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gewonnen hatte.

      Er tanzte noch mehrere Male mit einigen Angestellten seiner Abteilung und war froh, als die meisten Gäste aufbrachen. Lisa Bartensleben kam an seinem Tisch vorbei, und sprach ihn leise an.

      „Die Feier löst sich auf. Ich fahre nach Hause.“

      „Okay“, meinte Paul und stand auf. „Soll ich Sie wie besprochen nach Hause fahren?“

      Sie wurde ein wenig rot. „Es tut mir leid, Paul, aber der Chef war so freundlich, mir seine Begleitung anzubieten, und da konnte ich ihm natürlich keinen Korb geben...“

      „Aber klar“, sagte Paul und zwang sich zu einem Grinsen. „Wir erledigen das an einem anderen Abend. Kommen Sie gut nach Hause, Lisa.“

      Er setzte sich wieder, krank vor Wut und Enttäuschung. Jetzt hatte er den Salat. Seine beiden schillernden Hoffnungen hatten sich zerschlagen, sie waren geplatzt wie Seifenblasen. Diese verdammte Lisa!

      Sollte mich gar nicht wundern, wenn der Chef, animiert von ein paar Drinks, mit ihr zu schlafen beabsichtigt, dachte er grimmig. Zum Teufel mir Lisa Bartensleben! Sie hatte ihn verschaukelt. Er nahm sich vor, nicht mehr an sie zu denken.

      Das Schlimme an der Geschichte war, dass er keine Möglichkeit sah, die Michelle für diesen Abend gegebene Absage rückgängig zu machen. Oder doch?

      Er schaute sich nach dem blonden Mädchen um. Michelle Trautenberg war verschwunden. Also blieb ihm nur noch die Villa Preysing, das Luxusbordell für die gehobene Münchner Gesellschaft. Und ich hatte gehofft, dass es zu mehr reichen würde, zu einer echten Eroberung, zu einem richtigen, wilden Abenteuer!

      Er trank noch einen Bourbon, dann verabschiedete er sich von einigen Kollegen und verließ den Saal. Auf dem Parkplatz herrschte reger Betrieb. Neben ihm stoppte ein schwarzer Sportwagen. Michelle streckte ihren Kopf aus dem heruntergekurbelten Fenster.

      „Gute Nacht, Doktor Falkenhayn“, rief sie lächelnd.

      Paul sah, dass ein junger Mann neben ihr im Wagen saß.

      „Fahren Sie schon nach Hause?“, fragte er, fast gegen seinen Willen.

      „Ja. Ich setze unterwegs nur meinen Kollegen Jan ab“, meinte sie. Ihm schien es so, als habe sich in ihren Augen ein heller, hoffnungsvoller Funke entzündet.

      Er zuckte mir den Schultern. „Ich dachte gerade, dass ich mir Ihre Arbeiten ebenso gut jetzt ansehen könnte, schließlich ist es noch nicht sehr spät.“

      „Großartig“, meinte sie strahlend. „Haben Sie die Adresse behalten?“

      „Natürlich, Schwabing, Ohmstraße 18.“

      „Stimmt. In einer Stunde?“, fragte sie.

      „In einer Stunde“, nickte er.

      3

      Als Michelle die Tür öffnete, trug sie noch immer den silbrig glänzenden Pullover, aber sie hatte die elegante Hose gegen einen dunklen Minirock vertauscht.

      „Wie schön, dass Sie es doch noch einrichten konnten“, meinte sie und führte ihn in das große, überraschend schick möblierte Wohnzimmer.

      „Schön haben Sie es“, sagte er anerkennend. „Gefällt mir.“

      „Die Wohnung besteht aus zwei Schlafzimmern, einem Bad, der Küche und diesem Wohnzimmer. Meine Freundin Marie ist ein wunderbarer Kumpel, es macht Spaß, sich mit ihr die Wohnung zu teilen. Ach ja, im Dachgeschoss existiert noch ein Raum, den ich als Atelier benutze, aber in letzter Zeit komme ich kaum noch dazu. Setzen Sie sich doch! Was darf ich Ihnen anbieten?“

      Er nahm auf der Couch Platz. „Am liebsten Bourbon“, sagte er. „Falls Sie ihn da haben.“

      „Aber sicher“, meinte sie und holte zwei Gläser und eine Flasche aus dem Sideboard. „Ich trinke auch einen. Hat Ihnen das Fest gefallen?“

      „Nein“, sagte er. „Und Ihnen?“

      Sie lachte. „Ich fand es stinklangweilig, bis auf den kurzen Moment auf der Terrasse, als ich mit Ihnen sprechen konnte.“

      „Ich kann mich nicht erinnern, etwas Unterhaltsames gesagt zu haben“, meinte er lächelnd.

      „Den Bourbon mit Eis?“, fragte sie, offenbar bemüht, das Thema zu wechseln.

      „Nur Soda, das genügt.“

      Als sie ihm den gewünschten Drink gereicht hatte, setzte sie sich neben ihn auf die Couch. Er war sich der Faszination ihrer Nähe auf fast schmerzhafte Weise bewusst.

      „Zum Wohl!“, sagte sie.

      „Prost.“

      Sie tranken.

      Michelle hatte sich schräg zu ihm gesetzt, um ihn besser betrachten zu können. Da sie sich zu diesem Zweck ein Kissen in den Rücken gestopft hatte, trafen ihre vollen Brüste mit den markanten Nippeln besonders deutlich in Erscheinung. Sie legte ein Bein über das andere. Das seidig-glatte Geräusch, das ihre Strümpfe dabei verursachten, erhöhte Pauls Blutdruck ganz beträchtlich.

      „Wissen Sie eigentlich, dass die meisten jungen Mädchen in der Firma von Ihnen schwärmen?“

      „Von mir? Sie machen Witze!“

      „Warum sollte ich? Es ist die Wahrheit.“

      Er stellte sein Glas ab und lehnte sich zurück.

      „Darauf gebe ich nicht viel“, meinte er. „Wahrscheinlich sehen die meisten in mir ein bürgerliches Ideal, den glücklich verheirateten Erfolgsmenschen. Ich bin aber weder das eine noch das andere.“

      Er war überrascht, beinahe schockiert. Warum hatte er das gesagt? Er hatte kein Recht, sich wie eine Klatschtante aufzuführen und seine Ehefrau Laura zu verunglimpfen.

      „Ich bin natürlich nicht hergekommen, um über meine Ehe zu sprechen“, fügte er rasch hinzu. „Tatsächlich hasse ich Männer, die auf diese Weise um Verständnis und Trost betteln.“

      „Wie lange sind Sie schon verheiratet?“, fragte Michelle mit der Gelassenheit eines Mädchens, das keine Tabus kennt und für alles Verständnis zeigt.

      Er sagte es ihr. Was spielten Jahre schon für eine Rolle?

      Gravierender war der Umstand, dass sie weder Laura noch ihn wirklich zusammengebracht oder geformt hatten. Sie schliefen zusammen, aber im Grunde war das absurd, ein Betrug, denn diese Pflichtübung war weder für Laura noch für ihn sehr erfreulich.

      „Tanzen wir?“, fragte Michelle plötzlich. „Hier sieht uns niemand. Wir können auf alle Konventionen und taktischen Überlegungen verzichten.“

      Sie stand auf, stellte den CD-Player an und wandte sich ihm lächelnd zu. Er erhob sich, wie betäubt. Von ihren graphischen Arbeiten war nicht mehr die Rede.

      Sei vorsichtig, warnte er sich. Sie geht den viel praktizierten Weg der sanften Nötigung. Sie versucht, dich zu verführen, weil sie meint, du kannst ihr danach keinen Korb geben. Sie will dich verpflichten, indem sie dich mit ein paar Küsschen, vielleicht sogar mit mehr Entgegenkommen verwöhnt.

      Er musste innerlich grinsen. Wie bürgerlich er doch dachte! Dabei hatte er von einer solchen Situation geträumt, erst gestern noch, und jetzt schien sie Wirklichkeit zu werden! Er fühlte sein Herz klopfen, als Michelle sich an ihn schmiegte und er den sanften, herausfordernden Druck ihres biegsamen Leibes und ihrer prallen Brüste spürte.

      Es war wie mit Lisa beim Tanz auf der Betriebsfeier, in seiner Hose zeigte sich sofort Leben. Aber diesmal machte er sich nicht frei, im Gegenteil, er presste seinen Unterleib gegen Michelles Körper und registrierte mit ungläubigem Erstaunen, wie sie sofort darauf einging und den Druck erwiderte.

      Er zitterte fast vor Leidenschaft, ihm war zumute, als müsste er seine Hand auf der Stelle unter Michelles Rock schieben, um zu fühlen, wie die

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