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      »Wie du magst, überleg es dir. Wir würden uns wirklich freuen, wenn du mal wieder mitkommst.«

      Poppy verabschiedet sich mit einem Lächeln und ich schloss die Tür hinter ihr. Als sie wegfuhr trottete ich nach oben in mein Zimmer und wusste nicht so recht, was ich mit mir anstellen sollte. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach drei. Also beschloss ich für Dad und Lukas schon einmal etwas zu kochen. Ich machte mich an die Arbeit und stellte das Gericht anschließend kalt.

      Ich schloss gerade die Tür des Kühlschranks, als ich das gedämpfte Vibrieren meines Handys wahrnahm. Ich hatte es völlig vergessen. Noch immer befand es sich in meiner Tasche, die Logan mir heute zurückgegeben hatte. Ich kramte das Gerät heraus und erschrak. Ich hatte sechzehn Anrufe in Abwesenheit. Allerdings waren sie noch von gestern, als ich bei Logan gewesen war und niemand gewusst hatte, wo ich mich aufhielt. Die Anrufe waren hauptsächlich von Dad, ein paar von Lukas und Poppy und … Danny.

      Weshalb hatte er versucht mich gestern anzurufen? Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass er heute Morgen etwas in der Richtung erwähnt hatte. Und tatsächlich, er hatte es insgesamt drei Mal auf meinem Handy versucht. Wieso tat er das? Ich verstand Danny einfach nicht. Er hatte die Beziehung mit der Begründung beendet, dass er mich nicht mehr lieben würde. Nach dem Tod meiner Mom hatte er mir zwar immer mal wieder geschrieben und versucht mich anzurufen, doch ich hatte auf keinen seiner Kontaktversuche reagiert.

      Ich kam nicht dahinter, was er damit bezweckte. Vielleicht versuchte er ja unsere Freundschaft aufrechtzuerhalten? Aber selbst wenn das seine Beweggründe waren, so war es doch selbstverständlich, dass man nach einer Trennung erst einmal etwas Abstand brauchte, oder nicht? Wie auch immer, Danny konnte mir gestohlen bleiben.

      Ich löschte seine Anrufe und checkte die SMS, die eben eingegangen war. Sie war von Poppy. In der Nachricht stand, dass sie mein Nicht-Bescheid-sagen als Zusage wertete und mich mit Timmy heute Abend um sieben abholen würde. Natürlich hätte ich absagen können, aber aus irgendeinem Grund tat ich es nicht. Ich hatte heute Morgen so viel Spaß mit Poppy gehabt, ihre Nähe tat mir gut und ich wollte nicht, dass dieser Tag schon zu Ende war.

      Also gab ich ihr mein okay und wollte mich gerade nach oben begeben, als ich das Umdrehen eines Schlüssels vernahm. Dad und Lukas kamen von der Arbeit nach Hause. Anstatt nach oben zu gehen, begrüßte ich die beiden und beschloss gemeinsam mit ihnen eine Kleinigkeit zu essen.

      »Wo ist eigentlich Mia?«, fragte ich, als mir auffiel, dass Dad ohne sie gekommen war.

      »Sie ist nach dem Kindergarten noch mit zu Lucy nach Hause. Ich hole sie später dort ab«, erwiderte Dad, als er seine Post öffnete.

      »Ich gehe heute Abend mit Poppy und Timmy ins Barney’s.«

      Dad hielt mitten in der Bewegung inne und sah mich erstaunt an.

      »Das ist eine wunderbare Idee, Drea«, sein Gesichtsausdruck hellte sich sofort auf und mit einem Mal schien er viel fröhlicher als zuvor.

      Nach dem Essen ging ich nach oben und machte mich fertig. Zwischenzeitlich vernahm ich Dads Wagen im Hof starten, wahrscheinlich um Mia bei ihrer Freundin abzuholen. Kurz darauf hörte ich draußen auch schon das vertraute Hupen von Timmys Wagen. Ich schnappte mir meine Tasche und eilte die Treppe herunter zur Haustür.

      »Viel Spaß«, rief mir Lukas noch von der Küche zu, bevor ich das Haus verließ und durch den Regen zu Timmys blauen Chevrolet sprintete. Ich ließ mich auf die Rückbank sinken und begrüßte die beiden. Sie drehten sich zu mir herum. Auf Poppys Gesicht lag wie immer ein Grinsen. Timmy dagegen musterte mich grimmig und griff daraufhin in seine Hosentasche. Er zog ein paar Dollarscheine hervor und klatschte sie in Poppys Hand.

      »Ich habe doch gesagt, dass sie mitkommt«, Poppy kicherte, während sie das Geld in ihrem Portemonnaie verstaute. Ich schnaubte verärgert. Das durfte doch nicht wahr sein. Schon wieder hatten sie über mich gewettet.

      »Leute«, seufzend hob ich die Hände. »Was soll das? Ich habe euch gesagt, dass ihr damit aufhören sollt. Keine weiteren Wetten mehr über mich.«

      Timmy ignorierte meine Einwände und startete den Wagen, während Poppy nur vor sich hin grinste und irgendwelche Muster an die beschlagenen Scheiben malte.

      Ich lehnte mich zurück in den Sitz und horchte nur mit halbem Ohr bei Poppys und Timmys Diskussionen zu. Nach einigen Minuten Fahrt kam der Wagen endlich zum Stehen. Ich schnappte mir meine Tasche und stieg aus. Als Poppy ebenfalls aus dem Wagen herauskletterte, fiel mein Blick auf die Scheibe der Beifahrerseite, wo sie zuvor noch kleine Muster gemalt hatte. Doch erst jetzt erkannte ich, was sie wirklich gezeichnet hatte.

      D + L

      Verärgert schüttelte ich den Kopf. Poppy benahm sich manchmal wirklich wie im Kindergarten. Ich ließ meinen Blick über den Parkplatz schweifen. Wie es das Schicksal wollte, stand dort Dannys Auto, einige Parkplätze von unserem entfernt. Dieser Abend versprach ja heiter zu werden. Warum war ich nicht doch lieber zuhause geblieben? Ich atmete tief ein und wieder aus, dann folgte ich Poppy und Timmy zum Eingang, der aus einer schweren Glastür bestand. Drinnen stieg mir sofort der Duft von Kaffee und Essen in die Nase.

      Direkt gegenüber der Tür befand sich die Theke mit einigen Barhockern, die mit einem bereits abgewetzten, roten Leder überzogen waren. Links um die Kurve war der Sitzbereich. Überall im Raum verteilt standen kleine Tische, die ebenfalls von roten Ledersofas und Sesseln gesäumt wurden.

      Die Wände waren mit einer warmen, weinroten Tapete überzogen, die perfekt mit dem dunklen Dielenboden harmonierte. Das Licht der alten Kronleuchter, die von oben herabhingen, war gedimmt und sorgte für eine gemütliche Atmosphäre. Am Ende des Raumes führten zwei Stufen nach oben in einen kleinen Bereich, wo zwei Billardtische und einige Spielautomaten für Beschäftigung und Spaß sorgten.

      Das Ambiente des Barney’s hatte mir schon immer besonders gut gefallen. Das in die Jahre gekommene Café wirkte durch seinen antiken Stil zwar sehr altertümlich und doch zog es uns Jugendliche wie magisch an.

      Danny hatte sich meistens in der Nähe der Billardtische herumgetrieben. Doch jetzt entdeckte ich ihn mit einigen unserer Mitschüler hinten in einer Ecke. Madison und eine ihrer Freundinnen saßen ebenfalls bei ihm am Tisch. Seit wann verstand er sich denn so gut mit ihr? Noch vor zwölf Wochen hatten sie kaum etwas miteinander zu tun gehabt.

      Danny hob den Kopf, ebenso wie einige anderen, offenbar hatten sie die Türklingel läuten gehört. Seine schokoladenbraunen Augen sahen auf und trafen direkt auf meine. Etwas flackerte in seinem Blick auf und mein Herz hüpfte kurz. Sofort sah ich weg und folgte Poppy und Timmy zu unserem Stammtisch, der meiner Meinung nach leider nicht weit genug von Danny entfernt sein konnte.

      Ich ließ mich neben Poppy auf die durchgesessene, rote Ledercouch sinken, während Timmy den Sessel zu Poppys Rechten in Beschlag nahm. Es war eigentlich wie immer. Nur, dass diesmal Poppy diejenige war, neben der ich saß und nicht Danny. Es war ein merkwürdiges Gefühl, als würde ein Teil von uns fehlen. Aber mit diesen Veränderungen würde ich mich abfinden müssen.

      Wir hatten kaum unsere Jacken ausgezogen, als auch schon Barney, der Inhaber des Cafés, mit einem breiten Lächeln an unseren Tisch geschlendert kam. Wie immer trug er eins seiner karierten Flanellhemden und eine weiße Schürze, unter der sich sein Bierbauch hervor wölbte. Sein immer schütter werdendes Haar kam mir um einiges grauer vor, als noch vor zwölf Wochen.

      »Na wen haben wir denn da? Du lässt dich also auch mal wieder blicken?«, Barney klopfte mir liebevoll auf den Rücken und grinste mich über die Ränder seiner Brille hinweg an.

      »Ich wusste, dass die Sehnsucht dich früher oder später wieder hierher verschlägt«, seine Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. Schon als ich zum ersten Mal hier gewesen war, hatte ich Barney sofort ins Herz geschlossen. Er war ein lustiger und sympathischer, älterer Mann, der tief in seinem Innern jung geblieben war. Immer mal wieder erlaubte er sich einen Scherz mit uns jüngeren. Vielleicht war es auch Barneys hippe und lockere Art, die diesen Ort wie einen Zauber umgab und uns anlockte.

      »Vergraul sie nicht gleich wieder, Barney. Ich musste

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