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antwortete nicht, sondern sah sie nur an und reichte ihr einen Schlüssel.

      Leo sperrte auf und drehte an dem Knauf.

      „Donnerwetter,“ rief Leo aus, „da hat Fuchs ja richtig viel zu tun.“

      Die Garage war voller Kartons, bis unters Dach stapelten sich neuwertige Kartons in beinahe allen Größen.

      „Was ist da drin?“, wollte Frau Westenhuber vom überraschten Herrn Schickl wissen.

      „Das weiß ich doch nicht und das geht mich auch nichts an. Die Garage gehört zur Wohnung, was darin aufbewahrt wird, ist allein Sache des Mieters.“

      „Kommen Sie schon, Sie wissen doch bestimmt, was da drin ist. In so einem kleinen Kaff wie Kastl weiß doch jeder alles von jedem. Und ich könnte mir vorstellen, dass Sie vielleicht schon den einen oder anderen Blick da reingeworfen haben,“ sagte sie mit einem sarkastischen Unterton.

      „Hören Sie junge Frau,“ sagte Max Schickl nun aufgebracht, „ich habe die Polizei gerufen, weil ich den Toten in der Zeitung erkannt habe. Sie sind mir gegenüber von Anfang an feindselig eingestellt und glauben Sie ja nicht, dass ich Ihren unterschwelligen Ton nicht bemerke. Ich habe Ihnen nichts getan und verbitte mir, dass Sie in diesem Ton weiter mit mir sprechen und mir irgendetwas unterstellen wollen. Ich war niemals in Simons Wohnung ohne dessen Wissen und ich habe auch zu keiner Zeit einen Blick in seine Garage oder gar in die Kartons geworfen. Wenn Sie mich entschuldigen, ich muss mich wieder an die Arbeit machen.“

      „Das ist ja ein Herzchen,“ sagte Frau Westenhuber nun deutlich freundlicher, „der ist vielleicht empfindlich, jetzt ist er auch noch beleidigt. Bin ich wirklich so schlimm, wie der Mann behauptet?“

      „Noch viel schlimmer. Sie sind unfreundlich, patzig und haben einen Ton drauf, der einem die Arbeit wirklich nicht gerade erleichtert. Sie sind in Ihrer Art sehr direkt und ich glaube, dass Sie Spaß daran haben, andere vor den Kopf zu stoßen. Ich will nicht wissen, welche Laus Ihnen über die Leber gelaufen ist, denn ich finde Sie heute besonders unausstehlich. Können Sie denn nicht verstehen, wie sich dieser alte Mann fühlen muss? Er ist ein braver, unbescholtener, fleißiger und bestimmt auch rechtschaffener Mann, der durch die Situation völlig überfordert ist. Und Sie bombardieren ihn mit ihren Vorwürfen, reagieren genervt, sind unfreundlich und beleidigend. Ich verstehe Sie nicht und finde Sie echt unmöglich!“ Leo wollte sich eigentlich ihr gegenüber zurücknehmen, aber sie war heute besonders ätzend und er beschloss, ihr seine Meinung zu sagen, egal welche Konsequenzen er zu erwarten hätte. Anfangs fand er die Frau echt toll, aber seine Meinung hatte er inzwischen grundlegend geändert. Diese Frau Westenhuber war echt unmöglich.

      „Ach was, das ist mir überhaupt nicht aufgefallen. In Zukunft möchte ich, dass Sie mich umgehend darauf hinweisen, verstanden?“

      Jetzt musste Leo schmunzeln, denn diese Frau konnte offene Worte und Kritik wirklich sehr gut vertragen, das musste man ihr lassen. Er öffnete einen der Kartons und holte einige alte Zeitungen hervor, ansonsten war der Karton leer. Dann nahm er sich den nächsten, auch hier waren nur einige Zeitschriften enthalten.

      „Was soll das?“ Leo öffnete weitere Kartons, und auch hier wieder das gleiche Spiel. „Warum zum Teufel sind in den Kartons nur ein paar Zeitungen drin?“

      „Lassen Sie es gut sein Schwartz, das sind zu viele, denn das geht bis hinten durch, soweit ich das sehen kann. Überlassen wir das dem Fuchs, der wird sich freuen, wenn er sich da durchwühlen kann und vielleicht sogar herausbekommt, was Simon Rau damit bezwecken wollte.“

      Auf dem Weg zum Wagen kamen sie an Herrn Schickl vorbei, der sie keines Blickes würdigte.

      „Tut mir leid Herr Schickl, ich meinte das vorhin nicht persönlich. Das ist heute nicht mein Tag.“

      „Passt scho!“, antwortete Herr Schickl, womit die Sache für ihn erledigt war.

      Wenig später bogen die beiden auf das Firmengelände des Sägewerks Krug in Unterneukirchen ein. Es herrschte reges Treiben und sie mussten aufpassen, dass sie, nachdem sie den Wagen geparkt hatten und nun zu Fuß über das Gelände liefen, nicht vom Gabelstapler oder Transportern überfahren wurden. Sie betraten das Büro, wo sie von einer freundlichen Frau Mitte 40 empfangen wurden.

      „Grüß Gott. Kann ich Ihnen helfen?“

      „Mein Name ist Westenhuber, das ist mein Kollege Schwartz, Kripo Mühldorf. Wir würden gerne den Geschäftsführer sprechen.“

      „Das bin ich, Annemarie Krug mein Name, mir gehört das Sägewerk. Um was geht es?“

      „Es geht um Ihren Mitarbeiter Simon Rau, wir haben ihn tot aufgefunden.“

      „Der Simon ist tot?“ Sie war erschrocken. „Mein Gott, ich habe ihn heute bei der Arbeit vermisst und war stinksauer, denn wir haben Terminaufträge, die keinen Aufschub erlauben. Eigentlich ist der Simon immer pünktlich und zuverlässig. Ich dachte, er hat verschlafen oder macht einfach mal blau, aber wer rechnet denn damit?“

      „Wir haben heute ein Foto des Toten in der Zeitung veröffentlicht, haben Sie ihn nicht erkannt?“

      „Ich bin noch nicht dazugekommen, die Zeitung zu lesen, das mache ich immer mittags.“ Sie nahm die Zeitung von der Fensterbank, blätterte darin und starrte erschrocken auf das Foto. „Um Gottes Willen, wie sieht der denn aus? Was ist passiert?“

      „Er wurde ermordet. Wir haben ihn in Burgkirchen aus der Alz gezogen.“

      „Ermordet?“, schrie sich nun und setzte sich auf den alten Bürostuhl. Sie zitterte am ganzen Körper und Leo holte ihr aus der angrenzenden Küche ein Glas Wasser, das sie dankend annahm.

      „Hatte er irgendwelche Feinde, gab es Ärger mit Kollegen oder Kunden?“

      „Aber nein. Der Simon war immer freundlich, sehr fleißig, manchmal vielleicht etwas übereifrig. Aber Ärger hatte er nie. Er war immer ruhig und ausgeglichen, ging jedem Streit aus dem Weg. Wissen Sie, in unserer Branche geht es schon mal ein wenig ruppiger zu, aber der Simon war ein feiner Mensch, sehr gebildet und auch sehr gepflegt.“

      „Was genau war seine Arbeit?“

      „Hauptsächlich hat er mich hier im Büro unterstützt. Außerdem hat er Holzlieferungen angenommen und geprüft; das wollte er unbedingt machen. Er hat mich damals geradezu zu der Arbeit überredet, da er eine Forstausbildung hatte und sich mit Holz auskannte. Außerdem war er für die Auslieferungen zuständig. Er war sehr gut und auch gründlich in seiner Arbeit, wobei er immer persönlich alle Holzlieferungen an- und abgenommen hat, zu jeder Tages- und Nachtzeit, das ließ er sich nicht nehmen. Der Simon ist seit knapp einem halben Jahr bei uns und hatte noch keinen Tag Urlaub. Er sprang sogar jederzeit für Kollegen ein, ohne zu murren. Immer wieder habe ich versucht, ihn dazu zu überreden, doch endlich Urlaub zu nehmen, was er aber stets abgelehnt hatte. Es ist eine Katastrophe für mich, dass der Simon tot ist. Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr er mich entlastet hat. So einen Arbeiter bekomme ich nie wieder.“

      Frau Krug weinte und kramte ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche, das Ganze nahm sie sichtlich mit.

      „Haben Sie je bei Herrn Rau einen Laptop, ein Handy oder dergleichen gesehen?“

      „Er hatte ein Handy, das weiß ich ganz sicher. Ich habe mehrfach beobachtet, wie er telefoniert hat. Aber ob er einen Laptop hatte, weiß ich nicht.“

      Bezüglich der vorgefundenen Kartons in Raus Garage wollten sie Frau Krug noch nicht befragen, denn schließlich kannten sie den Inhalt und Umfang selbst noch nicht.

      „War Simon Rau mit irgendjemandem befreundet? Vielleicht sogar mit einem Ihrer Mitarbeiter? Hat ihn jemand hier besucht, abgeholt oder gab es irgendwelche privaten Telefonate?“

      „Nein, nichts dergleichen. Ich habe hier mit der Firma genug zu tun, private Dinge meiner Arbeiter interessieren mich nicht.“

      „Hatte Herr Rau einen Spind?“

      „Natürlich, wie alle hier, das ist Vorschrift. Kommen Sie mit.“

      Sie

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