Скачать книгу

der Apokalypse. Als wäre alles beim Alten.

      Kommandant Schrader und zwei vermummte Kameraden führten sie in das Treppenhaus. Ein Wachmann trug einen Wäschekorb vor sich her, der andere die Stiege mit dem Essen. Ihre Schritte hallten in dem trostlosen Aufgang. Sie vernahmen einen feuchtkalten Geruch.

      Schrader schloss die Wohnung auf, blieb im Treppenflur stehen und überreichte Mac vier Schlüssel. »In einer Stunde wird Vizeadmiral Heinzmann hier sein.« Er bemerkte die Armbanduhr an seinem Handgelenk. »Die Uhr würde ich nicht mit zur Arbeit nehmen. Die schlagen dir die Hände ab«, warnte er hochgehobenen Hauptes. »Tauschwaren sind begehrt.«

      Instinktiv versteckte der Amerikaner seine Uhr unter der Jacke und nickte wortlos.

      Kommandant Schrader trat in den Treppenflur und wartete auf seine Wachmänner.

      Ivy erkundete mit Klaas die mager eingerichtete Zweizimmerwohnung. In jedem Zimmer standen zwei Feldbetten. Es gab einen kleinen Herd und einen Klapptisch mit vier Stühlen.

      Der Wachmann stellte den Korb mit der Kleidung auf eines der Betten und gesellte sich zu dem Kommandanten.

      »Ihr bekommt für die Arbeit Marken, die ihr gegen Lebensmittel tauschen könnt. Wasser gibt es unbegrenzt«, erklärte der andere Soldat hinter der Sturmhaube und stellte die Stiege auf den Klapptisch. »Grün für Obst und Gemüse, rot für Konserven.« Er sah kurz in den Treppenabgang hinaus. »Herr Kommandant, ich erkläre die Besonderheiten des Boilers und werde danach folgen.«

      Kommandant Schrader nickte und schritt mit dem anderen Wachmann die Treppe hinunter.

      Der Kamerad schloss die Tür hinter sich und stellte den Boiler im Badezimmer an. »Ihr solltet die Marken nicht in die Baracken geben. Das gibt nur sinnlos Ärger. Und den wollt ihr nicht.«

      »Warum leben die Menschen dort? Haben die was gemacht?«, fragte Elmar unbedarft.

      Der Kamerad streifte ächzend die Sturmmaske von seinem verschwitzten Gesicht. Schnaufend fuhr er sich mit der Hand durch die blonden nassen Haare und atmete erleichtert ein und aus.

      Angespannt sahen die vier ihn an.

      »Nein.«

      »Wie, nein? Sie müssen doch was gemacht haben, dass sie da drin sind?«, stutzte Klaas und warf die Stirn in Falten.

      »Sie sind nur als Druckmittel dort. Für die Schläfer.«

      »Was sind denn Schläfer? Ist das ein Experiment, wie lange sie schlafen?«, fragte Mac unbehelligt nach.

      Der Kamerad lachte kurz auf. »Das kann ich euch jetzt nicht erklären. Ich bin Viggo. Ich bin einer der Wachmänner am Tor«, stellte er sich vor und senkte seufzend den Kopf. »Einer der wenigen, die klar denken können. Strengt euch bei der Arbeit an, sonst trennen sie euch ebenso und ein Teil wird als Schläfer in die Kolonien geschickt!«, erklärte er mit eindringlichem Blick.

      Viggo, blond, stark, Wachmann

      Viggo, blond, stark, Wachmann

      Verwirrt sahen sich Elmar, Klaas und Ivy an.

      »Ich bin Mac. Das sind Elmar, Klaas und Ivy«, sagte dieser und zeigte auf die drei.

      Freundlich winkte Viggo ihnen zu. »Ihr solltet die Befehle beherzigen. Es macht denen unglaublich viel Spaß, Menschen zu quälen. Die hängen Gefangene, während sie an Tafeln davorsitzen und speisen.« Viggo schritt zur Tür. »Beeilt euch. Vizeadmiral Heinzmann ist ein sehr pünktlicher Mann, der nicht gern wartet.«

      Viggo musterte einen Moment die Neulinge, zog sich die Sturmhaube über das Gesicht und verließ mit einem Nicken die Bleibe.

      Stumm tauschten die vier verwunderte Blicke aus und gesellten sich in eines der Zimmer.

      »Nach der Darbietung, die Heinzmann gemacht hat, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es hier so abgeht. Wir wurden doch recht freundlich aufgenommen oder sehe ich das falsch?«, fragte Klaas verwundert und setzte sich auf die quietschende Matratze.

      Elmar und Ivy nahmen stumm auf dem gegenüberstehenden Bett Platz.

      Mac lehnte locker im Türrahmen. Schweigend und besorgt zugleich sahen sich die vier einen Moment an.

      »Vielleicht war das auch nur eine Methode, um uns zu beruhigen. Dennoch sollten wir achtsam sein. Wer weiß, was uns Heinzmann zeigen will«, mutmaßte Ivy zögerlich.

      »Fakt ist, dass ich Hunger habe«, brummte Mac. »Wir sollten nicht negativ auffallen, uns waschen, etwas essen und bereit sein, wenn er vor der Tür steht.«

      Sie nickten ihm zu. Während die Männer aßen, sprang Ivy unter die Dusche. Das Wasser war lauwarm, aber den Gestank von ihrer Haut zu waschen, war eine große Wohltat. Nachdem sie fertig war, tat es Mac ihr gleich und wusch sich.

      Im Wäschekorb fand sie Kleidung, die ihr besser passte. Mit der Militärkluft an ihrem Leib, trat sie vor Elmar und Klaas.

      Verwundert blickten sie sie an, während sie eine Scheibe Brot mit Wurst bestrich.

      »Sind da nur solche Klamotten drin?«, fragte Elmar.

      Ivy nickte. »Jetzt komme ich mir vor, als würde ich den Grundwehrdienst absolvieren.«

      »Die Dusche ist frei«, rief Mac aus dem Flur.

      »Lass uns schnell zusammen duschen. Noch dreißig Minuten und Heinzmann steht vor der Tür«, meinte Klaas zu seinem Mann und steckte sich den letzten Bissen in den Mund. Beide standen auf und gingen in das Badezimmer.

      Ivy stand allein in der Küche, lehnte am Fenster und aß ihre Schnitte. Ihr Blick schweifte auf das Außengelände.

      Du hast ein ungutes Gefühl bei der Sache. Heinzmann nimmt unbekümmert Leute auf, bietet ihnen ein Heim und als Gegenleistung sollt ihr lediglich euch einbringen. Für das, was er heimlich tut, ist das gering wenig, findest du nicht auch?, zischte ihre innere Stimme.

      Nachdenklich nickte Ivy.

      Mac räusperte sich hinter ihr und sie drehte sich zu ihm um. Er trug schwarze Tarnkleidung.

      »Steht dir«, meinte sie und grinste keck. »Das kaschiert deinen Bauch. Etwas.«

      Unzufrieden schaute Mac an sich herab und trat in die Küche. Er kreiste mit den Schultern umher. »Es könnte eine Nummer größer sein.« Für einen Augenblick sah er sie an. Sie wirkte bekümmert. »Machst du dir Sorgen um Konrad?« Sie zuckte mit der Schulter. »Er ist in Sicherheit. Du brauchst dir keine Sorgen machen.«

      Ivy schaute zu ihm auf. »Du siehst aber auch nicht glücklich aus. Ist es wegen Nell?«

      Seufzend senkte er den Kopf. »Sie hat mir einen Brief geschrieben und hat versucht, alles zu erklären. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Vielleicht weiß ich es, wenn das hier vorbei ist.«

      »Liebst du sie?«

      Einen Moment grübelte Mac und lächelte verlegen. »Ja.«

      »Dann wirst du sehen, was noch passiert.«

      Elmar und Klaas traten in den Flur. Elmar trug ebenfalls einen schwarzen Tarnanzug, während Klaas einen olivgrünen trug.

      »Wahnsinnig sexy, oder? Aber sie stinken nicht«, witzelte Klaas und präsentierte seinen Anzug mit schwungvoller Hüfte.

      Ivy und Mac lachten leise.

      Elmar schaute nervös auf die Uhr. »Die müssten bald hier sein.«

      Voller Neugier sah Mac aus dem Fenster. »Wenn man von der Wüste spricht, ist der Fuchs nicht arbeiten.«

      Ivy rollte grinsend mit den Augen, während sich Elmar und Klaas vor Lachen beinahe verschluckten.

      »Ich geb’s auf. Lasst uns runter gehen«, sagte Ivy und lief zur Tür.

      »War schon wieder falsch zitiert, oder?«, fragte Mac und Elmar und Klaas nickten lachend.

      ***

Скачать книгу