.«

      »Er war ein starrköpfiger, eigensinniger Mensch.«

      »Und da starb er.«

      »Ja – er starb.«

      Fanks sah den Oberst bedeutungsvoll an.

      »Doktor Essley behandelte ihn.«

      »Da haben Sie recht.«

      »Und er starb.«

      Black beugte sich vor.

      »Was wollen Sie denn damit sagen? Bringen Sie etwa meinen Freund damit in Zusammenhang?«

      »Ich wollte nur bemerken, daß die Vorsehung Ihnen einigermaßen zu Hilfe gekommen ist. All Ihre großen Erfolge treffen irgendwie mit dem Tod beteiligter Leute zusammen. – Auch mir haben Sie Doktor Essley einmal geschickt.«

      »Sie waren krank.«

      »Das stimmt«, entgegnete Fanks grimmig, »aber ich machte Ihnen damals auch allerhand zu schaffen.« Er klopfte die Asche seiner Zigarre in eine Bronzeschale. »Black, ich bin zu einem Entschluss gekommen. Ich werde meine sämtlichen Aufsichtsratsposten bei Ihren Gesellschaften niederlegen.«

      Der Oberst lachte mißvergnügt.

      »Lachen Sie meinetwegen, aber ich will kein Geld haben, das um einen zu teuren Preis erworben ist.«

      »Mein Lieber, Sie können jederzeit von Ihren Posten zurücktreten. Aber darf ich Sie fragen, ob Ihr außergewöhnlicher Verdacht von anderen Leuten geteilt wird?«

      »Im Augenblick noch nicht.«

      Sie schauten, einander einige Zeit schweigend an.

      »Ich möchte ordnungsgemäß ausscheiden«, sagte Fanks dann. »Den Wert meiner Anteile schätze ich auf etwa hundertfünfzigtausend Pfund – ich biete sie Ihnen zum Kauf an.«

      »Sie setzen mich in Erstaunen.«

      Black öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und nahm eine kleine grüne Flasche und eine Feder heraus.

      »Der arme Essley«, meinte er lächelnd. »Er reist in Spanien herum und will die Geheimnisse der maurischen Parfüme kennenlernen. Wenn er wüßte, was Sie von ihm denken, würde er völlig fassungslos sein.«

      »Es ist besser, daß Essley die Fassung verliert, als daß ich mein Leben verliere. – Was haben Sie da eigentlich?«

      Der Oberst entkorkte die Flasche und tauchte die Feder ein. Dann zog er sie wieder heraus und hielt sie dicht an seine Nase.

      »Was ist das?« fragte Fanks neugierig.

      Statt einer Antwort hielt ihm Black die Feder hin.

      »Ich kann nichts riechen«, sagte Fanks.

      Blitzschnell senkte Black die Feder und berührte die Lippen des anderen.

      Mit einem Aufschrei stürzte Fanks zu Boden und rührte sich nicht mehr.

      3

      Konstabler Fellowe!«

      Frank Fellowe verließ eben den Amtsraum der Polizeistation, als ihn der wachhabende Sergeant scharf anrief.

      »Ja?« antwortete er mit fragender Stimme. Er ahnte schon, daß etwas Unangenehmes kommen würde.

      Sergeant Gurden ließ selten eine Gelegenheit vorübergehen, ohne ihn zu ermahnen oder ihm Vorhaltungen zu machen, wenn er mit ihm sprach. Er hatte ein hageres, vertrocknetes Gesicht und die üble Angewohnheit, seine Zähne zu zeigen, wenn er sich ärgerte. Der Gegensatz zwischen ihm und dem schlanken jungen Mann war denkbar groß. Während der Sergeant zusammengesunken auf seinem Stuhl saß, stand Frank Fellowe, dem die Uniform

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