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Vampyr. David Goliath
Читать онлайн.Название Vampyr
Год выпуска 0
isbn 9783752920383
Автор произведения David Goliath
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Wir wollten es nicht an die große Glocke hängen. Peters Reputation würde leiden. Er lebt für den Klub; der Klub ist sein Kind. Wir können uns keinen derartigen Vorfall erlauben.«
»Es ist nur ein Diebstahl.« Gideon verstand die Zurückhaltung nicht.
»Jeder Kontakt mit der Polizei macht das Geschäft kaputt.« Sie setzte sich auf, um ihm in die Augen zu schauen. »Unsere Klientel rekrutiert sich aus allen Schichten der Gesellschaft. Dazu zählt auch die verrufene Schicht.«
Gideon zeigte zur Tür, die in den Klub führte. »Aber der Saal ist doch gut besucht.«
»Weil wir den Gästen ein sicheres Umfeld bieten, frei von Polizei. Die Hälfte da drinnen könntest du festnehmen, weil sie eine Vorstrafenakte hat und bewaffnet ist. Hinzu kommt der Alkohol und die nackte Haut.«
Die geheimen Durchgänge an der Seite waren Gideon aufgefallen. Hinter dicken Vorhängen gab es Türen. Während seiner Verköstigung vergangene Nacht hatte er einige Herren in Begleitung attraktiver Damen verschwinden sehen. Die unsittlichen Berührungen waren auffällig gewesen. Was in den versteckten Zimmern geschah, musste er sich nicht erst ausmalen.
»Du bist sehr freizügig, was eure Praktiken angeht«, stellte Gideon fest.
»Ich will mich nur revanchieren.« Ihr Fuß streifte seinen Unterschenkel. Jede Berührung löste ein Erdbeben in ihm aus. »Und ich muss dir etwas gestehen.« Sie blickte nach unten und zog ihre Schultern nach vorn. »Eine Kellnerin ist verschwunden.«
Gideon stockte das Blut. »Bist du dir sicher?«
Adelheid stand auf, ging zum Schreibtisch, holte ein Ausweisdokument und reichte es dem Kommissar, der es im fahlen Licht betrachtete.
»Magda Trumna«, begleitete sie die skeptische Bemusterung, »Arbeitsimmigrant. Kam vor etwa einem Jahr. Ist seit gestern Nacht verschwunden. Ich nehme den Mädchen die Papiere ab, damit sie nicht wegrennen und unsere Gäste in die Bredouille bringen. Einige erkaufte Handlungen sind«, sie überlegte, »verabscheuungswürdig. Aber das gehört zum Nachtleben wie die Sterne zum Nachthimmel.«
Voss sah auf. »Was müssen die Mädchen über sich ergehen lassen?« Er fragte sich, weshalb ihm die Dame, die bei ihm Herzrasen verursachte, alles so freimütig erzählte. Wollte sie ihn an der Nase herumführen? Wollte sie etwas verbergen? Wollte sie kleinere Delikte offenbaren, um ein grausames Verbrechen zu vertuschen?
Adelheid lächelte kokett und deutete einen Knicks an. »Das Geschäft ist hart«, wich sie aus. »Wir können nur überleben, wenn wir etwas bieten, das sonst keiner bieten kann: keine Grenzen und absolute Diskretion.«
»Und das geht nur mit Illegalen?«, er hielt das Ausweisdokument hoch und tippte auf den fehlenden Stempel beim Aufenthaltsvisum. Gleich daneben fehlte auch der Stempel bei der Einreisekontrolle. Er könnte Adelheid ohne weiteres in Handschellen legen und in ein dunkles Loch werfen. Er sah das aufmüpfige Funkeln in ihren Augen, das gleichzeitig Gier ausstrahlte.
»Wir geben den Mädchen Kost und Logis«, rechtfertigte Adelheid. »Unter unserem Dach sind sie sicher.«
»Auch sicher vor dem Tod?«, hakte Voss scharf nach.
Sie fixierte ihn. »Was willst du damit andeuten?«
»Wenn ich ins Blaue raten sollte, würde ich sagen, dass eine unsittliche Handlung übers Ziel hinausgeschossen ist, das Mädchen verblutete und entsorgt wurde, was wie ein Unfall arrangiert war.«
»Hatte das Mädchen Striemen am Körper, Würgemale, Blutergüsse?«, konterte sie, wobei sie ihre Arme in die Seite stemmte. Die Hüfte schob sie leicht zur Seite.
Gideon ruderte zurück, da nichts davon im originalen Obduktionsbericht erwähnt wurde. Die Andeutungen zu den im Klub durchgeführten Praktiken schreckten ihn zusätzlich ab. Ihr Anblick versetzte ihn überdies in Wallung. Es fehlte nur noch der Scheinwerfer, um sie perfekt in Szene zu setzen.
»Nein«, erwiderte er schüchtern.
»Habt ihr Geld gefunden?« Adelheid ging in die Vollen.
Er hob erstaunt die Augenbrauen.
»Dachte ich mir! Sie hat uns nicht nur das Auto geklaut, sondern auch Geld, und ist damit abgedüst.« Eine abfällige Handgeste beschrieb ihre Meinung dazu. »Das kleine Flittchen kann nicht Autofahren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die Karre irgendwo dagegensetzt.«
Bei all der Dominanz wurde Gideon erst allmählich klar, dass die Tote identifiziert werden konnte. Damit könnte die Verbrennung der Leiche vorangetrieben werden, bevor sich jemand näher mit dem Verletzungsmuster befassen konnte und ihm Ermittlungsversagen vorwerfen würde. Einzig das Erinnerungsvermögen des Arztes könnte den Fall in ein fragwürdiges Licht rücken. Dann müsste Gideon ihn als Quacksalber hinstellen, was dessen Zulassung und damit dessen Existenz vernichten würde – harter Tobak. Aber dieses Notfallszenario behielt er noch in der Hinterhand, mit der Hoffnung, es niemals in die Tat umsetzen zu müssen. Eine Gegenüberstellung der Aussagen von Arzt und Polizist würde eine öffentliche Schmutzkampagne nach sich ziehen, die er mit ein paar Kniffen zu seinen Gunsten beeinflussen müsste – harter Tobak.
»Wir können uns gegenseitig helfen.« Gideon erhob sich und trat auf Adelheid zu. »Wir fahren zum Doktor und du identifizierst die Tote. Dann begleitest du mich zum zuständigen Revier, wo du den Diebstahl meldest.«
Adelheid schmiegte sich an ihn, noch höflich und nicht frivol, im weitesten Sinne. »Was springt für mich dabei raus?«, gurrte sie mit dieser gewissen Schwingung in der Stimme. Ein Täubchen. Ein Kätzchen.
Gideons Knie schlotterten. »Identifizierung und Anzeige machen aus einem möglichen Mord einen Unfall, was euch aus der Schusslinie nimmt.«
»Spricht da der Kommissar oder der Lüstling aus dir? Wieso bist du so erpicht darauf, den Fall zu den Akten zu legen?«
»Ich war ein wenig vorschnell«, legte er offen, umnachtet, umhüllt von ihrem Liebreiz. Er musste an den gefälschten Obduktionsbericht denken. Er war schon zu weit in den Sumpf gerutscht. Zurück zum Ufer konnte er nur, wenn er sich schmutzig machte. Wenn er den Dingen ihren Lauf lassen würde, würde er tiefer versinken und ertrinken.
Sie tänzelte um ihn herum. Ihr Duft legte sich wie eine Schlinge um seinen Hals. Sie zog die Kreise enger, bis sie ihn streifte.
Am moralischen Abgrund gab er dem Verlangen nach. Gideon und Adelheid kopulierten wie wilde Tiere im Stehen am Schreibtisch, im Liegen auf dem Boden und im Sitzen auf dem Sofa. Er vergaß die schmerzenden Handflächen und die Schussnarben auf seinem Rücken, die er der Unbekannten nicht vorenthielt. Sie wusste, was sie wollte, wie sie es wollte und wie sie es sich nehmen konnte. Gideon war ihr Spielball. Im Eifer des Geschlechtsaktes schwoll ihr Härtegrad an. Sie krallte sich in seinen geschundenen Rücken, wo sie Kratzspuren hinterließ, und leckte über ihre Finger, die sich an den blutigen Kratern vergnügten, riss an seinem Schopf und fauchte wie eine gegen ihren Willen domestizierte Raubkatze. Er merkte, wie sie sich zurückhielt, sonst wären ihre Hände schmerzhaft in seinem Gesicht oder ihre Finger an seiner Gurgel gelandet.
Als er sitzend auf dem Sofa dachte, es sei vorüber, kniete sie sich zwischen seine Beine, die sie mit ihren zart glänzenden Schultern auseinander drückte. Ihre feuchte, weiche Haut rieb an seiner. Sie störte sich nicht am Saft, der an seinem pulsierenden Schaft herunterlief, und suchte einen bestimmten Punkt an seinem Innenschenkel. Wie sie diesen gefunden hatte, betäubte sie mit ihrem Speichel, bevor sie vorsichtig ihre angespitzten Schneidezähne ansetzte.
Gideon, noch befriedigt vom triebgesteuerten Exzess, beäugte ihr gezieltes Vorgehen. Da ihn ihre schwarzen Augen irgendwie beruhigten, ihn ihr lieblicher Duft betörte und sie ihre Finger zärtlich über seine nackten Beine streifte, tolerierte er jegliche Experimente. Ausgetrocknet und durstig war er zu ihr und final französisch in ihr gekommen. Den vermutlich besten Geschlechtsverkehr, den er jemals hatte, würde er nicht zerstören wollen, indem er sie von was auch immer abhielt.
Ein kurzes