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zur Hilfe.

      „Oder ein Engel hat es zu uns gebracht.“ Die Mutter zwinkerte ihrer Tochter zu.

      Luise schluckte. Wusste ihre Mutter Bescheid? Vorsichtig befingerte sie das Päckchen. Könnte es sein ...?

      „Darf ich aufstehen?“

      „Und ich auch?“

      Die Geschwister gingen ins Kinderzimmer. Sorgfältig wickelte Luise ihr Geschenk aus. Zum Vorschein kam das schönste Schnitzmesser, das sie jemals gesehen hatte.

      „Oh, ist das toll! Wunderschön!“ Ehrfürchtig strich Luise über den Knauf und die fein gearbeitete Ledertasche. „Dann war es ja gut, dass ich unsere Adresse dazu geschrieben habe.“

      Michael nickte. „So hast du es dem Engel leichter gemacht.“

      „Was hast du dir eigentlich gewünscht?“, fragte Luise ihren Bruder.

      Michael lächelte verträumt und sah das Messer an. „Mein Wunsch ist schon in Erfüllung gegangen.“

Ein Bild, das Kerze enthält. Automatisch generierte Beschreibung

      Ein Drama in drei Akten

      Dramatis personae

      Kalchas (Seher der Griechen)

      Agamemnon (Anführer der Griechen)

      Menelaos (dessen Bruder)

      Achilles (größter Held der Griechen)

      Aiax (zweitgrößter Held der Griechen)

      Odysseus (listigster Held der Griechen)

      Priamos (König von Troja)

      Kassandra (seine Tochter, Seherin der Trojaner)

      Hektor (größter Held der Trojaner)

      Aeneas (zweitgrößter Held der Trojaner)

      Laokoon (Trojanischer Priester)

      Penthesilea (Königin der Amazonen)

      Paris (Bruder von Hektor)

      Helena (Menelaos’ Frau, Geliebte des Paris)

      Zeitpunkt der Handlung: Zehntes Jahr des Trojanischen Krieges

      Erster Akt

      Ort der Handlung: Lager der Griechen

      Die Heerführer der Griechen stehen um einen Tisch herum, auf dem ein Modell Trojas steht.

      (Kalchas betritt die Szene und reckt die Arme gen Himmel.)

      Kalchas Ein Wunder! Ich kann sehen!

      Aiax Bitte nicht schon wieder.

      Kalchas Ich sehe! Ich sehe!

      Menelaos Klar, wenn man die Augen offen hat, klappt das auch.

      Kalchas (mit dem Finger auf Menelaos zeigend) Du! Du solltest ganz still sein. Hättest du dir nicht die Frau, die schöne Helena, rauben lassen, wären wir nicht hier.

      Agamemnon Und hätten wir auf dich gehört, als wir hierher segelten und in die Windstille gerieten, hätte ich meine Tochter Iphigenie geopfert.

      Achilles Mir ist langweilig. Jeden Tag Schädel einschlagen wird auf Dauer echt langweilig.

      Kalchas Ich sehe die Lösung aller unserer Probleme! Die Götter haben zu mir gesprochen!

      Odysseus (atmet tief in Kalchas’ Richtung ein und wedelt dann die Luft angewidert mit einer Hand fort) Du meinst, der Gott des Weines hat zu dir gesprochen?

      Kalchas (mit dem Finger auf Odysseus zeigend, laut) Wage nicht, die Weissagungen des Willens der Götter zu verspotten! Viele meiner Voraussagen sind eingetroffen!

      (Kurze Ruhe. Die anderen blicken sich an.)

      Aiax (vorsichtig) Welche denn?

      Kalchas (mit sehr lauter Stimme) Zweifler! Spötter! Ihr seid verantwortlich dafür, dass wir alle immer noch hier sind. Eure Kämpfer da draußen, sie sind es leid. Sie vertrauen mir. Ich werde zu ihnen gehen und von den Botschaften der Götter berichten.

      Agamemnon (seufzend) Bevor du wieder mal alle aufwiegelst, was ist es denn diesmal?

      Kalchas Der Winter ist gekommen!

      (Die anderen schauen sich erneut an, sehr skeptisch, ziehen ihre Umhänge enger um sich)

      Odysseus Das haben wir auch schon bemerkt. Ehrlich.

      Kalchas Es wird kälter werden. Es wird schneien wie auf dem Olymp!

      Aiax Zugegeben, ungewöhnlich, kommt aber ab und zu vor. Ich kann mich erinnern, wie ich als kleiner Junge …

      Kalchas Und wir werden frieren. Aber die Götter haben mir Bilder geschickt. Bilder von Wärme!

      Odysseus Von Feuer?

      Kalchas Spötter! Götter reden nicht direkt. Sie reden in Bildern. Wir, die Seher, haben die Aufgabe, diese Visionen für euch, die Nichtsehenden, verständlich zu machen.

      Menelaos (zu Agamemnon) Ja genau, wie bei Kroisos von Lydien und der Pythia von Delphi.

      Agamemnon (lacht) Der, dem geweissagt wurde, wenn er den Fluss Halys überschreitet, wird er ein großes Reich zerstören?

      Menelaos Genau. Und am Ende war es sein eigenes Reich, das zerstört wurde.

      Kalchas (mit großer Geste) Die Pythia von Delphi pflegt ein anderes Image, ein anderes Dienstleistungsbranding, und betrügt damit die Leute. Ich hingegen …

      Agamemnon (leise zu Menelaos) Konkurrenzkampf auf dem Sehermarkt.

      Kalchas … ich hingegen beschreibe den Leuten, was ich sehe.

      Achilles Mir ist langweilig. Ich gehe gleich mal vor die Tore von Troja und frage, ob da jemand Lust hat, sich von mir den Schädel einschlagen zu lassen. (beginnt, mit seinem Schwert zu spielen)

      Aiax Und was hast du nun gesehen, Kalchas?

      Kalchas Ich sehe den Sieg! Das Ende des Krieges! Und wie ich schon sagte, er wird somit im zehnten Jahr enden.

      Aiax Kannst du vielleicht ein bisschen deutlicher werden? Warum wird der Krieg enden?

      Odysseus (murmelnd zu Agamemnon) Könnte er nicht mal sein eigenes Ableben weissagen? Dann hätten wir Ruhe, um unseren Plan umzusetzen. (deutet auf ein großes hölzernes Pferd auf dem Tisch vor dem Troja-Modell)

      Kalchas (triumphierend) Es ist kein Pferd! Es ist kein Pferd, Odysseus. Wie so oft irrst du!

      Odysseus Kein Pferd?

      Kalchas Den Sieg bringt ein Baum!

      (Grenzenloses Erstaunen aller anderen. Sogar Achilles blickt kurz von seinem Schwert auf)

      Agamemnon (sehr vorsichtig) Ein Baum bringt den Sieg?

      Kalchas Jawohl. Ein Baum wird triumphieren über Priamos und seine Brut.

      Menelaos (überaus zurückhaltend, beinahe mitleidig) Kannst du uns vielleicht mehr über diesen Baum erzählen?

      Kalchas Wir bieten den Baum den Trojanern zum Geschenk! Und sie werden ihn in ihre Stadt bringen. Und so obsiegen wir.

      Aiax Das wollen wir ja mit Odysseus’ Pferd machen.

      Odysseus Du willst unsere Kämpfer in einem Baum verstecken, Kalchas? Echt jetzt?

      Kalchas Nein.

      Agamemnon Er soll, wenn er in der Stadt ist, durch Griechisches Feuer entzündet werden und Troja niederbrennen?

      Kalchas Nein. Kerzen wird er tragen, aber sie entzünden nicht die Stadt.

      Odysseus

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