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ein Buch des großen Lehrers des positiven Denkens Dr. Joseph Murphy stieß. Nur eine DM und ein recht ansprechender Titel - „Die unendliche Quelle Ihrer Kraft – Ein Schlüsselbuch positiven Denkens“. Zu jenem Zeitpunkt hatte ich weder von Joseph Murphy noch vom positiven Denken jemals etwas gehört.

      Als ich daraufhin das Buch zu Ende gelesen hatte und mich mit dem Gedankengut einigermaßen anfreunden konnte, wurde mir endlich bewusst, was mit mir nicht stimmte. Alles, absolut alles stimmte mit mir nicht! Natürlich konnte ich rein äußerlich betrachtet in dieser Gesellschaft irgendwie bestehen, aber bei meinem Anliegen ging es nun einmal nicht um das Äußerliche. Ich war ganz eindeutig nicht Herr über meine Gedanken, Gefühle, Worte und Handlungen; und unweigerlich führte das zu den unangenehmen Lebensumständen, in denen ich mich immer wieder vorfand.

      Seitdem habe ich annähernd zweihundert Bücher, teilweise selten existierende Werke in englischer Sprache studiert. Von der modernen Metaphysik hin zum mentalen und spirituellen Heilen; Parapsychologie und Psychologie, hermetische Philosophie, allgemeine Esoterik, Mentaltraining, westliche und östliche Weisheitslehren, christliche Psychologie, Kabbala, und so weiter und so fort. Aus meinem anfänglichen Anliegen, eine zufriedenstellende Lösung für meine seelischen und körperlichen Probleme zu finden, entwickelte sich ein begeistertes Hobby. Das Gebiet der Geistheilung ist und bleibt mein Interessenschwerpunkt.

      Jedoch ist es im Leben so, dass alles erworbene Wissen nie ausreichen wird, alle kommenden Fragen zu beantworten. Je mehr wir zu wissen glauben, umso weniger wissen wir letztendlich. Je mehr wir wissen, umso stärker arbeitet unser Verstand. Ich kam an einen Punkt, an dem ich begriff, dass ich bis zum Ende meines Lebens weiterlernen und studieren kann, nur um dann letztendlich feststellen zu müssen, dass ich gar nicht gelebt habe. Alles Gelernte im Leben braucht einen Abschluss, damit es reifen, wachsen und in den täglichen Herausforderungen erfolgreich umgesetzt werden kann. Ich merkte, dass mein tiefgründiges Selbststudium zu einer Art Sucht geworden war. Die Bibel sagt dazu folgendes: „Wissen und Erfahrung helfen einen Menschen mehr, als zehn Herrscher einer Stadt ihm helfen können. Aber kein Mensch auf Erden ist so erfahren, dass er immer richtig handelt und nie einen Fehler macht“ (Kohelet 7.19-20). Und: „Wenn sich einer von euch nach den Maßstäben dieser Welt für weise hält, dann muss er erst einmal sein ganzes Wissen aufgeben, um wirklich weise zu werden. Was die Menschen für Tiefsinn halten, ist in den Augen Gottes Unsinn“ (1 Korinther 3.18-19).

      Angeregt durch meine Freundin Oxana hatte ich mir selbst ein „Diplom“ ausgestellt, ganz nach dem Motto - Christian, es reicht. Du hast sehr viel gelernt und erkannt. Feier dich und dein Wissen, und lebe es! Seit einiger Zeit spürte ich nämlich, dass es nichts wirklich Neues dazu zu lernen gab; dass ich anfing, Bücher zu studieren, deren Grundgedanken ich durch das Lesen vorheriger Bücher bereits begriffen hatte. Der anfängliche und auch bewältigte Wunsch, aus meiner geistig-seelischen Verwirrung einigermaßen herauszukommen, führte mich auf einmal zu einer neuen Art der Verwirrung, weil ich ganz einfach durch all das angelesene Wissen zu voll wurde. Mein Verstand wurde schon wieder zu mächtig! Paracelsus wies bereits darauf hin, dass im Grunde genommen nichts wirklich tödlich oder gefährlich ist, dass es einzig und allein auf die Dosierung ankomme. Und das stimmt! Es ist dieser kleine Übergang vom Mittelmaß zur Maßlosigkeit, den ich fast verpasst hätte. Angelerntes Wissen und wichtige Erkenntnisse sind und bleiben tot, wenn sie nicht im täglichen Leben in die Tat umgesetzt werden. Die Praxis bestätigt grundsätzlich die Theorie!

      Es macht mich heute sehr glücklich, dass ich erfahren durfte, welche komprimierten Wahrheiten in den Worten Jesu stecken. Alles und noch mehr, was ich psychospirituell studiert und erfahren hatte, bringt Jesus mit seiner Lehre auf den Punkt!

      Bevor ich auf die Worte Jesu näher eingehe, möchte ich Sie noch wissen lassen, dass sich die kommende Interpretation nicht an eine strenge auf Dogmen und Regeln beruhende christliche Auslegung halten wird. Ganz im Gegenteil! Offenkundig scheint die Summe aller Religionen und Weisheitslehren zur Einheit zu führen, und nicht das starre Beharren auf der eigenen kleinen Lehre. Die täglichen Nachrichten beweisen das seit jeher. Jeder, der seine persönliche religiöse oder philosophische Ausrichtung als das Maß aller Dinge betrachtet, sei bei dieser Interpretation fehl am Platze. Es sei denn, er oder sie ist offen und aufnahmebereit für neue Ansichten.

      Wissen – Glaube – Hingabe – Erkenntnis

      Die Überschrift dieses ersten Kapitels lautet „Die Grundlage“. Jedes Handeln beruht auf einer Grundlage - sei sie nun bewusst oder unbewusst -, die uns das Recht gibt, so zu handeln, wie wir nun einmal handeln. Alles steht und fällt mit der Qualität der Grundlage. Manhattan steht auf einer festen und soliden Grundlage, ansonsten könnten die gigantischen Wolkenkratzer unmöglich in solch einer Menge lange bestehen. Jedes Haus braucht ein gutes Fundament, einen festen Boden, eine ordentliche Grundlage, auf der es stehen kann. Baue ich mein Haus auf Sand, dann komme ich mir im Haus beschützt vor, aber ein einziger Sturm kann ausreichen, mich aus dieser Sicherheit herauszureißen.

      In diesem Büchlein geht es um die Natur der Gebetserhörung beziehungsweise um das erfolgreiche positive Denken. Wenn ich mich nun auf solch ein geistiges Thema einlasse, dann sollte ich eine Grundlage haben, auf die sich meine Aussagen stützen, ansonsten wird meine Interpretation ein Wirrwarr. Meine Grundlage ergibt sich aus meiner persönlichen Definition von Wissen, Glaube, Hingabe und Erkenntnis.

      Diese vier Begriffe müssen definiert werden, bevor ich es mir erlaube, die Worte Jesu zu interpretieren. Ich bin mir sicher, wenn ich zwanzig Menschen um eine Definition dieser vier Begriffe bitten würde, wahrscheinlich keine zwei das gleiche sagen würden. Das ist völlig in Ordnung, immerhin handelt es sich bei dieser Art der Interpretation um eine höchst subjektive Angelegenheit. Wenn man aber einen Text annähernd wissenschaftlich erläutern will, dann kommt man um gewisse Definitionen nicht herum, weil man ansonsten nicht nachvollziehen kann, was genau gemeint ist, wenn dieselben Begriffe immer wieder vorkommen.

      Wissen beinhaltet alles, was wir uns mithilfe von Büchern, Studiengängen, Ausbildungen, etc. angeeignet haben. Wissen basiert immer auf etwas Geborgtem. Jemand kam auf einen bestimmten Zusammenhang, und wir eignen uns nun ein Wissen an - basierend auf dessen Erfahrungen. Wissen ist somit das Ergebnis eines rein intellektuellen Vorgangs. Es basiert nicht auf unseren selbst gemachten Erfahrungen. Wissen entsteht mithilfe unseres analytischen Verstandes.

      Glaube, so wie ich den Begriff in dieser Abhandlung immer wieder gebrauchen werde, wird am schönsten in der Bibel definiert. Glaube und Vertrauen sind in dieser Abhandlung synonym zu betrachten; wenngleich Vertrauen zwischen Glaube und Hingabe anzusiedeln wäre.

      „Gott vertrauen (Glauben) heißt: sich verlassen auf das, was man hofft, und fest mit dem rechnen, was man nicht sehen kann“ (Hebräer 11.1).

      Der Glaube ist also die feste Zuversicht auf das, was unsere fünf Sinne leugnen. Zum Beispiel die Zuversicht, dass wir geheilt werden, obwohl unsere fünf Sinne das Gegenteil erfahren. Der Glaube ist die feste Zuversicht, dass sich unsere Umstände ändern werden, obwohl die momentanen Ereignisse das Gegenteil beweisen. Der Glaube ist somit kein intellektueller Vorgang, weil er anfänglich nicht sichtbar gemacht werden kann. Wir können „Glauben“ nicht in einem Buch lernen! Wir können uns nur mit dem Risiko darauf einlassen, dass es schief gehen könnte. Unser Verstand hat hier nichts mehr zu suchen. Wir erlauben ihm nicht, sich einzumischen.

      Hingabe ist aktiver Glaube. In der Bibel heißt es, dass der Glaube ohne Taten tot ist. Um unseren Glauben leben zu können, müssen wir uns diesem Schritt, etwas zu glauben, das noch nicht mit unseren physischen Augen zu sehen ist, vollkommen hingeben.

      Mit anderen Worten, die Hingabe ist gelebter Glaube. Wir setzen unseren Glauben in die Tat um. Wir bereiten uns auf die Erfüllung unseres Glaubens vor. Wir handeln so, als sei unser Glaube bereits Realität. Wir haben unseren Verstand hinter uns gelassen. Wir verlassen den Bereich der fünf Sinne.

      Erkenntnis ist die Wirkung, die sich aus unserer Hingabe ergeben kann. Wenn wir etwas wirklich glauben und uns diesem Glauben hundertprozentig hingeben, obgleich unsere Erfahrungen das Gegenteil

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