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Namensgeberin aber Kaija dachte, dass sie sich vielleicht darüber freute, dass ihr Name verwendet worden war. Marietta und ich bestärkten die beiden in ihrer Namenswahl und ermunterten sie, doch ja bei dem Namen zu bleiben, ihr Kind würde es ihnen irgendwann später einmal danken. Ich sagte, dass Eira und Jalo dann in Kavaniemi wären und auf die Krönung am nächsten Tag warteten, dann gäbe es zwei benachbarte Reiche, die von Königinnen regiert würden. Eine Ablösung in der Regierung stünde in der nächsten Zeit nur im Reiche von König Miska an, er ließe sich aber wohl noch etwas Zeit, er war auch noch nicht so alt wir Jarmo oder Jyri. Auch Miska hatte eine Tochter, die ihn dann beerben würde und in etwa das Alter von Eira und Pinja hatte, sie war auch noch Studentin, ihr Name war Milja, man würde sicher noch von ihr hören. Im Osten des Goor-Reiches gab es die Krat-Diktatur, dort herrschte Turkka, ein Diktator der übelsten Sorte. Die Krat hatten das Königtum gewaltsam abgeschafft, Turkka hatte mit einer Handvoll Getreuer durch einen Putsch die gesamte Macht im Staate auf sich übertragen und herrschte fortan mit strenger Hand. Mit den Krat wollte niemand etwas zu tun haben, sie galten als imperialistisch und unzivilisiert, Eira, Pinja und Miska hatten eine Grenze zum Krat-Reich, die sie wohl gesichert hatten, um vor eventuellen Überfällen der Krat geschützt zu sein und Turkka machten keinen Hehl daraus, das er nur auf den Tag wartete, an dem er sich der Methanhydratförderanlagen im Reiche König Miskas bemächtigen, die Goldgruben im Goor-Reich übernehmen und die Teen unterwerfen wollte.

      Jeder rechnete mit einem Krieg gegen die Krat, dass er aber so bald beginnen sollte, das hatte niemand erwartet, jeder wähnte sich doch in einer Zeit des ewigen Friedens.

      Das Krat-Reich war ein Binnenstaat, der sehr rohstoffarm war, gleichwohl aber für sein immenses Rüstungsprogramm Rohstoffe brauchte, und die gedachte sich Turkka bei seinen Nachbarn zu holen. Wir standen wieder auf, liefen zu uns und setzten uns auf unsere Terrasse, wir machten es uns gemütlich und Pekko und ich gingen zu den Tieren, um sie zu füttern, Armi und Ilpo kannten Pekko nicht so gut und schauten ihn mit leichter Neugier an, als sie aber merkten, dass von Pekko keine Gefahr ausging, nahmen sie keine Notiz mehr von ihm. Wir saßen neben den Tieren, als sie fraßen und Pekko sagte, dass er das bei Eveliina, Eemeli und Inari auch immer täte, man käme aus dem Staunen nicht heraus, wenn man sah, mit welcher Geschwindigkeit die Tiere große Fleischstücke vertilgten und mit welcher Gewalt sie die Knochen brachen. Armi und Ilpo hatten ihr Fresswerk schnell erledigt und schauten an uns hoch, aber es gab nicht mehr, sie legten sich in die Sonne und schlossen die Augen. Dann gingen wir zum Haus zurück und setzten uns zu den Frauen auf die Terrasse, ich kochte noch einmal Kaffee und stellte Wasser und Saft raus, Marietta gab Klaus-Jarmo noch einmal etwas zu essen und legte ihn in sein Bett.

      Und es begann eine Lesestunde wie wir sie zu viert auch noch nicht hatten, jeder war in sein Buch vertieft und versetzte sich in die vom Autor konstruierte Welt. Wir redeten in dieser Zeit so gut wie kein Wort, das war ja auch nicht nötig, jeder hatte mit seinem Buch zu tun und gar nicht das Bedürfnis, zu reden. Dann, nach ungefähr einer Stunde, erhob Marietta ihre Stimme und sagte, dass wir eine Lesepause machen sollten, es wäre zwar ganz schön, zu lesen, wenn wir aber in dieser Runde zusammensäßen, sollten wir uns doch auch unterhalten. Da gaben wir Marietta Recht und legten unsere Bücher zur Seite. Wir fragten Kaija dann, was ihr denn für ihr Mädchen noch fehlte und Kaija sagte, dass das so viel gar nicht mehr wäre, sie hätte auf der Hochzeit so viele Geschenke bekommen, die alle mehr oder weniger mit ihrem Kind zu tun hätten. Wenn noch etwas fehlen sollte, dann stellte sich das während der Alltagsbewältigung heraus, es könnte sich dann aber nur um Kleinigkeiten handeln, im Übrigen könnte sie ja Marietta fragen, wenn sie etwas brauchte, was wir längst ausgemustert hätten. Am Nachmittag fuhren Kaija und Pekko wieder nach Hause, wir hatten uns für den nächsten Morgen zum Schwimmen verabredet, ich rief Meeri und Jarmo an und sagte ihnen Bescheid, sie wollten auch kommen. Eira und Jalo kämen dann erst am Abend wieder nach Hause und wären sicher von den Krönungsfeierlichkeiten geschafft.

      Eira wusste ja selbst noch zu genau, was es hieße, die schwere Krone die ganze Zeit auf dem Kopf zutragen und dazu auch noch Schwert und Zepter zu halten und das alles bei der Hitze! Marietta und ich setzten unsere Lesestunde fort, bis Klaus-Jarmo sich meldete und seine Ansprüche an uns geltend machte. Wir setzten unseren Sohn zu uns in seine Tischwippe und machten Sprachübungen mit ihm, immer wieder sagten wir „Mama“ zu ihm, bis er das Wort anstandslos nachsprach, dann legte ich eine Decke auf den Rasen und übte mit ihm noch einmal das Krabbeln, das klappte mittlerweile auch sehr gut. Nachdem Klaus-Jarmo und ich anschließend die Tiere gefüttert hatten, gab ich ihm etwas zu essen und zu trinken und setzte ihn noch eine kurze Zeit zu uns, um ihn dann ins Bett zu legen, er schlief gleich ein und Marietta und ich konnten weiterlesen. Es lief wieder sehr gut mit dem Lesen, die Konzentrationsfähigkeit war voll wiederhergestellt. Wir verbrachten so gemütliche zwei Stunden auf der Terrasse, hinterher waren wir müde und gingen ins Bett.

      Am Morgen des nächsten Tages trafen wir uns mit unseren Freunden am Schwimmbad. Ohne große Umschweife gingen wir hinein und zogen uns um. Meeri und Jarmo gingen zum Fünfzehnmeter-Turm und stiegen bis ganz nach oben. Sie sprangen inzwischen ohne groß zu überlegen da herunter und kamen anschließend zu uns ins Schwimmbecken, wo wir Klaus-Jarmo auf seiner Luftmatratze durch das Wasser schoben. Meeri und Jarmo nahmen einen Ball aus der Kiste am Beckenrand mit ins Wasser und spielten mit uns eine Runde. Kaija und Pekko waren inzwischen auch richtige Wasserratten geworden, sie waren nur nicht die Turmspringer, aber springen sollte Kaija ohnehin nicht mehr. Bei unserer anschließenden Sitzung in der Cafeteria tranken alle Saft und aßen Obst. Marietta brachte dann die Sprache auf Kavaniemi und dass wir mit Seldit und Bortan Jemina und Eljas dort in dreieinhalb Wochen besuchen wollten, ob Kaija und Pekko nicht Lust hätten, mitzukommen? Kaija und Pekko schauten sich an und sagten spontan zu, so wären wir dann zu sechst, Meeri und Jarmo hatten für ihren Urlaub schon andere Pläne. Wir fuhren danach zum Schloss hoch und gingen zu Kaija und Pekko, wo wir uns vor deren Haus setzten. Pekko holte Getränke und süßes „Kum“ heraus und Kaija, und er bewirteten uns, wir fütterten Klaus-Jarmo, der vom Schwimmen Hunger bekommen hatte. Wir gaben ihm Fläschchen und Schnuller und schoben ihn in den Schatten, wo er gleich einschlief. Kaija holte zwei Decken heraus und breitete sie auf der Parkwiese aus, wir legten uns darauf und streckten unsere Glieder aus. Marietta und ich nickten kurz ein, wachten aber schnell wieder auf, denn schlafen konnten wir nicht, wir mussten auf unseren Sohn aufpassen.

      Dann schellte Jarmos Handy, Eira sagte ihr Kommen für den frühen Abend an, Jarmo sollte sie um 18.00 h am Flughafen abholen. Die Krönung wäre am Morgen über die Bühne gegangen, es hätte alles reibungslos geklappt, König Jyri hätte voller Wehmut aber auch mit allen guten Wünschen sein Amt an seine Tochter Pinja übergeben. Pinja hätte ihre Sache gut gemacht, wenngleich man ihr beim Essen hinterher doch die Strapazen angesehen hätte. Eira hätte sich lange mit Pinja unterhalten, die beiden wollten in engem Kontakt zueinander bleiben und die Beziehungen zwischen den Reichen intensivieren. Das berichtete uns Jarmo mit Freuden und er sagte, dass er sich glücklich schätzte, in seiner Tochter eine Botschafterin des Friedens sehen zu dürfen, er glaubte, dass dem Goor-Reich eine glückliche Zukunft beschieden wäre. Am Nachmittag fuhren Marietta und ich mit unserem Sohn nach Hause, Klaus-Jarmo hatte ausgeschlafen und wurde leicht nölig, wir wollten später noch einen Spaziergang mit ihm machen. Wir kamen nach Hause, stellten den Wagen ab und begannen dann gleich mit unserem Spaziergang, allerdings nicht in den Wald, sondern lediglich ins Stadtzentrum, zum Platz, zum Museum, zur Verteilstelle und durch die Nachbarstraßen wieder nach Hause. Klaus-Jarmo wäre fast eingeschlafen, wir hielten ihn aber noch wach, fütterten ihn, wickelten ihn und legten ihn dann in sein Bett, er war fix und fertig und schlief gleich ein. Marietta und ich legten uns gemütlich auf unsere Liegen und lasen, es war eine sehr angenehme Stimmung auf der Terrasse und wir redeten kaum ein Wort miteinander.

      Ich fand Margot Käßmanns Auslassungen zu wichtigen Fragestellungen unserer Gesellschaft sehr interessant, es waren die Gedanken einer zutiefst von ihrem Glauben geprägten Christin, die sich aber über alle religiösen Grenzen hinweg mitzuteilen verstand. Sie fand klare Worte und eindeutige Formulierungen, im Grunde war ihr Buch ein Dokument des Humanismus, man fühlte sich an jeder Stelle angesprochen und betroffen. Margot Käßmann blieb nie unverbindlich, sie forderte permanent auf, sich im Sinne humanistsischer Ziele zu engagieren und immer Partei zu ergreifen, das machte ihr Buch so wertvoll. Marietta war von ihrer Stephanie Meyer ganz angetan, so richtig behagte ihr die

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