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Vampyr. David Goliath
Читать онлайн.Название Vampyr
Год выпуска 0
isbn 9783752920383
Автор произведения David Goliath
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Karczan hob den Hautlappen am Innenschenkel nach oben, der sich zuvor einwandfrei in das Bild des Oberschenkels eingefügt hatte. Neben der Muskelpartie konnte man einen ausgetrockneten, gewebeartigen, hohlen Zweig erkennen, der an der Seite aufgerissen war.
»Das ist die arteria femoralis. Darüber ist sie verblutet. Die beiden Einstiche hätten sie nicht getötet, aber ich schätze, dass sie degenerative Blutgefäße hatte. Die Wandungen kommen mir recht dünn vor. Diese sind vermutlich durch die Einwirkung der Länge nach aufgerissen, mit letalen Folgen.«
»Sie war krank?«
»Schätzungsweise, ja.«
Voss legte die krümeligen Zigaretten beiseite. Er hatte die Stummel gut zusammengeknüllt. Das Geld steckte er ein. Ein Blick genügte, um dem Arzt eine Kurzzeitamnesie zu verpassen. Für einen Bruchteil dachte er daran, den Mediziner zu bestechen für dessen Stillschweigen, das Voss ihm aufzwingen würde, um die Obduktionsergebnisse von Magda Trumna zu vergessen. Aber ihre nun legitime, bevorstehende Einäscherung und die Fassade der Mordermittlung verschafften Voss genügend Zeit, damit er alles einigermaßen hinbiegen konnte. Der Kommissar rieb seine Arme. Die Kälte des eisigen Kellers fraß sich allmählich durch seinen ganzen Körper.
»Sie könnte erstochen worden sein und der Autounfall inszeniert, um den herbeigeführten oder versehentlichen Tod zu vertuschen.«
»Sind Sie der Kriminalkommissar oder ich?«, plusterte sich Voss auf. Der Arzt verstummte und warf den Hautlappen zurück in Position.
»Haben Sie vom Obduktionsbericht noch eine Kopie? Ich habe ihn nicht dabei und würde gern etwas nachlesen.« Voss pokerte.
Karczan tippte an seinen Schädel. »Alles hier drin. Ich brauche keine Kopien.«
Voss sackte innerlich zusammen. Na toll! Eine Komponente, die er nicht kontrollieren konnte.
»Aber ich habe Ihnen bereits alles gesagt, was auch im Bericht steht«, ergänzte der Doktor. Er reinigte das Monokel an der Jacke. Seine Kooperationsbereitschaft schwand.
»Wer hatte die Obduktion angeordnet?« Voss wusste natürlich, dass Friedrich der Schuldige war, doch er wollte herausfinden, wie eng Karczan und Friedrich in Kontakt standen.
Der Akademiker überlegte. »Schumann hieß der, glaube ich. Ruppert Schumann?«
»Robert Schumann?«
»Ja, genau. Robert Schumann vom Neunten Revier.«
»Was ist mit Friedrich?« Voss übertünchte den Schrecken, dass Schubi womöglich enger mit Friedrich kollaborierte als gedacht. Und wenn nicht, dann vertraute ihm der Chef so sehr, dass er Anweisungen an Schubi vorbehaltlos delegierte.
»Wer ist Friedrich?«, fragte Karczan.
Gewissheit. Voss war zumindest darüber erleichtert. »Nur ein anderer Kollege.«
»Bei allem Respekt, Herr Kommissar, aber meine Patienten erwarten einen ausgeruhten Arzt. Wenn Ihr Wissensdurst gestillt ist, würde ich das hier gern beenden, um wenigstens noch ein paar Stunden die weiche Füllung meines Kissens genießen zu können.«
»Sicher«, murmelte Voss.
Oben auf der Straße wurde Voss von der Morgendämmerung erwartet. In der kommenden Zeigerrunde sollte die Wärme und das Licht der Sonne die Kälte und die Dunkelheit der Nacht vertreiben. Sein Dienstfahrzeug mit den sieben weißen Buchstaben der Exekutivbehörde auf der Seitentür parkte einsam. Adelheid war verschwunden. Diese Frau vereinte Passion, Obsession und Perversion zu einem Mysterium, das er noch nicht dekodieren konnte. Er ärgerte sich. Zwar war die Tote identifiziert und konnte dem Feuer übergeben werden, aber dem Diebstahl des Automobils fehlte noch immer eine Anzeige. Das zuständige Polizeirevier wäre der nächste Haltepunkt gewesen. Je länger die Meldung auf sich warten ließ, desto unglaubwürdiger wäre Voss’ Abschlussbericht zu dem Unfall mit dem gestohlenen Fahrzeug, bei dem die Diebin verstarb. Außerdem benötigte er Magdas Ausweispapiere, um die Identität in der Akte glaubhaft zu machen.
Diese Nachtschicht, die sich dem Ende entgegenneigte, hatte ihn einiges an Kraft gekostet. An der klaren Morgenluft registrierte er, wie sich sein Organismus über die letzten Reserven speiste. Vielleicht lag es auch an seinem abgezapften Blut, das jetzt in Adelheids wohlgeformtem Tempel zirkulierte. Er würde es nicht mehr rechtzeitig zur Ablösung schaffen, wenn er wieder zum Nachtklub düste, und Leopold Springer würde ihn bei Friedrich verpetzen. Das könnte eine Kettenreaktion in Gang setzen, die alle bisherigen Bemühungen torpedieren würde.
Nachdem Voss zurück zum Revier gefahren war, die gefälschte Fallakte sicher verwahrt und den Dienstposten an Springer, ohne Vorkommnisse, mit einem aufgesetzten Lächeln übergeben hatte, schleppte er sich in den dritten Stock des Mietshauses, wo ihn Anubis fauchend empfing.
Der schwarze Kater, mit den weißen Tupfern in Gesicht, auf Brust und Bauch, fuhr die Krallen aus. Sein Buckel war kerzengerade in der Horizontale gespannt und der Schwanz schlug steif auf den Boden.
Voss glaubte, dass es am Geruch des Leichenkellers oder am Gestank der Zigaretten lag, die er unter Stress in seiner Hand zerbröselt hatte. Tatsächlich fauchte Anubis allerdings, weil ein fremder Frauenduft an Voss haftete – Kirschblüten.
Nach einer Katzenwäsche ebbten die Anfeindungen ab. Das offerierte Büchsenfleisch trug wohl auch zur Beruhigung des Karnivoren bei.
Die pochende Bisswunde am Oberschenkel forderte noch etwas Zuwendung in Form von Salbe, genauso wie die Handinnenflächen, ehe Voss mit dem Gedanken an Adelheid in den Tag startete, der für ihn mit Schlaf begann.
Vor dem Fenster erwachte die Stadt zum Leben.
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