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      Eine wahre Geschichte die jeden treffen kann

      10 Jahre Stalking

      –

      Nur weil Du ihn nicht siehst,

      heißt es nicht,

      dass er nicht da ist!

      Eine wahre Geschichte über ein reales Martyrium durch ein über zehn Jahre andauerndes Stalking.

      Von Ramona Wegemann

      Vorwort

      Stalking kann jeden treffen, - zu jeder Zeit und überall. Stalking geschieht auch nicht so weit weg, wie viele meinen. Es geschieht jeden Tag und es gibt keinen wirklichen Schutz. Man muss weder besonders gutaussehend noch berühmt sein, um plötzlich gestalkt zu werden. Es ist auch nicht immer der Ex-partner, der einem das Leben nach der Trennung zur Hölle macht. Man kann es schlichtweg nicht beeinflussen, ob man beim Einkauf zufällig einem Psychopathen über den Weg läuft, den man für den Rest seiner Zeit nicht mehr los wird. Stalking ist viel mehr als nur lästig. Es ist wahnhaft, boshaft, aggressiv, beängstigend und eine Form von Gewalt, da Stalking die Psyche regelrecht terrorisiert. Zudem bleibt es leider häufig nicht bei psychischen Angriffen.

      Mit diesem Buch möchte ich Ihnen, meinen Leserinnen und Lesern, einen Einblick in die gruseligen und unerträglichen Situationen geben, die ich als Stalkingopfer erleiden musste. Ich möchte Sie spüren lassen, wie es sich anfühlt, hilflos ausgeliefert zu sein, wie das dauerhafte Stalking allmählich psychische und letztlich auch physische Spuren hinterlässt. Ich möchte verdeutlichen, dass Stalking weit über ein aufdringliches Beobachten hinausgeht und entgegen vieler Meinungen kein romantisches Kavaliersdelikt ist, denn es hat definitiv nichts mit Liebe zu tun! Es ist ein krankhaft-egoistisches „Ich-Denken“ des Täters, ein hasserfüllter Besitzanspruch, der im Strudel der Gewaltspirale nicht selten in körperliche Gewalt bis hin zum Mord ausufert. Wenn dies tatsächlich der Fall ist, dann haben meiner Meinung nach die Justiz und auch die Gesellschaft viel zu lange weggesehen.

      Stalking ist die Straftat, vor der die Justiz am meisten die Augen verschließt. Somit werden die Opfer nicht nur hilflos im Stich gelassen, sondern dem Stalker nahezu ausliefert. Daher möchte ich an die Justiz appellieren, endlich aufzuwachen, denn mein Schicksal ist in Deutschland kein Einzelfall.

      Mein Buch soll veranschaulichen, wie sich Stalking auf die Gesundheit eines Menschen auswirkt und das Leben für immer verändert, von der eigenen Lebenseinstellung und -ansicht, dem Körper, dem Lebensumfeld bis hin zur Lebenssituation. Vieles, was vorher wichtig erschien, wird plötzlich trivial. Stalking manipuliert auch die eigenen Verhaltensweisen: Oft verändert sich sogar der Wohnort und nicht selten verlieren die Opfer sogar ihre Arbeit. Nicht selten werden sie komplett ihrem Leben entrissen und dabei völlig ruiniert. Hier wird auch deutlich, welchen volkswirtschaftlichen Schaden Stalking verursachen kann.

      Das Leiden der Opfer wird häufig ignoriert, während den Tätern scheinbar die „Köpfchen gestreichelt werden". Es ist daher keine Seltenheit, dass Stalkingopfer ihrem Leben selbst ein Ende setzen, weil niemand bereit war, rechtzeitig einzugreifen!

      So etwas darf einfach nicht passieren!

      Mit meinem Buch möchte ich vor allem Betroffenen zeigen, dass sie nicht alleine sind und dass sich Kämpfen immer lohnt. Ich möchte Mut machen, niemals aufzugeben, ganz gleich, wie aussichtslos die Situation an manchen Tagen zu sein scheint. Kein Opfer sollte sich das Leben nehmen lassen oder es sich sogar selbst nehmen, weil es scheinbar keinen anderen Ausweg mehr gibt! Auch ich war den Suizidgedanken in purer Verzweiflung verfallen und weiß daher genau, welche Verzweiflung nötig ist, um überhaupt erst auf solche Gedanken zu kommen. Aber genau wegen dieser eigenen Erfahrung weiß ich auch, dass sich Kämpfen lohnt und es Wege aus der Situation gibt. Glaubt mir einfach und lest dieses Buch.

      Darum möchte ich mit meinem Buch nicht nur Mut machen, sondern auch zeigen, wie es gelingen kann, trotz schwerster Schicksalsschläge seinen Weg zu gehen, umzudenken und selbst aus allem Übel etwas Positives zu ziehen, um erfolgreich und glücklich zu werden und zu bleiben. Trotz Stalker!

      In einigen Passagen gehe ich bewusst ausführlich auf die Gerichtsverhandlungen ein, wenngleich ich damit Gefahr laufe, dass diese Stellen etwas trocken oder langweilig erscheinen. Ich hoffe jedoch, Betroffenen damit zu helfen, die Furcht vor einem bevorstehenden Prozess zu verringern, indem man bereits eine Ahnung davon hat, was einen erwarten oder wie ein Prozess verlaufen könnte. Jemand, der noch nie vor Gericht stand und einen solchen Prozess durchmachen muss, weiß meine Ausführungen sicherlich zu schätzen. Außerdem waren die Ängste und die nervliche Belastung dieser ständigen Prozesstage für uns dermaßen unerträglich, dass ich sie hier einfach aufgreifen muss. Zudem sind die Prozesse ein wichtiger Bestandteil in der Gewaltspirale des Stalkers. Hier geht das Hochschaukeln Hand in Hand mit der Ignoranz der Gerichte. Darum bilden diese Abschnitte einen wichtigen Bestandteil meiner Geschichte, weil sich in den Prozessen wichtige Zusammenhänge auftaten.

      Im Anhang des Buches gehe ich darum auch nochmal ausführlich auf meine Erfahrungen ein und zeige anhand meiner Situation, welche sinnvollen Maßnahmen es im Falle von Stalking gibt und wie man diese umsetzt. Mein Wissen basiert nicht auf theoretischem Lesestoff, sondern ich gebe Tipps und Ratschläge von mir als Opfer, weil ich dieses Martyrium selbst durchleben musste und aus eigener Erfahrung sprechen kann. Bei einigen sogenannten „Opferberatungen“ drängte sich mir häufig die Frage auf, ob diese Leute überhaupt auch nur im Entferntesten wissen, wovon sie sprechen oder ob sie mit ihren katalogisierten Einheitsratschlägen überhaupt eine Hilfe sind. Manche Berater schienen mir mit der Situation tatsächlich überfordert und ahnungslos zu sein, obschon die Situation längst über den Kipppunkt hinaus geraten war. Wo aber liegt dieser Kipppunkt? Der Kipppunkt ist der Punkt, an dem einfache Ratschläge nicht mehr greifen und das Stalking längst in den Strudel der Gewaltspirale geraten ist. Nun ist entschiedenes und rasches Handeln nötig! Eine richtige Analyse und das Erkennen von Stalking ist daher überaus wichtig. Um das Stalking zeitnah zu beenden, möchte ich Lösungsansätze aufzeigen, damit Opfer nicht so lange unter dieser Straftat leiden müssen, wie ich es musste.

      Was ist Stalking?

      Stalking bedeutet so viel wie Jagen oder Nachstellen. Einen Menschen gegen seinen Willen zu behelligen, ihm nachzustellen und psychisch unter Druck zu setzen, ist eine Form von psychischer Gewalt. Nicht selten kommen andere Straftaten wie Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung oder gar körperliche Gewalt hinzu. Vielleicht kennt jemand von Ihnen das unheimliche Gefühl, verfolgt oder beobachtet zu werden, und sei es auch nur aufgrund eines gruseligen Films? Stalking bedeutet für die Opfer unbeschreibliches Leid und ständig andauernde Angst. Dieser Zustand kann sogar krank machen und das ganze Leben beeinträchtigen. In Deutschland ist Stalking seit 2007 strafbar. Im Strafgesetzbuch (StGB) wird Stalking unter dem §238 juristisch beschrieben: Wer einem anderen nachstellt und dadurch dessen Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt, dem drohen eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Gefängnis. Doch genau hier ist das Problem: Wer entscheidet, ob die Lebensgestaltung des Opfers „schwerwiegend“ beeinträchtigt ist oder nicht? Es scheint willkürlich, ob die Person, die über den Grad der Schwere zu entscheiden hat, die Gefühlswelt und den Lebensstil des Opfers nachvollziehen kann. Während manche Menschen der Meinung sind, dass man erst seinen Wohnort, die Telefonnummer und die Arbeitsstelle ändern muss, bevor das eigene Leben schwerwiegend beeinträchtigt ist, so kann es für das Opfer schon unzumutbar sein, die Telefonnummer als soziale Verbindung zum Umfeld erneuern, das Zuhause aufgeben oder gar den Arbeitsplatz verlieren zu müssen. Ist man selbstständig tätig, dann landet man meist im völligen Ruin. Wie kann also jemand, der nicht in der Haut des Opfers steckt, darüber entscheiden, welche Kriterien die Lebensgestaltung „schwerwiegend“ beeinträchtigen? Muss das Opfer erst unzumutbare Hindernisse und Lebenseinschränkungen ertragen, bevor die Justiz überhaupt bereit ist, etwas zu unternehmen? Mittlerweile wurde dieser Paragraph geändert. Nun heißt es, dass die Taten nur noch ausreichen müssen, um eine Beeinträchtigung herbeizuführen. Doch ist es dadurch weniger willkürlich geworden? In der Realität dauert es lange, bis einem tatsächlich geholfen wird. Es ist nicht nur ein mühsamer Kampf gegen den Täter, sondern vor allem ein mühseliger Kampf gegen die schwergängige Justiz. Die Opfer werden leider häufig

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