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Das ich nicht lache“, entfuhr es Fido belustigt. „Er ist eher ein ungeschicktes Trampeltier.“

      „Das reicht!“ Drohend hob Bado sein Schwert.

      Beschwichtigend sprach Jarick mit dem Berserker. „Bitte nehmt Euer Schwert beiseite. Wir sollten uns nicht gegenseitig bekämpfen. Wir sind eine Einheit, die dasselbe Ziel verfolgt.“

      „Ja. Nur dieser Kerl gehört nicht dazu!“, erwiderte Bado kalt und deutete mit der Schwertspitze auf den Drauger.

      „Hey! Was soll das heißen?! Natürlich gehöre ich dazu! Ich bin ein angehender Huscarl!“, empörte Fido sich. „Ich schlage vor, der Berserker verlässt unsere Truppe.“

       „Fido“, knurrte Jarick ihn wütend an, „Ihr überschreitet eine Grenze.“

      „So wird das nichts“, stieß Till aus. „Wir werden nicht sicher an unser Ziel gelangen, wenn ständig diese Unruhe in unseren eigenen Reihen droht.“

      „An mir liegt´s nicht“, behauptete Fido überzeugt. Fassungslos schaute Jarick ihn an. Besorgt flog sein Blick zu Nela und Tristan. Beide saßen mit Runa am Lagerfeuer und bereiteten das Abendessen vor. Immer wieder schauten sie beunruhigt zu ihnen hinüber. Schleunigst musste Jarick eine Entscheidung treffen. Auf keinen Fall durfte er riskieren, dass Nela und Tristan oder auch Bado und Runa etwas zustieß, nur weil sich ein Querkopf in ihrer Mitte befand. Dieser aufdringliche Fido machte alles nur kompliziert, und vor allem drohte durch sein Verhalten Gefahr für die ganze Gruppe.

      „Doch, es liegt an Euch“, entfuhr es Jarick ungehalten. „Ihr habt diesen Streit durch Eure Uneinsichtigkeit heraufbeschworen. Wenn Ihr noch länger bei uns bleiben wollt, dann werdet Ihr Euch zuerst bei Bado aufrichtig entschuldigen, und Ihr werdet Euch an meine Anweisungen halten.“

      „Ich lass` mir doch nichts von einem Huscarl, der seine Einheit im Stich gelassen hat, befehlen“, antwortete Fido aufgebracht.

      „Das ist ein Grund, warum Ihr kein Gardist werdet. Ungehorsam!“, entgegnete Jarick ihm kühl.

      „Ich bin der geborene Befehlshaber!“, prahlte der Drauger selbstbewusst.

      „Entweder Ihr tut, was ich Euch sage, oder Ihr werdet uns verlassen müssen.“ Leider konnte er ihn nicht gehen lassen. Jarick traute ihm zu, dass er geradewegs zu den Birgern lief und über ihre kleine Gruppe ausführlich plauderte. In seiner Vorstellung wäre es vermutlich auch noch nobel.

      „Was denkt Ihr von mir?! Natürlich werde ich bleiben“, äußerte sich Fido gekränkt.

      Aufgebracht ging der Berserker zum Lagerfeuer, um sich zu den beiden Midgardmenschen zu gesellen. Demonstrativ legte er sein blankes Schwert über seine angewinkelten Beine. Seine Botschaft war eindeutig. Es gab einen Feind in den eigenen Reihen, vor dem musste er Tristan und Nela beschützen.

      „Es kann sehr ungemütlich für Euch werden, wenn Ihr Euch nicht an unsere Anweisungen haltet oder Euch wieder daneben benehmt“, warnte Till, woraufhin Fido empört Luft ausstieß. Mahnend blickte Jarick zu ihm, also entschied der Drauger sich doch dafür, nichts zu erwidern. Inständig bat Jarick das Schicksal, dass Fido nicht für Nela und Tristan den Tod bringen würde. Das könnte er sich nie verzeihen.

      „Ich schaue mich um“, teilte er allen mit, zudem warf er Till einen bedeutungsvollen Blick zu. Der Gardist verstand sofort, dass er ein wachsames Auge auf Fido haben sollte, deshalb gab er ihm ein kaum wahrnehmbares Zeichen. Kurzerhand verwickelte er den Drauger in ein Gespräch und bot ihm Lebenssaft aus seinem Trinkbeutel an. Der Saft war mit besonderen Kräutern aus Iduns Garten angereichert, um ihn haltbar zu machen.

      Wachsam streifte Jarick unweit des Nachtlagers durch die Gegend. Nicht nur die Birger stellten eine Gefahr dar, sondern auch noch andere Wesen, wie die Dunkelalben, Werwölfe oder frevlerische Drauger. Überall gab es Lebewesen, die einen schlechten Charakter besaßen und anderen aus den unterschiedlichsten Gründen Leid zufügten. Nela hatte bisher genug Kummer erfahren, daher brauchte sie nicht noch zusätzlichen Ärger von Geschöpfen, an deren Existenz sie zweifelte. Zwar wusste er selbst nicht warum, aber es wurmte ihn, dass sie ihm nicht glaubte. Eigentlich war sie doch nur eine Unwissende aus Midgard! Was interessierte es ihn, woran sie glaubte?

      Das Schicksal wollte, dass er sie und ihren Wächter wohl behalten nach Folkwang brachte. Dort entschied sich, was weiter geschah. Bestimmt würde sie irgendwann in ihr altes Leben - zumindest was davon übrig geblieben war - zurückkehren sowie ihn und diese Welt wieder vergessen. Bei dem Gedanken verspürte er ein unbehagliches Gefühl in seinem Innern.

      Mittlerweile hatte er das Nachtlager in einiger Entfernung fast umrundet. Nichts Verdächtiges oder Beunruhigendes fiel ihm in der unmittelbaren Umgebung auf. Vorerst waren sie an diesem Ort in Sicherheit, also kehrte er zu der Waldlichtung zurück, und sein Blick erfasste das Lager. Bado saß am Lagerfeuer, stocherte in der heißen Glut, während Tristan gedankenverloren neben ihm verweilte. Nacheinander tränkte Runa die Pferde an dem kleinen Weiher am Rand der Lichtung. Damit die Elfe sich nicht mit dem schwarzen Hengst abmühen musste, band Jarick ihn los. Zielstrebig trabte der Rappe zur Wasserquelle. Flüchtig schaute Jarick zu seinem sichtlich genervten Freund Till, der sich mit Fido unterhielt. Hektisch sah Jarick sich um, da er die Walküre nicht sofort entdeckte. Schließlich fand er Nela am Ufer des kleinen Gewässers. Kniend spritzte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht. Er ging zu ihr ans Ufer. Gerade trocknete Nela sich das Gesicht ab.

      „Geht es Euren Beinen besser?“, fragte er sie fürsorglich.

      „Ja... danke für die Salbe“, erwiderte Nela, während sie das Tuch zurück in ihre Tasche stopfte. Nachdenklich setzte er sich zu ihr auf einen Baumstamm.

      Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Was war nur mit ihm los? Er war doch sonst um keine Konversation verlegen? Auf keinen Fall wollte er irgendwelche Wunden mit einem unüberlegten Thema aufreißen. Nachdenklich schauten sie in dieselbe Richtung, dabei beobachteten sie Runa beim Tränken der Pferde. Daneben stillte Samru seinen Durst, der nur Augenblicke später seinen Kopf hob und langsam zu seinem Herrn kam. Der Hengst stupste ihn sachte an die Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten.

      „Samru ist ein außergewöhnlicher Hengst“, sagte Nela beeindruckt.

      „Ja, das ist er“, stimmte Jarick ihr stolz zu, während er sanft über die Stirn des Rappen strich.

      „Züchten Sie Pferde?“, vermutete Nela neugierig.

      „Ja. Woher wisst Ihr das?“, hakte Jarick erstaunt nach.

      Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Ihre Hilfe beim Pferdekauf, Samru und dann die vielen Pferde auf der Weide neben der Blockhütte. Es passt einfach zu Ihnen.“

      „Das wissen nicht viele“, erwiderte Jarick, unterdessen hielt er in der Bewegung inne, weiterhin Samrus Stirn zu kraulen.

      „Zum Beispiel Fido“, bemerkte die Walküre angespannt. Ihre Augen wanderten zu dem Drauger, der immer noch mit Till auf dem Baumstumpf saß.

      Jarick seufzte. „Fido versteht vieles nicht. Er lebt in seiner eigenen, verdrehten Welt. Seine Ansichten sind sehr bizarr.“ Der Rappe nickte mit seinem Kopf, um Jaricks Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Allerdings lag sein Augenmerk doch mehr auf Nela. Das erneute Streicheln war eher ein Reflex.

      „Das macht ihn gefährlich“, erkannte Nela und wandte ihren Blick von Fido ab.

      „Ja. Macht Euch keine Sorgen. Er wird Euch nicht zu nahe kommen“, versprach er. Alles, was in seinen Möglichkeiten lag, würde er tun, um Fido von ihr fernzuhalten. Notfalls würde dieser Störenfried mit seinem Leben bezahlen müssen, wenn er Nela ein Haar krümmte. Samru hatte genug von den Streicheleinheiten, deshalb zog er sich zurück.

      Tief atmete Nela durch und starrte aufs Wasser. „Dies ist ein schöner Platz: der Weiher, die Lichtung, die alten Bäume. Dieser Anblick lässt mich fast alle Sorgen und jeden Kummer vergessen.“

      „Solche Momente muss es auch in einer schweren Zeit geben. Es erinnert uns daran, wie schön das Leben sein kann. Es gibt uns Hoffnung“, philosophierte Jarick.

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