Скачать книгу

zu, sobald er sein Studium beendet hatte.

      „Das müssen wir ausgiebig feiern!“, sagte Paolo enthusiastisch, als sie allein am Pool saßen. „Was hältst du von einem Wochenende in Rom?“

      „Du willst mit mir nach Rom?“

      „Du sagst das in einem Ton, als würde ich dich dort heiraten wollen“, meinte er lächelnd und legte seine Hand auf die ihre. „Keine Angst, das habe ich nicht vor.“

      Joan hob die Augenbraue. „Mir graut es davor, was du alles anstellst, wenn wir zwei allein in einer fremden Stadt sind.“ Zum ersten Mal dachte sie daran, dass sie nicht nur sehr gute Freunde, sondern auch Mann und Frau waren. Sie hatte Paolo nie Hoffnungen gemacht, sich ihm nie auf leidenschaftliche Art genähert. Für Joan war es seit jeher eine rein freundschaftliche Beziehung zwischen ihnen, doch seit einiger Zeit hatte sie den Eindruck, dass Paolo durchaus an mehr als Freundschaft interessiert war. „Ich weiß nicht, Paolo...“

      „Komm schon, Joan. Du schwärmst mir seit langem vor, wie sehr dir Rom damals auf deiner Europatour gefallen hat und nun bekommst du die Gelegenheit noch einmal dorthin zu fahren.“

      Sie zögerte mit ihrer Entscheidung, während er ihr minutenlang alle erdenklichen Ausflüchte ausredete, die ihr durch den Kopf gingen.

      „Okay, okay ich komme mit“, ließ sie sich schließlich von ihm überreden.

      „Du wirst es nicht bereuen“, sagte er erfreut und umarmte sie.

      Am Freitagabend, drei Tage darauf, trat Brian in die geöffnete Zimmertür von Joans Zimmer und sah ihr einen Moment schweigend zu, wie sie mit dem Rücken zu ihm ihren Koffer packte, der weitgeöffnet auf ihrem Bett lag.

      „Was läuft da zwischen dir und Paolo?“, fragte Brian schließlich.

      Joan wandte den Kopf zu ihm herum und sah ihn mit verschränkten Armen gegen den Rahmen ihrer Tür lehnen. „Wir haben viel Spaß miteinander. Er zeigt mir Mailand, wir gehen essen, unterhalten uns und gehen abends auf die Partys seiner Freunde“, erklärte sie ihrem Bruder nüchtern.

      „Mehr nicht?“, harkte er nach.

      „Nein, Brian... mehr ist da nicht.“ Ihr Blick begegnete dem ihres Bruders und da erkannte er, dass ihr Herz noch immer an Steve hing. Obwohl sie seinen Tod überwunden hatte, waren die Gefühle für ihn nicht mit ihm gestorben.

      „Versprichst du mir etwas, Schwesterchen? Wenn der Richtige kommt, dann gib’ ihm eine Chance.“

      „Okay.“

      „Hey, ich meine es ernst.“

      „Ich weiß, aber dafür ist es noch zu früh. Ich bin noch nicht soweit.“

      Am späten Abend stiegen Joan und Paolo auf dem Flughafen Leonardo da Vinci aus ihrem Flugzeug und ließen sich von einem der Taxis zu ihrem Hotel fahren, das sich unmittelbar an der Spanischen Treppe befand. Von der Dachterrasse aus betrachtet, lag ihnen Rom zu Füßen.

      Paolo hatte ihnen zwei getrennte Zimmer gebucht, die durch eine Tür miteinander verbunden waren.

      „Bist du zu müde, um mit mir noch in eine Diskothek zu gehen?“, rief Paolo durch die geöffnete Zwischentür zu ihr hinüber.

      „Ich gehe mich frisch machen und ziehe mir etwas Passendes an“, rief Joan zurück und verschwand in ihrem Badezimmer.

      Eine Viertelstunde darauf stand sie in einem zartrosafarbenen Spaghettikleid und Pumps vor ihm. Die Haare trug sie offen über der Schulter.

      „Wow!“, stieß Paolo bei ihrem Anblick aus. „Du kannst dich durchaus zeigen lassen“, sagte er lächelnd.

      Bis in den frühen Morgenstunden tanzten sie ausgelassen im Loft. Erst um drei Uhr ließen sie sich von einem Taxi zurück ins Hotel fahren, wo sie außer dem Portier und der Empfangsdame niemanden begegneten. Auf eine Äußerung von Paolo betraten sie lachend den Fahrstuhl und stiegen zwei Stockwerke höher noch immer lachend aus.

      „Ich bin zu aufgekratzt, um schlafen zu gehen“, sagte Paolo, als er sein Zimmertür aufschloss. „Kommt du noch auf ein Glas Champagner mit zu mir?“

      „Aber nur eines, dann habe ich wirklich genug.“ Sie folgte ihm in sein Zimmer und setzte sich auf das Doppelbett. Ihre Handtasche legte sie neben sich ab und nahm das Glas Champagner, das Paolo ihr reichte.

      „Auf deinen Bruder, der mich bei Farleys einstellt.“

      „Auf dich und deine hervorragenden Entwürfe.“

      „Mein Gott, Joan! Farleys!“, sagte er noch immer ungläubig. „Niemals hätte ich damit gerechnet, gleich nach meinem Studium unter so einem bedeutenden Namen arbeiten zu dürfen. Ist dir bewusst, wie bekannt ihr in Mailand innerhalb der letzten Monate geworden seid?“

      „Leider“, flüsterte Joan.

      Paolo, der vor ihr stand, blickte verwundert zu ihr hinunter. „Warum?“

      „Weil ich nur wenige Jahre von meinem Leben ohne Bodyguards, Fotografen und Journalisten verbracht habe“, erklärte sie nüchtern. „Ich habe es gehasst überall fotografiert zu werden. In ganz New York gab es nur unser Appartement, mein Zimmer, in dem ich für mich sein konnte.“ Nachdenklich sah sie an ihm vorbei und blickte aus dem Fenster. „Ich hatte viele Freunde, aber keiner von ihnen kannte mich so, wie du mich kennst. Die Meisten wollten mit mir gesehen werden, es interessierte sie nicht, wer ich wirklich war.“

      Paolo setzte sich neben sie aufs Bett und berührte ihre Hand, die auf ihrem Schenkel lag, mit der seinen. Langsam wandte sie den Kopf zu ihm herum.

      „Würdest du so ein Leben führen wollen?“

      „Die meisten Menschen würden jetzt wohl mit ja antworten, aber wenn ich es mir recht überlege, dann ist mir meine uneingeschränkte Freiheit lieber, als alles Geld der Welt.“

      „Ich hatte nie die Wahl.“ Doch wenn sie an ihre Kindheit dachte, wurden ihr all die schönen Erinnerungen wieder bewusst. Ihre Eltern waren immer für sie da gewesen.

      Paolo bemerkte den traurigen Ausdruck in ihren Augen, beugte sich zu ihr und küsste zärtlich ihre Wange. „Hey, ich ertrage es nicht, wenn die Frau, die ich liebe, traurig ist...“, flüsterte er in ihr Ohr. Joan wich zurück und sah ihn verwirrt an. „Schau’ nicht so überrascht. Du musst es gespürt haben“, sagte er sanft. Paolo verlor sich in ihren Augen, als seine Lippen die ihren zärtlich berührten. Anfang war sie wie erstarrt, doch dann erwiderte Joan seinen leidenschaftlichen Kuss. „Ich habe mich in dich verliebt, Joan“, sagte er leise und küsste sie abermals. Voller Leidenschaft drückte er sie in die Kissen hinunter und fuhr mit seiner Hand ihren Rücken entlang. Ein Kribbeln durchfuhr Joan.

      „Wir sollten das nicht tun“, sagte sie unter seinen Küssen.

      „Sag mir, dass ich aufhören soll“, raunte er an ihrem Hals. „Joan... oh Gott...“ Er begehrte sie wie keine andere Frau vor ihr, doch würde er nichts tun, was sie nicht auch wollte.

      „Wir zerstören unsere Freundschaft... Paolo...“ Den Mund noch an dem seinen, schob sie seinen Körper sachte mit den Händen fort. „Ich kann nicht.“ Verwirrt stand sie von seinem Bett auf und strich sich ihr Kleid glatt.

      „Es tut mir leid. Ich war zu schnell“, sagte er mit sanfter Stimme.

      „Schon okay. Ich sollte jetzt gehen. Bis Morgen“, sagte sie ohne ihn anzusehen, lief in ihr Zimmer hinüber und schloss die Tür hinter sich.

      Mit einem Kribbeln im Bauch sank sie auf ihr Bett und musste sich eingestehen, dass sie seine Zärtlichkeiten genossen hatte. Dennoch war es eine Dummheit gewesen. Sie hätte es niemals soweit kommen lassen dürfen. Paolo liebte sie, daran gab es nun keine Zweifel mehr, doch sie wurde durch ganz andere Gefühle geleitet. Sie wusste, dass es jeder Mann hätte sein können. Nach so langer Zeit hatte sie einem Mann nur wieder einmal nahe sein wollen.

      Zurück in Mailand unternahm Paolo noch einige Annäherungsversuche, Joan aber ging nie wieder darauf

Скачать книгу