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nur ein einziges vernünftiges Wort über die Lippen zu bringen. Mein Mund fühlte sich trocken an.

      Logans Gesicht und seine Haltung verrieten nichts. Er stand einfach nur da und musterte mich mit diesem undurchdringlichen blauen Blick.

      Mein Herzschlag beschleunigte sich so sehr, dass ich schon befürchtete, er könnte es hören. Ich war mir seiner Nähe nur allzu sehr bewusst und auch die Tatsache, alleine mit ihm hier in diesem Schlafzimmer zu stehen, sollte mir nach meinen bisher weniger schönen Erfahrungen eigentlich Angst bereiten. Aber das tat es nicht. Im Gegenteil. Ich fühlte, wie seine bloße Anwesenheit und die Intensität seines Blickes mir eine Gänsehaut über den Körper jagten, wie die Wärme, die er ausstrahlte, mich immer mehr anzog, wie eine Motte vom Licht.

      Und ich wusste, dass ich das nicht fühlen durfte. Doch ich tat es.

      »Ich … Tut mir leid. Ich habe nur das Badezimmer gesucht«, beschämt davon, dass ich mich hatte dazu hinreißen lassen, in seinem Zimmer herum zu schnüffeln, senkte ich den Blick. Meine Gedanken spielten verrückt. Ich wusste nicht wieso oder weshalb, aber in Logans Gegenwart konnte ich keinen einzigen klaren Gedanken fassen und das trieb mich in den Wahnsinn.

      »Das Badezimmer ist hier«, er deutete über seine Schulter hinweg, auf eine andere Tür, ohne den Blick von mir zu nehmen.

      »Danke«, erwiderte ich leise und huschte so schnell wie nur irgendwie möglich an ihm vorbei. Noch immer spürte ich seine Augen auf mir ruhen. Allerdings konnte ich mich nicht dazu durchringen, noch einmal zu ihm zu schauen. Ich versuchte die Spannung, die zwischen uns herrschte, zu ignorieren und flüchtete mich in das Badezimmer.

      Endlich fiel mir das Atmen wieder etwas leichter und ich lehnte mich gegen die Tür. Diese Gefühle verwirrten mich zutiefst. In seiner Nähe fühlte ich mich nervös, mein Herz schlug so schnell, als wäre ich tausend Meilen am Stück durchgerannt. Das Atmen fiel mir schwer und ich bekam weiche Knie. Meine Gefühle für ihn waren auf gewisse Art und Weise aufregend. Obwohl ich wusste, dass sie völlig verboten waren.

      Nun ja, im Grunde war ja nichts Verwerfliches an meinen Gefühlen. Wie viele Mädchen schwärmten während ihrer schulischen Laufbahn mal für ihren Lehrer? So etwas kam öfter vor, als man dachte. Verboten war es erst, wenn der Lehrer die Gefühle erwiderte oder es zu einem Verhältnis kam, das über die gewöhnliche Lehrer-Schüler-Beziehung hinaus ging. Und darüber musste ich mir wohl kaum Sorgen machen. Denn Logan sah in mir sicherlich mehr ein Kind, statt einer erwachsenen, jungen Frau.

      Ich schüttelte den Kopf, um diese wirren Gedanken zu vertreiben und wandte mich meinem Spiegelbild zu. Ich sah nicht ganz so schlimm aus, wie ich es erwartet hatte. Dennoch konnte man mir die Partynacht deutlich ansehen. Daher wusch ich mir das Gesicht und befreite mich von der restlichen Schminke der vergangenen Nacht. Dann schlüpfte ich in meine Kleidung von gestern, behielt aber den grauen Pullover, den mir Logan gegeben hatte, an. In lilanen Lettern stand University of Washington darauf, woraus ich schloss, dass er wohl an dieser Uni studiert hatte. Der Pullover roch zudem nach einem männlichen Aftershave und noch etwas anderem, dass ich nicht genau deuten konnte. Zwar war er mir mehrere Nummern zu groß, fühlte sich aber trotzdem bequem und wohl auf meiner Haut an.

      Als ich fertig war, spürte ich wie das Herzklopfen und die Nervosität zurückkehrten. Konsequent unterdrückte ich diese Gefühle und trat hinaus auf den Flur. Ich hörte Geräusche aus dem unteren Wohnbereich und fand Logan auf dem Sofa vor.

      Sein Blick lag konzentriert auf dem Bildschirm eines MacBooks, das vor ihm auf dem Tisch stand. Ganz offensichtlich schien er an etwas zu arbeiten, denn seine Finger flogen in hoher Geschwindigkeit über die Tastatur. Er war so versunken, dass er mich nicht einmal bemerkte. Ich räusperte ich mich lautstark. Sofort stoppten seine Finger den Tanz über den Tasten und sein Kopf fuhr hoch. Sofort bekam ich wieder weiche Knie.

      Reiß dich zusammen.

      »Drea«, sofort schloss er den Laptop und erhob sich. Ich stellte fest, dass ich die Art mochte, wie er meinen Namen aussprach. Samtig, wie Musik und zugleich so rau, als gab es kein Wort, das er lieber aussprach.

      »Tut mir leid, ich wollte dich nicht unterbrechen«, entgegnete ich und versuchte meinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bekommen.

      »Nein, das hast du nicht«, sein Blick glitt über den Pullover, den ich trug und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. »Der Pullover steht dir beinahe besser als mir.«

      Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht. Plötzlich schien auch er sich seiner Worte bewusst zu werden, denn das Lächeln schwand sogleich wieder und seine Brauen verzogen sich zu einer schmalen Linie. Er schien von seinen eigenen Worten selbst überrascht zu sein und mit einem Mal wirkte er völlig angespannt. Seine Gesichtszüge veränderten sich.

      Er räusperte sich.

      »Ich denke, ich sollte dich jetzt nach Hause fahren«, seine kargen Worte klangen kalt und schroff, als würden sie keinen Widerspruch zulassen. Mich überkam das Gefühl, als wollte er mich loswerden. Mit einem Mal fühlte ich mich unbehaglich in diesem riesigen Appartement und ich begann mich zu fragen, weshalb ich überhaupt eingewilligt hatte, mit hierher zu kommen. Ich gehörte hier überhaupt nicht hin. Dies war die Wohnung meines Lehrers. Was erwartete ich auch? Dass wir gemeinsam den Tag verbrachten? Zusammen frühstückten und uns näher kennen lernten?

      Logan hatte mich nur mit zu sich nach Hause genommen, weil es keine andere Möglichkeit gegeben hatte und er mich nicht mitten in der Nacht hatte allein lassen wollen.

      Plötzlich wollte ich nur noch nach Hause in mein Zimmer, wollte mich vergraben in meinem Bett, meinem Zufluchtsort. Wollte alleine sein. Also nickte ich lediglich und wandte mich dem Aufzug zu. Ich hörte, wie Logan sich hinter mir erhob und näherkam. Kurz darauf erschien er neben mir und griff nach seiner Jacke. Dann betätigte er den Knopf des Aufzuges. Eine Weile später ertönte auch schon das Pling und die Türen öffneten sich.

      Ich scheiterte kläglich beim Versuch, mich von seiner Präsenz nicht einnehmen zu lassen, was auf diesem engen Raum auch schier unmöglich war. Im Augenwinkel sah ich, dass sein Blick zu mir wanderte. Mein Atem beschleunigte sich und ich versuchte die Luft anzuhalten. Das Kribbeln in meinem Körper wurde stärker und ergriff Besitz von mir und meinen Gedanken. Mit aller Kraft widerstand ich dem Bedürfnis hoch zu schauen und seinem Blick zu begegnen.

      Erleichterung durchflutete mich, als sich das Öffnen der Türen ankündigte. Hinaus auf die Lobby zu treten, war als fiel eine Last von mir ab. Abrupt schämte ich mich für meine Gedanken im Aufzug, für die Art und Weise, wie ich auf Logan reagierte. Was war in Moment nur los mit mir? Mein Leben geriet völlig außer Kontrolle.

      Na ja, ich konnte ja nichts dafür, dass ich Logan attraktiv fand.

      Ich warf ihm einen Seitenblick zu. Die goldblonden Strähnen standen ihm wirr vom Kopf und seine stechenden, blauen Augen waren so anziehend, dass man sich ohne Umschweife in ihnen verlieren konnte.

      Der Portier riss mich aus meinen Gedanken und schenkte Logan und mir ein freundliches Lächeln mit einem darauffolgenden Nicken. Logan erwiderte diese Geste und nahm seine Autoschlüssel entgegen, die der Portier ihm hinhielt. Dann traten wir nach draußen und gingen zu seinem Wagen. Der Lack seines schwarzen Mercedes glänzte in der Sonne. Zielstrebig steuerte er auf die Beifahrertür zu und öffnete sie für mich. Ich murmelte ein Dankeschön und stieg ein. Für September war es bereits ungewöhnlich kalt und nur selten brach die Wolkendecke etwas auf.

      Also genoss ich die kurze Wärme der Sonnenstrahlen, die durch die Autoscheibe auf mein Gesicht fielen. Die Fahrertür öffnete sich und Logan stieg ebenfalls ein. Sofort vernahm ich wieder seine Anwesenheit und spürte die Anziehung, die von ihm ausging. Es fühlte sich an, als wäre ich ein Magnet, der von seinem Gegenpol angezogen wurde. Vehement versuchte ich mich dagegen zu wehren. Erfolglos. Ich war so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekam, wie wir losfuhren. Offenbar schien Logan mich zudem etwas gefragt zu haben, denn ich bemerkte, dass er mich nun von der Seite her erwartungsvoll ansah.

      »Entschuldige, was hast du gesagt?«, verwirrt erwiderte ich seinen Blick und schluckte schwer, als der Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht erschien.

      »Ich

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