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Also, lieber das verwesende Frettchen.« Sie packte einen Karton mit offenen Konservendosen in das Auto. Die Schlafsäcke waren wahllos in den Fußraum gestopft.

      Argwöhnisch betrachteten die vier den Innenraum des Autos.

      »Ich hoffe, dass wir uns keine Blutvergiftung da drin holen«, meinte Mac mit skeptischem Blick und zog die buschigen Augenbrauen hoch.

      Ellen lachte und schmiss wahllos leere Flaschen hinein. »Wie ich sagte, ihr müsst so glaubhaft wie möglich rüberkommen. Sonst misstrauen sie euch. Der Sprit reicht gerade so für die Strecke. Das letzte Stück müsst ihr laufen. Sie werden die Karre durchsuchen. Hauptsache ihr habt die Mikrophone dabei.«

      Seufzend wandte sich Elmar an seinen Sohn. »Ich bin verdammt stolz auf dich, mein Junge.«

      Linus lächelte aufgesetzt, aber seine Augen sprachen eine andere Sprache. Er war besorgt. »Ihr packt das schon.«

      »Könntest du auf Konrad aufpassen?«, fragte Ivy, die mit ihrem Sohn im Arm hinzukam. »Er ist manchmal ein kleiner Lausbub, aber sonst recht pflegeleicht.«

      »Klar doch«, erwiderte Linus und wuselte ihm durchs Haar. Der kleine Junge schmiegte sich an Ivy und wollte sie nicht loslassen.

      »Gut, Leute, wir fahren zur Hütte. Und ihr fahrt dann nach Karte weiter«, rief Ellen ihnen zu.

      Während sich Elmar und Klaas von ihrem Sohn verabschiedeten, drückte Ivy Konrad an sich und stellte ihn auf den Boden. Sie küsste seine Stirn und strich über seine Wange.

      Als sich Ivy umdrehte, hielt Mikey ihr ein Amulett vors Gesicht. Fragend nahm sie es in ihre Hände und inspizierte es. »Was ist das?«

      »Ich hab´ ein kleines Mikrophon eingebaut. Ich kann dich zwar hören, aber nicht antworten. Darüber gibst du das Signal, das du die-«

      »Ich weiß«, unterbrach sie ihn und drückte den Mechaniker an sich.

      Mikey seufzte schwer und schob ihr ein kleines Briefchen in die Hand. »Pass auf dich auf. Und den Zettel erst lesen, wenn ihr an der Geisterstadt seid.«

      Ivy schmunzelte und gab ihm einen zarten Kuss auf die Wange. »Mach ich.«

      Zögernd stieg sie ein und schaute von der Rücksitzbank aus nach hinten. Sie sah ihren Sohn zwischen Linus und Mikey stehen.

      *

      Ellen fuhr mit dem Van und den Hoods voraus, dicht gefolgt von dem Wrack, in dem Ivy und die anderen saßen. Doch Elmar, der das Auto fuhr, folgte ihnen nicht zur Hütte. Sie passierten die Straße weiter, richteten sich nach der Karte, die Klaas auf dem Schoß hielt. Alle waren angespannt, niemand vermochte nur einen Ton zu sagen.

      Gedankenverloren sah sich Ivy das Amulett näher an. Auf einmal öffnete sich der Verschluss. Unter dem rankenverzierten Deckblatt war ein Bild von Sebastian geklebt. Verblüfft betrachtete sie das Foto und zog den Brief hervor.

      »Ein Liebesbrief von Mikey?«, fragte Mac interessiert nach.

      Ivy zuckte stumm mit den Schultern und faltete ihn auseinander.

      Entschuldige, dass ich heimlich ein Bild von Sebastian geklaut habe. Aber das war Intuition. Ich wusste, dass ich es brauchen werde. Verzeih mir bitte. Auf die Gefahr hin, dass dir etwas passiert, möchte ich dir beichten, dass ich vollkommen in dich verschossen bin. Es gibt nichts Schöneres, als in deiner Nähe zu sein. Ivy, ich bitte dich, zurückzukommen.

      Mikey

      Verlegen grinste sie in sich hinein und schaute verträumt aus dem Fenster. Sie faltete den Brief zusammen und steckte ihn in ihre Hosentasche.

      Der kommende Frühling machte sich an den Bäumen bemerkbar. Kleine Knospen zeichneten sich an den Ästen ab. Frühblüher streckten ihre Blütenkelche der Sonne entgegen.

      Das Auto begann zu ruckeln und blieb auf der Straße stehen.

      Seufzend sah Elmar auf die Tankanzeige. »Leer. Wie Ellen gesagt hat.«

      »Dann laufen wir. Es sollte nicht mehr lange dauern und wir stehen vor dieser Stadt«, mutmaßte Ivy und stieg aus.

      Sie nahmen ihr spärliches Gepäck aus dem Kofferraum und machten sich für den Fußmarsch bereit.

      Mac zog sein Feuerzeug aus der Hosentasche und zündete die Karte an. Fasziniert sah er den Flammen zu, wie sie sich durch das Papier fraßen.

      Empört blickte Klaas ihn an. »Du kannst doch nicht die Karte verbrennen!«

      »Doch. Wir vernichten Beweise. Wenn sie die Landkarte finden, sind wir am Arsch.« Mac ließ den brennenden Zettel fallen, der auf dem Asphalt vollständig verbrannte. Seufzend trat er auf die Asche und sah den kleinen Bodyguard an.

      Die Gruppe lief die Straße entlang, vorbei an alten Autowracks und erlösten Infizierten. Ein zerfetztes Reh lag am Straßenrand. Einzig die Knochen und der Schädel waren übrig geblieben.

      Einzelne Wanderer verfolgten die Gruppe mit langsamen Schritten. Fauchend stolperten sie auf die Straße, doch sie schlugen ihnen die Klingen in die Schädel. Der Gestank war fürchterlich.

      »Seht mal, da vorn«, sagte Elmar und zeigte auf eine Kurve.

      Verdeckt unter Schlingpflanzen und Moosen verbarg sich ein Tor. Die Gruppe lief weiter darauf zu. Es war, als würden sie in eine Art Märchenwald eintauchen. Als hätte es diesen Ort schon seit Ewigkeiten gegeben. Voller Neugier schritten sie an der zugewucherten Mauer entlang und fanden abseits der Straße einen doppelten Maschendrahtzaun, der oberhalb mit Stacheldraht gesichert war.

      Hier muss Konrad geflohen sein, dachte sie, während sie sich umsah.

      »Stehen bleiben!«, schrie plötzlich jemand.

      Verwirrt schauten sich die vier in der Umgebung um. Aber sie sahen niemanden. Sie zückten ihre Messer, denn die Magazine ihrer Waffen waren leer.

      Es öffnete sich ein Teil des Tores und schwerbewaffnete Männer mit Sturmhauben traten heraus.

      »Waffen runter!«, schrie einer von ihnen.

      Folgsam legten sie ihre Waffen nieder und erhoben ihre Hände.

      »Wir suchen eine Bleibe. Wir haben einen langen Weg hinter uns, sind müde und erschöpft«, rief Elmar.

      »Wo kommt ihr her? Seid ihr gelaufen?«, wollte ein anderer Wachmann wissen.

      »Unser Sprit ist leer. Bitte. Uns brennen die Knochen«, erwiderte Mac mit flehenden Augen.

      Die Wächter sahen sich einen Moment an und winkten die fremde Gruppe zu sich. Ruppig wurden sie abgetastet und die restlichen Waffen abgenommen. Ein Soldat gab ein Zeichen und der andere Torflügel öffnete sich wie ein gefräßiges Maul.

      ***

      

      Kapitel 4

      Die Geisterstadt

      Hauptgebäude

      13. März 2015, 14:30 Uhr

      Tag 1

      Die sechs schwerbewaffneten Wachmänner führten die Neulinge vor sich her. Als würden sie in eine andere Welt eindringen, standen sie in einer kleinen alten Stadt. Die Straßen waren mit Betonplatten geebnet. Die hohen Birken ragten kahl zwischen den Häusern empor. Erwartungsvoll schauten sich die vier um.

      Rechter Hand sahen sie ein flaches Bauwerk. Ein paar Kaltblüter reckten ihre riesigen Köpfe aus den Boxen und wieherten unbekümmert dem Besuch entgegen. Männer in schwarzen Uniformen kümmerten sich um die Tiere.

      Linker Hand waren Garagen mit Fahrzeugen zu sehen. Die Hälfte davon war von der Bundeswehr. Die anderen zivilen Vehikel, die schon bessere Tage gesehen hatten, standen nebenan. In einer der Werkstätten wurde herum geschraubt.

      Etwas entfernt befanden sich

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