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Wir hätten zwar oft die Gelegenheit dazu gehabt, aber weißt Du, auch das Drumherum muss ein wenig stimmen. Nachts, im Freien, nee Du, das ist nicht mein Ding. Wenn ich an die vielen Erdbewohner denke, hu, da graust es mich.“

      Carol lenkt den Wagen auf den Vorplatz und hilft der Freundin beim Aussteigen. „Wenn Du heute Abend zum Plaudern zu mir kommst, bring eine Flasche Wein mit, dann redet es sich netter. Ich fürchte nämlich, ich muss mir erst einen kleinen Schwips antrinken, bevor ich Dir erzählen kann, was Mann mit Frau im Bett macht.“

      Damit wendet sich das Cowgirl ab, um sich ganz dem Fuhrwerk und den verschwitzen Pferden zu widmen, denn bei aller Liebe und Freundschaft, die Arbeit geht immer vor, insbesondere, wenn Tiere davon betroffen sind.

      Ihren Verlobten sieht Carol an diesem Tag nicht mehr, denn er ist zur Johnson-Ranch geritten, um dort einige neue Leute zu inspizieren und sie eventuell einzustellen. Es sind alles Männer, die behaupten, sich mit der Schafzucht auszukennen. Eigentlich hatte der Vormann seine Braut mitnehmen wollen, denn schließlich wird es Zeit, dass sie sich ansieht, was aus ihren Ideen alles geworden ist, doch der Rancher hatte die Mädchen nach Ebony Town geschickt und Anordnungen des Ranchers kann er leider nicht ignorieren.

      Wie sage ich’s dem Kinde

      Nach dem Abendessen erscheint Susan tatsächlich mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern im blauen Zimmer.

      Zuerst bereden die beiden Girls belangloses Zeug. Carol will wissen, ob die Freundin schon gepackt hat und ob es ihr nicht schwer fällt, die Willow-Tree-Ranch und ihren Großvater zu verlassen, dabei hofft die Kleine inständig, dass Susy den ursprünglichen Grund ihrer Unterhaltung vergessen möge.

      Und tatsächlich, das blonde Mädchen ist sich über ihre tatsächlichen Gefühle hinsichtlich ihrer Zukunft noch sehr unsicher. Zuerst war sie so glücklich über den Heiratsantrag des Deutschen, aber je näher der Hochzeitstermin rückt, umso zwiespältiger sind diese.

      Sie wägt für und wider der Heirat so lange ab, bis Carol lachend bemerkt: „Wahrscheinlich wirst Du vor lauter Liebe gar nicht merken, dass Du in Boston bist. Ich würde David überall hin folgen, die Hauptsache ist, ich bin immer mit ihm zusammen. Du glaubst nicht, wie sehr ich in Plumquartpinie unter der Trennung gelitten habe. Aber ich war blöd genug, mir einzureden, das sei die gerechte Strafe für ein so liederliches Frauenzimmer wie mich.“

      Susan lächelt etwas gequält. „Du hast gut reden, Du hast ja auch nach niemanden groß zu fragen, aber mir wird es schon recht bange bei dem Gedanken, meinen Großvater alleine zurückzulassen.“

      „Nun ist es aber mal gut! Was heißt hier, alleine zurücklassen? Schließlich sind wir alle auch noch da. Klingt sicherlich hart, was ich Dir jetzt sage, aber Dein Großvater wird auch nicht ewig leben, das ist leider so. Er ist achtzig und sein Tropfen Leben hat ziemlich sicher bald das große Meer der Unendlichkeit erreicht. Und was ist dann? Dann sitzt Du hier auf der Ranch und hast Deine Chance verpasst. Du machst das schon richtig. Du liebst Bruno und Bruno liebt Dich, also was liegt näher, als ihn zu heiraten und ihm dahin zu folgen, wo er sein Auskommen findet. Das ist halt im Moment in Boston und bestimmt nicht hier in Ebony Town. Als Spezialist für Augenkrankheiten wäre er hier wohl reichlich unterbeschäftigt und ich fürchte, als Rancher ist er nicht unbedingt sonderlich tauglich.“ Sie grinst bei diesem ungewohnten, neuen Gedanken. „Mit seiner Spezialisierung muss er sich halt da niederlassen, wo die Bevölkerungsdichte höher ist, als hier im Westen. Im Zweifelsfall muss er auch wieder nach Deutschland zurück, damit muss sich eine liebende Ehefrau manchmal halt abfinden. Schau mal, meine Mutter hätte sicher auch nicht gedacht, dass sie Deutschland nicht wiedersieht, als sie ihren Vater, also meinen Großvater, auf eine Vortragsreise nach England begleitet hat. Sie hat sich Knall auf Fall verliebt und da unser Daddy bereits so gut wie auf dem Weg nach Amerika war, ist sie ihm sofort, ohne lange nachzudenken, gefolgt. Einfach war das mit Sicherheit nicht.“

      „Haben sich Deine Eltern auch nicht lange gekannt?“

      „Nö, überhaupt nicht. Ich glaube nicht mal eine Woche. Für Mum war Dad die große Liebe auf den ersten Blick und ist es auch bis zu ihrem letzten Atemzug gewesen. Die beiden haben sich einen Priester gesucht, sich trauen lassen und sind auf das nächste Schiff in die Staaten gestiegen. Mutter hat alles, restlos alles zurückgelassen. Sie hatte lediglich einen kleinen Koffer mit ein paar Sachen für die Vortragsreise dabei. Sie hat Großvater nur in einem Brief kurz informiert und war weg. – Tja, und es ist alles gut gegangen.“

      „Oh, das klingt beruhigend, denn manchmal frage ich mich, ob ich nicht einen Fehler mache. Ich kenne Bruno doch überhaupt nicht. Bei Dir ist es schon ein wenig anders, Du kennst David in allen erdenklichen Situationen und weißt, wie er wann reagiert. Du kennst sein grimmiges Alltagsgesicht und hast auch seine Vorzüge schon entdeckt, aber was weiß ich schon von meinem zukünftigen Mann? Gar nichts!“

      Carol schmunzelt: „Aber Du bist Dir wenigstens sicher, dass Du ihn liebst?“

      Nachdenklich schaut Susan zu Boden: „Ja, ich liebe ihn ganz schrecklich. Ich sehne mich seit seiner Abreise nach ihm, aber andererseits bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn nicht durch die Trennung zu sehr glorifiziere. Ich fürchte mich ein wenig vor dem, was jetzt an Unbekanntem auf mich zukommt.“

      Carol verzieht das Gesicht und legt den Arm um die Freundin. „Das ist falsch, Du musst Dich nicht fürchten, Du musst Dich neugierig auf das Neue, das Unbekannte freuen. Das mache ich auch immer so. Stell Dir doch bloß mal vor, wie viele interessante Menschen Du in Boston kennen lernen wirst. Immerhin bist Du die Frau eines Doktors. Und Du siehst auch was von der Welt, das ist doch auch nicht zu verachten.“

      Susan schüttelt den Kopf. „Du hast sicher wieder einmal recht. Du bist viel jünger als ich und doch hast Du mehr vom Leben erfahren und bist so viel praktischer veranlagt, als ich es jemals sein werde.“ Sie gibt sich einen Ruck: „Und damit komme ich zu dem eigentlichen Grund meine Anwesenheit hier. - Ich bin nicht gekommen, um mit Dir über Dinge zu reden, die wir auch beim Kartoffelschälen besprechen könnten. Ich möchte wissen, was das Besondere an der Hochzeitsnacht ist.“

      Zweifelnd schaut die Jüngere der blonden Freundin in die Augen. „Das besondere daran ist, dass Du dann auch körperlich zur Frau gemacht wirst.“

      Sie räuspert sich und beißt sich auf die Unterlippe, dann murmelt sie: „Aber ich weiß nicht so recht, willst Du es wirklich wissen? Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass Du lieber bis zur Hochzeit warten solltest und Dich dann einfach überraschen lässt.“

      „Nein!“, sagt Susan bestimmt. „Nein, ich glaube, ich will diese Art von Überraschung nicht haben. Immerhin geht es um meinen realen Körper und da wüsste ich schon gerne, was mit mir geschieht. Los, erzähle mir alles und zwar offen und schonungslos, damit ich weiß, was mich erwartet. Dann kann ich mich entsprechend darauf einrichten. – Oder traust Du Dich nicht?“

      Carol seufzt und wird puterrot. „Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, ich traue mich tatsächlich nicht so richtig. Ich habe Angst, dass ich Dich erschrecke und ich weiß auch gar nicht, wie ich das alles ausdrücken soll, schließlich sind das doch ziemlich peinliche Sachen, die Du da von mir wissen willst. Ich habe mich im Überschwang der Freude über Dein bevorstehendes Glück zu dieser Zusage hinreißen lassen und würde mich jetzt am liebsten verkriechen.“

      „Nun komm schon, Butter an den Fisch. Wenn Du es mir nicht erklären willst, wen soll ich denn dann fragen? Du bist meine beste Freundin und ich will es von Dir hören und nicht erst von Bruno ins kalte Wasser geworfen werden.“

      „Das ist aber manchmal gar nicht so der verkehrteste Weg, das weiß ich aus Erfahrung. – Na gut, wenn Du es unbedingt wissen möchtest.“

      Carol leert ihr Weinglas, holt tief Luft, schluckt, schüttet sich noch einmal das Glas voll und leert es auf einen Zug. Da sie kaum Alkohol gewöhnt ist, beginnt er sich langsam bemerkbar zu machen. Sie schluckt erneut und holt wieder tief Luft. „Puh, ich glaube, es ist viel schwieriger, darüber zu reden, als es zu tun.“

      Das rothaarige Mädchen räuspert sich, ihre Stimme klingt auf einmal etwas

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