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eine Flasche Raszi fällig.

      So rückten sie vor, säuberten das Labyrinth zugweise von Dämonen und schlugen sich mit denen herum, die sich in ihrem Rücken durch das Tor mogelten und einen Ausgang suchten.

      Als es Mitternacht wurde, was am Wandern des Kriegers, einem markanten Sternbild am Firmament, klar zu erkennen war, wurde es ruhiger im Labyrinth. Sie hatten Zeit, sich an die Mauern zu lehnen und durchzuatmen oder ihre Verwundeten zur Schleuse zu schleppen. In Varkans Gruppe gab es keine ernsthaften Blessuren, nur ungezügelten Ehrgeiz. Die Krieger musterten einander und entschieden dann stumm, auszuharren. Sie waren weit ins Labyrinth vorgedrungen und hatten noch keinen wertvollen Dämonen erlegt, dem man Krallen, Zähne oder Schmuckschuppen abschneiden konnte.

      Was die Krieger den Dämonen selbst abschneiden konnten, durften sie behalten und in der Stadt verkaufen. Die Kadaver der Dämonen, die nicht bei Tageslicht verwesten oder sich auflösten, wurden von den Wächtern des Labyrinthes verwertet. Varkan dachte manchmal, dass sie einen ganz schönen Reibach machen mussten und das gemütlich bei Tageslicht und praktisch gefahrlos. Aber eben auch ohne Ehre. Er straffte sich und streichelte das Medaillon um seinen Hals. Es war die golden glänzende Stirnschuppe seines allerersten Feuerdämons, die er aus der Stirn des brennenden Wesens gelöst hatte, während der Dämon starb und seine Farben verblassten. Mit dem Verlöschen seines Feuers wurden auch seine Schuppen stumpf und wertlos. Er dachte plötzlich an Shikan, besser, an sein Armband aus Würgerleder und musste lächeln. Sinan hatte sein Amulett im Labyrinth verloren, als ihn der Dämon zerrissen hatte. Vielleicht fand er es ja heute?

      „Vorsicht…“, flüsterte ein Krieger und alle ließen ihre schweifenden Gedanken fahren und konzentrierten sich wieder auf den Kampf. Widerschein von Feuer flackerte über die Labyrinthmauern. Varkan konnte spüren, wie die Jagdlust seiner Kameraden hochloderte.

      Sie verständigten sich mit Blicken und huschten los, um sich zu positionieren. Varkan, der Jüngste, spielte den Köder, gut sichtbar für den Dämon. Seine Gruppe, die Erfahrenen, lauerten hinter einer Engstelle, um dem Dämon in den Rücken zu fallen, wenn er auf Varkan losging. Als das brennende Geschöpf sich tumbe näherte, rammten sich gleich drei Speere von rechts in seine brennende Flanke und von links fuhr ihm ein Säbel durch die Sehnen im Fußgelenk. Auflodernd fiel der Dämon brüllend um und Feuer zischte über Varkan hinweg, der sich flach auf den Bauch geschmissen hatte, um dem Feuerstoß zu entgehen. Er rollte sich weg, sprang auf und holte zum finalen Schlag aus.

      „Nicht!“

      „Nein!“

      „Varkan!“, brüllten die Kameraden alle auf einmal – einer kannte sogar seinen Namen!- aber Varkan konnte den Hieb nicht mehr stoppen, nur mildern. Dennoch fuhr er dem Dämon glatt durch das Rückrat. Varkan zog den Säbel zurück und erstarrte. Die anderen würden fuchsteufelswild werden, wenn er den Feuerdämon mit den wertvollen Schuppen zum Verlöschen gebracht hatte! Wie konnte er nur an das eigene Überleben denken und nicht an ihren Gewinn?

      Doch der Dämonenkopf spie weiter Feuer und die Schuppen brannten. Die Krieger glotzen in Ehrfurcht.

      „Er hat ihn gelähmt!“, stieß einer hervor.

      „Der Jüngling hat den Dämon…mit einem Hieb gelähmt!“ Varkan war erleichtert. Er hatte sie nicht um die Beute gebracht! Nie wieder hätten ihn dann die großen Krieger mitgenommen und er hätte sich mit dem Abschaum zusammenrotten müssen!

      „Bedient euch“, forderte er sie in das staunende Schweigen hin auf, als habe er genau dies geplant gehabt. Seine Kameraden brauchten keine zweite Aufforderung. Wer wusste, wann der nächste Dämon auftauchte? Zwei Krieger schoben die Säbel in die Scheiden, um sich derbe Lederhandschuhe überzustreifen, während die anderen mit ihren Speeren Vierecke in die Dämonenhaut ritzten und der Feuerdämon schrie und Feuer ausspuckte, das den Wüstensand vor seiner Schnauze zu Glas zu schmelzen begann.

      Varkan hatte ihn umrundet und während die Krieger mit den Handschuhen versuchten, dem Dämon die Haut herunterzureißen, welche die Kameraden vorgezeichnet hatten, stieß er mit dem Speer erst in den Bauch des Dämons, dann nach seinen Augen. Wie er vermutet hatte, konnte dieser sein Feuer lenken und es floss dahin, wo er sich angegriffen wähnte. Jetzt schützte es seine Augen und verbrannte den Speer zu Holzkohle, doch in dieser Zeit häuteten ihn die Krieger eifrig.

      Zuletzt war dieser Dämon der geplünderteste Kadaver, den Varkan je gesehen hatte. Nur sein Kopf, umhüllt von heißen Flammen, war noch ganz und gar intakt.

      Während die Krieger sich überlegten, wie sie ihm wohl die Schmuckschuppen zwischen den Augen entreißen konnten, hob Varkan zwei der kleineren Hautstücke auf, die sie liegengelassen hatten und schnitt geschickt von anderen Stücken die besten Schuppen ab. Dick und farbig lagen sie in seiner Hand und glänzten. Er schob sie hastig in seinen Gürtelbeutel und suchte das Labyrinth nach Dämonen ab. Doch da war nur ihr Hauptmann, der auf der Mauer Wache stand. Plötzlich hockte dieser sich hin und machte eine Geste zu Varkan. Gib mir… bedeutete sie und Varkan verstand. Der Herr wollte seinen Anteil gleich. Er reichte dem Hauptmann ein paar Hautstücke auf die Säbelspitze gepiekt nach oben. Zufrieden schnalzte ihm der Ältere zu.

      „So kannst du weitermachen, Varkan“, grinste er und stellte sich wieder aufrecht hin. Varkan lächelte still. Selbst der Hauptmann hatte seinen Namen aufgeschnappt! Während das Feuer des Dämons immer schwächer wurde, wurde ihr Hauptmann ungeduldig.

      „Bekommt ihr das noch hin heute Nacht, oder…?“, rief er.

      „Einen Moment noch, Zisha!“ Keuchte ein Krieger und stemmte sich gegen die Hitze, um mit dem Speer eine Schuppe auszulösen.

      Varkan sah zu und hatte eine weitere Idee. Leichtfüßig sprang er auf den Kadaver und stellte sich auf seine Schulter, wo die unangetastete Haut die Hitze des Dämons recht gut isolierte. Dann wappnete er sich gegen die Hitze, beugte sich vor und rammte den verkohlten stumpfen Rest seines Speeres in seine Augenhöhle. Der Dämon brüllte auf und versenkte drei Männern die Stiefel. Doch die Bewegung half nicht ihm, sondern Varkan.

      „Lass das sein, du Hurensohn!“, schrien ihn die anderen an und schlugen die Brände auf Stiefeln und Hosen aus, während sie fluchten. Dabei hatte Varkan ganz deutlich gespürt, wie sich eine Kugel aus der Augenhöhle gelöst hatte. Er gehorchte und ließ vom Dämon ab. Hatte er wirklich das Auge des Feuerdämons ausgestochen?

      „Du da, Varkan! Schneid ihm die Krallen für mich ab!“, rief es von der Mauer.

      „Ja, Zisha“, erwiderte Varkan und machte sich daran. Er trennte den ganzen Fuß ab und schob ihn mit dem Säbel zum Erkalten zur Seite. Dabei sah er es: Er hatte wirklich ein Auge des Dämons erwischt! Es lag im Sand, von tiefem, warmen Rot erfüllt und glühte wie eine Kohle.

      „Achtung, er verreckt, er verreckt!“ Auf diesen Warnruf und das langsame Verlöschen des Dämonenfeuers hin stürzten sich alle umso emsiger auf die Schmuckschuppen am Kopf.

      Varkan brachte die abgetrennten zwei Füße, an die abgeschlagen hatte in Sicherheit und hackte sie auseinander, dann beobachtete er die Haut und das Fleisch beim Erkalten. Bald würden sich die sechs Krallen ganz leicht lösen lassen. Sie waren schwarz und spitz. Man konnte sie zu zerbrechlichen, aber umso tödlichen Dolchen schleifen. Er kauerte sich hin, um sie einzusammeln.

      „Würger!“, brüllte ein Krieger und Varkan musste gar nicht hochschauen, er wusste, dass er das Opfer war, bequem zu erreichen für den Würger und ohne Umsicht. Also stieß er den Säbel an seinem Ohr vorbei nach oben und fühlte, wie er traf, kurz bevor sich die Würgerschlingen um ihn legten. Im Todesreflex zog der Würgedämon zu und besudelte ihn mit seinem Blut. Varkan konnte sich kaum rühren, doch seinen Hals schützte die Klinge. Während die Todesreflexe des schuppigen Würgers dafür sorgten, dass er langsam zerquetscht wurde, besannen sich seine Kameraden darauf, zu ihren Säbeln zu greifen und dem schuppigen Würger die Würgearme und die sehnigen Würgeschlingen vom Körper zu trennen, die sich um Varkan geschlungen hatten.

      Lachend befreiten sie danach den keuchenden, sich windenden Varkan.

      „Du musst aufpassen, Söhnchen“, spotteten sie. „Immer aufpassen!“ Angeekelt warf

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