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jetzt spuckt es doch einfach aus. Sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren«, Madison Lively tauchte hinter Danny auf. Mit verschränkten Armen kam sie hinter ihm zum Stehen und hob eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen. Missbilligend starrte sie auf mich nieder. Was zum Henker hatte jetzt auch noch Madison damit zu tun? Verwirrt begegnete ich ihrem Blick und ließ dann meine Augen durch die Reihe wandern, bis sie an Poppy hängen blieben.

      »Poppy?«, versuchte ich es erneut, wobei meine Stimme beinahe schon einen flehenden Tonfall annahm. Poppy räusperte sich und richtete ihren trotzigen Blick auf Danny.

      »Ich denke, das sollte er dir erklären.«

      »Da gibt es gar nichts zu erklären«, schoss Danny hervor und erdolchte Poppy mit einem Blick.

      »Na schön, dann sag ich es ihr eben«, Madison seufzte und richtete ihren stechenden Blick direkt auf mich. »Dein toller Freund hier«, sie deutete mit dem Finger auf Danny, der mit einem Mal leichenblass wurde, »hat nur mit dir Schluss gemacht, weil du ihn nicht rangelassen hast. So jetzt ist es raus«, ein gehässiges Lächeln huschte über ihre Züge, als sie sich abwandte.

      »Ach und übrigens, du hast was verpasst, er hat es echt drauf«, mit einem boshaften Grinsen wandte sie sich ab und ging zu ihren Freunden zurück, die das ganze Geschehen offenbar gespannt verfolgt hatten. Eine ganze Weile saß ich da und starrte auf den Fleck, an dem Madison eben noch gestanden hatte. Erst dann registrierte ich den Sinn ihrer Worte. Ich fühlte ein Stechen in meiner Brust. Schmerz übermannte mein Inneres, lähmte mich und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.

      Dein toller Freund hier hat nur mit dir Schluss gemacht, weil du ihn nicht rangelassen hast. So jetzt ist es raus. Ach und übrigens, du hast etwas verpasst, er hat es echt drauf.

      Immer und immer wieder hallten ihre Worte in meinen Ohren wider. Langsam richtete ich meine Augen, in denen sich mittlerweile Tränen gebildet hatten auf Danny. Nein, so etwas würde er mir doch nicht antun, oder doch?

      »Ist … Ist das wahr?«, fragte ich mit gebrochener Stimme. Als Danny weiterhin stur auf seine Füße sah und meinen Blick mied, wusste ich, dass Madison die Wahrheit gesagt hatte. Ich konnte es nicht fassen. Wie konnte er mir das antun? Wir waren zwei Jahre zusammen gewesen und er verließ mich, nur weil ich noch nicht bereit gewesen war, mit ihm zu schlafen?

      Und nun, da er seine Begierde offenbar gestillt hatte, auch noch an Madison Lively, wollte er mich zurück? Danny wusste doch genau, warum ich mir so viel Zeit gelassen hatte. Er wusste genau, was ich in meiner Kindheit erlebt hatte, was ich durchmachen musste. Und dennoch fand er, ich war es nicht wert zu warten? Er war der Einzige, dem ich von meinem schlimmen Erlebnis in der Jugend erzählt hatte. Niemandem sonst hatte ich mich anvertraut. Nicht Poppy. Nicht Lukas. Nicht einmal meinen Eltern.

      Noch ehe ich realisierte, was ich als nächstes tat, war es schon geschehen. Ich wusste, dass es blöd und völlig kindisch war, doch ich konnte nicht anders. Ich nahm meine Cola in die Hand und schüttete den gesamten Inhalt des Getränkes über Dannys Kopf aus. Erschrocken zuckte er zurück und kniff die Augen zusammen, als sich das dunkle Gebräu über sein Gesicht ergoss und auf seine Kleidung herunter perlte.

      Dunkle Flecken zeichneten sich auf seinem weißen Shirt ab und sein nasses Gesicht glänzte in dem gedämpften Licht der Kronleuchter. Mit einem Mal wurde es ganz ruhig in dem Café und alle Aufmerksamkeit lag auf dem Geschehen an unserem Tisch. Ich hörte wie Poppy und Timmy hörbar nach Luft schnappten, während einige andere sich geschockt die Hand vor den Mund hielten. Doch es war mir egal, es war mir völlig egal. Ich bemerkte wie Madison am Nachbartisch von ihrem Stuhl aufsprang.

      »Bist du völlig übergeschnappt?«

      Entsetzt näherte sie sich uns, wobei ihr geschockter Blick auf Danny lag. Der allerdings sah nur fassungslos an sich herab.

      »Du«, ich deutete mit dem Zeigefinger direkt auf Madison. »Du hältst besser die Klappe, sonst bist du die Nächste«, wütend deutete ich auf Poppys Glas, welches auf dem Tisch stand und noch randvoll war. Ich hätte kein Problem damit, auch Madison eine kleine Dusche zu verpassen. Im Gegenteil, ich würde sogar nichts lieber tun, als das. Schlagartig blieb sie stehen, ließ es sich aber nicht nehmen mich mit ihren hasserfüllten Blicken aufzuspießen. Ich stand ihr jedoch in nichts nach. Denn ich kochte innerlich vor Wut, fühlte mich wie ein Vulkan, der kurz davor war zu explodieren. Ich konnte kaum glauben, dass Danny mich derart hintergangen hatte. Wie konnte er mir das nur antun? Zorn und Schmerz brodelten in mir und brachten meinen Körper zum Beben.

      Ich musste hier raus. Bevor ich noch irgendetwas tat, das ich bereute. Sofort. Ich war im Begriff mir meine Jacke zu schnappen, die über der Sofalehne hing, als ich Poppys Hand auf meinem Arm spürte. Zuerst sah ich auf ihre Finger, dann glitt mein Blick zu ihrem Gesicht. Eine Mischung aus Schuldgefühlen und Mitleid spiegelte sich in ihren Augen.

      »Drea. Es tut mir so furchtbar leid, ich …«, setzte sie an, doch ich ließ sie nicht zu Wort kommen. Stattdessen entriss ich ihr meinen Arm und funkelte sie enttäuscht an.

      »Nein.« Es war nur ein Wort, doch es lag so viel Gewicht und Emotion darin, dass Poppy verstand und sofort von mir abließ. Benommen senkte sie den Blick. Ich konnte sie jetzt nicht ertragen. Sie war meine beste Freundin, der einzige Mensch, dem ich mein Leben anvertraut hätte. Die Einzige, die ich in den letzten Wochen wirklich an mich herangelassen hatte und auch sie enttäuschte mich nun. Hatte mich belogen, über Wochen hinweg. Meine Sicht verschwamm und Tränen rannen über meine Wangen. Ich griff nach meiner Jacke und versuchte mein Gesicht vor den Blicken meiner Mitschüler zu verdecken.

      Ohne ein weiteres Wort stürmte ich zur Tür hinaus und wäre beinahe über die Stufen gestolpert. Der Tag, von dem ich zuvor noch gedacht hatte, dass er der glücklichste nach zwölf Wochen wäre, nahm eine grauenvolle Wendung ein und entpuppte sich zu einem furchtbaren Albtraum. Die Schmerzen breiteten sich immer tiefer in meinem Innern aus und eine Traurigkeit erfüllte mich.

      Es war eine schlechte Idee gewesen wieder hierher zu kommen. Eine ganz schlechte Idee.

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